Während des "Dritten Reichs" gab es eine ganze Reihe von Entwürfen für neue Reichsbanknoten. Einige davon kamen über das Entwurfsstadium nicht hinaus, es blieb bei sog. Essays, von anderen aber entstanden Probedrucke, wie vom "Danziger Schein" vom 15. Juni 1939.
Nur wenige Monate vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs waren offensichtlich gleich mehrere neue Banknoten mit Motiven deutscher Gebiete außerhalb der damaligen Reichsgrenzen geplant, die aber nicht mehr umgesetzt wurden. Neben dem hier behandelten Schein zu Danzig gab es so auch Probedrucke zu einer 50-RM-Note zu Straßburg mit einer Elsässerin in Tracht auf der Vorderseite. Lediglich der sog. "Tirolerschein", der an den Anschluss Österreichs erinnerte, kam – wenn auch erst mit Verspätung – Ende des Kriegs in Umlauf.
Man kann natürlich mutmaßen, dass die Probedrucke zu Danzig und Straßburg im Rahmen der allgemeinen Kriegsvorbereitungen zu betrachten sind. Am 1. September 1939 nahm der Krieg mit der Beschießung der von Polen besetzten Danziger Westerplatte durch das deutsche Kriegsschiff "Schleswig-Holstein" seinen Anfang und Danzig wurde unmittelbar danach in Reich eingegliedert. 1940 kehrte mit dem Einmarsch deutscher Truppen und ihrem vorläufigen Sieg auch Elsass-Lothringen zum Reich zurück. Waren diese beiden Scheine deshalb schon im Vorfeld geplant? Wenn ja, warum hat man sie dann nicht mehr ausgegeben? Natürlich hätte es einen erheblichen Aufwand bedeutet, aus wenigen Probedrucken in der Reichsdruckerei eine ganze Serienproduktion in Gang zu setzen und das auch noch mitten im Krieg. Wie wir wissen, wurde 1941 der Banknotendruck kriegsbedingt sogar ein erstes Mal vereinfacht.
Von Vorder- und Rückseiten der geplanten Noten wurden in der Reichsdruckerei Probedrucke in verschiedenen Farben gefertigt. Die Vorderseite des "Danziger Scheins" gibt es in Grün, Oliv und Violett.
Die Rückseite gibt es in Grün, Violett, Blauviolett oder Braun. Bei den hier abgebildeten Probedrucken in Grün fällt allerdings auf, dass es diese sowohl ohne als auch mit gelbbraunem Unterdruck gibt (siehe Belegstück des Wert-Archivs der Reichsdruckerei). Bei den anderen Farben kann das ähnlich gewesen sein, es lagen aber leider keine weiteren Vergleichsstücke vor.
Die Vorderseite des "Danziger Scheins" zeigt das Kopfbildnis eines Danziger Seemanns und die Rückseite eine Stadtansicht von Danzig mit Marienkirche und Krantor, dazu links eine Frau mit Ähren als Allegorie der Landwirtschaft und rechts einen Mann mit Fisch für das Fischereiwesen.
Die unbeschnittenen Proben ohne Unterdruck in Grün wurden zusammen mit weiteren Probedrucken von der Elsässerin und von Hindenburg im Oktober 2007 beim Auktionshaus Höhn in Leipzig versteigert.
Die Essays und Probedrucke der Reichsbank findet man im aktuellen Katalog "Die deutschen Banknoten ab 1871".
Hans-Ludwig Grabowski
Abb. Auktionshaus Höhn, https://www.leipziger-muenzhandlung.de/ sowie Bundesdruckerei, www.bundesdruckerei.de
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