top of page

Der DDR-Zweihunderter – eine Vergrößerung des Zwanzigers?

Nachdem in der DDR mit Wirkung vom 1. Januar 1968 die Deutsche Notenbank zur Staatsbank der DDR geworden war[1], erfolgte die sukzessive Umstellung auf neue Banknoten erst Jahre später. Das Prinzip der Kopfbildserie von 1964 blieb, jedoch wurden zwei Köpfe von adeligen Bildungsbürgern aus dem 19. Jahrhundert ausgetauscht.


Der Druck der neuen Scheine erfolgte mit der Jahresangabe 1971 weiterhin im VEB Deutsche Wertpapierdruckerei, ehemals Giesecke & Devrient in Leipzig[2], auf Papier des VEB Feinpapier Königstein.


Grundaufbau und die Komposition des neuen Banknotensatzes ist bei allen fünf Standardnoten gleich, die Ausführung differiert nach Format, Farbe, Kopfbild, rückseitiges Motiv und Wasserzeichen. Das Staatswappen der DDR, Hammer und Zirkel im Ährenkranz, befindet sich stets an der gleichen Stelle. Die Guilloche links unten auf der Rückseite oberhalb der Wertangabe variiert. Aber über 20 und 200 sind sie sich ziemlich ähnlich.

Nur der deutsche Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe konnte sich auf der Vorderseite des Zwanzigers behaupten, allerdings jetzt mit einer zeitgenössischen Schulkinder-Szene auf der Rückseite, anstelle des Deutschen Nationaltheaters in Weimar (vgl. DDR – 18, Ros. 356, Pick 24).


Abb. 1: 20 Mark Staatsbanknote 1975, DDR-24, Ro. 362, P 29, 128 x 56 mm, Vorderseite: Porträt Johann Wolfgang von Goethe, ohne Bezug zur Rückseite.


Abb. 2: Rückseite, neun Kinder verlassen unbegleitet ein modernes Schulgebäude,

Wasserzeichen: Porträt Goethe, aus dem Bild herausschauend.


Von 1975 bis zum Ende der Binnenwährung der DDR 1990 befand sich auf der Rückseite des Goethe-Zwanzigers eine ähnlich gestaltete Szene, wie die der späteren, allerdings unveröffentlicht gebliebenen Note zu 200 Mark. Die Grundfarbe beider Scheine ist Grün,

der Zweihunderter hat mehr Braunanteile in der grafischen Gestaltung. Auf der linken Seite unten befindet sich eine ähnliche Guilloche. Der Straftext befindet sich bei beiden oben linksbündig. Das Staatswappen der DDR mit Hammer und Zirkel im Ährenkranz befindet sich links auf halber Höhe. Der rechte Rand bleibt jeweils frei für das Wasserzeichen. Am unteren Rand befinden sich die Wertzahlen 20 bzw. 200, aber ziemlich ähnlich gestaltet und montiert.

Abb. 3: Ausschnittsvergrößerung Rückseite DDR–24, das neunte Kind ist versteckt montiert, hinter den beiden Knaben links außen.


Neun junge Schülerinnen und Schüler verlassen ordentlich über eine Treppe ein modernes zeitgenössisches Schulgebäude. Eine Aufsichtsperson ist allerdings nicht zu erkennen. Dennoch wirkt der Zweihunderter etwas wie die vergrößerte Ausgabe des Zwanzigers, mit sozialistischem Idyll statt Goethe.


Abb. 3: Staatsbanknote der DDR über 200 Mark, 1985, Vorderseite, nicht ausgegeben, DDR-26, Ro. 364, P 32, 153 mm x 65 mm, Wz. Friedenstaube.


Abb. 4: Rückseite: Erzieherin mit acht spielenden Kindern vor einem modernen Kindergarten.


Christian Merker


Anmerkungen

  1. Gesetz über die Staatsbank der DDR v. 1.12.1967. I, § 1; s.a. § 5 Geldzeichen.

  2. Die 1948 in Volkseigentum überführte Firma Giesecke & Devrient AG nannte sich vorerst VEB Deutsche Wertpapierdruckerei und war der VVB Druck, Zellstoff und Papier unterstellt. In späteren Jahren erfolgte die direkte Unterstellung unter das Ministerium der Finanzen der DDR. Seit 1974 nannte sich der Betrieb VEB Wertpapierdruckerei der DDR. Seine Aufgabe bestand vor allem in der staatlichen Wertpapierherstellung (Banknoten und Briefmarken). Daneben produzierte der Betrieb unter anderem Buchbinderei-Erzeugnisse und Werbedrucke. Nach 1990 wurde das Unternehmen rückübereignet.

Abb. Archiv für Geld- und Zeitgeschichte.

bottom of page