Objekttyp: Serienschein (Baustein, Spendenquittung)
Sammlung: Archiv für Geld- und Zeitgeschichte, Sammlung Grabowski
Historischer Kontext:
Am Ende des Ersten Weltkriegs gab es zahlreiche Kriegsnotgeldsammler im Deutschen Reich, die vor allem die ab 1916 farbiger gewordenen amtlichen und auch privaten Kleingeldscheine in Pfennig-Beträgen suchten und deshalb die Ausgabestellen auch direkt anschrieben. Bald schon kam man auf die Idee, die Nachfrage zu nutzen und Nachdrucke sowie ganz neu hergestellte komplette Serien von Kleingeldscheinen herzustellen, die fast ausschließlich für Sammler bestimmt waren und im Zahlungsverkehr so gut wie keine Rolle spielten. Neben Städten und Gemeinden gaben auch Handelskammern, Sportvereine, private Firmen und sogar politische Organisationen Serienscheine aus.
Eine besondere Rolle spielten sog. Bausteine, die im Grunde nichts anderes als Spendenquittungen sind. Der Verkaufserlös diente in aller Regel dem Bau von Sportstätten, Jugendherbergen, Wanderhütten oder Vereinsheimen.
Der Jungdeutsche Orden war im März 1920 in Kassel gegründet worden und ging aus einem Freikorps hervor. Er war der zweitgrößte nationalliberale Verband in der Zeit der "Weimarer Republik" und wollte mit seiner Organisation als Jugendverband an die Tradition des Deutschen Ordens anknüpfen.
Die Marienburg an der Nogat in dem nach dem Krieg bei Deutschland verbliebenden Rest Westpreußens war einst Sitz des Hochmeisters des Deutschen Ordens. Hier gab die Ordensleitung des Jungdeutschen Ordens Anfang der 1920er Jahre Bausteine über Werte zu 1, 2, 5 und 10 Mark als Spendenquittungen für den Bau eines Deutschen Hauses aus. Selbstverständlich spielte dabei der Standort eine bewusst gewählte tragende Rolle.
Die Bausteine des Jungdeutschen Ordens gehören zu den seltensten deutschen "Serienscheinen" aus dieser Zeit.
Land/Region/Ort: Deutsches Reich ("Weimarer Republik"), Preußen, Ostpreußen, Regierungsbezirk Marienwerder (Westpreußen), Marienburg
Emittent: Jungdeutscher Orden, Ordensleitung und Finanzausschuss
Nominal: 1 Mark
Datierung: ohne Datum
Umlauf: 1920 bis 1922
Vorderseite: Behelmter Ritter mit Ordensschild in einer quer liegenden Raute, der mit seiner Lanze eine Schlange bekämpft.
Rückseite: Mitte Teil der Marienburg in Marienburg i. Westpreußen, links und rechts Wertangaben und Sprüche. Links: "Einmal gibst Du her, viele Wenig wiegen schwer." Rechts: "Ein deutsches Haus soll auferstahn dazu hast Du getan."
Unterschriften: ohne
Wasserzeichen: ohne
Format: 102 x 67 mm
Material: Papier
Nummerierung: 030692
Authentizität: Original
Zitate:
869.1.1 (Grabowski/Mehl: Deutsches Notgeld, Band 1+2: Deutsche Serienscheine 1918 – 1922)
845a.1 (Lindman: Das deutsche Notgeld: Katalog der Serienscheine, Spenden-quittungen und Bausteine 1918 – 1922)
Hans-Ludwig Grabowski
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