Die Deutsche Notenbank gab zur Leipziger Herbstmesse 1949 und danach bis zur Leipziger Herbstmesse 1951 Messeschecks für ausländische Besucher heraus, die diese gegen Devisen einlösen (eine Verpflichtung bestand nicht) und mit denen sie ihre Ausgaben während ihres Aufenthaltes in Leipzig bestreiten konnten[1]. Für die ausgegebenen Serien konnten nun die Auflagen sowie die Ausgabezahlen ermittelt werden. Ebenso liegen für alle Ausgaben Informationen über die Höhe der nicht eingelösten Messeschecks vor.
Deutsche Notenbank, Berlin: Messe-Scheck über 10 Pfennig vom 20. Februar 1951.
Von der Gesamtauflage wurde nur ein Teil ausgegeben. Ungeklärt ist, warum die Deutsche Notenbank trotz rückläufiger Umtauschzahlen bis zum Ende der Verwendung von Messeschecks beim VEB Deutsche Wertpapierdruckerei Leipzig weit über den Bedarf hinaus Auflagen bestellte, von denen ein großer Teil nach Ende der jeweiligen Messe vernichtet wurde.
Es zeigt sich, dass die ausländischen Messebesucher die Frühjahrsmesse stärker frequentierten als die Herbstmesse, dass aber die Entwicklung der gewechselten Devisenbeträge zwischen 1949 und 1951 rückläufig war. Dafür gab es mehrere Gründe.
Für Geschäftsleute aus Westeuropa wurde der Handel mit den Staatshandelsländern Osteuropas durch die Verstaatlichung der Industrien und die zunehmende Reglementierung der Exporttätigkeit, aber auch durch politisch motivierte Exportverbote seitens der USA und westlicher Staaten immer schwieriger[2]. Ein weiterer Grund war sicherlich auch der Aufstieg der 1947 in Hannover gegründeten Deutschen Industrie-Messe, die in den Westzonen bewusst ein Gegengewicht zur Leipziger Mustermesse bilden sollte. Ab 1950 beteiligten sich auch ausländische Aussteller an der Deutschen Industrie-Messe Hannover, die sich schnell zu einer Leistungsschau der westdeutschen Exportindustrie entwickelte. Ungünstige offizielle Umtauschkurse und der fehlende Umtauschzwang in Verbindung mit einem schmalen Angebot an Konsumgütern für den persönlichen Bedarf machten die Messe in Leipzig für Besucher aus den westlichen Ländern zunehmend unattraktiv.
Aufgrund der geringen Beträge nicht eingelöster Messeschecks sind diese als gelaufene Stücke weiterhin gesuchte Sammlerobjekte. Eingelöste Schecks sollten als Belege bei der Emissions- und Girobank, Filiale Leipzig bzw. der Deutschen Notenbank, Filiale Leipzig verbleiben und wurden vermutlich später vernichtet; im Sammlermarkt bekannt sind entwertete Schecks zu 0,10 DM/DN der Ausgabe zur Herbstmesse 1951 (Serie E).
Dr. Sven Gerhard
Anmerkungen
[1] S. dazu den Beitrag „Die Leipziger Messeschecks 1949 – 1951“ in geldscheine-online.com vom 17.5.2023 sowie in Münzen & Sammeln Ausgabe 10/2023, S. 127
[2] Am 1. Januar 1950 nahm das auf Betreiben der USA gegründete Coordinating Committee for East West Trade Policy mit Sitz in Paris seine Arbeit auf. Es sollte verhindern, dass Länder unter sowjetischem Einfluss Zugang zu moderner Technologie erhielten. In der Folgezeit wurden viele Exportgüter aus westlichen Ländern mit Exportverboten in sozialistische Länder belegt.
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