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AutorenbildUwe Bronnert

Gutscheine der Société Coopérative L'Union de Limoges

Aktualisiert: 13. Nov. 2023

Hin und wieder werden bei eBay oder Delcampe Scheine der Société Coopérative L'Union de Limoges angeboten, meist unter der Rubrik Notgeld. Aber handelt es sich bei diesen undatierten Scheinen, die als Währungsbezeichnung Francs angeben, wirklich um Notgeld?


Abb. 1: Société Coopérative L'Union de Limoges, o. D., 20 Francs, Vorderseite


Limoges ist die Hauptstadt des französischen Départements Haute-Vienne und der ehemaligen Region Limousin. Die Stadt liegt am Fluss Vienne im nordwestlichen Zentralmassiv und hat heute ca. 130.000 Einwohner.


Die Société Coopérative L'Union de Limoges wurde 1881 von etwa 50 Porzellanarbeitern zur Verbesserung der schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen gegründet – inspiriert vom Prinzip der Rochdale Society of Equitable Pioneers (Gesellschaft der redlichen Pioniere von Rochdale), einer Konsum- und Spargenossenschaft, die im Dezember 1844 von 28 Webern aus Rochdale gegründet wurde. Das Ziel ihrer Konsumgenossenschaft war, den Mitgliedern den Kauf qualitativ hochwertiger Lebensmittel zu niedrigsten Kosten zu ermöglichen. Die Geschichte der Union ist Teil einer beispiellosen Solidaritätsbewegung. Bereits 1900 hatte die Genossenschaft 8.758 Mitglieder und 1935 waren es 24.225. Dies entsprach 25 % der damaligen Bevölkerung der Stadt Limoges.


Ursprünglich ein einfacher Laden, entwickelte sich die Kooperative im Laufe der Jahre in ein Lebensmittelunternehmen mit einer Bäckerei, die 1912 täglich 10 Tonnen Brot herstellte, einer Keksfabrik, Kellerei und eigener Farm. 1939 beschäftigte das Unternehmen 490 Mitarbeiter. Der Gewinn des Unternehmens kam nicht nur den Mitgliedern in Form eines jährlichen Rabattes zugute, sondern auch allgemein der Bevölkerung der Stadt: So ließ die Genossenschaft in der Rue de la Fonderie, die 1932 in Rue des Coopérateurs umbenannt wurde, ein Auditorium bauen. 1939 wurde ihre reichhaltige Bibliothek mit 13.000 Werken der Bevölkerung zugänglich gemacht. Schon früh richtete das Unternehmen eine Pensionskasse für die Mitarbeiter ein, gewährte erkrankten Arbeitern Genesungsurlaub und trug die Kosten für Sommerlager.


Von der Genossenschaft sind Bons zu 1, 5, 10, 20, 50 und 100 Francs bekannt, die sich nur in Format und Druckfarbe unterscheiden. Der Wert zu 50 Francs ist braun, der zu 100 Francs violett oder grün. Alle anderen Nominale haben eine blaue bzw. blaugraue Farbe.


Auf der Vorderseite sind die Scheine überschrieben mit „SOCIÉTÉ COOPÉRATIVE L’UNION DE LIMOGES“. Es folgt ein Text, dessen Übersetzung sinngemäß lautet: "Gutschein über 20 Francs im Handel. Der vorliegende Gutschein wird in allen Verkaufsstellen des Unternehmens beim Kauf von Waren wie Geld angenommen."


Links und rechts des Textes sind jeweils eine Getreidegarbe sowie die Vorder-

und Rückseiten zweier Medaillen abgebildet, die das Unternehmen anlässlich einer Ausstellung 1889 bzw. 1900 erhielt. Unten am Scheinrand steht in einem Banner: "Zusammenarbeit ist das größte / Gut für die meisten Menschen." Bei einigen Nominalen ist unter dem Schmuckrahmen in der rechten Ecke die Angabe der Druckerei zu finden.


Abb. 2: Société Coopérative L'Union de Limoges, o. D., 20 Francs, Rückseite


Die einheitliche Rückseite zeigt links fünf schreitende Frauen in fließenden Gewändern, eine von ihnen trägt eine Korngarbe im Arm, eine andere einen Korb mit Obst. In der rechten unteren Ecke sitzt schließlich ein nackter Knabe, der ein Band in den Händen hält mit der Aufschrift „Einer für alle / alle für einen". Zwischen den dargestellten Figuren sind im Hintergrund verschiedene Firmengebäude zu sehen.


Das obere rechte Eck wird durch den folgenden Text ausgefüllt: "Genossenschaft mit beschränkter Haftung / mit veränderbarem Personal und Kapital / Gegründet in Limoges, 20. November 1881 / Endgültig konstituiert am 22. August 1886 / Hauptgeschäftsstelle Rue de la Fonderie 14, Limoges / Der Administrator – Der Kassierer".


Der Text auf der Vorderseite deutet darauf hin, dass es sich bei den Gutscheinen um Urkunden handelt, die einen Anspruch auf eine jährliche Gewinnausschüttung verbriefen. Gegen ihre Rückgabe konnten Waren in den firmeneigenen Verkaufsstellen erworben werden. Da der Druck der Bons auf sehr dünnem Papier ohne Wasserzeichen erfolgte, ist davon auszugehen, dass sie nicht für den eigentlichen Geldverkehr bestimmt waren.


Die Bons müssen vor 1932 gedruckt worden sein, da der Straßenname sonst aktualisiert worden wäre. Sie waren sicherlich aber noch Ende der 1930er-Jahre im „Umlauf“, zumindest lässt dies ein 100-Francs-Gutschein vermuten, der mit einem Stempel vom 10. Juni 1939 vorliegt.


Es bleibt anzumerken, dass von der Société Coopérative L'Union de Limoges auch undatierte Gutscheine über ein und zwei Kilogramm Weißbrot existieren. Heute gehört die Genossenschaft zur Coop Atlantique, einem Zusammenschluss regionaler Kooperativen.


Uwe Bronnert

Abb. Uwe Bronnert

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