top of page

Einige Bemerkungen zur Ningpo Commercial Bank

Aktualisiert: 26. März 2021

Die Ningpo Commercial Bank (上海四明銀行) öffnete ihre Pforten am 16.8.1909, also noch zur Kaiserzeit, in Shanghai. Manager war ein gewisser Sūn Héngfǔ (孫衡甫), dessen Unterschrift wir auf der Rückseite aller von der Bank ausgegebenen Noten finden.


Abb.1: 1 Yuan 1909, Vorder- und Rückseite.


Schon im Jahr der Eröffnung, also 1909, wurden die ersten Banknoten emittiert. Sie zeigen, wie damals üblich, als Zeichen der Verbundenheit zum Kaiserhaus, auf Vorder- und Rückseite zwei Drachen. Außerdem sieht man eine Gebirgslandschaft. Dabei handelt es sich um einen Berg des Sìmíng-Gebirges (四明山) bei der Stadt Ningbo (寧波). Der abgebildete Berg ist 1028 m hoch.

Entsprechend lautet der chinesische Name der Bank 上海四明銀行 = Sìmíng Bank in Shanghai. Später, als die Bank viele Filialen in anderen Städten hatte und nicht mehr auf Shanghai beschränkt war, ließ man die ersten beiden Zeichen 上海 weg und die Bank nannte sich auf Chinesisch nur noch 四明銀行, also einfach „Sìmíng-Bank“.


Die Bank war rein kommerziell ausgerichtet, das Kapital stammte zu 100% aus privaten Quellen. Von Anfang an verfügte sie über reichlich Geld, genauer über 500.000 Liang (im Englischen meist als Tael bezeichnet), und es gab Bürgschaften über weitere 1,5 Millionen Liang. Alle Mitglieder des Vorstands sowie der Manager Sūn Héngfǔ stammten aus der Stadt Ningbo (nahe Shanghai), teilweise waren es die bekanntesten Kaufleute in Shanghai. Allesamt spielten sie eine bedeutende Rolle in Chinas aufstrebendem Kapitalismus.

Eine besonders wichtige Rolle nahm dabei ein gewisser Yú Qiàqīng (虞洽卿) ein.

Er war „Komprador“ der Niederländischen Handels-Maatschappij und Präsident einer von Ningbo aus operierenden Schifffahrtsgesellschaft. Er wurde Co-Manager der Ningpo Commercial Bank. Yú erkannte frühzeitig, dass es mit dem Kaisertum zu Ende ging und unterstützte finanziell die Rebellen, die 1911 die Monarchie endgültig abschafften. So gelang es ihm, die Ningpo Commercial Bank über die Revolutionswirren zu retten.


Abb.2: 5 Yuan 1920, Specimen.


Nach der Revolution waren Banknoten mit dem kaiserlichen Drachensymbol natürlich verpönt, daher mussten neue Banknoten her. Die erste nach-revolutionäre Ausgabe zeigte das Hauptgebäude der Bank in Shanghai.


Abb.3: 10 Yuan 1920.


Etwas später (noch im seleben Jahr)  gab man wieder Banknoten mit dem Sìmíng-Gebirge aus.


Abb.4a: Shanghai, Abb.4b: Ningbo, Abb.4c: Hankow, Abb.4d: Wuchang.


Weil ein Yuan nicht überall gleich war, versuchten manche, daraus Kapital zu schlagen. Sie versuchten, in einer Ortschaft, wo der Yuan etwas weniger wert war, in größerer Menge Noten der Bank zu erwerben und dann in der Stadt, in der man für jeden Yuan ein wenig mehr bekam, umzutauschen. Um dies zu verhindern, druckte man auf die Noten so genannte Monogramme, Kürzel für bestimmte Ortsnamen. So gab es „SH“ für Shanghai, „NP“ für Ningbo, „HK“ für Hankow (heute Wuhan). Viele derartiger Kürzel sind vorläufig nicht zuzuordnen, gerade gelang es mir, ein weiteres Monogramm zu deuten: „WC“ für Wuchang.


Abb.5: 10 Yuan 1925, Monogramm „SH“ für Shanghai, Vorder- und Rückseite.


1935 wurde in China eine Währungsreform durchgeführt, deren Ziel es war, die Notenausgaben zu zentralisieren. Das so genannte Fabi-Geld wurde eingeführt, Noten durften nur noch von den vier Nationalbanken (Central Bank of China, Bank of China, Bank of Communications und Farmers Bank of China) ausgegeben werden. Davon war natürlich auch die Ningpo Commercial Bank betroffen, sie durfte jetzt keine eigenen Noten in Umlauf bringen. Die früher von ihr ausgegebenen Scheine wurden in Noten der vier Nationalbanken umgetauscht.


Es ist nicht uninteressant, dass auch gewisse Lokalscheine das Motiv „Sìmíng-Berge“ aufgegriffen und das Klischee nachgeahmt haben. Hier zwei Beispiele:


Abb.6: 2 Yuan, Firma Yǒngfēngchéng.


Abb.6 zeigt einen Lokalschein über 2 Yuan, 1928 ausgegeben von der Firma Yǒngfēngchéng (永豐成) in Xiapu (霞浦), Provinz Fujian.


Abb.7:  2 Jiao, Firma Gōngzhèngfēng.


Auch der 2-Jiao-Schein aus Dàzhōngjí (大中集), Provinz Jiangsu (Abb.6) bildet den Hauptberg des Sìmíng-Gebirges ab., mit einer dazu erfunden Brücke, wie sie sich auf ganz anderen Scheinen findet. Die Note ist undatiert, sie stammt aus der Zeit des chinesischen Widerstandskampfes gegen die Japaner. Ausgegeben wurde die Note von einer Firma namens Gōngzhèngfēng (公正豐), der mit „花糧“ handelte. Das ist eine abgekürzte Schreibweise. „花“ steht  für 棉花

= Baumwolle, „糧“ steht für 糧食 = Getreide. Die Firma handelte also mit Baumwolle und Getreide. Ein Teil des Lohns der in dieser Firma Arbeitenden wurde in diesen Scheinchen ausgezahlt, auf denen aber vermerkt ist, dass sie gegen Scheine in Nationalwährung umgetauscht werden können.


Erwin Beyer

Alle Abb. Yangming Auctions, Shanghai, Erlaubnis durch Cai Xiaojun.

bottom of page