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  • Aus dem Archiv: Aus der Zeit der französischen Assignaten, Teil 1

    In der Dokumentensammlung von Albert Pick blieb eine Veröffentlichung des deutschen Nationalökonomen Prof. Dr. Walther Lotz über die französischen Assignaten erhalten, die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Der Beitrag wurde für den Geldschein-Blog neu bebildert und stammt aus der Zeit der sog. "Weimarer Republik". Er wird in der damaligen Schreibweise veröffentlicht, weshalb einige Ausdrücke heute veraltet, falsch geschrieben oder gar unbekannt erscheinen. Lotz wurde am 21. März 1865 im thüringischen Gera geboren und studierte ab 1883 in Leipzig und Straßburg. Nach seiner Promotion 1887 arbeitete er in Berlin und Wien. Seine Habilitation folgte 1890 in Leipzig. Ab 1893 war er Professor für Finanzwissenschaft, Statistik und Volkswirtschaftslehre in München. Korrespondierendes Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften wurde er 1907. Seine Emeritierung erfolgte 1935. Lotz starb am 13. Dezember 1941 in Heidelberg. Aus der Zeit der französischen Assignaten I. Von Prof. Dr. Walther Lotz Frankreich, Königreich: FRA-A30b, sog. "Königs-Assignat" des Domaines Nationaux über 1000 Livres vom 19. Dezember 1789 (ohne Kupons) der ersten Ausgabe, welche noch unter dem König ausgegeben wurde und heute als Papiergeld-Rarität gilt. Bereits vor der Revolution von 1789 hat Frankreich Zettelumlauf erlebt, aber nur Bank- notenumlauf, nicht Staatsnoten. Beim Ausbruch der Revolution von 1789 fand man ein zerrüttetes Finanzwesen vor: Fehlbeträge häuften Schulden zu den überkommenen Schulden des Staates. Die Revolution räumt überrasch mit den bisherigen regelmäßigen Einnahmen auf; die Einnahmen aus den von der Revolutionsgesetzgebung neugeschaffenen Steuern laufen zunächst nicht ein. Man hält Umschau nach Mitteln, um die laufenden Ausgaben zu bestreiten, und beschließt, die Nationalgüter hierzu zu verwerten. Die Güter der Krone und des Klerus waren zu Nationaleigentum erklärt worden. Ihr Wert wurde zunächst auf 2000 Millionen Livres, später wesentlich höher geschätzt. Unter dem Namen „Assignats“ wurden 5%ige Schuldverschreibungen mit Coupons in Abschnitten zu 1000 Livres 1789 geschaffen. Man hoffte, daß diese Schuldverschreibungen, die an Order übertragbar waren, als rentierliche Kapitalanlage der Privatleute gesucht werden würden. Aus dem Erlös bei Verkauf von Nationalgütern sollten die Schuldverschreibungen gedeckt werden. Freilich, eine regelmäßig fließende Einnahme für den Zinsendienst dieser Schuldverschreibungen war nicht geschaffen. Man war anfangs weit entfernt davon, mit diesen Schuldverschreibungen ein Papiergeld zu schaffen. Nur in einem Falle mußten die Assignaten ursprünglich als Zahlungsmittel vom Staate selbst, und zwar zum Nennwert, genommen werden, nämlich dann, wenn jemand bei der Versteigerung von Nationalgütern den Zuschlag erhalten hatte und an den Staat Zahlung leistete. Im April 1790 wurde von der Revolutionsgesetzgebung angeordnet, daß alle Privatleute als Gläubiger für ihre Forderungen die Assignaten an Geldesstatt nehmen müßten. Die Meinung war, daß durch die Zinsgewährung der Wert der Assignaten fortgesetzt steigen müsse. Man hat auch anderwärts mit verzinslichem Papiergeld schlechte Erfahrungen gemacht. Im damaligen Frankreich fehlte es aber an regelmäßigen Einnahmen, um die versprochene Verzinsung auf die Dauer zu leisten. Die Zinsen der Assignaten wurden herabgesetzt, schließlich fielen sie ganz weg. Aus dem Orderpapier wurde ein Inhaberpapier. Vergebens warnten Sachkenner, daß ein Notenumlauf, der auf Grundeigentum begründet sei, der nötigen Liquidität der Deckung entbehre. Die finanzielle Gesetzgebung der Revolution wurde nicht durch verantwortliche Fachleute geleitet, vielköpfige Versammlungen faßten plötzliche Beschlüsse, beeinflußt durch die Rhetorik von Demagogen. Warnte man vor der illiquiden Deckung durch Grundbesitz, so fand man keinen Glauben; verwies man auf die in Frankreich zur Zeit von John Law mit Zettelwirtschaft gemachten Erfahrungen, so wurde erwidert: In einer freien Nation, die über die Zettelemission wache, sei eine Gefahr wie beim absolutistischen Regiment nicht gegeben. Aus dem Erlös der Nationalgüter sollten die Assignaten getilgt werden, die Verbrennung der eingegangenen Zettel erfolgte öffentlich. Frankreich, Königreich: FRA-A54, Assignat des Domaines Nationaux über 15 Sols vom 4. Januar 1792. Frankreich, Königreich: FRA-A61, Assignat des Domaines Nationaux über 5 Livres vom 31. Juli 1792. Frankreich, Republik: FRA-A72, Assignat des Domaines Nationaux über 50 Livres vom 14. Dezember 1792. Der Verkauf der Nationalgüter durch Versteigerung ging jedoch langsam vonstatten. Von 1790 ab wird die Ausgabe der Assignaten fortgesetzt gesteigert, es werden regelmäßig mehr neue Scheine ausgegeben, als bisherige verbrannt sind. Die Bezahlung der von den Einsteigerern erworbenen Güter erfolgte nicht prompt, sondern sehr langsam in Raten. Gegenüber barer Münze stellte sich der Kurs der Assignaten schon im Januar 1790 auf 96, im Juli 1792 auf 61% des Nennwertes. Der Zettelumlauf wurde fortgesetzt gesteigert. Je mehr er zunahm, umso höher wurde der Wert der Nationalgüter geschätzt. Ein beträchtlicher Ueberpreis wurde für Münzen in Assignaten bezahlt. Seit 1792 stiegen die Preise der Artikel des gewöhnlichen Lebens in Assignaten fühlbar. Die alte Erfahrung, daß bei Zettelwirtschaft die Warenpreise steigen und nun trotz Zettelvermehrung für die Umsätze zu höheren Nominalpreisen mehr Zahlungsmittel verlangt werden, bestätigte sich auch in Frankreich. Vor allem war Mangel an Kleingeld. Die Assignaten waren ursprünglich nur in großen Abschnitten ausgegeben worden. Seit 1790 beginnen die Gemeinden für den Kleinverkehr Notgeld auszugeben. Daraufhin entschließt man sich zur Ausgabe kleiner Assignaten bis zu 5 Livres herab. Beim Umtausch größerer in kleinere Zettel stand das Publikum von 6 Uhr früh an. Man gab Nummern für die Reihenfolge der Erledigung des Umtausches aus. Seit 1792 wird berichtet, daß bei steigenden Warenpreisen ein Hamstern in Waren beginnt. Ein Deutscher, der sich als valutastark damals fühlen konnte und mit Vorteil seine Münzen in Assignaten umgetauscht hatte, kommt 1792 nach Frankreich. Er berichtet, früh der Milchkaffee mit etwas Butter habe ihm 6 Livres gekostet; billig sei es vor allem auf der Post gewesen, da dort die Assignaten zum Nennwert genommen werden mußten. Wie uns gegenwärtig wieder aus Sowjetrußland berichtet wurde, so hat man auch im republikanischen Frankreich, und zwar noch nach der Hinrichtung des Königs, die Zettel aus der monarchistischen Zeit bevorzugt. Als 1793 die Staatsnoten der Republik 73% des Nennwertes verloren, begehrte man noch eifrig Assignaten aus der Königszeit. Der Konvent schreitet gegen die Bevorzugung der königlichen Assignaten ein. Man erläßt Bestimmungen mit schweren Strafen gegen die „accapareurs“, die Warenhamsterer. Mit der zunehmenden Verteuerung des Lebens verschlechtert sich fortgesetzt die Lage der Rentner und der Beamten, auch der breiten Volksmassen. In der gewalttätigen Konventszeit versuchen bewaffnete Banden, Lebensmitteltransporte durch sogenannte „patriotische Requisitionen“ anzuhalten. Ebenso stürzt man sich auf der Straße auf Damen, die kostbaren Schmuck tragen. Die Bauern halten ihre Produkte zurück. Die Märkte veröden, der Schleichhandel blüht. Durch Blockade ist Frankreich von der Seezufuhr abgeschnitten. Da die Bauern nur mehr gegen Münze, nicht gegen Zettel Lebensmittel abgeben wollen, so wird bei schweren Strafen, am 8. September durch den Konvent bei Todesstrafe verboten, Zahlung in Assignaten zurückzuweisen oder Assignaten nur mit Abzug am Nennwerte zu nehmen. Im Mai 1794 wird schwerste Strafe darauf gelegt, wenn der Verkäufer beim Geschäftsabschluß fragte, ob er in Papier oder Metall bezahlt werde. Darauf werden die Münzen und die Waren noch mehr zurückgehalten. Da von den Bauern nicht geliefert wird und die Verteuerung, sowie der Warenmangel — übrigens noch mehr in Webwaren als in Lebensmitteln — unerträglich zu werden droht, versucht man es vom September 1793 bis Ende 1794 mit Höchstpreisen. Ein „Maximum“ des zulässigen Preises wird für 39 Artikel des notwendigen Bedarfes behördlich festgesetzt. Man erachtete 33% Preisaufschlag seit 1790 zulässig, ferner noch einen Gewinnaufschlag des Großhandels von 5% und des Kleinhandels von 10%. Bei der behördlichen Preisfestsetzung sollen sich viele Widersprüche und Irrtümer ergeben haben. Das nächste Ergebnis der Höchstpreise war: die Waren verschwanden vom Markte. Man half sich daraufhin in Paris während der Schreckensherrschaft 1794 durch Rationierung der Versorgung mit Brot, Fleisch, Kohle. Brotmarken und Reismarken wurden in Paris eingeführt. Gegen Brotmarken lieferte man ein Einheitsbrot. Schon seit 1793 leistete man öffentliche Zuschüsse in Paris zur Brotverbilligung. Es wird berichtet, daß daraufhin Bewohner der Umgegend von Paris kleine Zimmer in Paris mieteten, um sich eine Brotkarte und wohlfeilere Brotversorgung zu verschaffen, und daß man duldete, daß sie mit dem Brot dann von Paris zurückwanderten. Frankreich, Republik: FRA-A76, Assignat des Domaines Nationaux über 5 Livres vom 31. Oktober 1793. Ende 1794 und Anfang 1795 sind dann die Höchstpreise und die Rationierung beseitigt worden. Das Volk litt bittere Not, man war empört über das Prassen reich gewordener Leute. Besonders nahm die Lebenslust unter dem Directoire zu. Als die Konventsherrschaft 1795 zusammengebrochen war, wurden bereits Riesenpreise in Assignaten für Metallmünzen bezahlt. Große Mengen von Fälschungen der Zettel begegneten. Französischer Bauernbettler mit vielen verschiedenen wertlos gewordenen Assignaten und Bezugscheinen im Jahr 1795. Abb. Wikimedia Commons. Bis März 1795 waren für 3⅔ Milliarden Nationalgüter verkauft. Die Zahlungen gingen nur langsam ein. Für 2½ Milliarden Assignaten waren verbrannt worden, täglich wurden 50 Millionen neue Assignaten in Umlauf gesetzt. Der Umlauf wurde 1795 auf 7½ Milliarden geschätzt. Unter dem Directorium stieg er weiter, 1796 sogar fast auf 40 Milliarden. Im Juni 1796 wurde 1 Livre Münze gleich 550 Livres Papier geschätzt. Die Preissteigerung setzte sich fort. Trotz Erhöhung der Beamtengehalte auf das 30fache eine Notlage der Beamten und erst recht der Rentner. Es wird von Levasseur berichtet: Ein Schlosser hatte sich mit einem schönen Vermögen zur Ruhe gesetzt: 321,000 Livres. Aber welches Vermögen hätte genügt in einer Zeit, da 1 Pfund Speck 125 Livres, 1 Pfund Butter 560 Livres, eine Truthenne 900 Livres, eine Hammelkeule 1248 Livres, 25 Eier 236 L., ein bestimmtes Quantum Wasser 6 Livres kostete; da man 10 Livres für ein Bündel Zündhölzer zahlte und da es 15,300 Livres kostete, wenn man sich mit einem neuen Leibrock und einer Kasimirhose schmücken wollte? Der Schlosser war kein Schieber; er spekulierte weder in Nationalgütern noch in Assignaten; er zahlte seine Ausgaben umgehend, und von den 321,000 Livres, die er 1790 besaß, blieben ihm 1796 nur 14,000 Livres. Schon aus der vorgehenden Zeit, als 1793 noch die Konventsherrschaft wütete, wird uns das Dasein in Paris von Levasseur folgendermaßen geschildert: „Bei einer ehrbaren Kaufmannsfamilie war der Schreibtisch voll von Assignaten, aber das Büfett war leer. Dia Kartoffeln vertraten oft das Brot und manchmal legte sich der Hausvater ohne Abendbrot schlafen, um seine Ration seinen Kindern zu überlassen. Und diese Familie hatte noch Bevorzugungen, die nicht alle genossen. Ein Freund, ein Briefträger, brachte manchmal heimlich ein Brot, welches er auf dem Lande gekauft hatte. Einmal kam er nachts mit einem Sack Mehl; das war ein Glücksfall. Der Sack wurde mit Vorsicht hinter dem Bett verborgen; allabendlich trug man ein wenig von dem Mehl zu einem benachbarten Bäcker und am anderen Morgen holte man frühzeitig das Brot durch eine Hintertür ab. Dabei lief man Gefahr, wenn es bemerkt wurde, als Hamsterer behandelt zu werden. Auch in der Provinz hatte damals aus Furcht vor Requisitionen die größte Heimlichkeit die Herrschaft. Ein Reisender, der sich im Mai 1795 in Amiens aufhielt, berichtet: „Wenn wir backen, werden die Türen sorgfältig verschlossen; die Türklingel läutet umsonst, kein Besucher wird zugelassen, bis die geringsten Reste der Tätigkeit beseitigt sind.“ Am 15. Juni 1794 waren in Evreux die Haushaltungen bei schweren Strafen verpflichtet worden, alle Lebensmittelvorräte binnen 24 Stunden anzuzeigen. Während die Beamten, Rentner, Kleinbürger, auch das niedere Volk Not litten, blühte die Korruption und der Schleichhandel, vor allem die Spekulation. Wer an der Haltbarkeit der Zettelwirtschaft zu zweifeln begann, flüchtete zur Vermögensanlage in Sachwerten. Muckle berichtet von dem Begründer des französischen Sozialismus, dem Grafen Saint- Simon, daß er in der Zeit der Zettelwirtschaft mit dem preußischen Gesandten, Grafen Redern, der die Mittel liefern mußte, gemeinsam für Zettel Nationalgüter erwarb und sich großen Gewinn sicherte, als die Zettelwirtschaft endlich zusammenbrach. (Ein Schlußartikel folgt.) Quelle: Beiträge und historische Dokumente aus dem Archiv des Battenberg Gietl Verlags Abb. und Anmerkungen: Hans-Ludwig Grabowski

  • Aus dem Archiv: Aus der Zeit der französischen Assignaten, Teil 2

    In der Dokumentensammlung von Albert Pick blieb eine Veröffentlichung des deutschen Nationalökonomen Prof. Dr. Walther Lotz über die französischen Assignaten erhalten, die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Der Beitrag wurde für den Geldschein-Blog neu bebildert und stammt aus der Zeit der sog. "Weimarer Republik". Er wird in der damaligen Schreibweise veröffentlicht, weshalb einige Ausdrücke heute veraltet, falsch geschrieben oder gar unbekannt erscheinen. Lotz wurde am 21. März 1865 im thüringischen Gera geboren und studierte ab 1883 in Leipzig und Straßburg. Nach seiner Promotion 1887 arbeitete er in Berlin und Wien. Seine Habilitation folgte 1890 in Leipzig. Ab 1893 war er Professor für Finanzwissenschaft, Statistik und Volkswirtschaftslehre in München. Korrespondierendes Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften wurde er 1907. Seine Emeritierung erfolgte 1935. Lotz starb am 13. Dezember 1941 in Heidelberg. Aus der Zeit der französischen Assignaten II. Von Prof. Dr. Walther Lotz Frankreich, Republik: FRA-A78, Assignat des Domaines Nationaux über 100 Francs vom 7. Januar 1795. Unter dem Directoire hatte man ebenso wie unter der Konventsherrschaft rücksichtslos die Praxis fortgesetzt, Assignaten zu drucken und hiemit laufende Ausgaben zu bestreiten. Schon am 3. November 1795 wird ein Kurs von 0,87 gemeldet, die Assignaten waren also auf weniger als ein Hundertstel ihres Nennwertes gesunken. Ursprünglich hatte die Konstituante 1800 Millionen Assignaten geschaffen; die Legislative hatte bis zum September 1792 weitere 900 Millionen hinzugefügt, der Konvent noch Milliarden. Bis zur Beseitigung der Assignaten war unter dem Directorium die Ausgabe auf 47½ Milliarden Livres gesteigert worden. Man rechnete und zahlte immer mehr wieder in Münze. Am 22. Februar 1796 wurde ein Assignat nur noch mit 0,29% seines Nennwertes bewertet. Am 23. Dezember 1795 wurde unter dem Directoire bestimmt, daß die Assignatenplatten vernichtet und die weitere Herstellung der Assignaten eingestellt werden solle. Vor Durchführung des Dekrets hatte man noch bis 19. Februar 1796 die Zettelemission von nominell 35½ Milliarden um weitere 12 Milliarden vermehrt. Frankreich, Republik: FRA-A83b, Mandat territorial des Trésorie Nationale über 25 Francs von 1796 (viertes Jahr der Republik). Hätte man die Assignaten aus der Welt schaffen wollen, ohne die Inhaber zu schädigen, so hätte man sie in bar einlösen müssen. Die Mittel hiezu hätte man durch eine verzinsliche Anleihe schaffen müssen, wie es die Vereinigten Staaten bei Abbau der Papierwirtschaft nach dem Bürgerkrieg erfolgreich taten. Das revolutionäre Frankreich hatte die Grundlagen des Kredits durch Zwangsanleihen, von denen noch berichtet werden soll, und durch sonstige Gewalttätigkeiten untergraben. Gewalttätig und ohne Rücksicht auf erworbene Rechte verfuhr man auch bei der Beseitigung der Assignaten. Man löste sie ein, aber nicht in bar, sondern in einem neuen gleichfalls uneinlöslichen Papiergeld, den „mandats territoriaux“, die unter dem Directoire am 18. März 1796 geschaffen wurden. Es sollten von den neuen Scheinen ursprünglich nur 2400 Millionen in Umlauf gesetzt werden und die Assignaten in „mandats territoriaux“ im Verhältnis von 30 Livres Assignaten gleich 1 Livre Mandats gerechnet werden. Die Einlösung eines Papiergeldes durch einen anderen Wert unter Berücksichtigung der tatsächlich eingetretenen Entwertung der alten Zettel nennt man Devalvation. Scheinbar wird dabei eine neue Umwertung der Werte vermieden und der Volkswirtschaft eine Reihe von Erschütterungen erspart, die vielfache Verluste bereiten, wenn man die Einlösung entwerteter Zettel in Münze zum Nennwerte durchführt. Freilich haben die in der Geschichte vorgenommenen Devalvationen zumeist gemeinsam, daß auch die neuen Werte, in welchen die Einlösung oder besser gesagt der Umtausch sich vollzieht, keine Beständigkeit aufweisen. Zunächst mußte für Umrechnung der bisherigen in der Assignatenzeit eingegangenen Schulden eine Skala aufgestellt werden: die Assignaten sollten zum Nennwert gerechnet werden bei vor dem Juli 1792 eingegangenen Verträgen und dann zu fallendem Wert bis zu 2% bei Verträgen vom 1. Januar 1796 ab. Auch die neuen Zettel, die „mandats territoriaux“, waren nicht jederzeit zum Nennwert in bar einlösbar und durchaus ungenügend fundiert. Während die Assignaten aus dem Erlös versteigerter Nationalgüter eingelöst werden sollten, war jetzt bestimmt, daß man ohne weiteres und ohne Versteigerung sich ein beliebiges landwirtschaftliches Grundstück aus den Nationalgütern heraussuchen und mit dem 22fachen Ertrag kaufen könne, während bei Gebäuden der 18fache Ertrag zu zahlen war. Je niedriger die Mandats bewertet wurden, umso vorteilhafter war der Kauf. In der Tat entsprach die Bewertung der Mandats, die bald wie die Assignaten vermehrt wurden, nie dem Nennwert. Ihr Kurs betrug anfangs 18% des Nennwerts, bei weiterer Umlaufssteigerung sank er schon am 10. September 1796 auf 5%, bald auf 1%. Auch die Staatskassen nahmen sie bald nicht mehr zum Nennwert. Ein Gesetz vom 4. Februar 1797 proklamierte Annullierung aller Zettelarten. Nur bis zum 21. März 1797 konnten die Mandats noch zum Kurs von 1% bei Zahlung rückständiger Steuern verwendet und zu einem Teil der Zahlung auf Nationalgüter gebraucht werden, dann nicht mehr. Auf die Devalvation war die „Repudiation“, die Ablehnung jeder weiteren Rücksichtnahme auf die Inhaber der Zettel gefolgt. Zur Bankrotterklärung der Zettelwirtschaft fügten sich weitere entsprechende Maßregeln. Die Gläubiger des französischen Staates aus verzinslichen Anleihen und Leibrenten usw. hatten seit Ausbruch der Revolution erst 80, dann 50, dann 5%, schließlich noch weniger von ihren Halbjahrsbezügen erhalten, und dies in Papier. 1793 wird das große Schuldbuch des Staates begründet, und alle bisherigen Forderungen gegen den Staat wurden durch Eintragung ins Schuldbuch in 5%ige Rente verschmolzen. Von den Zinsen wurden erst 20% als Kapitalertragssteuer vorweg zurückbehalten, für Uebertragungen der Forderungen im Schuldbuch eine beträchtliche Abgabe verlangt. Nach einigen Gewaltmaßregeln von 1796 wird unter dem Directoire durch Gesetz vom 30. September 1797 der Betrag von zwei Dritteln der fundierten Schuld zwar nicht formell, aber materiell beseitigt dadurch, daß hiefür Heimzahlung in wertlosen Papieren vorgesehen wurde. Der Rest der Forderungen, „le tiers consolide“, wurde anerkannt und ist in der Tat seit dem Konsulat (seit 1801) in barer Münze unverkürzt den Gläubigern verzinst worden. Stourm berechnet, daß zum Schluß ein Rentner, der ursprünglich 150 Franken jährlich an Rente zu beziehen hatte, insgesamt um 95 Franken Jahreszahlung verkürzt wurde, also 55 Franken in barer Münze von 1801 ab bezog. Außer fast 48 Milliarden Assignaten und schließlich 2½ Milliarden „Mandats territoriaux“ wurden nicht nur die Zinsen auf den größeren Teil der fundierten Staatsschuld, sondern auch eine Menge anderer papierener Zahlungsmittel, wie Anweisungen für Lieferungen, Requisitionsscheino usw., preisgegeben, freilich nicht, ohne daß einzelne einflußreiche Personen bevorzugt wurden. Denn es herrschte im Beamtentum angesichts der Papierwirtschaft die größte Korruption. Die Not der Beamten und der Rentner war unter dem Direktorium unbeschreiblich. Man verteilte 1796 in Paris Rationen, für deren Bezahlung Zettel ausnahmsweise zum Nennwert angenommen wurden, in Mehl, Ochsenfleisch, Hammel- und Kalbfleisch an die Beamten, Rentner und die Armen. Zeitweilig wurde die Hälfte der Besoldung der Beamten in Getreide geleistet. Daß unter solchen Umständen die Möglichkeit, freiwillige Anleihen von den Sparern zu erlangen, für den Staat nicht gegeben war, nimmt nicht wunder. Dafür machte man Experimente mit Zwangsanleihen, aus denen unsere heutigen deutschen Gesetzgeber, wenn sie Lehren der Geschichte überhaupt beachten wollten, mancherlei lernen könnten. 1793 hat man unter dem Konvent eine progressive unverzinsliche Zwangsanleihe dekretiert, das Directorium versuchte es noch zweimal mit Zwangsanleihen. Von der ersten Anleihe des Directoriums berechnet Stourm, daß sie 6,762,728,571 Livres einbrachte, aber größtenteils in wertlosem Papier; in Münze nur 11½ Million und in sonstigem Gold und Silber ebenfalls 11½ Million. Die letzte Zwangsanleihe des Directoriums von 1799 brachte in Münzen ungefähr 3 Millionen. In der Versammlung der 500 wurde darüber nachträglich geurteilt: Die Zwangsanleihe … hat unberechenbare Uebelstände erzeugt: sie hat die Hilfsquellen des Staates vernichtet, alle kaufmännischen Operationen zum Stillstand gebracht; der Kaufmann, der Manufakturunternehmer, der Fabrikant, der Handwerker, der Landwirt, alle haben Furcht gehabt vor der Sinnesart und Gewissensverfassung einer Einschätzungsjury, die nichts zu verlieren hatte; von diesem Augenblick an kam alles zum Stillstand: das Bargeld verschwand, und alle Arme blieben müssig.“ Es genügt nicht, darauf hinzuweisen, daß für die französischen Zwangsanleihen der Revolutionszeit brauchbare Vermögensregister fehlten; auch wenn sie vorhanden gewesen wären, hätte eine Politik fehlschlagen müssen, welche festgelegtes Vermögen beansprucht, statt sich an die flüssigen Mittel des Geldmarktes zu wenden, welche Gewalttätigkeit anwendet, wo pünktliches Erfüllen der Vernichtungen und Appell an das Interesse und die Freiwilligkeit, die Grundlagen wahren ergiebigen Kredits, allein helfen können. Blickt man auf die Zeit der Assignaten und Mandats territoriaux zurück, so ist festzustellen, daß erstaunliche Mengen von Münze schließlich wieder zum Vorschein kamen, als das Papiergeld wertlos geworden war. Es war in Frankreich nicht der Barbestand bei Beginn der Papierwirtschaft an eine Zentrale abgeliefert worden. Dadurch, daß erlaubter- oder unerlaubterweise das Bargeld ein Aufgeld gegen Zettel bewahrte, blieb es dem Lande erhalten; dadurch, daß insbesondere die Bauern Münzen hamsterten, leisteten sie der Gesamtheit einen wertvollen Dienst. Metallgeld war vorhanden, als die Papierwirtschaft zusammenbrach. Eine enorme Schädigung aller derer, deren Vermögen in Geld oder in anderen auf Papiergeld lautenden Werten bestand, trat ein. Wäre damals Frankreich ein hochkapitalistisch entwickeltes Land mit stark ausgebildeter Kreditwirtschaft gewesen, so wäre ein fürchterlicher Zusammenbruch der gesamten Volkswirtschaft eingetreten, als die Zettel völlig wertlos wurden. Es wäre nach Wiederherstellung der Ordnung für solche Schuldner, die langfristige Schulden in entwertetem Papier aufgenommen hatten, die Heimzahlung zum Nennwerte in barer Münze vernichtend gewesen. Daß dies Schicksal nicht den französischen Staat als Schuldner der Rente traf, wurde durch den teilweisen Staatsbankrott verhütet. Auffällig ist, daß während der französischen Zettelwirtschaft von den Devisenkursen so wenig die Rede war und daß sich die Zettelentwertung nur im hohen Preise des Metallgeldes aussprach. Frankreich war durch die britische Flotte vom Welthandel abgeschnitten und in hohem Maße eine sich selbst genügende, sich selbst ausreichend versorgende Volkswirtschaft mit vorwiegend agrarischem und kleingewerblichem Charakter. Daß immerhin das Gewerbe sehr unter dem Zettelbankrott litt, wird von Levasseur nachgewiesen. Daß der Unwille der französischen Bevölkerung gegenüber der Zettelwirtschaft und ihrem ruhmlosen Abschluß sich nicht stärker geltend machte, ist nur zu verstehen, wenn wir bedenken, daß nicht die Last von riesigen Goldzahlungen, wie sie das heutige entwaffnete Deutschland gegenüber der Entente aufzubringen hat, auf dem damaligen Frankreich lastete, und daß damals eine außerordentlich erfolgreiche auswärtige Politik, vor allem reicher militärischer Erfolg, wobei der Krieg im Auslande geführt wurde und sich selbst ernährte, den Franzosen beschieden war. Aus dem von französischen Armeen besetzten Auslande dürfte auch Bargeld nach Frankreich geströmt sein. Das Verteidigungsargument der Zettelwirtschaft in Frankreich lautete: Frankreich habe seine innere und äußere Freiheit dank der Zettelwirtschaft erreicht. In späteren Zeiten, haben aber die Franzosen aus den damaligen Erfahrungen gelernt, sich von Staatspapiergeld und auch von unvorsichtiger Uebetreibung der Banknotenemission zurückzuhalten. Gegenwärtig steht ihre Valuta zwar besser wie die deutsche, aber weit unter Goldparität, und sie beziehen dadurch, daß Deutschland seine Entschädigungszahlungen in Goldmark leisten muß, einen durch nichts gerechtfertigten Extravalutagewinn, dem durch entsprechende Vereinbarungen hinsichtlich der deutschen Zahlungsleistungen entgegengewirkt werden müßte, wenn bei uns Initiative und in der übrigen Welt nur etwas Gerechtigkeit herrschen würde. Quelle: Beiträge und historische Dokumente aus dem Archiv des Battenberg Gietl Verlags Abb. und Anmerkungen: Hans-Ludwig Grabowski

  • Aus dem Archiv: Rund um die Kontrollziffer

    In der Dokumentensammlung von Albert Pick befindet sich eine mit Schreibmaschine getippte Studie von Kurt Lehrke, der Sammlern durch seine Arbeit und Bildtafeln zu den deutschen Wertpapierwasserzeichen bekannt sein dürfte, über die verschiedenen Ausführungen von Kontrollnummern. Sie ist auch heute noch von Interesse, insbesondere für Spezialsammler und Forscher, weil sie sich zwar nicht umfassend, aber dennoch intensiv mit den verschiedenen Typen von Kontrollnummern und Beizeichen (Numero-Zeichen und Sterne) beschäftigt und auch zwei Bildtafeln enthält. Wenn sich Lehrke auf Kataloge bezieht, dann auf die von Dr. Arnold Keller aus den 1950er-Jahren zu verschiedenen Notgeldscheinen (z. B. Serienscheine und Kleingeldscheine). Man kann also davon ausgehen, dass Albert Pick die Studie für die mit Carl Siemsen bearbeiteten Zusammenstellungen der "Keller-Kataloge" von Lehrke erhielt und genutzt hat, die in den 1970er-Jahren beim Battenberg Verlag neu herausgegeben wurden. Vielleicht ist die Studie ja auch eine Inspiration für Sammler, um in Zukunft viel genauer hinzuschauen und so bislang kaum beachtete Varianten in der Sammlung zu entdecken. Lehrke verwendet in seiner Studie den damals üblichen Begriff Kontrollziffer mit der Abkürzung KZ. Etwa ab den 1980er-Jahren wurde der nicht zuletzt wegen der historisch belasteten Abkürzung KZ immer häufiger durch den Begriff Kontrollnummer mit dem Kürzel KN ersetzt. Studie von Kurt Lehrke über die verschiedenen Typen von Nummern und Beizeichen aus der Dokumentensammlung von Albert Pick: "Ist es schon bei den vielerlei Schriften und Farben schwierig, sie genau zu unterscheiden, so ist dies bei der Mannigfaltigkeit der Formen, die die Kontrollziffer, hier kurz KZ genannt, aufweist, einfach eine Unmöglichkeit. Selbst lange Studien würden nie darüber ein vollständiges Ergebnis bringen, von der Tatsache, daß ja stets nur ein Teil des Gesamtmaterials zur Verfügung steht, ganz abgesehen. Die hier vorliegende Studie kann also nur Beispiele der Vielfalt bringen, die aber sicher dem Leser schon erstaunlich erscheinen wird, wenn er sich die beiden Bildtafeln ansieht. Diese sind mit fünffacher Vergrößerung gezeichnet, damit alle Unterschiede klar zum Ausdruck kommen. Rund um die Kontrollziffer, Tafel I. Die Tafel I bringt zunächst die gebräuchlichste Art der KZ, die mit ihrer Ziffernform als "Normalform" bezeichnet werden könnte. Die beiden verschiedenen Grundformen sind wie in den Katalogen mit Type I und Type II bezeichnet. Der Hauptunterschied beider Typen, also ihr wesentlichstes Unterscheidungsmerkmal, sind die Ziffern 2, 7 und 5. Diese haben bei der Type I geschwungene, bei der Type II gerade Kopf- und Fußstriche. Dann ist zu beachten, daß beide Typen "eng" und "weit" vorkommen. d.h. die Ziffern stehen eng oder weit nebeneinander. Wie die Zeichnung erkennen läßt, sind bei der engen Form die Ziffern stets schmaler als bei der weiten. Bei der Type II sind sie allgemein breiter als bei der Type I. Die Ziffern 2 und 7 bieten in ihrer Form ein sicheres Unterscheidungsmerkmal der beiden Typen, bei der Ziffer 5 zeigen sich aber schon gelegentlich Abweichungen. Sie kann sicher nur mit den anderen zusammen als Merkmal genommen werden. Die Ziffer 4 ist nur bedingt ein Unterscheidungsmerkmal. Sie ist bei der Type I, weite Form, offen, sonst aber in der Regel oben geschlossen, also bei der Type I, eng, und bei der Type II. Wenn das nun alles wäre, könnte man die Unterscheidung der KZ-Formen als nicht gerade schwer ansehen. Aber – wie bei den verschiedensten Schriftformen gibt es nun auch hier viele von der "Normalform" abweichende Abarten, nämlich die Mischformen. Hier beginnen nun die Schwierigkeiten, denn hier gelten die vorher genannten Merkmale nur sehr bedingt. Hier beginnen die Varianten, deren Zahl unbegrenzt ist. Die Tafel I bringt dazu einige Beispiele. Das Beispiel Nördlingen zeigt eine KZ mit No und Stern, deren Ziffern sehr der Blockschrift ähneln. Die folgenden Beispiele von Creussen haben auch Ähnlichkeit mit der Blockschrift. Das No-Zeichen hat eine eigenartige Form für sich, ganz anders als die später gezeigten Beispiele. Es ist einmal fett mit kleinen feinen Ziffern, das andere Mal feiner mit gleichgroßen Ziffern. Die Zierziffer von Vegesack, die Form kommt selten vor, muß als schön bezeichnet werden, zumal sie sich in ihrem Charakter dem Druck des Scheines gut anpaßt. Die von Westerholt gezeigte KZ (Schein b III) ist schon ein Kuriosum. Die KZ ist 5,4 mm hoch, die 5 aber nur 4,6 mm. Sie ist wohl als Ersatz für eine kaputte Ziffer in den Numerateur eingesetzt worden, als keine passende 5 vorhanden war. Das Beispiel Jarmen zeigt die vier verschiedenen KZ-Formen der ersten Ausgabe. I hat die Ziffern der Normalform Type I und einen achtstrahligen Stern. II hat eine häufige Zifferntype in glatter Schnittform mit offener 4, ähnelt aber sonst der Normaltype II. III ist ähnlich II, hat aber die 4 wieder geschlossen. Diese beiden Formen sind also schon richtige Mischtypen, man beachte den Kopfstrich der 5. IV entspricht III, hat aber vor der Nr den bei I rechts gezeichneten kleinen Stern. Die Bezeichnung I-IV nach dem Katalog. Rund um die Kontrollziffer, Tafel II. Die Tafel II zeigt zuerst eine Besonderheit. Die Ausgaben 1918 und 1919 von Eschwege zeigen merkwürdige KZ. Nun, es ist in Wirklichkeit auch keine, sondern nur eine scheinbare KZ. Kahla: 4-stellige Kontrollnummer mit vorgedruckter 4. Abb. Sammlung Grabowski. Als letztes Beispiel ist die Ausgabe Kahla, Stadtansichten, gezeigt. Hier ist die KZ mit einer vorgedruckten Ziffer, die nicht zum Numerateur gehört, versehen. Die normal vierstellige KZ ist entweder 3,5 mm hoch, weit, oder 3,7 bis 3,9 mm hoch, eng. Es sei hier noch bemerkt, daß die Zifferngröße bei der KZ ja vielfach nicht gleichmäßig ist. Da die Ziffern des Apparates ja beweglich sind, ist ihr Abdruck naturgemäß ungleichmäßig, kräftig oder schwächer und so meist den Unterschied bewirkend. Hier bei Kahla ist nun der vierstelligen KZ bei den über 9999 hinausgehenden Nummern eine der Ziffern 1–7 vorgedruckt. Vermutlich kommen sie bei allen Werten vor. Die vorgedruckte Ziffer hat die gleiche Größe wie die KZ (nicht gezeichnet) oder sie ist kleiner bzw. größer als diese. Das No-Zeichen hat bei allen vorliegenden Scheinen die gleiche Größe und Form. Die Beispiele zeigen eine KZ 3,9 mm mit vorgedruckter 1 von 3,6 mm und eine KZ 3,5 mm mit vorgedruckter 7 von 3,9 mm Höhe, wobei die letzte Ziffer der Zahlen nicht gezeichnet sind. – Besonders erwähnt sei auch noch die sechsstellige KZ, die von den übrigen abweicht. Sie hat gleich mehrere Eigenarten an dem einen hier vorliegenden Schein, dem im Katalog nicht aufgeführten 50er. Bei der No 074553, 4 mm hoch, weite Form, hat die 7 die Form der Type I, die breite 4 entspricht aber der Type II. Weiter ist merkwürdig, daß die Ziffern 07 3,5 mm Abstand voneinander haben und zwischen 7 und 4 sogar 4 mm Abstand ist. Der Abstand zwischen den vier letzten Ziffern beträgt je 3,75 mm, von Ziffernmitte bis Ziffernmitte gerechnet. In diesen Ziffern steckt also allerlei verborgen. Berlin: 6-stellige Kontrollnummer mit auffällig vorgedruckter 2. Abb. Sammlung Grabowski. Hier ist nun auch die Erstausgabe von Berlin zu nennen, die neben der sechsstelligen KZ ja noch die Reihen mit vorgedruckter Ziffer hat. Dazu muß eine Richtigstellung der Katalogangabe erfolgen. Die Reihe mit A soll eine siebenstellige KZ haben, was schon der Angabe des Vorwortes, daß es nur sechsstellige Numerateure gibt, widerspricht. Es stimmt auch tatsächlich nicht. Auch diese Reihe hat einwandfrei die erste Ziffer vorgedruckt, wie es die vorliegenden Scheine mit 0 1 2 3 erweisen. Allerdings, wie ja bei den Berliner Scheinen meistens, sehr sauber und daher unauffällig. Die Meßlupe zeigt aber deutlich, daß die vorgedruckten Ziffern 2 und 3 das Punktende vollrund haben, die Ziffern des Apparates aber nicht. Die Form ist also abweichend, wie es bei den anderen Ziffern, z.B. auch bei der 4 (immer geschlossen) oder der 5 zu erkennen ist, sie damit als vorgedruckt erweisend. Ergänzend zu den bisherigen Ausführungen sei hier noch auf die Studie Trebnitz mit der Zeichnung auf Tafel VI hingewiesen [bezieht sich auf Katalog]. Erfurt: No-Zeichen Form 3. Abb. Sammlung Grabowski. Eisenach: No-Zeichen Form 16. Abb. Sammlung Grabowski. Erfurt: No-Zeichen Form 18. Abb. Sammlung Grabowski. Die größte Vielfalt bei der KZ zeigen die Nummernzeichen, von denen die Tafel II eine kleine Auswahl von 18 Stück bringt. Dazu wird der Betrachter feststellen können, daß die vorher gezeigten KZ-Beispiele alle noch eine andere Form haben. Die Gesamtheit der Formen zu erfassen, ist einfach unmöglich. Zur Zeichnung muß bemerkt werden, daß hier teilweise von der fünffachen Vergrößerung abgewichen wurde. Die Zeichnungen wurden alle in gleicher Größe gebracht, um so bessere Vergleichsmöglichkeiten zu haben. Für den Leser, der die Formen vergleichen will, seien die Orte ihrer Herkunft genannt: Nördlingen Form 1 und 2, Erfurt 3, Löbejun 4, Luckau 5, Ebingen 6, Gemünden 7, Cottbus 8, Deggendorf 9, Erfurt und Frankenhausen 10, Tondern 11, Goldap und Ilsenburg 12, Lassan 13, Glücksburg 14 und 15, Eisenach 16, Flöha 17, Erfurt 18. Für den Sammler kann ein Katalog nur die Hauptunterschiede angeben. Wie aber soll man sie so bezeichnen, daß der Sammler zurecht findet? Man kann die Formen 1 und 2 als eng und weit, von den Senkrechten ausgehend, bezeichnen, die Formen 6 und 3 als schmal und breit, wobei aber die Gesamtbreite der Maßstab wäre. Wie aber 2 und 3 unterscheiden? 2 ist, die Senkrechten gesehen, breiter, in der Gesamtbreite aber wieder schmaler als 3. Es sind vier einander ähnliche Formen, eine einfache Unterscheidungsangabe aber ist nicht möglich. Ähnlich ist es bei den Formen 4, 8 und 9. Das N ist "Schräg", es sind aber sehr verschiedene Formen, bei denen trotzdem kaum ein Unterschied angegeben werden kann, von den Sonderformen dazu, 5 und 7, abgesehen. 5 kann als "fett"m 7 als "Blocktype" bezeichnet werden. Diese Beispiele zeigen schon, daß genaue Unterscheidungen in einem normalen Katalog ausgeschlossen sind. Sie können nur in Spezialausgaben gebracht werden. Der Katalog kann nur die Grundformen, von denen sieben deutlich ohne große Mühe zu unterscheiden sind, bringen. Er erspart damit dem Sammler manchen Ärger, läßt dem Spezialisten aber für seinen Forscherdrang freien Spielraum. Der Katalog kann also etwa bringen: I No [schräg] steil – Formen 1, 2, 3, 6 II No [schräg] – Formen 4, 8, 9. 5 und 7 mit Zusatz fett bzw. Blocktype III No [gerade] – Formen 13, 14, 15 IV Nr [schräg] – Formen 10, 11. Form 12 mit Zusatz Blocktype V Nr [gerade] – Form 16 VI NR [gerade] – Form 17 VII Nr [Fraktur] – Form 18 Zu III ist noch zu bemerken, daß zwischen Punkt und Strich bei dem o kein Unterschied zu machen ist, da sie im Druck oft unklar herauskommen. Bei Creussen könnte die Angabe No in Blocktype lauten. Corbach: sechsstrahliger Stern gespreizt, Form 5/6. Abb. Sammlung Grabowski. Von der Vielfalt der Beizeichen, die sich in Form von Sternen und dgl. bei der KZ finden, sind 17 Beispiele gezeigt. Am häufigsten finden sich die sechsstrahligen Sterne der Formen 1 bis 6. Hier kann man jede der drei Formen als klein bzw. groß bezeichnen, weiter aber schon nichts mehr. Die Unterschiede zwischen 1 und 2 bzw. 3 und 4, "dicht" und "licht", sind auf der Zeichnung wohl klar sichtbar, dazwischen gibt es aber noch viele Varianten! Häufig sind auch die achtstrahligen Sterne, wie sie bei 13 und 15 gezeigt werden, Beispiele von Netzschkau. Der Größenunterschied ist oft unklar zu erkennen, nur licht und dicht wäre als Unterscheidung möglich. Bei Netzschkau findet sich auch der seltene fünfstrahlige Stern. Er ähnelt der Form 10, d.h. er ist voll schwarz. Die Größe entspricht der Form 11, 4,5 mm Durchmesser. Die Stellung ist mit zwei Spitzen nach oben, mit einer nach unten. Der Stern steht etwa 9 mm vor der KZ. Er ist als 17 bei 10 eingestrichelt. Der bei Eisenach ausgegebene fünfstrahlige Stern ist nicht bekannt. Alle anderen Formen sind seltener zu finden. Der Stern 7, sechseckig mit heller Mitte, findet sich bei Aschersleben und der Potsdamer Soldatenserie, hier aber nur als Blinddruck. Die Formen 8 bis 11 finden sich bei Badetz, sie fallen schon etwas aus dem üblichen Rahmen. Der hier angegebene fünfstrahlige Stern existiert nicht. Es handelt sich um den gleichen Stern wie 10, nur daß hier die linke Zacke ausgebrochen ist. Die Zusammenzeichnung des fünf- mit dem sechsstrahligen Stern (17 und 10) zeigt schon die ganz verschiedene Konstruktion beider Formen. Die Form 10 findet sich auch stehend, d.h. mit Spitze nach oben und unten, wie es bei Jarmen der Fall ist. – Die Rosette 12 findet man bei Zell, die Blume 16 bei Magdeburg. Noch einige Besonderheiten seien genannt. Bei Bochum findet sich vorgedruckt vor der knapp 4,5 mm hohen KZ ein quadratischer Block von 5 mm Seitenlänge. Ähnlich ist es bei Auerbach bei der Serie vom 1.7.21. Bei der KZ 3 mm ist vor der KZ ein 3,7 mm hoher Block, der auf der Umrahmung steht und meist nur schwach gedruckt ist. Mit etwas Phantasie läßt sich bei einem Schein aus diesem schwachen Druck ein A herauslesen. Scheine mit A (wieviel?) gibt es nach Angabe eines Sammlers in den USA. Die Serie hat, um das noch zu sagen, bei I (glattes Papier) die KZ auch mit vorgedruckter 1 (= Million) bei 3 und 4,5 mm. Die 1 steht dabei schon mitten auf dem Randzierstück wegen der Breite der KZ." Kurt Lehrke / Hans-Ludwig Grabowski (Einleitung) Quelle: Beiträge und historische Dokumente aus dem Archiv des Battenberg Gietl Verlags Abb. Hans-Ludwig Grabowski

  • "Bankprobe" aus Österreich

    Der Ausdruck kommt in Deutschland als Fachbegriff beim Banknotendruck nicht vor – in Österreich aber schon, wie die Abbildungen zeigen. Man könnte die Bezeichnung mit „Druckprobe“ oder „Probedruck“ erklären. Das stimmt jedoch nur bedingt. Die Druckbogen waren im Bestand des ehemaligen Kunstarchivs der Druckerei für Wertpapiere (Nr 757a) und wurde später dem Geldmuseum der Oesterreichischen Nationalbank (Inv.-Nr. ZE00761 ) übergeben. Das Bogenformat wurde handschriftlich mit 390 : 540 mm (richtigerweise 540 × 390 mm) angegeben. Die Druckbogen-Rückseite zeigt neben der unleserlichen Unterschrift des Kontrollbeamten außerdem das Datum 13.XI.49. Abb. 1: 2fach-Stempel „BANKPROBE“ auf den Vorder- und Rückseiten; © OeNB. Die Erklärung des Drucks der „Bankprobe“ löst sich auf, wenn man weiß, dass man für Testdrucke auf französischem Banknotenpapier in der Zeit 1948/49 einfachheitshalber vorhandene Druckvorlagen verwendete. Die deutschen 20-RM-Banknoten waren außer Kurs und es konnten später keinerlei Probleme aufkommen. Druckplatten österreichischer Banknoten hat man demnach absichtlich nicht eingesetzt. Abb. 2: unvollständiger Druckbogen, Rs. mit den KN 07616485 („Bankprobe der Banknote zu 20 Reichsmark, 16. Juni 1939, Deutsche Reichsbank.“; © OeNB). Abb. 3: unvollständiger Druckbogen, Vs. mit den KN 07615485; © OeNB). In der Datenbank im OeNB-Geldmuseum findet sich dazu der Vermerk: VORDERSEITE U. RÜCKSEITE, 12 bldg., auf beiliegendem Blatt mit Aufdruck „Oesterreichische Nationalbank / Druckerei für Wertpapiere“ sowie handschriftliche Vermerke mit schwarzer Feder: „2 Stück / Bankproben (französisches Banknotenpapiermuster) bedruckt mit je 12 Bildern / kompl. Druck V.S. und R.S. der 20 Reichsmark-Note v. 16.6.1939.“ Demzufolge wurden die „Bankproben“ eher bewusst mit 1939-/1945-er 20-Reichsmark-Banknoten gedruckt und stellen überhaupt keinen Zusammenhang mit der Banknotenproduktion während des Kriegs dar. Deshalb sind die fehlenden drei Scheine der Serien E, J und O nur deshalb nicht vorhanden, da die französischen Papierbögen dazu passende Druckvorlagen verlangten. Aber: die Veröffentlichung der „Bankproben“ in der Broschüre des Geldmuseums der OeNB suggeriert in ihrer Aussage eine Verbindung zum deutschen Geld im damals noch zum Deutschen Reich gehörenden Österreich. Die unterschiedlich nummerierten Druckbogen, bei denen die unteren Reihen mit den Scheinen der Serien O, J und E bzw. E, J und O fehlen, wurden in der Druckerei für Wertpapiere (DfW) der Oesterreichischen Nationalbank in Wien gedruckt. Auf den Vorderseiten sind das die Kontrollnummern 07615485 und auf den Rückseiten 07616485. Bekanntermaßen wurden in Wien die Original-Banknoten in Nutzen von 15 Scheinen gedruckt – auch mit den selben Kontrollnummern 0761... und in der Anordnung: A F K B G L C H M D I N E J O bzw. seitenverkehrt K, F, A usw. – bemerkenswert ist das Auftauchen des Serienbuchstabens I, der bei den Reichsbanknoten seit 1924 nie verwendet wurde. Abb. 4: 20 Reichsmark 1939, Vs., 160 × 80 mm, aus dem Zahlenkreis 07615... Abb. 5: 20 Reichsmark 1939, Rs. mit SerBst. I, Vorderer Gosausee, sog. "Tiroler-Schein". Dass die Scheine in Nutzen zu 3 × 5 Scheinen gedruckt wurden, mag an den damaligen Gegebenheiten gelegen haben. Die Bogen zeigen, dass die Banknoten durch Herausschnitte getrennt wurden. Die unterschiedlichen Kontrollnummern belegen, dass man die Scheine in Teilauflagen zu 1.000 Drucken herstellte. 189,0 Millionen dieser Scheine wurden gedruckt und im Februar 1945 gelangten sie in den Umlauf. Das Wasserzeichen stellt die Tirolerin auf der Vorderseite in seitenverkehrter Durchsicht dar. Die Grundgestaltung entstammt der nicht mehr zur Ausgabe gelangten österreichischen 100-Schilling-Banknote mit dem Datum 2. Jänner 1936 (jedoch mit anderem Wasserzeichen). Abb. 6: Bekanntmachung des Reichsbankdirektoriums über die Ausgabe neuer 20-RM-Scheine vom 15. Februar 1945 im Deutschen Reichsanzeiger und Preußischen Staatsanzeiger Nr. 27/1945 am 19. Februar 1945 – abends. Abb. 7: 20 Reichsmark 1939, Vs., Wasserzeichen im Schaurand der Vorderseite. In Berlin druckte man die letzten 20-RM-Banknoten hingegen in Nutzen zu 6 × 7 Scheinen – die Halbbogen ohne Herausschnitte, sondern normal getrennt. Bekannt ist ein Druckbogen mit den Serien A bis G und den Kontrollnummern von A 05102981 bis A 05152981 – B bis G entsprechend. Hier wurden je Serie 50.000 Scheine in Teilauflagen gedruckt. Abb. 8: Druckbogen mit 42 Banknoten zu 20 Reichsmark, 22. Januar 1929, Vs., Reichsdruckerei Berlin. Michael H. Schöne Quelle: „Oesterreichische Geldgeschichte. Vom Mittelalter bis zum Euro“ (3.2 Zwischen Kaiserkrone und Hakenkreuz / 3.2.6 Die Zeit der Reichsmark, Seite 91), Geldmuseum der Oesterreichischen Nationalbank, 2. Fassung, 2020. Ein Dank gilt Frau Julia Domes und Herrn Michael Grundner vom Geldmuseum der OeNB für ihre Unterstützung.

  • Banknoten der Banque d’État du Maroc während des Zweiten Weltkriegs

    Traditionell ließ die Staatsbank von Marokko ihre Banknoten seit den 1920er-Jahren in Frankreich in der Druckerei der Banque de France herstellen. Während des Zweiten Weltkriegs musste man durch die Teilbesetzung Frankreichs auch auf US-amerikanische und einheimische Druckereien ausweichen. Französisch-Nordafrika mit den ehemaligen Kolonien des Maghreb (Marokko, Algerien und Tunesien) war formell mit dem Vichy-Regime verbunden. Von 1912 bis 1956 war Marokko ein französisches Protektorat. Nach der „Operation Torch“ vom November 1942 – der Teilbesetzung Marokkos durch die Alliierten – vergab deshalb die marokkanische Staatsbank Druckaufträge an die E. A. Wright Bank Notes Co. nach Philadelphia und an die American Bank Note Co. nach New York. Abb. 1: 100 Francs 1944, Vs., 178 x 102 mm, Ausgabe 1. März 1944, Serie W 484. Abb. 2: 100 Francs 1943, Rs., Ausgabe 1. August 1943, Unterschriften: Mohamed Ben Mohamed Guessous, Charles Bapst und Louis de Castelbajac. So wurden die 100-Francs-Scheine von WBNCo. 1943/44 in drei Varianten in einer Auflage von jeweils 5 Mio. Stück gedruckt. In den 1990-er Jahren hatte der kürzlich verstorbene New Yorker Händler Arthur Morowitz (Champion Stamp Company) die Möglichkeit, farbige Druckproben zur 100-Francs-Banknote 1944 anzukaufen. Das waren drei Sets aus Farb- und Zusammendrucken der fünffarbigen Vorderseite, die er später nach Ohio verkaufte. Bekannt wurde Morowitz auch durch den Erwerb Zehntausender Exemplare an Probedrucken und Vignetten von Banknoten aus aller Welt aus dem Archiv der American Banknote Co. Die 100-Francs-Noten zeigen auf der Vorderseite das „Tor des Verbrannten“ von Fès, Marokkos ältester Königsstadt: Bab Mahrouk – auch als Bab Mahruq, Bab Al-Mahrouk, Bab Almahruqi, Bāb al-Maḥrūq oder Bab el-Mahrouk bezeichnet. Das ist ein Stadttor im Nordwesten der Medina aus almohadischer Zeit (Almohaden: Berber-Dynastie, die zwischen 1147 und 1269 über weite Teile des Maghreb und von Andalusien herrschte); seit dem Jahr 1981 gehört dieser Teil der drittgrößten Stadt Marokkos zum UNESCO-Weltkulturerbe. Abb. 3: 100 Francs 1944, Vs., Unterdruck in Gelb. Abb. 4: 100 Francs 1944, Vs., Unterdruck in Rotbraun. Abb. 5: 100 Francs 1944, Vs., Zusammendruck der gelben und rotbraunen Druckformen. Abb. 6: 100 Francs 1944, Vs., Unterdruck in Blaugrün. Abb. 7: 100 Francs 1944, Vs., Zusammendruck der gelben, rotbraunen und blaugrünen Druckformen. Abb. 8: 100 Francs 1944, Vs., Unterdruck in Blaugrau. Abb. 9: 100 Francs 1944, Vs., Hauptdruck in Dunkelgrün. Abb. 10: 100 Francs 1944, Vs., kompletter Zusammendruck aller fünf Farben. Außerdem zeigen die Scheine den Herausgeber: die Banque d´État du Maroc. Die BEM wurde 1907 nach dem Vertrag von Algeciras von 1906 in Tanger gegründet und besaß das Recht zur Ausgabe von Banknoten für 40 Jahre. Das Kapital betrug damals 15.400.000 franz. Francs. Filialen gab es in Tanger, Casablanca und Mogador sowie später in Rabat, Oujda und Mazagan. Bis 1925 war der Verwaltungssitz in Paris. 1946 erhielt die Staatsbank eine Verlängerung ihres Banknoten-Ausgaberechts um 20 Jahre. 1956 wurde sie als Banque du Maroc zur Zentralbank des Landes, erlosch aber 1959 und ging danach in der Bank Al-Maghrib auf. Die Wright-Serie umfasste Banknoten in vier Wertstufen mit drei unterschiedlichen Daten: 5 Francs 1.8.1943 (KN 0000001...20000000, ohne Serien-Buchstaben) 1.3.1944 (KN 20000001...30000000, ohne Serien-Buchstaben) 10 Francs 1.5.1943 (Serie 1 bis 400), 1.8.1943 (Serie 401 bis 600) 1.3.1944 (Serie 601 bis 1550). 50 Francs 1.8.1943 (Serie 1 bis 240) 1.3.1944 (Serie 241 bis 600). 100 Francs 1.5.1943 (Serie 1 bis 200) 1.8.1943 (Serie 201 bis 400) 1.3.1944 (Serie 401 bis 600) Bei den Banknoten zu 10, 50 und 100 Francs wurden 25 Serien-Buchstaben von A bis Z verwendet (ohne I) und 1000 Exemplare je Serie gedruckt. Abb. 11: Geschäftskarte der E. A. Wright Bank Note Co., Philadelphia, von 1891. Ernest A. Wright wurde im Juli 1851 in England geboren, er war ein Kupferstecher, Drucker und Lithograf – 1856 wanderte er nach Kanada aus, gründete jedoch 1872 in Philadelphia/PA seine Firma in der Chestnut Street; er beschäftigte bis zu 150 Mitarbeiter. Außer Regierungsaufträge druckte er Banknoten für einige französische Überseebesitzungen. Die Druckerei wurde 1964 geschlossen. Abb. 12: 5 Francs 1. August 1943, Vs., 89 x 58 mm; KN 8-stellig, ohne Sbst. Abb. 13: 10 Francs 1. Mai 1943, Vs., 143 x 89 mm; Serie S. Abb. 14: 50 Francs 1. August 1943, Vs., 170 x 105 mm; Serie L. Abb. 15: 100 Francs 1944, Vs., Musterschein mit Aufdruck SPECIMEN, Serie A1 und Nullnummerierung. Abb. 16: 100 Francs 1944, Rs., Musterschein mit Aufdruck SPECIMEN, ebenfalls 5-farbiger Druck. Die American Bank Note Co. fertigte mit gleichen Vorgaben in der Nummerierung die beiden hohen Wertstufen der Alliierten-Ausgaben: 1000 Francs 1.5.1943 (Serie 1 bis 40), 220 x 126 mm 1.8.1943 (Serie 41 bis 200) 1.3.1944 (Serie 201 bis 320) 5000 Francs 1.5.1943 (Serie 1 bis 16), 200 x 115 mm Die Banknoten weisen kein kein Wasserzeichen auf, zeigen jedoch zufällige Farbpunkte (sog. Planchetten) in den Farben Cyan, Gelb und Magenta. Die Unterschriftkombinationen auf allen Banknoten sind: 1.5.1943: Guessous / Desoubry / Moreau 1.8.1943: Guessous / Bapst / de Castelbajac 1.3.1944: Guessous / Leclerc / de Castelbajac Abb. 17: 1000 Francs 1. März 1944, Vs., Serie A, bei der ABNCo., New York, gedruckt. Abb. 18: 5000 Francs 1. August 1943, Vs., letzte Serie. Abb. 19: Staatsbank-Gebäude in der Avenue Dar al-Makhzen, Rabat 1925 (Musée de Bank Al-Maghrib). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Banknoten für Marokko wieder von der Druckerei der Banque de France hergestellt. Nach der Erlangung der Unabhängigkeit des nordafrikanischen Landes 1956 wurde am 17. Oktober 1959 eine neue Währung eingeführt: 100 Francs = 1 Dirham. Bei den Verhandlungen im Januar 1959 zwischen Frankreich und Marokko einigte man sich auf ein Banknoten-Emissionsrecht der Banque du Maroc. Noch heute wird traditionell in Francs im Wert von einem Centime gerechnet. Erst seit Oktober 1920 wurden Francs-Banknoten von der BEM ausgegeben; zuvor waren Rial-Banknoten (1 Rial = 5 Francs) und Kleingeldscheine im Umlauf. Michael H. Schöne Quellen: Fred Schwan, MPC Gram, Oktober 2023 https://de.wikipedia.org https://en.wikipedia.org https://fr.wikipedia.org https://www.numizon.com https://www.persee.fr

  • G. F. C. Smillie - Der beste Graveur seiner Zeit

    Aus vielen europäischen Ländern kennt man bedeutende Grafiker, Maler und Graveure ihrer Zeit, die sich der Gestaltung von nationalen und internationalen Wertpapierdrucken im Allgemeinen und Geldscheinen im Besonderen widmeten. In den USA hingegen war die „Smillie Family“ bekannt für die Ausgestaltung von Banknoten – eine Dynastie von Banknoten-Graveuren, die über Jahrzehnte in unterschiedlichen Firmen aktiv waren. George Frederick Cumming („Fred“) Smillie war ohne Zweifel der bekannteste und talentierteste Stecher. Viele US-Geldscheine tragen seine Handschrift. Fred Smillie war der Enkelsohn von David und Elizabeth Smillie. Nach dem Tod seines Großvaters wanderte die Großmutter mit ihren Söhnen 1829 aus dem schottischen Edinburgh über New York nach Kanada aus. G. F. C. Smillie wurde im November 1854 in New York geboren. Sein Onkel James D. Smillie erkannte beizeiten das Talent seines Neffen und brachte ihm zusammen mit dem bekannten Graveur für Banknoten und Briefmarken, Alfred M. Jones, die Kunst des Gravierens bei. Mit nur 17 Jahren stellte ihn die American Bank Note Co. (ABNC) als Lehrling ein. Innerhalb weniger Jahre war er einer ihrer besten Graveure, der sich auf Porträts und menschliche Figuren spezialisiert hatte. Während seiner Arbeit bei der ABNC studierte Smillie Zeichnen an der Cooper Union und der National Academy of Design. Smillie verließ 1887 die ABNC, um für seinen Onkel, William Cumming Smillie, Präsident der 1881 gegründeten Canadian Bank Note Co. zu arbeiten. Jedoch fühlte sich Fred Smillie in Montreal nicht wohl, zog ein Jahr später zurück in die USA und ließ sich bei der Homer Lee Bank Note Co. einstellen (diese Druckerei wurde 1891 von der American Bank Note Co. übernommen). Er wechselte 1890 zur Hamilton Bank Note Engraving and Printing Co. (BEP), New York, und arbeitete auch für die Western Bank Note Co., Chicago. Abb. 1: George Frederick Cumming Smillie, geb. am 22. November 1854 in New York, gest. am 21. Januar 1924 in Washington/DC. Schon im März 1894 wechselte Smillie schließlich zum Bureau of Engraving and Printing in Washington und wohnte fortan im Nobel-Viertel Woodley Park, 2631 Connecticut Avenue, nahe des Smithsonian National Zoological Parks. Am 5. Februar 1894 hatte ihm Leland M. Johnson, Leiter des BEP, auf seine Bewerbung geantwortet: Sehr geehrter Herr: Ich habe die Beantwortung Ihres letzten Briefes verzögert, um Ihren Eintrittstermin zu klären, damit ich Sie in meiner Antwort darüber informieren kann. Ich habe jetzt Ihre Ernennung zum Graveur in diesem Büro mit einer Entlohnung in Höhe von 6.000,00 US$ pro Jahr entschieden und hoffe, dass Sie sich hier innerhalb von 30 Tagen oder so bald wie möglich zum Dienst melden können. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir in dieser Zeit einige Entwürfe für Sie bereithalten werden und dass sie, wenn sie ausgeführt werden, zu Ihrem bereits guten Ruf als Graveur beitragen werden. Gestatten Sie mir abschließend, Ihnen zu Ihrer Ernennung zu gratulieren, da ich glaube, dass dies die beste ist, die jemals in diesem Büro gemacht wurde. Mit freundlichen Grüßen Leland M. Johnson, Chef des Büros P.S.: Bitte geben Sie keinem der Zeitungsleute Informationen bezüglich Ihres Termins, da ich es vorziehen würde, diese aus der Presse herauszuhalten, bis Sie nach Washington kommen. Ich werde Ihnen den Grund erklären, wenn wir uns sehen. LMJ Das erwähnte Jahresgehalt von 6.000 US-Dollars im Jahr 1894 entspricht heute über 15.000 Euro Monatslohn. G. F. C. Smillie wurde später beim BEP unter Direktor James L. Wilmeth nicht nur ein Master Engraver, sondern ab 1917 auch der Leiter der Gravurabteilung; Chef des Office of Superintendent of Pictures Engravers. Dort erreichte seine Karriere ihren Höhepunkt. Berühmt wurde er als bester Graveur sowohl von Porträts als auch von sog. Vignetten. Der dramatische Führungswechsel 1922 beim BEP unter Präsident Woodrow Wilson, der den künftigen Direktor Louis A. Hill ins Amt brachte, führte zu Smillies Entlassung. Bis dahin war sich Smillie seiner eigenen Fähigkeiten und der Bedeutung der beim BEP tätigen Graveure voll bewusst und verhandelte immer über bessere Löhne und Arbeitsbedingungen für sich und seine Kollegen. Das neue Management entließ ihn per Einschreibebrief und Fred Smillie war enttäuscht, dass sein 28-jähriges Engagement für das BEP nicht gewürdigt und er nicht persönlich informiert wurde. Das BEP hatte sich Jahre zuvor gerühmt, den bestbezahlten Graveur der Welt zu beschäftigen. Fred Smillie –so sagten Zeitzeugen – hatte wohl einen speziellen Charakter; das Verhältnis zu seinen ebenfalls bekannten Kollegen Thomas F. Morris und Charles Schlecht war angespannt – nicht so zu Marcus W. Baldwin. Beide schätzten sich sehr; ihr gemeinsames Unternehmen war jedoch nicht von Erfolg gekrönt. Glücklicherweise war Smillies Können allgemein geschätzt, sodass er nicht lange arbeitslos war: die ABNC hieß ihn willkommen – mit offenen Armen. Dort traf er wieder auf seinen Partner M. W. Baldwind, der schon 1920 aus dem BEP ausschied. Gene Hessler erwähnt in „The Engraver’s Line“ über 300 Porträts und 135 Szenen, die Fred Smillie in seiner Zeit gravierte. Seine bekannteste Arbeit sind die Allegorien des Silberzertifikats zu 5 US-Dollars 1896 – ein Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens. Abb. 2: Probedruck aus dem Jahr 1895 – 5-Dollars-Note Ausgabe 1896 mit handschriftlichem Vermerk „Proof after hardening Die“ (= Probedruck nach dem Aushärten der Matrize), auch die Vignette der Rückseite wurde von Smillie gestochen. Eine weitere bekannte Arbeit ist auf der Nachfolge-Note von 1899 zu sehen. Als Vorlage für das Porträt des Indianerhäuptlings auf dem 5-Dollars-Schein diente Smillie ein Foto von Alexander Gardner. Aus gestalterischen Gründen ersetzte Smillie die Federn durch die Kriegshaube der Indianer und schuf so die endgültige Abbildung. Abb. 3: Porträt des Indianerhäuptlings Thathóka Íŋyaŋke (= Running Antelope), das Bild löste Unmut aus, da Running Antelope als Häuptling mit einem Pawnee-Kopfschmuck abgebildet war, der ursprüngliche Sioux-Kopfschmuck war zu groß für die Gravur. Abb. 4: zweifarbiger Proof mit dem Porträt des Indianerhäuptlings von 1899, ohne Unterschriften/ohne Nummerierung. Einer der frühesten Stiche von George F. C. Smillie ist auf mehreren Banknoten zusehen: Unter der Aufsicht seines Onkels James Smillie entstand „The Reapers“ zwischen 1872 bis 1874. Fred Smillie veränderte eine Version von Alfred Sealey (aka Sealy) und seines ältesten Cousins James D. Smillie aus dem Jahr 1860. Als sog. „wanderndes Klischee“ kommt die auch „The Harvesters“ genannte Gravur auf nationalen und internationalen Geldscheinen vor: Abb. 5: Gravur von Fred Smillie „The Reapers“ (= die Schnitterinnen). Diese Gravur kommt nicht nur auf Geldscheinen, sondern auch auf Schecks, Aktien und Wertpapieren vor. Abb. 6: 2 Dollars 18..., McKean County Bank, Remainder. Abb. 7: 1000 Peseta 1876, Rs., diese Banknote ist auf das Jahr 1876 datiert, wurde aber frühestens 1883 ausgegeben (Unterlagen geben an, dass von diesem höchsten Nennwert nur 100.000 Stück ausgegeben wurden). Abb. 8: 20 Dollars 186_, Vs., The Waltham Bank, Massachusetts, Remainder, gedruckt bei der American Bank Note Co. N. Y. & Boston. Abb. 9: 20 Pesos 1910, Vs., Banco de Morelos, Cuernavaca/Mexiko, mit „The Reapers“ links und Druckerei-Angabe ABNCo. in der unteren Ornamentleiste. Abb. 10: 1000 Korun 1919, Rs., „The Reapers“; es gab auch zwei weitere Scheine für die Tschechoslowakei, die jedoch von der ABNCo nicht umgesetzt wurden: 20 und 50 Korun vom 7. Juni 1919. Zu finden ist die Gravur über viele Jahrzehnte auf weiteren Banknoten und Wertpapieren sowie Souvenirkarten: USA/VA, Banknote: 20 Dollars 1861, Bank of Pittsylvania USA/PA, Gutschein: 10 Cents 186_, Sutler G. Richard Chile, Aktie: 500 Pesos 18__, Banco Agricola Uruguay, Banknote: 10 Pesos 1888, Banco de España USA/KS, Aktie: 25 Dollars 1888, Southern Kansas Railway Co. Brasilien, 20 Mil Réis 1890, Banco Nacional do Brasil USA/MA, Aktie: 10 Dollars 1910. Brockton MMCB Co. Kolumbien, Banknote: 15 Pesos 1920, Crédito Caucano USA/RI, Aktie: 10 Dollars 1927, American-British AB Ass. USA/MN, Aktie: 100 Dollars 1986, Minneapolis-Moline Co. Weitere Banknoten sind bekannt, ebenfalls Aktien, z. B. der Quaker Oats Co., General Mills, Inc., US-amerikanische Schecks der Merchants National Bank (Helena/MO 1888), der Genesee Valley National Bank (New York/NY 1900), der First National Bank (Parkersburg/WV 1881) sowie Werbedrucke/Werbeplakate der Prager Wertpapierdruckerei DAS (Dokumentační akciová společnost). Auch für das Silberzertifikat 1 Dollar 1899 schuf Fred Smillie die auffällige Gravur des Weißkopfseeadlers auf dem Sternebanner mit dem Washingtoner Capitol im Hintergrund sowie die Porträts der Präsidenten Lincoln und Grant. Abb. 11: Vignette für den Silber-Dollar 1899 mit der Unterschrift G. F. C. Smillies und dem Datum 1897. Abb. 12: Proof 1 Dollar 1899, Vs., mit den Unterschriften J. W. Lyons und Ellis H. Roberts. Als letzte bedeutende Arbeit von G. F. C. Smillie in der US-Staatsdruckerei BEP zählt man das Porträt George Washingtons – die Vorlage dafür war das unvollendete Gemälde aus dem Jahre 1796 von Gilbert C. Stuart. Abb. 13: Vignette des Porträts von George Washington auf der Vorderseite des 2 Silber-Dollars von 1899, danach wurden über Jahrzehnte die 1-Dollar-Noten mit diesem Bildnis versehen (1918 bis 2023). Abb. 14: 2 Dollars 1899, Vs., Silver-Dollar mit den Unterschriften J. W. Lyons und Ellis H. Roberts. Abb. 15: 1 Dollar 1923, Vs., Staatsnote mit den Unterschriften H. V. Speelman/ Frank White (1923–1927). David Smillie, Großvater von Fred Smillie, arbeitete im schottischen Edinburgh als Silberschmied und seine Nachfahren hinterließen bedeutende Arbeiten. Dessen Sohn James Smillie (und Onkel von Fred Smillie) war das begabteste von allen neun Kindern. Seit früher Kindheit interessierte er sich für die Gravuren, die sein Vater auf Silberwaren anfertigte und zeigte ausgeprägte Fähigkeiten beim Skizzieren und Gravieren. Nach 1836 fertigte James Smillie Gravuren für Banknoten in der Druckerei Rawdon, Wright & Hatch an; ebenbso für die National Bank Note Company (1861–68) und für die American Bank Note Company (1868-85). Vor seiner Zusammenarbeit mit der NBNCo. war er Teilhaber der Firma Rawdon, Wright, Hatch & Smillie (1841-43), die sich ausschließlich der Bildgravur von Banknoten widmete. Stellvertretend soll ein bekanntes Motiv gezeigt werden – als Vorlage dienten Gemälde des Schweizer Künstlers Karl Bodmer, der in seiner Zeit in den USA einige Jagdszenen malte. Abb. 16: Gemälde „Indians Hunting the Bisons“ erstmals abgedruckt in „Graham’s Magazine“ 4/1845 bei Rawdon, Wright & Hatch. Abb. 17: 1 Dollar 1840, Vs., State Bank of Illinois, gedruckt bei Rawdon, Wright & Hatch New York. Einen Monat vor seinem Tod am 4. Dezember 1885 schuf James Smillie seine letzte Arbeit, die Gravur „Lions at Home“, datiert vom 6. November 1885. Abb. 18: Gravur, bei der ABNCo unter Vignette Nr. V 44584 registriert. Abb. 19: 20 Mil Reis 1891, Rs., Specimen. Abb. 20: 500 Pesos 1913, Vs., Banco de Londres y Mexico. James David Smillie (Cousin von Fred Smillie) zeigte schon früh Interesse und Begabung für das Zeichnen und Gravieren. In beiden Bereichen wurde er von seinem Vater James Smillie ausgebildet. Bereits aus dem Jahr 1851 sind von dem damals 18-Jährigen verschiedene Geldscheine bekannt, die bei Rawdon, Wright, Hatch & Edson gedruckt wurden. Später arbeitete er für Toppan, Carpenter & Co., für die National Bank Note Co. sowie für die American Bank Note Co. (ABNC). Bekannt sind von ihm auch die realisierten Noten der Bank of Brantford/Kanada und der als Remainder vorliegende Schein der Bank of Michigan. Abb. 21: 5 Dollars 18__, Vs., Quinnipiack Bank, New Haven/Conn., gedruckt bei Toppan, Carpenter & Co. New York. Abb. 22: 4 Dollars 1. November 1859, Vs., Bank of Brantford, gedruckt bei der ABNCo. Abb. 23: 3 Dollars 18__, Vs., Bank of Michigan, gedruckt bei der ABNCo New York, mit Signum „Smillie“ rechts unten vom Mai 1861. Interessant ist seine Bleistift-Radierung von der Dresdner Frauenkirche mit dem historischen „Gasthaus zum Grünen Baum“. Er arbeitete auch als Landschaftsmaler. Abb. 24: Ansicht der Münzgasse in Dresden mit Blick auf die Frauenkirche, mit der Signierung James D. Smillie, 1908. Auch William Cumming Smillie (dritter Sohn vom „Gründervater“ James Smillie und weiterer Onkel von G. F. C. Smillie) war ebenfalls Graveur und Spezialist für Ornamente und Schriftzüge und einer der Gründer der British American Bank Note Co. in Kanada. Seine Hauptarbeiten waren Stiche für die Briefmarkenproduktion. Abb. 25: Stammbaum der Familie Smillie. Auf dem Gebiet der Banknoten- und Briefmarken-Gravuren betätigten sich außerdem William Maine Smillie, George Henry Smillie und Walter de Forrest Smillie, Adoptivsohn von William C. Smillie. Charles Smillie war hingegen ein bekannter Fotograf seiner Zeit. Michael H. Schöne Quellen: http://currency_den.tripod.com https://de.wikipedia.org https://en.wikipedia.org https://sellosyartistas.blogspot.com/search/label/Burt Rollins, Roland: „The Reapers Vignette by ABNC Revisited“ Smedley, Glenn B. „The Smillie family: American engravers and painters“, Numismatist Nr. 7/1958

  • Nicht realisierte Geldschein-Entwürfe

    Weltweit gibt es eine Vielzahl von Banknotenentwürfen, die aus unterschiedlichen Gründen nie zur Ausgabe gelangten. Darunter befinden sich Bleistiftskizzen sowie Tusche- und Farbzeichnungen. Es sind sowohl Einzeldrucke als auch ganze Serien bekannt. Es fällt auf, dass in den letzten Jahren eine Flut von Entwürfen bekannt geworden ist, die nicht aus Gestaltungswettbewerben der Notenbanken stammen. Meist handelt es sich um private Redesigns oder Fantasieentwürfe. Die Hintergründe für die Entstehung solcher Entwürfe – oder Essays, wie sie im Ausland genannt werden – sind teilweise historisch bedingt. Entwürfe – nicht realisiert Khartum/Schuldschein 1884 Der Entwurf in englischer Sprache diente während der Belagerung von Khartum als Vorlage für die in arabischer Sprache ausgegebene Serie der sogenannten „Khartoum currency“. Der britische Gouverneur im Sudan, Generalmajor Charles George Gordon, ließ die Scheine in den Wertstufen 5, 10, 20, 100, 500, 1000, 2500 und 5000 Piaster lithographieren. Der Text lautet „20 Twenty Government Piastre / This sum is accepted I will be paid from the Khartoum Treasury or Cairo after 6 months from this date (Diese Summe wird angenommen und vom Schatzamt in Khartum oder Kairo nach 6 Monaten von diesem Datum an ausgezahlt). Gordon Pasha / seal (Gordon) C. G. Gordon / 25th. April 1884“. Ein ähnlicher, textlich veränderter Entwurf in englischer Sprache mit demselben Datum und der fiktiven Kontrollnummer 24268 wurde fünf Tage nach der Schlacht von einem britischen Unteroffizier in den Ruinen von Khartum gefunden. Abb. 1: 20 Piaster, 25. April 1884, Vs., handschriftlicher Entwurf auf Briefpapier (Quelle: Spink Auction Nr. 18015). Wilhelmshaven, Notgeld 1945 Der damalige Wilhelmshavener Oberbürgermeister Dr. Müller beauftragte den ortsansässigen Grafiker Emil Georg Baumann mit Entwürfen für eine Notgeldserie. Baumanns Unterschrift findet sich auf allen Entwürfen, auf der Rückseite des 50-RM-Scheins auch sein Namenskürzel „G-E-B“. Am 6. Mai 1945 wurde die Stadt von polnischen Soldaten besetzt. Wegen Papiermangels kam es nicht mehr zum Druck. Ähnliche einfarbige Entwürfe sind auch vom Mülheimer Notgeld 1945 bekannt. Abb. 2: 1 Reichsmark, Mai 1945, Vs., Notgeld-Entwurf, einseitige Tuschezeichnung (Quelle: Stadtarchiv Wilhelmshaven). Türkei, Banknote um 1930 Eine farbige Zeichnung des englischen Künstlers Leonard Douglas Fryer entstand in der Werkstatt der Druckerei Waterlow & Sons Ltd. in London. Die Handzeichnung zeigt die Festung Rumeli im europäischen Teil Istanbuls. Der Name der Bank „Türkiye Cümhuriyet Merkez Bank“ wurde handschriftlich korrekt zu „... Bankasi“ ergänzt. Die grafische Darstellung der Rumeli Hisarı wurde Jahre später als Motiv auf der türkischen 500-Lira-Banknote von 1937 (TDLR) und nochmals auf der 100-Lira-Banknote von 1947 (ABNCo.) verwendet. Der gezeigte Entwurf wurde nicht realisiert. Abb. 3: 5 türkische Lira o. D., Vs, Entwurf, einseitige Handzeichnung (Quelle: Spink Auction Nr. 354). Weitere farbige Entwürfe sind z.B. aus Deutschland bekannt: 1000 Reichsmark mit dem Motiv „Seemann“/Vs. und „... Juni 1941“, gezeichnet von Ernst Rudolf Vogenauer [1] - oder aus der UdSSR: die Banknote 100 Mark 1944, gezeichnet vom Goznak-Chefgrafiker Iwan Dubasow [2]. Bulgarien, Banknote um 1912 Nach 1910 vergab die Bulgarische Nationalbank den Auftrag für die Gestaltung künftiger Banknoten erneut an die renommierte englische Wertpapierdruckerei Bradbury, Wilkinson & Co. in New Malden. Der Druckauftrag ging damals jedoch an die Reichsdruckerei in Berlin. Es blieb bei dem einen Entwurf mit dem Porträt von Zar Boris III. in Marineuniform – der Grafiker aus dem BW-Atelier ist namentlich unbekannt. Abb. 4: 50 Leva Zlato, o. D., Vs. Entwurf, zweiseitiger einfarbiger Druck, Wertangabe/Text: „ДВАДЕСЕТЬ ЛЕВА ЗЛАТО“ (= 20 Leva Gold), aber Wertzahlen: „50“ (!) (Quelle: Marciniak Auction Nr. 8). Weitere einfarbig gedruckte Entwürfe sind aus der Schweiz bekannt: 10 Angolares (um 1920) mit „Republica Portugueza Angola / Junta de Moeda de Angola“ (Druckfehler beabsichtigt?); Entwurf: Art. Institut Orell Füssli, Zürich. Dort wurden auch doppelseitige und mehrfarbige Banknoten zu 1 Angolar hergestellt. Preußen, Kassenanweisung 1833 Für die 1820 gegründete Preußische Hauptverwaltung der Staatsschulden wurde eine Nachfolgeserie der Talerscheine von 1824 vorbereitet. Es wurden Probedrucke auf sämischen Papier angefertigt, die eine verbesserte Qualität aufwiesen. Mit dem Datum 2. Januar 1835 kam die neue Serie in den Abschnitten 1, 5, 50 und 100 Thaler in Umlauf. Ein ähnlicher zweiseitiger Druck mit Datum 1. Januar 1834 befindet sich ebenfalls im Münzkabinett Berlin. Abb. 5: 1 Thaler Courant, 1. Januar 1833, Vs., zweiseitiger Probedruck, Entwurf: mehrere Künstler unter Leitung von Karl Friedrich Schinkel; Druck: Vorläufer der Königlich-Preußischen Staatsdruckerei (Quelle: Münzkabinett Berlin/Staatliche Museen zu Berlin). Bundesrepublik Deutschland, Banknote 1949 Die Bank deutscher Länder hatte die Grafiker Max Bittrof und Hermann Virl verpflichtet, für eine spätere Serie Banknoten-Entwürfe vorzulegen. Die 20-DM-Banknote kam jedoch nicht zur Druckausführung. Die Entwürfe zu 50 DM (1950, Porträt nach einem Dürer-Gemälde) und zu 100 DM (1949, Porträt von J. W. v. Goethe) wurden ebenfalls nicht realisiert. Abb. 6: 20 D-Mark, 1. Jan. 1950, "Europa auf dem Stier", 7-stellige Kontrollnummer ➄ K 0206525 E und fünf angedeutete Unterschriften (Quelle: Deutsche Bundesbank). Entwürfe – realisiert: in Serien gedruckt, aber nicht ausgegeben Viele Entwürfe wurden für den Druck umgesetzt und in großen Auflagen gedruckt. Aus verschiedenen Gründen wurden manche Banknoten nicht ausgegeben und vorerst eingelagert. Meist handelt es sich hierbei um sog. Ersatz- oder Reserveserien. Dazu gehören die D-Mark-Serien für die Bundesrepublik („Bittrof-Serie“/BBk II, 1. Juli 1960) in einer Menge von 25,3 Mrd. DM. Dazu äußerte sich 1959 ein Mitarbeiter der Deutschen Bundesbank: „Meines Wissens haben einige Notenbanken für alle Fälle Ersatzplatten zur Hand, mit denen sofort der Druck neuer Ausgaben aufgenommen werden kann.“ Während des sog. „Kalten Krieges“ waren viele Fälle für die Verwendung der Ersatzserien denkbar. Deshalb ließ man auch für Westberlin („Berlin-Serie“, 1. Juli 1963, Grafiker: Rudolf Gerhardt) Ersatzbanknoten in Höhe von 3,9 Mrd. DM drucken, die aber 1988 durch Verkollerung vernichtet wurden. Hier sind auch die in Leipzig überdruckten DM-Ost-Banknoten der Serie 1955 einzuordnen, die bis dahin nicht vernichtet wurden. Im Februar/März 1980 wurde im Nationalen Verteidigungsrat der DDR über Militärgeld diskutiert – mit den Aussagen: „Militärgeld soll bei Handlungen auf gegnerischem Territorium zur finanziellen Sicherstellung von Versorgungsaufgaben und Wehrsoldzahlungen der Nationalen Volksarmee eingeführt werden.“ und „Militärgeld zur Versorgung der Verbände und Truppenteile durch Feldbanken auf fremdem Territorium in Höhe von 4,8 Mrd. M ist in Sonderdepots eingelagert.“ Die Schweizer Nationalbank ließ 1984 ihre 7. Banknotenserie drucken; die nicht ausgegeben und somit zur Reserveserie wurde. Roger und Elisabeth Pfund gestalteten die sechs Werte umfassende Serie – den Druck besorgte Orell Füssli Arts Graphiques SA. Polen, Banknoten 1939 Historisch bemerkenswert sind die Serien von gedruckten und ebenfalls nicht ausgegebenen Geldscheine der Bank Polski mit den Daten 15. und 20. August 1939. Nach Beginn der Besetzung Polens durch deutsche Truppen evakuierte man die Polnische Bank samt Goldbeständen seit dem 5. September 1939 über Rumänien und dann auf dem Seeweg nach Frankreich und später nach Großbritannien. Die im Oktober 1939 in Frankreich gegründete Exilregierung beschloss, neue Banknoten drucken zu lassen und nach der Befreiung Polens in Umlauf zu geben. Es wurden ab 1940 Druckaufträge nach England vergeben: eine erste Serie (Bradbury Wilkinson & Co. in New Malden fertigte die Scheine zu 1, 2 und 5 Złotych und in London stellte man bei Thomas de la Rue die Scheine zu 10, 20, 50, 100 und 500 Złotych her – alle mit dem Datum 15. August 1939); die zweite Serie wurden anschließend in New York bei der American Bank Note Co. gedruckt (20 und 50 Złotych mit dem Datum 20. August 1939). Insgesamt wurden 186 Mio. Banknoten im Wert von 7,328 Mrd. Złotych gedruckt. ABNCo. druckte die beiden Noten zwischen 1942 und 1943. Die eingelagerten und 1947 an die am 15. Januar 1945 gegründeten Narodowy Bank Polski in Warschau übergeben. Abb. 7: 20 Złotych, 20. August 1939, Vs., zweiseitiger Druck, Entwurf: nach einem Foto von M. Steckel, Ausgabe der polnischen Exilregierung, bei der American Bank Note Co. gedruckt (Quelle: WCN E-Auktion Nr. 394). Anfangs diskutierte die neuen Machthaber, ob man die neuen Banknoten in Verkehr bringen sollte. Angeblich entsprach die Gestaltung der Geldscheine nicht den Vorstellungen der Kommunisten; schließlich wurden 1951 alle Serien in der Papierfabrik Miłków fast vollständig vernichtet. Wenige Scheine haben überstanden und sind heute für 4-stellige Beträge auf dem Sammlermarkt erhältlich. Auf den Banknoten der ersten Serie sind die französischen Gestalter und der polnische Graveur auf den Vorderseiten erkenntlich: Edmund Dulac, Eduard Meronti und Clément Serveau – gestochen wurden sie vom bekannten polnischen Graveur Włodzimierz Vacek, der nach seiner Flucht nach England im Atelier bei De La Rue angestellt wurde. Eine andere polnische Banknotenserie (Datum 1. März 1990/Städteserie), die bei Giesecke & Devrient gedruckt wurde, gelangte ebenfalls nicht in Umlauf. Entwürfe – nicht realisiert: Fantasiescheine und Redesigns Viele Entwürfe entstanden ohne eine Autorisierung von Emissionsbanken, wie bspw. die 1949er Serie von Alfred Goldammer [3] oder die 20-D-Mark-Banknote mit Datum 9. Oktober 1954 aus dem Atelier von De la Rue. [4] In den vergangenen 10 bis 15 Jahren wurden zahlreiche "Geldscheinentwürfe" bekannt, die aus privaten Ateliers stammen. Besonders aktiv und kreativ ist Matej Gábriš. Der 1977 in Košice Geborene studierte Gebrauchsgrafik in Bratislava, war schließlich Abteilungsleiter bei ŠEVT und ist seit 2017 freischaffender Grafiker. Beeindruckt durch die Diskussionen über den Austritt Griechenlands aus der Eurozone entwarf er 2012 umgehend einen 100-Drachmen-Schein. Bemerkenswert sind seine "Banknotenentwürfe" (Fantasiescheine), die nie verwirklicht werden können. Beispiele sind Ausgaben für San Marino, Andorra und Monaco, wo Euro-Münzen geprägt werden, aber keine Lire-, Peseta- bzw. Francs-Scheine kursieren – oder Ausgaben für den Kongelige Grønlandske Handel, dem 1908 die Verwaltung Grönlands entzogen wurde. Auf Grönland gilt die Dänische Krone. Gábriš selbst bezeichnet seine Scheine als Geldkunst. Abb. 8: 200 Lire, 2016, Vs., Repubblica di San Marino; Entwurf: Matej Gábriš, Gabrisbanknote. Abb. 9: 200 Kroner, 2018, Vs., Kongelige Grønlandske Handel; Entwurf: Matej Gábriš, Gabrisbanknote. Auch für die Pitcairn-Inseln – britisches Überseegebiet und bekannt durch die Geschichte um das Segelschiff „Bounty“ – schuf Gábriš eine ganze Dollar-Serie (auf den Pitcairn Islands gilt der neuseeländische Dollar). Unter dem Handelsnamen Gabrisbanknote sind weitere Entwürfe mit den Aufdrucken „Probe“, „Specimen“, „Test Essay Note“ usw. zu sehen. Neben der Fantasienote 300 Mark der DDR von 2016 mit dem Abbild von Honecker fertigte Gábriš weitere Scheine z. B. für Åland, Sansibar, Schottland, Spitzbergen, Transsylvanien, Wales und für eine nordamerikanische Währungsunion an. Siehe auch folgende Beiträge zu Matej Gábriš hier im Blog: https://www.geldscheine-online.com/post/money-art-notes-as-a-way-of-expression https://www.geldscheine-online.com/post/die-geld-kunst-des-matej-g%C3%A1bri%C5%A1 https://www.geldscheine-online.com/post/noch-mehr-geld-kunst-des-matej-g%C3%A1bri%C5%A1 https://www.geldscheine-online.com/post/fantasienote-zu-10-kronen-von-1921-mit-franz-joseph-i https://www.geldscheine-online.com/post/leserpost-geldscheine-von-monaco-und-tansania https://www.geldscheine-online.com/post/leserpost-unbekannte-tschechische-banknote Als weitere Grafiker widmete sich der US-Amerikaner Richard J. Reed ebenfalls den Illusions-Banknoten. Die Aufzählung ließe sich fortsetzen. Der New Yorker Designer Richard Smith rief 2010 zu dem Gestaltungswettbewerb „Dollar ReDe$ign Project“ auf, bei dem sich viele Künstler weltweit beteiligten und recht unterschiedliche Ergebnisse lieferten. Smith wollte „dem US-Dollar ein neues Markenzeichen geben, um das finanzielle Vertrauen wiederherzustellen und unsere scheiternde Wirtschaft wiederzubeleben“. Problematisch sind die Entwürfe von Daniel Berry oder Donnie Apted. Die Scheine sehen aus wie Plakate. Anspruchsvoller, dennoch gewöhnungsbedürftig, sind die Entwürfe von Richard Winchell. Und Nathan Tyler Allen entwarf neue US-Noten, die aussehen wie Flyer. Die Agentur Mucho in San Francisco gewann die Aktion; deren Dollarnoten ähneln aber schlichten Umschlägen von Schulbüchern. Gefälliger und akzeptabel zeigen sich die grafischen Umsetzungen des Griechen Pavlos Vatikiotis einer Dollarschein-Serie von 2013. Abb. 10: 50 Dollars, 2013, Vs.; United States of America; Entwurf: Pavlos Vatikiotis. Entwürfe – nicht realisiert: Euro-Banknoten von 2025 Entsprechend der Pressemitteilung der Europäischen Zentralbank vom 6. Dezember 2021 sollen die Euro-Banknoten in den kommenden Jahren ein neues Gesicht bekommen. Dafür wählte die EZB mögliche Themen aus. Die Entscheidung dazu begründete EZB-Präsidentin Christine Lagarde mit ihrer Aussage: „Nach 20 Jahren ist es an der Zeit, die Gestaltung unserer Banknoten unter die Lupe zu nehmen und sie so zu gestalten, dass sich Europäerinnen und Europäer unabhängig von Alter oder Hintergrund besser mit ihnen identifizieren können“. EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta sagte dazu: „Der Prozess zur Neugestaltung der Euro-Banknoten verläuft parallel zu unserer Untersuchungsphase zum digitalen Euro. Mit beiden Projekten wollen wir unser Mandat erfüllen, den Europäerinnen und Europäern sicheres Geld bereitzustellen.“ Im Jahre 2021 gab man vor: „Die EZB wählt neues Design der Euro-Banknoten voraussichtlich bis 2024 aus, die EZB wird öffentliche Meinungen einholen und eine Interdisziplinäre Gruppe wird den EZB-Rat zu neuen Themen beraten.“ Zeitlich ist das Projekt überholt, im Sommer 2023 hieß es aber: „Nach Abschluss des Gestaltungsverfahrens wird der EZB-Rat die Herstellung der neuen Banknoten genehmigen und über potenzielle Ausgabetermine entscheiden. So schnitten die besten Themen bei der ... durchgeführten Umfrage mit mehr als 23.000 teilnehmenden Menschen ab: »Europäische Kultur« 21 %, »Flüsse (Wasser des Lebens in Europa)« 18 % und »Vögel (frei, widerstandsfähig, inspirierend)« 17 Prozent.“ Wahrscheinlich werden von den nationalen Emissionsbanken der Euro-Zone wiederum einige Künstler benannt, die neue Serien der Euro-Banknoten entwerfen werden. Und es wird wieder Entwürfe geben, die den Siegerentwürfen unterliegen werden. Ähnlich war es fast sechs Jahre vor Einführung der ersten Euro-Banknoten: „Im Februar 1996 begann der Gestaltungswettbewerb, an dem 29 Grafiker und Grafikerteams teilnahmen, die von 14 nationalen Zentralbanken der EU nominiert wurden. Im September 1996 beurteilte eine Jury aus international renommierten unabhängigen Experten für Marketing, Grafik und Kunstgeschichte die eingereichten Entwürfe und wählte je fünf für beide Themenbereiche aus. Im Oktober 1996 erfolgte eine Umfrage unter insgesamt 2000 Personen aus allen EU-Ländern außer Dänemark und am 3. Dezember 1996 wählte der Rat des EWI schließlich den Vorschlag aus Österreich Nr. T 382 als Gewinner des Gestaltungswettbewerbs.“ [5] Unklar bis heute ist die Ausgabe von neuen 500-Euro-Scheinen, da die derzeitigen 500er von den Banken und Kassen nach und nach eingezogen werden. Carl-Ludwig Thiele, bis April 2018 Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, schloss in einem Interview das Comeback der 500-Euro-Scheine nicht aus. Aktuell sind rund 400 Millionen 500-Euro-Scheine im Umlauf. Die Europäische Zentralbank nennt den lila Schein auch „Lieblingsschein der Kriminellen“. Aus diesem Grund wurden 500-Euro-Scheine seit 2016 nicht mehr gedruckt und seit April 2019 nicht mehr von der Bundesbank an andere Banken ausgegeben. Abb. 11: 200 Euro, Vs.; EZB; Männerporträt vor europäischen Briefmarken; Ausschnitt der Innenansicht der Börse von Amsterdam, darunter der Ausspruch Mephistos „Grau, teurer Freund, ist alle Theorie“ aus Goethes Faust, Teil 1, und im Grauton des Schaurands: Porträt von J. W. von Goethe. Es ist zu hoffen, dass die neue Serie von der Gestaltung her qualitativ und technisch allen Bedingungen von heute entspricht. Ansprechend waren die Entwürfe der Euro-Noten von Roger Pfund seines Vorschlags T 835 „Zeitalter und Stile in Europa“ – nicht so die Entwürfe seines Vorschlags M 614 „Abstrakt und modern“ im Stil der 1990er- Jahre. Das Thema „Europäische Kultur“ wäre in einer entsprechenden Umsetzung wünschenswert. Michael H. Schöne Quellen: [1] geldscheine-online.com, 25. Oktober 2022 [2] geldscheine-online.com, 12. April 2022 [3] geldscheine-online.com, 11. Januar 2022 ff https://archiwum.niemczyk.pl https://de.wikipedia.org https://en.numista.com https://en.wikipedia.org https://smb.museum-digital.de https://www.behance.net https://www.bpb.de https://www.currencybanknotes.com https://www.ecb.europa.eu https://www.gabrisbanknote.com https://www.pmgnotes.com https://www.spiegel.de

  • Der Gulden: Etymologie und Verbreitung

    Bei dem Währungsbegriff „Gulden“ denkt man zunächst an die früher vor allem in Süddeutschland und Österreich umlaufende Währung. Der Name geht auf die im 13. Jahrhundert in Florenz erstmals geprägten Goldmünzen zurück. Fiorino steht für Florenz mit der Florentiner Lilie im Wappen, die auch die erste Goldmünze der Republik Florenz zierte. Die Accademia della Crusca, eine in Florenz ansässige Gesellschaft von Gelehrten der italienischen Linguistik und Philologie, vertritt die Theorie, dass Florentia ein Name ist, der Glück symbolisiert: „Mögest du blumig sein“ (Fiore = Blume). Abb.1: Fiorino d’oro (o. J., von 1252 bis 1303 geprägt), Goldmünze, Umschrift Vs.: @FLOR ENTIA = Florenz, Umschrift Rs.: @·S˙IOHA NNES˙B = Sanctus Johannes Baptista (Quelle: www.sunflower.ch) Der Name „Gulden“ ist somit die mittelhochdeutsche Übersetzung von fiorino d’oro = guldîner florîn. Erste Belege finden sich im „Urkunden-Buch des Landes ob der Enns“ [1] aus dem Jahr 1348: „... segsthalb hundert guldein phenning floryn ...“. Auch in „Ottokars österreichischer Reimchronik“ heißt es: „... der grâve Albreht nam ... zweinzic tûsent phenninge / guldîner florîn ...“. [2] Und in einem Gedicht: „... zwelf pfunt guldîner pfenning ...“. [3] Aus dem Adjektiv „guldîn“ (= golden) entstand im Neuhochdeutschen das Substantiv „Gulden“. Bereits im Althochdeutschen [4] sprach man von „guldīn“, das auf das germanische „gulþīna“ zurückgeht und sich vom indogermanischen „g̑hel“ ableiten lässt. Auch das heutige „Gelb“ ist mit dem Begriff „Gulden“ verwandt. Aus dem indogermanischen „gwhel“/„ghltom“ wurde im Althochdeutschen „gelo“ und im Mittelhochdeutschen [5] „gel“ (das fehlende „b“ stammt von der gebeugten Form „gelw“ und hatte ursprünglich die Bedeutung „glänzend, schimmernd, hell“). Guldenmünzen waren bis zum Druck der ersten Guldenbanknoten sowohl in Europa als auch in Übersee weit verbreitet ... auch in den sprachlichen Entsprechungen der jeweiligen Länder. Gulden In den Ländern auf dem Gebiet des 1871 gegründeten Deutschen Reichs wurden Guldenbanknoten zuerst 1836 im Königreich Bayern gedruckt, es folgten die Ausgaben im Herzogtum Nassau 1840, in der Grafschaft Solms-Laubach 1847, im Großherzogtum Hessen-Darmstadt 1848, im Königreich Württemberg und im Großherzogtum Baden 1849, in der Freien Stadt Frankfurt und in der Landgrafschaft Hessen-Homburg 1855 sowie vom Bürgermeisteramt Kaiserslautern 1870. Abb. 2: 10 Gulden, 1. Juni 1836, Banknote, Vs., Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank München (Quelle: G+D Stiftung Geldscheinsammlung/www.geldscheinsammlung.de). Frühere Guldenscheine sind aus Österreich bekannt: Vor der Ausgabe der Wiener-Stadt-Banco-Scheine ab 1782 beabsichtigte die Stadt Wien bereits 1759, sogenannte Zahlungspapiere zu drucken. Es sind jedoch nur Formulare bekannt, obwohl die folgende Abbildung eines 20-Gulden-Scheins in stark gebrauchter Erhaltung vorliegt. Abb. 3: 20 Gulden, 1. November 1759, Zahlungspapier, Vs.,Peter Joseph v. Kofler, Bürgermeister von Wien (Quelle: https://sammlung.wienmuseum.at). 1811 wurden Einlösungsscheine eingeführt, um die Banco-Zettel im Verhältnis 1:5 aus dem Verkehr ziehen zu können. Zu diesem Zweck wurde 1810 die „Privilegirte vereinigte Einlösungs- und Tilgungs-Deputation“ eingerichtet. Die Scheine zu 1 bis 100 Gulden waren teilweise vom 20. Juni 1811 bis zum 1. Juli 1858 im Umlauf. Abb. 4: 1 Gulden,1. März 1811, Einlösungsschein, Vs., Privilegirte vereinigte Einlösungs- und Tilgungs-Deputation (Quelle: Aurea Numismatika Praha). Auf ihnen wurden neben der Wertbezeichnung "Gulden" die Übersetzungen in Ungarisch ("forint"), Tschechisch/Slowakisch ("zlatý") und Polnisch ("ryński" = Rheinischer Gulden) und in den jeweiligen Pluralformen hinzugefügt. Auf dem 1-G.-Schein ist „Geden zlatý“ zu lesen, das Zahlwort müsste aber „Jeden“ lauten und es handelt sich wahrscheinlich um einen Druckfehler. Auf den späteren Staatsnoten der K.u.K. Staats-Central-Casse wurden mehrsprachige Wertangaben gedruckt. Die letzten österreichischen Guldenbanknoten hatten nur noch deutsche und ungarische Aufdrucke und waren teilweise bis 1904 im Umlauf. Der Gulden war in den niederländischen Kolonien weit verbreitet und blieb im Mutterland bis 2002 die gültige Währung. Die ersten Guldenbanknoten kamen nach der Gründung des Königreichs der Niederlande 1813 in Umlauf: Ab 1814 gab die Nederlandsche Bank Banknoten von 25 bis 1000 Gulden aus. Daneben emittierte das Finanzministerium auf Gulden lautende Muntbiljets und Zilverbons. Abb. 5: 50 Gulden, 15. September 1853, Munt-Biljet, Vs., Finanzministerium (Quelle: https://www.numisbids.com). Gulden-Banknoten aus dem 19. Jahrhundert sind auch für die Schweiz belegt. In der US-amerikanischen Druckerei Draper, Toppan, Longacre & Co. in Philadelphia wurde 1838 für die Bank von St. Gallen eine erste Serie mit Noten zu 10, 50 und 100 Gulden hergestellt. Eine zweite Serie mit den gleichen Nennwerten folgte 1858. Alle Banknoten wurden nach und nach bis 1882 aus dem Verkehr gezogen. Abb. 6: 50 Gulden, 18__, Anweisung, entwerteter Musterschein, Vs., Die Bank in St. Gallen (Quelle: https://www.bavarikon.de). Eine weitere Guldenwährung wurde nach dem Ersten Weltkrieg in der Freien Stadt Danzig am 20. Oktober 1923 eingeführt. Um die Inflation einzudämmen, musste in der ehemaligen Hansestadt eine neue Finanzordnung geschaffen werden. Die Ausgabe neuer Banknoten in deutscher oder polnischer Mark wurde vom Senat abgelehnt; auch eine neue Talerwährung (wie 1857 bis 1873) wurde nicht favorisiert. Auch durch den Einfluss der Bank von England entschied man sich in Danzig für die Einführung eines „Danziger Gulden“. Vor der Gründung der Bank von Danzig wurden in zwei Serien Banknoten der Danziger Zentralkasse ausgegeben. Ab dem 7. März 1924 wurden Banknoten zu 10, 25, 500 und 1000 Gulden in Umlauf gebracht, die bis zum 31. Dezember 1924 gültig waren. Die Guldenbanknoten wurden über einen Zeitraum von mehr als 15 Jahren in der englischen Wertpapierdruckerei Bradbury, Wilkinson & Co. hergestellt. Abb. 7: 50 Danziger Gulden, 1. November 1923, Kassenschein, Vs., Danziger Zentralkasse AG, gedruckt bei der ortsansässigen Firma Julius Sauer (Quelle: Deutsche Digitale Bibliothek). Guilder Die Ableitung vom holländischen Gulden wurde in englischer Übersetzung für den Druck von Geldscheinen der britischen Kolonien Demerary und Essequebo verwendet. Nach der Eroberung der Kolonie durch Großbritannien im Jahr 1814 war der Guilder 20 Stivers wert. Ab 1830 gaben die Behörden Geldscheine zu 22, 44, 66, 220 und 440 Guilders (= 1, 2, 3, 10 und 20 Joes) heraus. Vor Ort wurden die Scheine „Joe Notes“ genannt und entsprachen einem brasilianischen Peça. Es sollen auch „Half Joe Notes“ im Umlauf gewesen sein – entsprechend der Erwähnung auf Seite 242 in „The Laws of British Guiana“ von 1870. Aufzeichnungen aus dem Jahr 1837 geben die Stückzahlen der jeweiligen Nominale an: 1 Joe (13.258 Stück), 2 Joes (8.189), 3 Joes (4.201), 5 Joes (3.150), 10 Joes (1.700) und 20 Joes (1.250). 1839 wurde diese Kolonialwährung (Colonial Currency) durch den britischen Guayana-Dollar ersetzt. Unter der Herrschaft von George III. und William IV. wurden auch Münzen zu 1, 2 und 3 Guilders geprägt, ebenso wie ¼ und ½ Guilder-Stücke und 22 Guilder-Goldmünzen. Abb. 8: 1 Joe = 22 Guilders, 1. Mai 1830, Sicherungsschein, Vs., Kolonie Demerary und Essequebo (Quelle: https://en.wikipedia.org). Forint Die ersten Forint-Scheine wurden während der Revolution von 1848/49 in Ungarn gedruckt. Auch die verschiedenen Übersetzungen in die Sprachen des ehemaligen Vielvölkerstaates wurden verwendet. Alle Bezeichnungen gehen auf „Florentia“ zurück. Abb. 9: 5 Forint, 1. September 1848, Banknote, Vs., Ungarische Handelsbank (mit der Unterschrift des Finanzministers L. Kossuth). Nach der Niederschlagung der ungarischen Revolution floh Lajos Kossuth über die heutige Türkei nach England und emigrierte 1851 in die USA, wo er bei der bekannten Wertpapierdruckerei Toppan, Carpenter, Casilear & Co. in Philadelphia Forint-Scheine drucken ließ. Es waren Spendenscheine, mit denen Kossuth Geld für seine Rückkehr nach Ungarn sammeln wollte, um eine demokratische Regierung zu unterstützen. Das Projekt erfüllte Kossuths Hoffnungen nicht. Ähnlich erging es den in New York gedruckten „Hungarian Fund“-Dollars. Abb. 10: 1 Silber-Forint, o. D. (1852), Remainder, Vs., nicht ausgegebener Spendenschein des „Exil-Ungarischen Finanzministeriums“, (Quelle: https://katzauction.com). Fiorino In der Toskana zirkulierten Silbermünzen zu einem halben Fiorino und zu einem Fiorino. Der 1 Fiorino war von 1826 bis 1859 die Hauptmünze des Großherzogtums und wurde in 100 Quattrini unterteilt. Die Goldmünzen zu 80 Fiorini bildeten den höchsten Wert und entsprachen bei der Wiedereinführung der toskanischen Lira etwa 133 Lire. Abb. 11: 1 Fiorino, 1826, Silber, Silbermünze, Vs.: Florentiner Lilie, Rs.: Leopoldo II., Großherzog der Toskana (Quelle: https://www.ebay.de). Florin Im früheren britischen Münzsystem gab es ebenfalls Fiorino-Münzen, die jedoch Florin genannt wurden. Sie hatten einen Wert von einem Zehntel Pfund = 2 Schilling und wurden aus 925er und später 500er Sterling-Silber geprägt. Sie wurden von 1849 bis 1967 ausgegeben. Auf Florin lautende Geldscheine wurden jedoch nur selten gedruckt. Ein Beispiel ist der 10-Florin-Schein (= 1 Pfund) des britischen Ostafrikanischen Währungsamtes von 1920. Es kamen auch Scheine zu 1, 5, 20, 50, 100, 200 und 500 Florin in Umlauf. In dieser Kolonie und in anderen britischen Überseegebieten wie Australien und Neuseeland liefen 1-Florin-Münzen um. Abb. 12: 10 Florins, 1. Mai 1920, Auftragsmuster, Vs., Perforation CANCELLED, The East African Currency Board, Druck: Bradbury, Wilkinson & Co. (Quelle: https://en.numista.com). Der Florin ist auch die offizielle Währung von Aruba, einem der niederländischen Überseebesitzungen in der Karibik. Im Gegensatz zu Curaçao u.a. (bis 2010 Niederländische Antillen) gilt dort der Antillen-Gulden bzw. US-Dollar. Dieser soll demnächst durch den Karibischen Gulden ersetzt werden. Auf Aruba wurde bereits 1986 der Arubaanse florin eingeführt. Er ist wie der Antillen-Gulden an den US-Dollar gekoppelt. Abb. 13: 5 Florin, o. D. (1986), Banknote, Vs., Banco Central di Aruba. Der Florin ist auch im Niederländischen unter dem Namen Florijn bekannt, wie die regionalen Münzen im belgischen Ostende von 1980 zeigen. Die Begeisterung für das belgische Kommunalgeld endete jedoch Ende 1981, obwohl die Gestaltung des Oostendse Florijn von hoher Qualität war. Złoty/Złote/Złotych Die polnische Bezeichnung für den Gulden lautet seit dem 14. Jahrhundert „Złoty“ und bedeutet „der Goldene“. Die Währungsbezeichnung geht auf das Wort „złoto“ für „Gold“ zurück. Aus dem indoueropäischem „ghltom“ wurde das slawische “zolt“ und das indogermanische „g̑hel““ - immer in der Bedeutung „gelb“. Während des Kościuszko-Aufstandes wurden 1794 erstmals polnische Schatzscheine in Złotych gedruckt. Abb. 14: 5 Złoty, 9. Juni 1794, Schatzschein, Vs., Obersten Nationalrat = Rady Najwyższej Narodowej (Quelle: https://en.wikipedia.org). Wikipedia beschreibt das komplexe und komplizierte polnische Währungssystem für die Zeit danach treffend: „Während des Novemberaufstandes 1830 gaben die Aufständischen ihr eigenes "Rebellengeld" heraus – goldene Dukaten und Silbermünzen im Wert von 2 und 5 Złoty mit dem Revolutionswappen und die kupfernen 3 und 10 Groschen. Diese Münzen wurden noch lange nach der Niederschlagung des Aufstandes gehandelt. Als Folge des Aufstandes wurde der Rubel ab 1842 alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel in Kongresspolen, obwohl in Warschau bis 1865 Münzen mit der Aufschrift Złoty parallel zum Rubel geprägt wurden und bis 1890 gültig blieben. ... Zwischen 1835 und 1846 verwendete die Freie Stadt Krakau auch eine eigene unabhängige Währung, den Krakauer Złoty, dessen Münzen tatsächlich in Wien hergestellt wurden und bis 1857 gültig blieben.“ [6] Erst fünfeinhalb Jahre nach Ausrufung der Republik Polen, im April 1924, wurde der polnische Złoty zur neuen Währung, blieb auch während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg gültiges Zahlungsmittel und ist bis heute in 100 Groszy (Groschen) unterteilt. Auf älteren österreichischen und ungarischen Geldscheinen finden sich im Aufdruck noch die Lehnwörter Zlatych, Złatý sowie Złotych Reńskich (= Rheinischer Gulden) und Ryński/Реньских (= Rheinischer). Eine Besonderheit ist das slowenische Fremdwort Goldinarjev (= golden). Auch die slawischen Namen Флоріні/Форинтік/Forintik finden sich auf den Scheinen. Für den Gulden wird im Allgemeinen die Abkürzung „f“, „Fl“ sowie die Ableitungen „Ft“, „Zł“ usw. verwendet. In der Numismatik gibt es noch die Bezeichnung „Goldgulden“. Eigentlich handelt es sich um einen pleonastischen Begriff wie „großer Riese“, „runder Kreis“ oder der umgangssprachliche „weiße Schimmel“. Michael H. Schöne Anmerkungen [1] in Verwaltungs-Ausschuß des Museums Francisco-Carolinum zu Linz, Wien 1852–1950 [2] nach den Abschriften Franz Lichtensteins, hg. von Joseph Seemüller (MGH Deutsche Chroniken V), Hannover 1890–1893 [3] „Jansen Enikels Weltchronik, Fürstenbuch (1277–1290)“, in: Strauch, Philipp, „Enikels Werke“ 1900, Nachdruck München 2001 [4] althochdeutsch: etwa von 750 bis 1050 [5] mitttelhochdeutsch: etwa von 1050 bis 1350 [6] https://en-m-wikipedia-org.translate.goog/wiki/Polish_złoty https://sammlung.wienmuseum.at https://www.koeblergerhard.de http://www.mhdwb-online.de https://hls-dhs-dss.ch https://www.lastdodo.de

  • Lexikon: Holzschnitt

    Ein Holzschnitt ist eine in eine Holzplatte geschnittene Zeichnung und der unter Verwendung dieses Holzstockes angefertigte Abdruck. Die ältesten Geldscheine wurden in China mit Hilfe solcher Holzschnitte hergestellt. Tibet: 100 Srang ohne Datum (1942), Vorder- und Rückseite. Auch einige der frühen europäischen Scheine wurden ganz oder wenigstens in Teilen von Holzstöcken gedruckt, so der preußische 5-Taler-Schein von 1806 und die Wiener Banco-Zettel von 1762. Da zum Druck mehrere solche Holzstöcke angefertigt werden mussten, die sich jeweils voneinander unterschieden, war ein sorgfältiger wertpapiermäßiger Druck nicht möglich. Wenn bei der Herstellung späterer Scheine noch von Holzschnitten die Rede ist, meinte man den zunächst hergestellten Holzstock, nach dem dann zur Verwendung für den Druck auf galvanischem Wege Metallplatten angefertigt wurden. Die jüngsten Scheine, die noch unter direkter Verwendung von Holzstöcken hergestellt wurden, dürften die bis 1951 zirkulierenden Scheine von Tibet sein. Albert Pick / Hans-Ludwig Grabowski (Überarbeitung und Bebilderung)

  • World Money Fair 2024 in Berlin: Tausende von Numismatik-Fans auf der weltgrößten Münzenmesse!

    Berlin, 5. Februar 2024 – Die weltweit größte Münzenmesse World Money Fair hat erneut ihre Position als Zentrum der internationalen Numismatik-Szene unterstrichen. Vom 2. bis 4. Februar präsentierten sich rund 300 Aussteller aus über 50 Nationen im Estrel Congress Center in Berlin. Vorgestellt wurden nicht nur Sammlerstücke und faszinierende Neuheiten bei Münzen und Medaillen, sondern auch technische Innovationen aus den Bereichen Herstellung und Prägung. Großer Besucherandrang auf der World Money Fair 2024: 300 Aussteller aus 50 Nationen präsentierten wertvolle Sammlerstücke in Berlin. Fotocredit: World Money Fair/ Constanze Tillmann Das Team um Messechef Goetz-Ulf-Jungmichel hatte die World Money Fair, die seit 1972 stattfindet, im Vorfeld in vielen Bereichen neu ausgerichtet. Mit Erfolg: Rund 13.500 Besuche registrierte die Messe an den drei Messetagen auf den 9.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche an der Berliner Sonnenallee. Ein neuer Besucherrekord. „Unser Ziel ist es, die World Money Fair zum attraktivsten numismatischen Marktplatz der Welt weiterzuentwickeln“, so Goetz-Ulf Jungmichel. „Mit der World Money Fair 2024 sind wir diesem Ziel erheblich nähergekommen.“ Gestartet war die Messe bereits am 1. Februar für Fachbesucher. Im "Technical Forum" präsentierten Prägestätten und Hersteller Innovationen rund um die Herstellung von Münzen und Medaillen. Die Auktion des Osnabrücker Auktionshauses Künker verlief an diesem Donnerstag ebenfalls erfolgreich: Rund 11 Millionen Euro erlösten die 770 Lose mit seltenen Münzen und Medaillen – rund 4 Millionen Euro mehr als erwartet. Die Publikumsmessetage am Freitag bis Sonntag wurden von exklusiven Messeprägungen dominiert, die teilweise in wenigen Stunden ausverkauft waren. Gastland Frankreich präsentierte in Kooperation mit der staatlichen Münzprägeanstalt „Monnaie de Paris“ die mehrteilige Serie offizieller 2-Euro Gedenkmünzen mit dem Emblem „Paris 2024“ zu den Olympischen und Paralympischen Spielen im Sommer. Weitere Höhepunkte waren unter anderem die neue "Live Stage" im Entrée der Messe, auf der Münzenanbieter und Prägestätten ihre Neuigkeiten vorstellten, sowie die Einsteiger-Beratung für Sammler durch den Berufsverband des Deutschen Münzenfachhandels e.V. und der neue „World Money Fair Club“. Die World Money Fair wird sich auch 2025 weiterentwickeln. Goetz-Ulf Jungmichel kündigt für die Messe, die dann vom 30. Januar bis 1. Februar 2025 erneut in Berlin stattfindet, weitere Neuerungen an: „Wir werden die Laufzeit der Messe von Donnerstag bis Samstag anpassen und u. a. das Technical Forum noch professioneller ausgestalten. Zudem werden wir die Themenbereiche der World Money Fair neu gruppieren und einen Hallenrundgang konzipieren.“ Gastland ist im nächsten Jahr die Schweiz, vertreten durch die Eidgenössische Münzstätte Swissmint. Über die World Money Fair: Die World Money Fair ist die weltweit größte Münzenmesse, die jährlich Ende Januar/ Anfang Februar in Berlin stattfindet. Sie ist die wichtigste Leitveranstaltung der internationalen Münzenbranche. Händler, Anbieter von Zubehör und Auktionshäuser aus aller Welt präsentieren Sammlern ihr numismatisches Sortiment, staatliche Münzstätten und private Prägestätten zeigen ihre Neuheiten. Im Technik-Bereich treffen sich verschiedenste Maschinen-Hersteller und Zulieferer der Münzindustrie und zeigen von der Platinen-Herstellung über das Prägen bis hin zum Verpacken und der entsprechenden Werkzeugtechnologie den kompletten Herstellungsprozess für Münzen und Medaillen. Die World Money Fair hat sich seit Januar 1972, wo sie erstmals in der Schweiz als „Internationale Münzenbörse“ durchgeführt wurde, stets weiterentwickelt. Heute präsentieren sich während der dreitägigen Messe, die seit 2006 in Berlin stattfindet, auf 9.000 qm Fläche im Estrel Congress Center mehr als 300 Aussteller, darunter Prägeanstalten und Nationalbanken aus etwa 50 Nationen. Auch für Anleger und Investoren bietet die World Money Fair eine hervorragende Möglichkeit, sich über physische Edelmetalle und ihre Bedeutung als Wertanlage zu informieren. Die Ausstellung umfasst Münzen aus zahlreichen Ländern, spezielle Prägungen und hochkarätige Sondermünzen, sowie Sondermesseausgaben und diverse Gedenkmünzen. Pressemitteilung

  • Aus privaten Sammlungen: Fälschung des 5-Rentenmark-Scheins vom 1. November 1923

    Auf dem Höhepunkt der Inflation wurde die Deutsche Rentenbank durch Rentenbankverordnung vom 15. Oktober 1923 als juristische Person des Privatrechts gegründet. Mit ihr entstand eine zweite Notenbank neben der Reichsbank. Die Deutsche Rentenbank erhielt das Recht Rentenbankscheine auszugeben, die auf Rentenmark lauteten. Allerdings waren die Rentenbankscheine kein gesetzliches Zahlungsmittel, sondern nur ein gesetzlich zugelassenes Geld, das nur von den öffentlichen Kassen angenommen werden musste. Die Rentenmark war als reine Binnenwährung konzipiert. Ihr Wert war durch Hypotheken auf land- und forstwirtschaftliche Grundstücke sowie der industriellen, gewerblichen und Handelsbetriebe gesichert. Über Stücklung und Aussehen der neuen Währung wurde in den folgenden Wochen wild spekuliert und man rechnete mit ihrer Ausgabe in der ersten oder zweiten Novemberwoche. Dass es dann bis zum 15. November dauerte, war dem Streik der Buchdrucker geschuldet. Am 15. November 1923 gelangten die ersten Rentenmark-Zahlungsmittel in Umlauf, und zwar nach und nach die Scheine zu 1, 2, 5, 10, 50, 100, 500 und 1000 Rentenmark. Es ist kaum vorstellbar, dass die notwendigen Arbeiten in nur 31 Tagen bewältigt wurden. Neben den administrativen Arbeiten, wie die Ausarbeitung der „Satzung der Deutschen Rentenbank“, der gesetzlichen Regelung der Hypotheken, der Besetzung des Verwaltungsrates der Rentenbank mit Vertretern der Wirtschaft, mussten auch noch die Scheine hergestellt werden, d. h. diese mussten entworfen und gedruckt werden. Dazu waren Druckplatten zu fertigen, Papier und Farben zu beschaffen, schließlich mussten die Scheine zu den Ausgabestellen transportiert und in Verkehr gesetzt werden. Wie im Gesetz festgelegt, stellte die Reichsbank am 16. November 1923 die Diskontierung von Reichsschatzanweisungen ein. Damit war die wichtigste Voraussetzung für die Stabilisierung der Mark verwirklicht. Die Umtauschrelation zwischen Rentenmark und Papiermark betrug anfangs 1:600 Milliarden, entsprechend dem vom 15. Bis 19. November 1923 geltendem Kurs von 2,52 Billionen Mark für einen US-Dollar. Am 20. November wurde die Stabilisierung der deutschen Währung bei einem Dollarkurs von 4,2 Billionen Mark erreicht. Ab nun entsprach eine Rentenmark einer Billion Mark. Obwohl die neue Währung auch nur aus einem Stück Papier mit einem Zahlungsversprechen bestand, muss die psychologische Wirkung enorm gewesen sein. Trotz der schlechten Erfahrungen, die die Bevölkerung in der Zeit der Inflation gemacht hatte, wurde schon bald wieder gespart. Die Rentenbankscheine wurden beidseitig im Buchdruck auf Papier mit dem Wasserzeichen „Kreuzringelmuster“ hergestellt. Bei den Nominalen zu 500 und 1000 Rentenmark wurde darüber hinaus ein senkrecht geripptes Papier verwendet. Die Scheine sind weitgehend gleich gestaltet und weisen fünfzehn Unterschriften auf. Da der Vorstand der Rentenbank zu spät ernannt wurde – der Druck der Scheine war bereits angelaufen – fehlen die Unterschiften von Kißler und Lipp auf ihnen. Am Druck der Rentenbankscheine waren neben der Reichsdruckerei die Druckereien Giesecke & Devrient, Leipzig, sowie in Berlin W. Büxenstein und Dr. Selle & Co. Beteiligt. Bedingt durch das Druckverfahren kommen zahlreiche Druckfälschungen der Rentenbankscheine vor. Vom 5-Rentenmark-Schein, der bis zum 31. Januar 1927 im Umlauf war und ab 15. April 1927 nicht mehr umgewechselt wurde, liegt der folgende handgezeichnete Schein vor. Objekttyp: Rentenbankschein (Fälschung) Sammlung: Sammlung Bronnert Authentizität: Original Land/Region/Ort: Deutsches Reich ("Weimarer Republik") Emittent: Deutsche Rentenbank Nominal: 5 Rentenmark Datierung: 1. November 1923 Vorderseite: Text in einem Schmuckrahmen Rückseite: Wertangabe in Ziffern und Buchstaben auf Untergrund mit Guilloche Unterschriften: Lentze (Präsident des Verwaltungsrates), Brandes, Bücher, Crone-Münzebrock, Dietrich, Gennes, H. Grünfeld, Heim, Hilger, Keinath, Millington-Herrmann, Roesicke, Siemens, Sorge, Urbig Material: einfaches glattes Papier ohne Wasserzeichen Format: 125 mm x 68 mm Druck: handgezeichnete Fälschung Nummerierung: G • 01467191 Gültigkeit: 15. November 1923 bis 31. Januar 1927 Zitate: DEU-201 (Grabowski: Die deutschen Banknoten ab 1871) Ro/Gra 156 (Rosenberg/Grabowski: Die deutschen Banknoten ab 1871) GER-163 (Standard Catalog of World Paper Money) Uwe Bronnert Wenn auch Sie ein besonderes Stück aus Ihrer Sammlung vorstellen möchten, dann schicken Sie einfach eine E-Mail an: info@geldscheine-online.com. Literaturempfehlung: Hans-Ludwig Grabowski: Die deutschen Banknoten ab 1871 Das Papiergeld der deutschen Notenbanken, Staatspapiergeld, Kolonial- und Besatzungsausgaben, deutsche Nebengebiete und geldscheinähnliche Wertpapiere und Gutscheine 23. Auflage 2023/2024 ISBN: 978-3-86646-224-3 864 Seiten, durchgehend farbig Preis: 39,90 Euro Zur Leseprobe Bestellung über den Verlags-Shop

  • Norwegen: Jahresbericht 2023 der Norges Bank

    Einmal im Jahr, gewöhnlich Ende Januar, veröffentlicht Norges Bank – die Zentralbank Norwegens – teilweise sehr detaillierte Daten zu Münzen und Banknoten aus dem Vorjahr. So auch dieses Jahr. Die für Sammler wohl interessanteste Neuigkeit direkt vorne weg. Nachdem die Bank bereits 2022 21,2 Millionen 200-Kronen-Scheine der aktuellen Serie VIII drucken ließ (die Erstausstattung dieses Nennwertes wurde 2016 und 2017 mit der Jahreszahl 2016 gedruckt), wurden im Jahr 2023 21,201 Million 100-Kronen-Scheine der aktuellen Serie gedruckt (die Erstausstattung dieses Nennwertes wurde ebenfalls 2016 und 2017 ebenfalls nur mit der Jahreszahl 2016 gedruckt). Also: Ausschau halten nach neuen Jahreszahlen und/oder Unterschriften- Kombinationen auf diesen Wertstufen. Bis jetzt gibt es keine Berichte, dass welche gefunden wurden. Da Norwegen zu den ''cash light''-Ländern zählt (wenig Zahlungen mit Bargeld), ist dies auch eine schwierige Aufgabe. Hier noch ein paar Informationen: Im Jahr 2023 ist die Anzahl der Geldscheine im Umlauf im Jahresdurchschnitt im Vergleich zum Vorjahr ganz leicht auf 115,2 Millionen (von 115,6 Mill.) gesunken. Höchststand war 2015 mit 128,3 Millionen. Der Wert aller Geldscheine im Umlauf stieg allerdings von 35,32 Milliarden Norwegischen Kronen auf 36,01 Mrd. Der Grund ist ganz einfach. Die Anzahl der 1000- und 500-Kronen-Scheine (sowie der 50 Kronen) stieg an und glich die Verringerung der Anzahl der Hunderter und Zweihunderter im Umlauf wertmäßig aus. Man kann nur hoffen, dass Norges Bank (im Gegensatz zu Danmarks Nationalbank) am 1000-Kronen-Schein festhält. Er hat offensichtlich immer noch seinen berechtigten Platz, auch in einer ''cash light''-Gesellschaft. Bei den Münzen hat sich in Norwegen 2023 nicht viel getan. Die Anzahl aller fünf Wertstufen hat im Umlauf ganz leicht abgenommen. Von der Umlauf-Gedenkmünze ''250 Jahre Kartografisches Institut'' zu 20 Kronen wurden 513.000 Stück geprägt. Ralf Faust

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