Dem Sammler dürften die eher seltenen Serienscheine aus Sinzig allgemein bekannt sein. Nicht bekannt sind vermutlich die Notgeldausgaben der Städtischen Sparkasse Sinzig aus dem Jahr 1923. Diese Schecks sind bislang nur mit drei Ausgaben belegt und sollen hier vorgestellt werden.
Am 26. Oktober 1923 gab die Städtische Sparkasse Sinzig einen Scheck über 50 Milliarden Mark aus. Darauf befindet sich ein Stempel der Sparkasse sowie ein weiterer Stempel „Der Bürgermeister“ und eine handschriftliche Unterschrift des stellvertretenden Bürgermeisters. Dieser unterzeichnete, aufgrund der Abwesenheit des eigentlichen Bürgermeisters, als dessen Vertreter alle Notgeldscheine. Sein Name lässt sich leider nicht entziffern. Der damalige Bürgermeister von Sinzig, Dr. jur. Ernst Schäfer, wurde im März 1923 durch die französische Besatzungsmacht aus dem besetzten Gebiet ausgewiesen und durfte erst im Dezember 1924 zurückkehren.
Der vorgenannte Notgeldschein ist in keinem der bekannten Kataloge verzeichnet. Auch in den beiden großen Sammlungen (Sammlung Dr. Keller, Bundesbank Frankfurt a. M. und
Sammlung Pick, G+D-Stiftung München) sind keine Notgeldscheine aus Sinzig vorhanden. Dem Autor ist nur ein Exemplar bekannt.
Städtische Sparkasse Sinzig: Scheck über 50 Milliarden Mark vom 26. Oktober 1923.
Mit Datum vom 9. November 1923 wurden zwei weitere Notgeldausgaben gedruckt.
Es handelt sich um die Werte zu 500 Milliarden und 2 Billionen Mark.[1][2][3]
Städtische Sparkasse Sinzig: Scheck über 500 Milliarden Mark vom 9. November 1923.
Städtische Sparkasse Sinzig: Scheck über 2 Billionen Mark vom 9. November 1923.
Der 500-Milliarden-Mark-Schein liegt mit und ohne Stempel der Sparkasse vor und der
2-Billionen-Mark-Schein ist nur ohne Stempel der Sparkasse bekannt.
Alle bekannten Exemplare sind ohne Unterschriften sowie ohne zusätzliche Stempel „Der Bürgermeister“. Vermutlich wurden beide Werte nicht ausgegeben. Exemplare aus dem Umlauf sind bis heute nicht feststellbar. Es sind jeweils nur vier Exemplare bekannt, die sich allesamt im Besitz des Heimatmuseums Sinzig befinden.
Vermutlich wurden weitere Werte ausgegeben bzw. waren geplant, diese sind aber leider nicht bekannt. Sammler dürften sich daher höchstwahrscheinlich über Neuentdeckungen freuen. Bedauerlicherweise ist auch die Aktenlage äußert dünn. In Sinzig sind keine Archivalien erhalten geblieben. Der beim ehemaligen Landratsamt Ahrweiler befindliche Archivbestand wurde durch alliierten Bombenangriff im November 1944 vernichtet.
Gemeinsames Merkmal aller Notgeldausgaben der Städtischen Sparkasse Sinzig ist das einheitliche Format von ca. 154 mm x 99 mm sowie das Wasserzeichen „Verschlungene Kreise“. Gedruckt wurden die Scheine in der Buchdruckerei J. Walterscheid in Sinzig.
Druckvermerk.
Die Druckerei befand sich in der Mühlenbachstraße 40. Hier wurde auch die örtliche Zeitung über sehr viele Jahrzehnte gedruckt.[4] Aus der Buchdruckerei J. Walterscheid wurde das Unternehmen „Krupp Verlags GmbH“ mit Sitz in Sinzig. Das Unternehmen produziert heute, nach über 140 Jahren, erfolgreich Verlags-Produkte, u.a. diverse Heimatzeitungen.[5]
Gebäude der ehemaligen Druckerei J. Waterscheid in Sinzig.
Aktuell wollen die jetzigen Immobilien-Eigentümer an dieser Stelle ein neues Gebäude errichten und das alte soll vermutlich abgerissen werden. Aus der Bevölkerung Sinzigs ergeben sich gegen diese Pläne große Bedenken. Dieser historische Ort soll erhalten bleiben und für kulturelle Zwecke weiter genutzt werden. Es besteht die Absicht, dieses für Sinzig historische Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen.
Sinzig war 1923 der preußischen Rheinprovinz (Rheinland) zugehörig. Heute liegt die Stadt im Bundesland Rheinland-Pfalz.
Mein Dank gilt auch dem Heimatmuseum in Sinzig für die freundliche Unterstützung bei der Recherche.[6]
Thomas van Eck
Anmerkungen
[1] Keller-Katalog: Das Notgeld der deutschen Inflation 1923 – Nr. 4799
[2] van Eck: Das Notgeld der preußischen Rheinprovinz Band II – Nr. 1712.1 und 1712.2
[3] Dießner: Billionenscheine – Nr. 674.1
[4] Zur Geschichte der „Sinziger Zeitung“ - https://kreis-ahrweiler.de/kvar/VT/hjb2003/hjb2003.48.htm
[5] Krupp Medienzentrum - https://kruppverlag.de/das-unternehmen/
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