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New-York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie: Gold-Gutscheine von 1923

Ende 1923 forderten Arbeitnehmervertreter in vielen Industriebetrieben die Einführung von wertbeständigem Geld, um die Lohn- und Gehaltszahlungen zu vereinfachen. In Hamburg wählte die New-York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie im November 1923 einen quasi illegalen Weg zur Ausgabe von wertbeständigem Notgeld.


Die 1871 in Hamburg-Barmbek gegründete und heute noch bestehende New-York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie teilte zu ihren Gold-Gutcheinen zu 1, 2, 5, 10, 50 Pfennig und 1, 2, 5 Mark vom 1. November 1923 sinngemäß mit: Sie habe die Scheine wie andere Anstalten und Gemeinden aus der Not heraus ausgegeben und sich über das Verbot der Ausgabe von Notgeld hinweggesetzt. Um die gesetzlichen Bestimmungen des Reichsministers der Finanzen zu umgehen, bezeichneten sie die Scheine nicht als Notgeld, sondern als Kantinengeld, das nur von der Kantine in Zahlung genommen werden durfte. Es wurden Goldscheine im Wert von rund 50.000 Mark ausgegeben, was etwa einem Wochenlohn und der Hälfte der Monatsgehälter des Betriebes entsprach.



New-York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie, Gold-Gutschein über 5 Mark.

Der Goldgutschein wird nur von der Kantine der Gesellschaft in Zahlung genommen. Ausgegeben in Hamburg am 1. November 1923.


Firmenleitung und Betriebsrat gemeinsam veranlassten die Ausgabe dieses Geldes, dessen Vorteil von beiden Seiten erkannt worden war: Es konnte von zweitägiger wieder zu wöchentlicher Lohnzahlung übergegangen werden. Die Frauen der männlichen Belegschaft brauchten nicht mehr vor den Fabriktoren auf Geld zu warten, um möglichst schnell einzukaufen und die Preise auf dem Lebensmittelmarkt zu beobachten; es trat eine allgemeine Beruhigung ein. Die Gold-Gutscheine hatten bei den Einzelhändlern im Umkreis der Fabrik größtes Vertrauen genossen und seien gern als Zahlungsmittel angenommen worden. Voraussetzung zu dem allgemeinen Vertrauen war die Bonität der Firma. Sobald genügend Goldmarkscheine der Hamburgischen Bank von 1923 zur Verfügung standen, wurden die quasi illegalen Gold-Gutscheine wieder eingelöst.


Hans-Georg Glasemann


Bildquelle: Privat/ Literaturhinweis: Wilhelmy, Rudolf; Geschichte des deutschen wertbeständigen Notgeldes von 1923/1924, Dissertation, Berlin, 1962.


Literaturempfehlung:


Manfred Müller:

Deutsches Notgeld, Band 12: Das wertbeständige Notgeld der deutschen Inflation 1923/1924


Titel: Gietl Verlag

ISBN: 978-3-86646-519-0

Auflage: 1. Auflage 2011

Format: 14,8 x 21 cm

Abbildungen: zahlreiche Schwarz-Weiß-Abbildungen

Cover-Typ: Broschur

Seitenanzahl: 608

Preis: 39,90 Euro




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