Am 8.5.1921 fand im Huátínghotel in Shanghai wieder eine Versteigerung chinesischer Banknoten durch die Auktionsfirma Yángming statt. Der Auktionskatalog umfasste 1256 Lose.
Abb.1: Auktionskatalog
Und wieder gab es einige sehr seltene Angebote. Für mich persönlich waren die Lose 269 und 270 am interessantesten. Es handelt sich um zwei hölzerne Druckplatten von bisher unbekanntem Notgeld. Sie stammen aus der Sammlung des in China sehr bekannten Numismatikers Chen Aguang aus Macao.
Abb. 2: Druckplatte 1 (Los 269).
Abb.3: Druckplatte 1 horizontal gespiegelt.
Die erste Druckplatte ist 10,5 cm lang, 5,8 cm breit und 3,0 cm dick (Abb.2). Da die Zeichen auf der Druckplatte nicht einfach zu lesen sind, habe ich Platte horizontal gespiegelt (Abb3).
Mit dieser Platte hat man 2-Yuan-Noten gedruckt, ausgegeben von der „Nationalschule No.6“, das war eine Organisation, die ihren Sitz in der Provinz Guǎngdōng, genauer im Kreis Dàbù, Gemeinde Yáoyuán (大埔縣, 姚源鄉) hatte und die Gründung neuer Schulen betrieb, Schulen in Anfangsschwierigkeiten finanziell unterstützte und dafür Spenden sammelte.
Eine Jahreszahl ist leider nicht angegeben, aber vom Stil her sollte die Note aus den allerletzten Jahren der Chinesischen Republik stammen (ca. 1945/46).
Abb. 3: Druckplatte 2 (Los 270).
Abb. 4: Druckplatte 2 horizontal gespiegelt.
Die zweite Druckplatte (Abb.4, in horizontal gespiegelter Form Abb.5) ist 8,2 cm lang, 4,0 cm breit und 1,8 mm dick. Mit dieser Druckplatte konnte man 2-Hao-Scheine herstellen.
Sie wurden ebenfalls in Guǎngdōng ausgegeben, augenscheinlich in Jùnyún (俊雲), denn der Gesamttitel lautet 俊雲溪堡 (Xībǎo in Jùnyún). Welche Firma oder Organisation hinter „Xībǎo“ steckt, ist heute von meiner Seite aus nicht mehr zu ermitteln. Der Druck wird wie zahlreiche andere Notgeldscheine der republikanischen Zeit als „Gutschein“ (信用券) bezeichnet.
Die Wertbezeichnung „Háo“ (毫, für „10 Cent“) war damals besonders in der Provinz Guǎngdōng beliebt. Man bezog sich auf eine Silberwährung, 10 Háo entsprachen 1 Yuán.
Im restlichen China benutzte man statt „Háo“ fast nur Jiǎo (角)
Auch die zweite Druckplatte zeigt kein Datum, stammt aber höchstwahrscheinlich ebenfalls aus den letzten Jahren der Chinesischen Republik.
Die beiden Druckplatten sind in der Auktion für jeweils 3000 Yuan Renminbi (das entspricht etwa 383 €) ausgerufen worden, ein recht moderater Preis. Die Platten wurden schließlich zu jeweils 3450 Yuan Renminbi zugeschlagen, mit 15% Zuschlag sind das 3967 Yuan, das entspricht 507 €.
Am erstaunlichsten: die beiden Notgeldscheine, die auf der Vorderseite des Auktions-Katalogs abgebildet sind, kosteten (wieder mit Zuschlag) jeweils 16.899 €!
Erwin Beyer
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