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Die Einführung der tschechischen Krone im Februar 1993


Seit der Gründung der Tschechoslowakei im Oktober 1918 wurden auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik vier Währungsumstellungen vorgenommen: Im März 1919, im November 1945, im Juni 1953 und schließlich im Februar 1993, als – nachdem die ČSFR sich Ende 1992 aufgelöst hatte und die beiden Nachfolgestaaten Tschechische Republik und Slowakei entstanden waren - eine Separierung der tschechoslowakischen Währung in eine tschechische und eine slowakische Krone erfolgte. Im Rahmen einer Beitragsreihe sollen Ursachen, Hintergründe und die Durchführung der einzelnen Währungsumstellungen beleuchtet, und dabei natürlich auch Geldscheine vorgestellt werden, die im Rahmen dieser Umtauschaktionen ausgegeben wurden. Der dritte Teil der Reihe beschäftigt sich mit der Einführung der tschechischen Krone in der Tschechischen Republik im Februar 1993.

 

Am 25. November 1992 beschloss die Bundesversammlung der Tschechisch-Slowakischen Föderativen Republik (ČSFR) die Auflösung der Tschechoslowakei zum 31. Dezember 1992. Unterschiedliche politische Interessen in beiden Landesteilen nach dem Ende des Sozialismus 1990 und eine fehlende Einigung über eine gemeinsame weitere Entwicklung als Föderation waren die Ursache hierfür. Es entstanden zum 1. Januar 1993 die beiden Nachfolgestaaten Tschechische Republik und Slowakische Republik. Gleichzeitig nahmen die Tschechische Nationalbank mit Sitz in Prag und die Slowakische Nationalbank mit Sitz in Bratislava ihre Tätigkeit auf. Beide Staaten übernahmen zunächst die tschechoslowakische Krone jeweils als eigene Währung, bevor ab Februar 1993 auch die Trennung in zwei separate Währungen – die tschechische und die slowakische Krone – umgesetzt wurde.

 

Am 29. Oktober 1992 entscheiden die Regierungen beider Bundesstaaten Tschechien und Slowakei, im Falle einer Staatstrennung vorübergehend die Fortführung der gemeinsamen Währung. Im Gesetz des Nationalrates der Tschechischen Republik über die Nationalbank vom 17. Dezember 1992[1] wurde allerdings in § 13 ab dem 1. Januar 1993 die tschechische Krone (abgekürzt Kč) als neue Währung auf dem Gebiet der Tschechischen Republik festgelegt. Zunächst war ein paralleler Umlauf der neuen tschechischen Krone mit der alten tschechoslowakischen Krone geplant gewesen. Durch § 1 der Verordnung Nr. 61/1993 zur Umsetzung des Währungstrennungsgesetzes[2] wurde dann jedoch zum Stichtag 8. Februar 1993 auf dem Gebiet der Tschechischen Republik allein die Tschechische Krone als alleiniger Zahlungsmittel eingeführt, und die Vereinbarung einer gemeinsamen Währung beider Nachfolgestaaten beendet.



Banknote zu 1000 Kronen Ausgabe 1985 mit Marke (Pick 3a, Hejzlar CZ6a). Quelle: 6. Auktion Bankovky, Prag.
Banknote zu 1000 Kronen Ausgabe 1985 mit Marke (Pick 3a, Hejzlar CZ6a). Quelle: 6. Auktion Bankovky, Prag.
Banknote zu 1000 Kronen Ausgabe 1985 mit Aufdruck (Pick 3b, Hejzlar CZ6b) . Quelle: 6. Auktion Bankovky, Prag.
Banknote zu 1000 Kronen Ausgabe 1985 mit Aufdruck (Pick 3b, Hejzlar CZ6b) . Quelle: 6. Auktion Bankovky, Prag.

Die Aufspaltung der Tschechoslowakei zeichnete sich bereits vor November 1992 ab, so dass die Staatsbank der ČSFR seit Sommer 1992 Vorkehrungen für eine Aufspaltung der Währung und die Ausgabe neuer Banknoten sowohl für die Tschechische Republik als auch die Slowakei getroffen hatte Vorbereit worden waren für die Währungstrennung insgesamt 160 Millionen selbstklebende Marken, die auf die Noten zu 100, 500 und 1000 Kronen aufgeklebt werden sollten – 70 Millionen Marken zu 100 Kronen, 50 Millionen Marken zu 500 Kronen und 40 Millionen Marken zu 1.000 Kronen, die in Bögen zu 200 Marken hergestellten wurden. Den Auftrag dafür erteilte die Staatsbank der ČSFR am 30. Juli 1992 an die kolumbianische Niederlassung von Thomas de la Rue in Bogota. Grund hierfür war, dass eine strikte Geheimhaltung dieser Maßnahme sichergestellt werden sollte, was man am Ehesten durch die Beauftragung einer Druckerei im Ausland sichergestellt sah.



Teilbogen mit Marken zu 1000 Kronen. Quelle: 6. Auktion Bankovky, Prag. Verkauf am 16. November 2024 für 2.600 Kč (ca. EUR 105) plus Aufgeld.
Teilbogen mit Marken zu 1000 Kronen. Quelle: 6. Auktion Bankovky, Prag. Verkauf am 16. November 2024 für 2.600 Kč (ca. EUR 105) plus Aufgeld.

Anfang 1993 wurde zudem in der Staatsdruckerei in Prag ein Bestand von 24 Millionen Banknoten zu 1.000 Kronen mit einem Aufdruck im Tiefdruck in Form der entsprechenden Marke versehen. Hinsichtlich der Durchführung der Währungsumstellung durch Überkleben von umlaufenden Banknoten mit Marken wurde insoweit auf einen Plan zurückgegriffen, der bereits 74 Jahre zuvor – im Jahre 1919 - bei der Einführung der tschechoslowakischen Krone durch Markierung von Banknoten der österreichisch-ungarischen Bank mit Steuermarken verwendet worden war[3].

 


Bekleben von Banknoten zu 100 tschechoslowakische Kronen der Ausgabe 1961 mit Klebemarken durch Mitarbeiterinnen der Tschechischen Nationalbank, Februar 1993. Quelle: Archiv der ČNB.
Bekleben von Banknoten zu 100 tschechoslowakische Kronen der Ausgabe 1961 mit Klebemarken durch Mitarbeiterinnen der Tschechischen Nationalbank, Februar 1993. Quelle: Archiv der ČNB.

In der Tschechischen Republik wurden die mit Kontrollmarken beklebten Banknoten zu 100 (Ausgabe 1961), 500 (Ausgabe 1973) und 1.000 Kronen (Ausgabe 1985) [4] ab 8. Februar 1993 in den Umlauf gegeben[5]. Sie galten bis zum 31. August 1993 und sind heute, anders als die späteren Ausgaben der Tschechischen Nationalbank, nicht mehr umtauschbar. Die kleinen Notenwerte zu 10, 20 und 50 Kronen wurden in der Tschechischen Republik (anders als die Werte zu 20, und 50 Kronen in der Slowakei) nicht mit einer Marke beklebt, sondern liefen ohne Kennzeichnung bis zum 31. Juli 1993 um. Auf eine Kennzeichnung der kleinen Nennwerte wurde verzichtet, weil der Aufwand hierfür unverhältnismäßig hoch gewesen wäre und diese drei Nennwerte zusammen nur 3 % des Wertes aller umlaufenden Banknoten ausmachten. Sie wurden im Sommer 1993 zunächst durch Münzen ersetzt, bevor im Oktober 1993 die neue Banknote zu 50 Kronen und im April 1994 die neue Banknote zu 20 Kronen folgte. Nicht beklebt wurde die Banknote zu 100 Kronen der Ausgabe 1989 mit dem Portrait von Klement Gottwald[6], die schon zum 31. Dezember 1990 aus dem Umlauf genommen worden war.

 

Am 8. Februar selben Tag erfolgte ferner die Ausgabe einer neugestalteten Banknote zu 200 Kronen[7], die von Oldrich Kulhanek entworfen und von der Staatlichen Wertpapierdruckerei in Prag gedruckt worden war. Sie war aus einem Wettbewerb heraus entstanden, den die Tschechoslowakische Staatsbank bereits im Februar 1991 zur Neugestaltung der tschechoslowakischen Banknoten ausgeschrieben hatte, und bildete die Grundlage einer neuen Serie jetzt tschechischer Banknoten, die mit Modifikationen noch heute im Umlauf ist. Es gibt zu diesem Schein in den Serien A01 bis A06 eine Variante, die im Sicherheitsfaden noch die alte Währungsbezeichnung „Kčs“ statt neu „Kč“ zeigt.

 

Der Umtausch der umlaufenden tschechoslowakischen Banknoten von 10 bis 1000 Kronen war nach § 2 der Verordnung Nr. 61/1993 für natürliche Personen vom 4. bis 7. Februar 1993 in den Filialen der Tschechischen Nationalbank und diversen Bank- und Postfilialen möglich. Für juristische Personen und Unternehmer wurde er in Banken vom 8. bis 9. Februar 1993 durchgeführt. Parallel zum Umtausch in Tschechien kennzeichnete auch die Slowakei die umlaufenden Noten zu 20 bis 1.000 Kronen mit Klebemarken. Unmarkierte Scheine zu 100, 500 und 1.000 Kronen wurden nach dem Umtausch wertlos, während die unmarkierten Scheine zu 10, 20 und 50 Kronen noch bis zum 31. Juli 1993 in der Tschechischen Republik gültig bleiben.

 

Vorbereitet worden waren für den Fall einer Knappheit an Zahlungsmitteln zudem Kassenanweisungen (pokladni potvrzenka) zu 1.000, 2.000 und 5.000 Kronen mit Datum

1. Februar 1993[8], die Anfang 1993 in einer privaten Druckerei in Prag hergestellten worden waren. Sie wurden nicht ausgegeben und existieren heute lediglich als Musterstücke. Achtung – es gibt Nachdrucke für Sammler!

 

Die Währungen der Nachfolgestaaten der ČSFR entwickelten sich unterschiedlich – während die tschechische Krone ihren Wert gegenüber Währungen wie der DM und dem US-Dollar relativ stabil halten konnte, verlor die slowakische Krone in den Jahren nach ihrer Einführung deutlich an Wert. Ihre Zeit endete am 1. Januar 2009 mit der Einführung des Euro in der Slowakei zu einem Wechselkurs von 30,1260 Kronen je Euro.  


Dr. Sven Gerhard

Anmerkungen


[1] Gesetz des Tschechischen Nationalrats Nr. 6/1993 - https://www.e-sbirka.cz/sb/1993/6?zalozka=text  

[3] Dazu Gerhard, Die Währungsreform in der Tschechoslowakei im März 1919 https://www.geldscheine-online.com/post/die-w%C3%A4hrungsreform-in-der-tschechoslowakei-im-m%C3%A4rz-1919

[4] Pick 91, 93 und 98, Hejzlar 101, 102, 105 und 106

[5] Grundlage hierfür war das Gesetz 60/1993

[6] Pick 97, Hejzlar 110

[7] Pick 6, Hejzlar CZ 9

[8] Hejzlar CZ1 und CZ1

 




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