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Fälscher & Falschgeld: Die Papiergeldfälschung, Teil 18

Fortsetzungsreihe, Teil 34


Die Herstellungstechniken falscher Banknoten, Teil 6


Siebdruck

Während der Rastertiefdruck zur Fälschung von Banknoten so gut wie nie verwendet wurde und er deshalb hier auch nicht beschrieben werden soll, ist im einen oder anderen Fall – zumindest als zusätzliches Druckverfahren bei einer Kombinationsfälschung – der Siebdruck zur Anwendung gekommen. Quasi als Druckplatte dient beim Siebdruck ein haarfeines, gazeartiges Netz aus Polyester, das mit einer lichtempfindlichen Schicht versehen wird. Nach dem Belichten mit dem Negativ des Druckbildes werden die Partien, die später drucken sollen, ausgewaschen. Ein Rakelmesser entfernt nach dem Einfärben überschüssige Druckfarbe und quetscht gleichzeitig die verbleibende Farbe an den ausgewaschenen Stellen durch das Netz, sodass sie rasterpunktartig auf das zu bedruckende Papier gelangt. Es ist ein direktes, relativ einfaches und in früheren Zeiten keine besonders anspruchsvolle Ergebnisse lieferndes Druckverfahren, ist aber für einen dicken Farbenauftrag auf die verschiedenartigsten Druckträger besonders geeignet. Der Siebdruck hat in den letzten 20 Jahren qualitativ eine starke Verbesserung erfahren, sodass er jetzt sogar bei der Banknotenherstellung zum Einsatz kommt. Er ist ausgezeichnet für das Verdrucken von Spezialfarbe geeignet, bei denen es auf eine starke Farbschicht ankommt und bei der der Stichtiefdruck nicht effektiv eingesetzt werden kann. So kommt bei Elementen mit Farbwechsel, wie zum Beispiel bei den OVI-Farben der großen Wertzahl im Weißfeld der Rückseite der Noten ab 50 Euro, die von Purpur zu Olivgrün und Braun wechseln oder der neuen Dollarnotenserien, bei denen sich vorderseitig eine Wertzahl unter verschiedenen Betrachtungswinkeln von Grün nach Schwarz ändert, der Siebdruck zur Anwendung.


An der 100-Dollar-Note waren die Fälscher aus Köln gescheitert. Hier ein Druckbogen mit der Rückseite falscher 100-Dollar-Scheine.


Bei einem spektakulären Falschgeldfall im Jahr 2006 entstanden Kombinationsfälschungen, bei denen der Offsetdruck mit Siebdruck veredelt wurde. Der seinerzeit in der Szene sehr bekannte Kölner Künstler Hans-Jürgen K. heckte, als das zuvor blühende Geschäft mit der Kunst nicht mehr so recht florieren wollte, zusammen mit vier Stammtischbrüdern, allesamt mehr oder weniger große Gauner, den Plan aus, Falschgeld herzustellen. Die fünf hatten alle das identische Lebensmotto: „Luxus, schnelle Autos, schöne Frauen – Ja, dafür arbeiten – Nein.“ Doch am Euro bissen sie sich die Zähne aus, zu kompliziert, zu schlecht das Ergebnis der zunächst produzierten 50-Euro-Blüten. Dollars sollten es nun sein. Doch auch hier gab man nach vielen erfolglosen Versuchen entnervt auf, der Farbton der 100er wollte und wollte nicht stimmen, das Ergebnis, das die eigens angeschaffte Offsetmaschine GTO-52 produzierte, war bestenfalls mittelmäßig. Da kam Hans-Jürgen K. auf eine Idee. Er ließ die fertigen Offsetbogen einfach zusätzlich und passgenau durch die Siebdruckmaschine laufen, um den Intaglio-Druck der echten Dollarscheine besser zu imitieren und die Farbgebung zu verbessern. Nur wenige Monate zuvor waren auf dieser Maschine noch Plagiate von Warhol-Bildern hergestellt worden. Und es funktionierte tatsächlich, die Falsifikate waren nun von ganz ausgezeichneter Qualität, wie selbst Beamte des BKA sowie des hinzugezogenen Secret Service einräumen mussten und dem Fälscher damit eine grandiose Idee attestierten. Doch die dilettantische Entsorgung des Druckausschusses auf einer öffentlichen Müllkippe (ein geshreddertes Briefkuvert mit der Adresse von Hans-Jürgen K. in einem der Müllsäcke konnte von der Kripo wieder lesbar gemacht werden) und der Einsatz einer verdeckten Ermittlerin des BKA als Scheinaufkäuferin ließen die fünf Möchtegern-Al-Capones hochgehen, noch bevor sie eine einzige ihrer Fälschungen an den Mann hatten bringen können. Hohe Haftstrafen für die Ganoven, so zum Beispiel sechs Jahre Freiheitsentzug für Hans-Jürgen K., waren die Quittung.


Fortsetzung folgt …




Karlheinz Walz: Fälscher & Falschgeld,

280 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-3-86646-084-3.


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