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Alliierte Militärzahlungsmittel in Dänemark 1945

Am 9. April 1940 besetzten deutsche Truppen Dänemark. Die dänische Regierung unter Staatsminister Thorvald Stauning und, nach dessen Tod 1942, unter Eric Scavenius kooperierte zunächst mit der deutschen Besatzungsverwaltung. Im Sommer 1943 verschärften sich die Spannungen, am 29. August 1943 trat Scavenius als Ministerpräsident zurück. Es begann der aktive dänische Widerstand gegen die deutsche Besatzung.

 

Am 4. Mai 1945 unterzeichnete eine deutsche Militärdelegation auf dem Timeloberg bei Wendisch Evern in der Nähe von Lüneburg die Teilkapitulation der Wehrmacht für Nordwestdeutschland, Dänemark und die Niederlande, die am 5. Mai 1945 um 8.00 Uhr in Kraft trat. Der Abzug deutscher Truppen und Mitarbeiter der Besatzungsverwaltung begann, er dauerte bis Anfang Juni 1945. Im Land verblieben etwa 250.000 deutsche Flüchtlinge hauptsächlich aus Pommern, Ost- und Westpreußen. Am selben Tag nachmittags landete der britische Generalmajor Richard Henry Dewing, Chef der alliierten Militärmission in Dänemark, auf dem Flughafen in Kopenhagen-Kastrup. Ab dem 7. Mai 1945 marschierten britische Streitkräfte aus Norddeutschland in Dänemark ein.


Generalmajor Richard Henry Dewing (1891-1981), Chef der alliierten Militärmission in Dänemark. Quelle: Fotoarchiv Frihedsmuseets, Copenhagen.
Generalmajor Richard Henry Dewing (1891-1981), Chef der alliierten Militärmission in Dänemark. Quelle: Fotoarchiv Frihedsmuseets, Copenhagen.

 

Seit Ende 1943 planten die Alliierten Militärmissionen zur Befreiung Europas, und errichteten dazu das Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force (Oberstes Hauptquartier der Alliierten Expeditionsstreitkräfte), abgekürzt SHAEF, unter Leitung des US-Generals Dwight D. Eisenhower. Für einzelne Länder wurden im Rahmen der SHAEF-Strukturen Missionen aufgestellt, so auch für Dänemark. Aufgabe der SHAEF-Mission in Dänemark ab dem 7. Mai 1945 war die Entwaffnung sowohl der deutschen Truppen als auch die Unterstützung der dänischen Behörden bei der Entwaffnung von Widerstandskämpfern (die Mitte August 1945 abgeschlossen war), sowie bei der Errichtung einer Zivilverwaltung. Grundlage für letzteres bildete ein Abkommen zwischen Generalmajor Dewing und dem dänischen Außenministerium vom 22. Mai 1945[1]. Die SHAEF-Mission Dänemark endete mit der Auflösung der SHAEF am 14. Juli 1945. Sie wurde als britische Militärmission fortgeführt, die ihre Arbeit am 31. August 1945 einstellte[2].

 

Gegenstand der Planungen und Vorbereitungen für SHAEF Dänemark war - wie für andere Länder auch - die Ausrüstung der alliierten Streitkräfte mit Zahlungsmittel in Landeswährung, um Besatzungsausgaben vor Ort tätigen zu können. Da unklar war, in welchem Umfang alliierte Truppen in Dänemark zum Einsatz kommen würden, und ob insbesondere eine militärische Befreiung des Landes notwendig werden würde, die den Einsatz größerer Truppeneinheiten erforderlich gemacht hätte, wurde Ende 1943 mit der Planung für Zahlungsmittel der alliierten Streitkräfte zur Verwendung in Dänemark begonnen.


Alliiertes Oberkommando in Dänemark, 25 Øre o.D. (1945) Vorderseite - 108 x 53 mm, Braun auf rotbraunem Unterdruck, Wasserzeichen Wellen. Pick M1, Sieg M7.
Alliiertes Oberkommando in Dänemark, 25 Øre o.D. (1945) Vorderseite - 108 x 53 mm, Braun auf rotbraunem Unterdruck, Wasserzeichen Wellen. Pick M1, Sieg M7.

 

Alliiertes Oberkommando in Dänemark, 25 Øre o.D. (1945) Rückseite.
Alliiertes Oberkommando in Dänemark, 25 Øre o.D. (1945) Rückseite.

Entworfen und gedruckt wurden Scheine in den Wertstufen zu 25 Øre sowie zu 1, 5, 10, 50 und 100 Kronen[3]. Sie sind im Hochdruck auf Wasserzeichenpapier (Wellen) hergestellt, das auch bei einer Teilauflage der österreichischen Militärschilling-Ausgabe 1944 Verwendung fand. Überhaupt sind stilistische Gemeinsamkeiten der Scheine auffällig mit den ebenfalls in England entworfenen und hergestellten Scheinen der Alliierten Militärbehörde für Österreich der Ausgabe 1944, etwa im Vergleich des Scheins zu 5 Kronen mit dem Schein zu 10 Schilling.


Alliiertes Oberkommando in Dänemark, 5 Kronen (1945) Vorderseite, 112 x 74 mm, Braungrau auf grünblauem Unterdruck, Wasserzeichen Wellen. Pick M3, Sieg M9.
Alliiertes Oberkommando in Dänemark, 5 Kronen (1945) Vorderseite, 112 x 74 mm, Braungrau auf grünblauem Unterdruck, Wasserzeichen Wellen. Pick M3, Sieg M9.

 

Alliiertes Oberkommando in Dänemark, 5 Kronen (1945) Rückseite, 112 x 74 mm, Blau auf braunrotem Unterdruck.
Alliiertes Oberkommando in Dänemark, 5 Kronen (1945) Rückseite, 112 x 74 mm, Blau auf braunrotem Unterdruck.

Österreich- Alliierte Militärbehörde, 10 Schilling 1944, Vorderseite, Pick 106, Richter 257.
Österreich- Alliierte Militärbehörde, 10 Schilling 1944, Vorderseite, Pick 106, Richter 257.

Österreich- Alliierte Militärbehörde, 10 Schilling 1944, Rückseite.
Österreich- Alliierte Militärbehörde, 10 Schilling 1944, Rückseite.

Die Scheine tragen die Aufschrift „Udstedt af den Allierede Overkommando til brug in Danmark“ (Ausgestellt vom Alliierten Oberkommando zur Verwendung in Dänemark) sowie die Angabe des Nominalwertes, jedoch kein Ausgabedatum und auch keine Unterschrift.

Der Schein zu 25 Øre zeigt zudem dem Buchstaben „D“ links und rechts am unten Rand. Eine Ausgabe durch den Vertreter der Dänische Delegation im Exil Hendrik Kauffmann[4] hielt man für nicht sachgerecht. Zugleich sollte ausdrücklich kein Besatzungsgeld geschaffen worden, da eine alliierte Besatzung in Dänemark nicht vorgesehen war, und man Dänemark als Partner der Alliierten ansah. Der Entwurf der Scheine erfolge im Februar 1944 durch Grafiker der Bank von England[5].

 

Über den Text auf den Scheinen gab es im Februar 1944 längere Diskussionen zwischen dem Außenministerium in London und der Dänischen Delegation unter Henrik Kauffmann, weswegen schließlich die Bezeichnung „Udstedt“ (ausgestellt) statt „Udgivet“ (ausgegeben) gewählt wurde. Nach längeren Diskussionen zwischen England und den USA über die Auflagenhöhe vor dem Hintergrund des noch immer unklaren Umfangs des Einsatzes alliierter Truppen in Dänemark wurde im März 1944 an Bradbury Wilkinson & Co. ein Druckauftrag über 2 Millionen Scheine zu 25 Øre, über je 1 Million Scheine in den Wertstufen 1, 5, 10, 50 sowie über 1.335.000 Stück für die Wertstufe zu 100 Kronen erteilt. Nur die Wertstufen zu 10, 50 und 100 Kronen sollten nummeriert werden. Die Scheine zu 10 Kronen tragen die Serienbezeichnung D/20, die Scheine zu 50 Kronen die Serienbezeichnung D/10, und die Scheine zu 100 Kronen die Serienbezeichnungen D/01 und /D02. Mitte Juli 1944 waren die Scheine fertiggestellt und wurden an die Bank von England ausgeliefert.


Alliiertes Oberkommando in Dänemark, 10 Kronen (1945) Vorderseite, 132 x 77 mm, Rotbraun auf blaugrauem Unterdruck, Wasserzeichen Wellen, Nummer D/20 066268. Pick M4, Sieg M10.
Alliiertes Oberkommando in Dänemark, 10 Kronen (1945) Vorderseite, 132 x 77 mm, Rotbraun auf blaugrauem Unterdruck, Wasserzeichen Wellen, Nummer D/20 066268. Pick M4, Sieg M10.

 

Alliiertes Oberkommando in Dänemark, 10 Kronen (1945) Rückseite, Braun und violett auf violettem Unterdruck.
Alliiertes Oberkommando in Dänemark, 10 Kronen (1945) Rückseite, Braun und violett auf violettem Unterdruck.

Am 27. April 1945 bestätigte das War Office in London, dass aus diesen Beständen drei Kisten an die britischen Streitkräfte im Rahmen der SHAEF-Mission ausgeliefert worden waren, und zwar in folgenden Stückelungen: 45.000 Scheine zu 25 Øre, 30.000 Scheine zu 1 Krone und je 15.000 Scheine zu 5 Kronen, 10 Kronen und 50 Kronen. Scheine zu 100 Kronen gelangten nicht zur Ausgabe[6]. Nur ein Bruchteil der ursprünglich gedruckten Auflage wurde daher verwendet, der Rest vermutlich später vernichtet. Die Ausgabe der Noten erfolgte durch britische Truppen in Dänemark ab dem 7. Mai 1945. Zu einer Ausgabe durch russische Truppen, die ab dem 10. Mai 1945 die dänische Insel Bornholm besetzt hielten[7] kam es nicht. Dort sind die Scheine auch nicht verwendet worden. Der Wechselkurs der alliierten Militärzahlungsmittel betrug 24 Kronen je Pfund Sterling bzw. 5,948 Kronen je US-Dollar (nach anderen Quellen 20 Kronen je Pfund), während der Handelswechselkurs der Krone im Mai 1945 zunächst auf den Vorkriegskurs von 19,36 Kronen je Pfund Sterling festgelegt wurde[8].

 

Die neue dänische Regierung unter Vilhelm Buhl, als auch die Dänische Nationalbank sahen die Ausgabe alliierter Militärzahlungsmittel ohne Kontrolle kritisch und bemühten sich daher, den Streitkräften der SHAEF Scheine der Dänischen Nationalbank zur Verfügung zu stellen, was schließlich Ende Juni 1945 erreicht werden konnte. Die Ausgabe der Kronen-Scheine des Alliierten Oberkommandos wurde daraufhin Anfang Juli 1945 eingestellt.


Alliiertes Oberkommando in Dänemark, 1 Krone (1945) Vorderseite, 113 x 57 mm, Violett auf blaugrauem Unterdruck, Wasserzeichen Wellen. Pick M2, Sieg M8.
Alliiertes Oberkommando in Dänemark, 1 Krone (1945) Vorderseite, 113 x 57 mm, Violett auf blaugrauem Unterdruck, Wasserzeichen Wellen. Pick M2, Sieg M8.

 

Alliiertes Oberkommando in Dänemark, 1 Krone (1945) Rückseite, Blau auf violettem Unterdruck.
Alliiertes Oberkommando in Dänemark, 1 Krone (1945) Rückseite, Blau auf violettem Unterdruck.

Am 20. Juli 1945 beschloss das dänische Parlament ein Gesetz zur Durchführung eines Geldumtauschs, der am 23. Juli 1945 landesweit durchgeführt wurde. Alle umlaufenden Geldscheine wurden eingezogen. Beträge bis 100 Kronen bzw. bis 500 Kronen konnten in neue Banknoten der Dänischen Nationalbank umgetauscht werden, darüber hinausgehende Beträge waren auf Konten einzuzahlen und unterlagen einer Prüfung. Im Zuge dieses Umtauschs wurden auch die auf Kronen lautenden alliierten Kronen eingezogen[9]. Sie sind heute selten, insbesondere die Wertstufe zu 50 Kronen. Am einfachsten ist der Schein zu 1 Krone erhältlich, üblicherweise in gebrauchter Erhaltung. Die Seltenheit der alliierten Militärscheine für Dänemark erklärt sich wie gezeigt dadurch, dass im Verhältnis zur Druckauflage nur geringe Stückzahlen überhaupt für die Ausgabe abgeforderten wurden, von denen vermutlich nur Teilbestände tatsächlich in den Umlauf gelangten.

Der Ausgabezeitraum der Scheine betrug weniger als zwei Monate, ihr Umlaufzeitraum war nur unwesentlich länger.


Dr. Sven Gerhard


Anmerkungen


[2] https://lex.dk/British_Mission_to_Denmark. Zu den Aufgaben der SHAEF sowie der britischen Militärmission in Dänemark s. den sehr ausführlichen Beitrag von Peter Hertel Rasmussen, Fra Krig og Fred, Dansk Militærhistorisk Kommissions Tidsskrift Nummer 2016, abrufbar unter file:///C:/Users/sveng/Downloads/Web6_FKogF_2016_komplet.pdf (in dänischer Sprache) 

[3] Pick M1 - M6; Sieg Seddelkatalog M7 -M11

[4] Henrik Kauffmann wurde im August 1939 dänischer Botschafter in Washington. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen weigerte er sich, mit der unter deutscher Kontrolle stehenden dänischen Regierung weiter zusammen zu arbeiten, und bilde danach eine Art Exilregierung. Er war Ansprechpartner und Verbindungsmann für die Alliierten. Im Mai 1945 wurde er Minister der Regierung unter Ministerpräsident Vilhelm Buhl und später Botschafter Dänemarks bei den Vereinten Nationen.

[5] Dazu und zum nachfolgenden Andrew Wiseman, Allied Military Currency in Danmark, IBNS-Journal 41/4 (2002) S. 20 unter Verweis auf die Akten der SHAEF Denmark Mission im UK Public Record Office in Kew/Surrey.

[6] Es sind Musterstücke bekannt. Ein nummeriertes Muster zu 100 Kronen wurde in der Auktion Bruun Rasmussen, Kopenhagen, am 4. November 2017 für umgerechnet EUR 4.300 plus Aufgeld verkauft - https://www.numisbids.com/n.php?p=lot&sid=2244&lot=367

[7] Die Besetzung dauerte bis zum 5. April 1946. Kontakte zur dänischen Regierung gab es kaum.

[8] Svendsen/Hansen/Olsen/Hoffmeyer, Dansk Pengehistorie Band 2, Danmarks Nationalbank 1968, S. 255

[9] S. dazu Niels Nielsen, SEDLER BRUGT AF DANSKERE UNDER 2. VERDENSKRIG, abrufbar unter https://www.danskmoent.dk/pdf2/NielsenSedler1.pdf. Die Scheine sollen danach noch bis zum 30. Juli 1945 umtauschbar gewesen sein.

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