Aus privaten Sammlungen: Unfertig – Sudan, 25 Piaster Ausgabe 1956
- Sven Gerhard
- 23. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Makulatur: Nach dem Papiergeld-Lexikon von Albert Pick (München 1978) die Bezeichnung für alle während der Herstellung misslungenen Drucke, die beim Wertpapierdruck vernichtet werden müssen; nicht zu verwechseln mit Fehldrucken, Druckzufälligkeiten und Druckfehlern.
Ist der vorliegende Schein Makulatur?
Zum geschichtlichen Hintergrund
Am 1. Januar 1956 erlangte der Sudan seine staatliche Unabhängigkeit. Zur Errichtung einer eigenen Währung wurde das auch mit ausländischen Fachleuten besetzte Sudan Currency Board geschaffen, Vorläuferin der 1959 gegründeten Bank of Sudan, die im Februar 1960 den Geschäftsbetrieb aufnahm. Zu den Aufgaben des Sudan Currency Boards gehörte die Schaffung einer eigenen sudanesischen Währung. Auf dem Gebiet des neuen Staates galt das ägyptische Pfund. Die Wertpapierdruckerei Waterlow & Sons in London wurde 1956 mit der Herstellung einer neuen Banknotenserie in den Wertstufen 25 und 50 Piaster, sowie 1, 5 und 10 sudanesische Pfund beauftragt. Die Wertstufen zu 25 und 50 Piaster sowie zu 1 Pfund gelangten im April 1957 in den Umlauf und lösten die ägyptischen Banknoten im Verhältnis 1:1 ab. Eine Zweitauflage der Scheine wurde 1959 bei Thomas de la Rue in England in Auftrag gegeben, und ab 1960 in den Umlauf gegeben.
Aus der bei Waterlow & Sons gedruckten Serie stammt der vorliegende unfertige Schein.
Es fehlen Serie und Kontrollnummer. Der Schein ist an drei Seiten formatgerecht beschnitten, am vorderseitig rechten Rand fehlt der Beschnitt, so dass der Schein ca. 1 cm länger ist als das Original. Schön zu sehen sind am rechten Rand der Vorderseite die Passmarken für den Unterdruck, der im Offsetdruck ausgeführt ist, während der rote Druck der Hauptplatte im Stahlstich-Tiefdruck ausgeführt wurde. Auf der Rückseite am linken Rand sind die Passmarken für die beiden Druckgänge der Rückseite zu erkennen, die beide im Offsetdruck ausgeführt wurden – dunkelrot für die Guillochen, die Wertangabe und das Bild, hellrot für den Unterdruck. Das Papier enthält die als Fälschungsschutz eingestreute rote und grüne Planchetten. Der Schein zeigt keine Umlaufspuren.
Große Wertpapierdruckereien führen über die Druckauflagen der von ihnen produzierten Scheine genau Buch und weisen diese in der Regel auch den Auftraggebern in Form von Protokollen nach, schon um die Auflagenhöhen korrekt nachzuweisen und in Rechnung stellen zu können. Ebenfalls protokolliert werden aussortierte Drucke, etwa aufgrund von Druckfehlern. Diese werden üblicherweise nach Beendigung des Druckauftrags in der Druckerei vernichtet, worüber ebenfalls Protokoll geführt wird.
Die Definition Makulatur erfüllt der vorliegende Schein nicht. Er ist nicht während der Herstellung misslungen, sondern schlicht nicht fertig produziert worden. Es fehlt ein Randbeschnitt sowie die Nummerierung. Ob er aus Restbeständen der Druckerei stammt und dort (auf welchem Weg auch immer) der Vernichtung entgangen ist, oder zusammen mit den fertiggestellten Noten 1957 dem Sudan Currency Board übergeben worden ist, ist heute nicht mehr zu klären.
Als kassenfrisches Originalstück ist der Schein selten und gesucht. Als unfertiges Exemplar stellt er eine schöne Ergänzung zum gelaufenen Stück dar, an dem man die technische Herstellung der Banknote nachvollziehen kann.


Zum Vergleich: Sudan, Currency Board, 25 Piaster vom 05.09.1956, gelaufenes Stück (Vorder- und Rückseite, Sammlung Dr. Sven Gerhard.


Objekttyp:
Banknote (unfertig)
Sammlung:
Sammlung Dr. Sven Gerhard
Authentizität:
Original
Land/Region/Ort:
Sudan
Emittent:
Sudan Currency Board
Nominal:
25 Piaster
Datierung:
5. September 1956
Vorderseite:
Emittent, Zahlungsversprechen, Wertangabe in arabischer Schrift, Polizeitruppe mit Gewehr.
Rückseite:
Emittent und Wertangabe in Englisch, Postreiter auf Dromedar.
Unterschriften:
Ibrahim Osman Ishag und Mamoun Ahmed A. Beheiry.
Material:
Papier mit roten und blauen Planchetten.
Format:
131 mm x 65 mm.
Druck:
Waterlow & Sons, London.
Nummerierung:
keine
Umlauf:
der Originalschein, ab April 1957 bis vermutlich 1970er-Jahre.
Zitate:
Standard Catalog of World Paper Money, Vol. II–General Issues - zu 1 B, The Banknote Book - zu SCB1.
Dr. Sven Gerhard
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