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Koenig & Bauer

Die Beschäftigung mit historischem Papiergeld führt zwangsläufig auch zu den deutschen und internationalen Wertpapierdruckereien. Auch mit den Druckarten von Geldscheinen aller Art ist man dann befasst – weniger mit den Druckmaschinen, auf denen Wertpapiere und Banknoten hergestellt werden. So steht „Koenig & Bauer“ weder für den Titel eines Strategiehandbuchs für Schachspieler – noch für ein Kinderfangspiel. Es ist die Firmenbezeichnung der „Schnellpressenfabrik Koenig & Bauer A. G.“ in Würzburg. Inhaber waren Johann Friedrich Gottlob Koenig und Andreas Friedrich Bauer. Koenig erlernte in der Buchdruckerei „Breitkopf & Härtel“ in Leipzig das Buchdruckerhandwerk; Bauer ließ sich in Stuttgart zum Optiker und Mechaniker ausbilden, in Tübingen studierte er anschließend Mathematik. In England trafen sich beide angehende Unternehmer und bauten die ersten dampfbetriebenen Druckmaschinen. Zurück nach Deutschland gründeten sie 1818 auf Grund ihres Londoner Vertrags in Bayern die erste Schnellpressenfabrik der Welt.


Abb. 1: Johann Friedrich Gottlob Koenig (1774–1833), Abb. 2: Andreas Friedrich Bauer (1783–1860).


Im Jahr 1817 richteten Friedrich Koenig und Andreas Friedrich Bauer in einem Klostergebäude

eine Druckmaschinenfabrik ein, die heute als „Koenig & Bauer“ Weltruf genießt. Ein weiterer Standort wurde 1828 in der ehemaligen Klostermühle der aufgelösten Abtei im fränkischen Münsterschwarzach eingerichtet. Schon 1825 hatte A. F. Bauer die Klostermühle von Joel Jakob von Hirsch für 18.000 Gulden erworben. Er hatte dort geplant, eine Filiale seiner Druckerei zu errichten, die am 17. Juni 1825 ins Handelsregister eingetragen wurde. Im Jahr 1827 erwarb Bauer einen großen Garten mit Wasserreservoir. Er beschäftigte bis zu 100 Handwerker.


Nach dem Tod Koenigs 1833 betrieb Bauer das Geschäft weiterhin mit großem

Erfolg, bis die beiden Söhne seines früheren Geschäftspartners das Unternehmen

übernahmen. Aus der Fabrik im Kloster Oberzell gingen weitere deutsche

Druckmaschinenhersteller hervor: die „Sander’sche Maschinen-Fabrik“ (Reichenbach’sche

Maschinenfabrik, ab 1898 MAN); der Werksmeister Andreas Albert von

Koenig & Bauer und der Müllerssohn Andreas Hamm gründeten 1861 in Frankenthal

eine Pressenfabrik. Ein Neffe von Friedrich Koenig, Fritz Helbig, eröffnete

gemeinsam mit Leo Müller in Wien die „Schnellpressenfabrik Helbig & Müller“,

aus der später die „Maschinenfabrik Koenig & Bauer (Austria)“ hervorging.

Seit der Umwandlung zur Aktiengesellschaft im Jahr 1920 erweiterte sich „Koenig

& Bauer“ durch Zukäufe anderer Druckmaschinenwerke zum führenden Hersteller

von Schnellpressen in Deutschland.


Abb. 3: Inhaberaktie von 1930 über 100 RM der Schnellpressenfabrik Koenig & Bauer AG,


Während der Inflation von 1922/23 gab die Schnellpressenfabrik in Würzburg

Notgeldscheine über 500, 1000 und 10.000 Mark sowie über 10 und 100 Milliarden

Mark aus. Diese sind schwer zu finden und durch die Zerstörung in den Kriegswirren

1945 wurden alle Belege und Unterlagen darüber völlig zerstört.


Abb. 4: 1000 Mark 1922, einseitiger Gutschein ohne Unterschriften, (Quelle: https://www.bavarikon.de).


Abb. 5: 10.000 Mark 1923, Gutschein mit Überdruck „Zehn Milliarden Mark“, (Quelle: Albert Pick „Das Papiergeld Bayerns“, S. 214, Regenstauf 1989).


Abb. 6: 100 Mrd. Mark 1923, es sind Gutscheine mit 4- und 5-stelliger

Kontrollnummer belegt, (Quelle: https://www.bavarikon.de).


Ernstzunehmende Konkurrenz in der Druckmaschinenbranche kam nach den

sog. Gründerjahren auch im Königreich Sachsen auf. Die Maschinenfabrik

„Rockstroh & Schneider Nachf.“ wurde 1887 in Dresden gegründet, verlegte ihren

Firmensitz 1899 nach Heidenau/Sa. und firmierte sich in „Rockstroh-Werke AG“

um.


Abb. 7: Inhaberaktie von 1920

über 1000 Mark, Rockstroh-Werke AG,








Im Zuge der Enteignungen durch die SMAD nach dem Zweiten Weltkrieg ging auch dieser Betrieb als „VEB Polygraph Druckmaschinenwerk Victoria“ in „Volkseigentum“ über. 1970 wurde der Heidenauer Betrieb in den DDR-Konzern „Kombinat Polygraph Werner Lamberz“ (vormals VVB Polygraph) eingegliedert. Dort war auch das Radebeuler Unternehmen „VEB Druckmaschinenwerk Planeta“ integriert. Beide Firmen verschmolzen 1990 zur „Planeta Druckmaschinenwerk AG“. Nach der Deutschen Einheit bemühte sich „Koenig & Bauer“ um den Erwerb der Radebeuler Firma, beteiligte sich seit April 1991 am Planeta-Werk und übernahm dann 1994 den Mehrheitsanteil. 1998 wurde der Betrieb „KBA

Planeta (Koenig & Bauer-Albert)“ benannt und ist heute als „Koenig & Bauer Sheetfed AG & Co. KG“ innerhalb der Koenig & Bauer Group eingebunden.


Der „VEB Druckmaschinenwerk Planeta Radebeul“ entstand 1948 aus der „Planeta

Druckmaschinenwerk AG“, die durch Kriegsschäden und nach der sowjetischen Demontage 1945 wieder aufgebaut werden musste. Der Betrieb wurde 1898 als „Dresdner Schnellpressenfabrik“ (AG seit 1910) von Ingenieur Joseph Hauss und Konstrukteur Alfred Sparbert in Dresden gegründet. Beide kannten sich aus ihrer gemeinsamen Zeit bei „Rockstroh & Schneider“ und arbeiteten zuletzt für die „Druckmaschinenfabrik Albert & Cie. in Frankenthal“. Vom Standort Coswig verlegte man den Betrieb 1911 ins nahe Naundorf bei Radebeul nördlich von Dresden. 1924 fusionierte die DSF AG mit der „Leipziger Schnellpressenfabrik AG“ zur „Dresden-Leipziger Schnellpressenfabrik AG“ und firmierte seit dem 28. Oktober 1938 als „Planeta Druckmaschinenwerk AG“.


Abb. 8: Inhaberaktie von 1942 über 1000 RM, Planeta Druckmaschinenwerk AG,


Die „Albert-Frankenthal GmbH“ wurde 1990 ebenfalls von der Koenig & Bauer AG

übernommen und ist seit November 2011 ein Tochterunternehmen des Konzerns.

Aus der 1863 gegründeten und 1873 liquidierten „Maschinenfabrik Albert & Hamm“ wagten Andreas Albert und Wilhelm Molitor mit der „Schnellpressenfabrik Albert & Cie.“ einen Neubeginn. Andreas Hamm verließ das Unternehmen, gründete die „Schnellpressenfabrik von And. Hamm in Frankenthal“ und verstarb 1894 im Alter von 70 Jahren. Sein Sohn verkaufte sein Erbe an Wilhelm Müller, der den Betrieb nach Heidelberg verlagerte, wo er als „Heidelberger Druckmaschinen AG“ noch heute produziert.

Die KBA-Group erwarb „De La Rue Giori“ im Jahr 2001 und firmierte zu „KBA-Giori“, ab 2011 zu „KBA-NotaSys“ und nennt sich seit 2020 „Koenig & Bauer Banknote Solutions“ mit Sitz in Lausanne/Schweiz.


Abb. 9: Werbeschein 2017, zum 200. Jahrestag der Gründung von „Koenig & Bauer“,

Intaglio Specimen Testnote von „KBA-NotaSys“, (Quelle: https://www.worthpoint.com).


Ein wichtiger Kunde von „Koenig & Bauer“ ist die „Giesecke & Devrient GmbH“, kurz G+D genannt, und gehört zu den 16 Wertpapierdruckereien in Europa, die für den Druck von Euro-Banknoten autorisiert sind. G+D druckt etwa fünf Milliarden Banknoten pro Jahr. 2015 wurde die Münchner Druckerei aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen. Im Werk Leipzig druckt heute G+D Euro-Banknoten.


Abb. 10: ein Drucker im Werk Leipzig der Giesecke & Devrient GmbH entnimmt zur Qualitätskontrolle einen Druckbogen mit 54 in Nutzen gedruckten 20-Euro-Banknoten, die auf Maschinen der Fa. Koenig & Bauer AG hergestellt werden, (Quelle: „Sehnsuchtsorte, die Sie kennen sollten“ 3.10.2023, Doku & Reportage, NDR“).


Abb. 11: während des sog. Fortdrucks im Werk Leipzig der Giesecke & Devrient GmbH fotografierte Produktion von 50-Euro-Banknoten – in Nutzen zu 5 x 8 Noten, (Quelle: „Giesecke & Devrient“, aus „Mitteldeutsche Zeitung“ vom 18. Juli 2016

„Geheimes Gewerbe / Giesecke & Devrient in Leipzig: Hier werden massig 50-Euro-Scheine gedruckt“)


Neben den Gutscheinen der „Koenig & Bauer A. G.“ sind weitere Wertpapiere, Notgelder und geldähnlichen Ausgaben quer durch die Firmenverpflechtungen von Interesse.


Abb. 12: Inhaberaktie von 1939 über 1000 RM, Giesecke & Devrient AG, (Quelle: https://de.wikipedia.org).


Abb. 13: Inhaberaktie von 1925 über 1000 RM, Schnellpressenfabrik AG Heidelberg,


Abb. 14: 1 Pfennig o. D (1917), Gutschein, Vs., Giesecke & Devrient Leipzig,


Abb. 15: 50 Pfennig 1917, Gutschein, Vs., Giesecke & Devrient Leipzig,


Siegfried Weichold, dem damaligen Mitarbeiter im Heidenauer Druckmaschinenwerk

und Vorsitzender der FG Numismatik Pirna ist es zu verdanken, dass er für

verschiedene Betriebsfeiern der Firma geldwerte Gutscheine in unterschiedlicher

Form in einem Pirnaer Handwerksbetrieb drucken ließ. Die Scheine zeugen

vom Wertegang der Radebeuler Firma und ihrem Zweigbetrieb in Heidenau vom

VEB-Betrieb zur Nach-Wende-GmbH.


Abb. 16–18: Wertscheine in DDR-Mark, von links: 5 Mark 29.9.1989, mit Drucknorm,

10 Mark 20.10.1989, ebenfalls mit Drucknorm (Auflage 500 Stck.), 5 Mark 21.4.1990 (ohne Drucknorm), alle einseitig für das Werk Heidenau gedruckt (Quelle: Archiv M. H. Schöne).


Abb. 19/20: Wertschein, links: 5 DDR-Mark 11.5.1990, Schiffs-Gutschein mit Abschnitten zu 5 und 10 D-Mark o. D. (nach 1.7.1990), (Quelle: Archiv M. H. Schöne).


Dem Initiator der Wertscheine ist es auch zu verdanken, dass einige Probedrucke von chinesischen Druckvorlagen aus den 1950er-Jahren erhalten blieben. Bei der Deutschen Notenbank waren Akten (heute im Bundesarchiv) unter der Archivsignatur 618 hinterlegt. Die Probedrucke wurden angeblich sowohl in Heidenau als auch in Leipzig gefertigt. Der VEB Deutsche Wertpapierdruckerei Leipzig und auch chinesische Einkäufer hatten wohl Interesse an deutschen Druckmaschinen.


Abb. 21: Deckblatt DN-6 zum Archivgut der Deutschen Notenbank Berlin,

mit Angabe „Zeitlicher Umfang: 1952–1956“, (Quelle: Bildarchiv Dr. Sven Gerhard).


Abb. 22: farbliche Wertpapier-Probedrucke aus der DDR der 1950er-Jahre;

Textzeile in der Ornamentleiste „Běn yàng mò yóu jú shuā yìn“, wörtlich: „Buch Probe Tinte Öl Büro Bürste drucken“ ≈ „Dieses Muster wird vom Büro für Tinte und Öl gedruckt“

bzw. „Probedruck der Verwaltung für Druck“, (Quelle: https://www.zmkm8.com).


Abb. 23: Mehrfarben-Irisdruck, einseitig mit kopfstehender roter KN,

Serienziffern IV III III, auch mit römischen Serienziffern III X IX, IV IV IV u. a. bekannt,

es kommen Varianten in Blau und Olivgrün vor – mit oder ohne Ziffern im Rahmen, z. B. „25“,

(Quelle: Bildarchiv Dr. Sven Gerhard).


Michael H. Schöne


Quellen:

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