Notgeld der Bürgermeisterei Schlebusch: Eine neu entdeckte Variante
- Thomas van Eck
- 23. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Im Jahr 1135 wurde Schlebusch im Rheinland erstmalig urkundlich erwähnt. Die preußische Bürgermeisterei Schlebusch wurde 1815 gegründet und gehörte seit 1819 zum Kreis Solingen im Regierungsbezirk Düsseldorf. 1905 hatte Schlebusch 4.374 Einwohner.
1926 wurde die Bürgermeisterei in das Amt Schlebusch umgewandelt. Durch Zusammenschluss des Kreises Solingen mit dem Kreis Lennep in 1929 zum Kreis Solingen-Lennep löste sich das Amt Schlebusch auf. Die Gemeinden Schlebusch, Steinbüchel und Rheindorf schlossen sich zum 1. April 1930 zusammen der Gemeinde Wiesdorf an, die zeitgleich die Stadtrechte erhielt und in Leverkusen umbenannt wurde.[1] [2]
Seitens die Bürgermeisterei Schlebusch wurde 1919, 1920 und 1923 Notgeld ausgegeben. Die Verkehrsausgaben vom 5. Oktober 1919 über 1 Mark, sowie die Ausgaben vom
1. November 1920 über 2 und 4 Mark, sind in den Katalogen von Tieste und Grabowski beschrieben.[3] [4] Inflationsbedingt erfolgten am 1. August, am 15. August und am 27. September 1923 weitere Notgeldausgaben.[5] [6]
Im Rahmen dieses Artikels sollen die auf den 1. August 1923 datierten Notgeldscheine betrachtet werden. Es wurden drei Werte über 100.000, 500.000 und 1 Million Mark ausgegeben. Sie waren nur vom 1. August bis zum 1. Oktober 1923 gültig. Gemeinsam ist ihnen ein einheitliches Format von ca. 161 x 105 mm und eine leere unbedruckte Rückseite. Der Druck erfolgte auf dickerem Papier ohne Wasserzeichen. Eine Druckerei ist nicht angegeben und konnte im Rahmen der Recherche auch leider nicht ermittelt werden.
Oben links befindet sich das aufgestempelte Siegel der Bürgermeisterei. Auf den Scheinen befinden sich drei Unterschriften. Für die Sparkasse und für die Gemeindekasse erfolgten die Unterschriften handschriftlich. Die Unterschrift des Bürgermeisters Dr. Malzkorn erfolgte mittels eines Faksimilestempels in Rot oder Violett. Dr. Joseph Malzkorn war von 1920 bis 1927 Bürgermeister in Schlebusch.
Die relativ kurze Umlaufzeit von zwei Monaten ist ein Grund für die Seltenheit dieser Notgeldscheine. Die Werte zu 100.000 und 500.000 Mark werden nur sehr selten im Handel, in Auktionen oder auf Onlineportalen gesehen. Der Notgeldschein vom 1. August 1923 über
1 Million Mark wurde seit Jahren nicht mehr angeboten.
Dem Autor lagen mehrere Scheine über 100.000 Mark vor. Nebeneinander liegend erfasste das Auge zufällig eine kleine Abweichung um Druckbild. Beim Abgleich der einzelnen Scheine wurden dann auch weitere Abweichungen festgestellt, die nachfolgend hier vorgestellt werden sollen. Zur besseren Unterscheidung werden die entsprechenden Notgeldscheine mit „Variante 1“ und „Variante 2“ bezeichnet.



Die Unterschiede zwischen den vorliegenden Varianten stellen sich wie folgt dar:
Variante 1: Länge der Wertziffer bis einschließlich des Punktes beträgt 36 mm.
Variante 2: Länge der Wertziffer bis einschließlich des Punktes beträgt 38 mm.
Der linke und rechte Balken neben der Wertziffer wurde etwas zum Rand hin verschoben.
Variante 1: linker Balken endet unter den „r“ von „der“, der rechte Balken beginnt unter dem „c“ von „Schlebusch“.
Variante 2: linker Balken endet unter den „e“ von „der“, der rechte Balken beginnt unter dem „h“ von „Schlebusch“.
Der Rand besteht aus sogenannten Kreuzstich-Ornamenten. Der wesentliche Punkt ist unten im rechten Eck-Ornament zu finden und zugleich das auffälligste Merkmal.
Variante 1: das Eck-Ornament ist nach oben und nach links offen. Zur rechten Seite und unten befinden sich im Kreuz jeweils zwei Punkte.
Variante 2: das Eck-Ornament wurde gedreht und ist nun nach oben und nach rechts offen. Zur linken Seite und unten befinden sich im Kreuz jeweils zwei Punkte.
Alle übrigen Eck-Ornamente wurden nicht verändert. Insgesamt lässt sich feststellen, dass Scheine der Variante 1 mit einer ein-, zwei- und dreistelligen KN versehen sind und Scheine mit einer vierstelligen KN der Variante 2 zugehören. Daraus ergibt sich, dass während des Druckvorgangs des Druckklischee verändert wurde. Die vorgenannten Varianten sind in dieser Form bislang nicht katalogisiert.
Beim 500.000-Mark-Schein wurden keine Varianten im Rahmen oder Druckbild festgestellt.
Der 1-Million-Mark-Schein verfügt über den gleichen Rahmen aus Kreuzstich-Ornamenten, wie der zu 100.000 Mark. Ein Exemplar mit einer zweistelligen Kontrollnummer konnte gesichtet werden und entspricht hinsichtlich des unteren rechten Eck-Ornaments der Variante 1.
Wegen der großen Seltenheit dieses Scheins ergab sich leider kein weiterer Abgleich mit anderen Exemplaren.
Bereits am 15. August 1923 wurde weiteres Notgeld über 100.000 Mark und 1 Million Mark
in großer Stückzahl ausgegeben. Allerdings in einem kleineren Format und die Rückseiten sind bedruckt. Im Gegensatz zu den Ausgaben vom 1. August 1923, kommen diese im Handel und Onlineportalen sehr häufig vor und sind preiswert zu erwerben.
Thomas van Eck
Anmerkungen:
[3] Tieste, Katalog Kleingeldersatz aus Papier "Verkehrsausgaben" 1915–1922, Band 2: Nr. 6535.05.01, 6535.05.05, 6535.05.06
[4] Grabowski, Deutsches Notgeld, Band 6, Deutsche Kleingeldscheine, Amtliche Verkehrsausgaben 1916–1922: S30.1, S30.2
[5] Katalog Keller: Das Notgeld der Inflation, Nr. 4966a-f
[6] Katalog van Eck: Das Papiernotgeld der preußischen Rheinprovinz 1914 bis 1948, Nr. 1215.1 – 18f
Commentaires