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Geldscheinporträts: Ernesto „Che” Guevara – Guerrillero Heroico

Reihe zu Porträts bedeutender Persönlichkeiten auf Geldscheinen.

​Geburtsname:

Ernesto Rafael Guevara de la Serna

Zur Person:

Revolutionär, Guerillaführer, Autor

​Nationalität:

Argentinisch, Kubanisch

​Lebensdaten:

14. Juni 1928 – 9. Oktober 1967

​Geburtsort:

Rosario, Argentinien

​Sterbeort:

La Higuera, Bolivien

Abbildung 1: Guerrillero Heroico, Foto von Alberto Korda, 5. März 1960.


Das bärtige Gesicht mit entschlossenem Blick in die Ferne, die langen, schwarzen Haare unter der Baskenmütze mit dem roten Stern, die hochgeschlossene Kunstlederjacke – Jeder kennt den „Guerillero Heroico“. Der umtriebige Verleger Giangiacomo Feltrinelli sorgte für die Verbreitung des Fotos des jungen Fotografs Alberto Korda. Dass es zur wohl am häufigsten reproduzierten Aufnahme

in der Geschichte der Fotografie werden sollte, konnte damals noch niemand ahnen.




Ernesto Guevara wuchs in einer wohlhabenden Familie als erstes von fünf Kindern auf.

Im Alter von zwei Jahren hatte er seine ersten Asthmaanfälle. Die Krankheit fesselte ihn oft ans Bett und sollte ihn noch weitere 37 Jahre seines Lebens plagen. Als heranwachsender war er ehrgeizig, aber unpolitisch. „Ich hatte keinerlei soziales Engagement in meinen Jugendjahren, und ich war auch nicht an den politischen und studentischen Kämpfen in Argentinien beteiligt“, stellte er Jahre später in einem Interview fest. Als die Familie nach Buenos Aires übersiedelte, entschloss Ernesto sich, Medizin zu studieren. Er begann mit hohem Eifer. Allmählich verlor er jedoch das Interesse. Mehrmals holte ihn seine „Weltsehnsucht“ ein: Er unternahm lange Reisen per Anhalter und mit dem Motorrad, seine Erlebnisse hielt er in seinen Tagebüchern fest. Besonders auf einer ausgedehnten Reise 1952 über den ganzen Kontinent bis nach Miami begann er, die Armut in Südamerika bewusst wahrzunehmen. Nach seiner Rückkehr legte er seine restlichen Prüfungen ab und erhielt im Juni 1953 seine Approbation. In Argentinien hielt es ihn nicht mehr lange. Schon im Juli brach der 25-jährige nach Bolivien, Peru, Ecuador und schließlich nach Zentralamerika auf.

In Guatemala hatte er schließlich ein Schlüsselerlebnis: Der demokratisch gewählte Präsident Jacobo Árbenz Guzmán wurde in einem von der CIA unterstützten Putsch gestürzt und eine Diktatur installiert, nachdem die US-amerikanische United Fruit Company (heute Chiquita), die riesige Landflächen besaß, Bauern ausbeutete und den einzigen Atlantik-Hafen Guatemalas de facto kontrollierte, ihre wirtschaftliche Macht durch die Land- und Sozialreformen der Regierung bedroht sah. Guevara fand Zuflucht in der argentinischen Botschaft. Hier hat er den Kampf noch auf der Seite der Verlierer erlebt. Er kam zu der Ansicht, dass die bestehenden Verhältnisse nur mit einem Umsturz, einem revolutionären Kampf, zu beseitigen sind. Guevara zog weiter nach Mexiko-Stadt. Im Juli 1955 traf er dort auf Raúl und Fidel Castro, die bereits zwei Jahre zuvor Teil eines bewaffneten Widerstandsgefechts in Kuba waren. Dies war ein weiterer Wendepunkt. Er war auf seiner richtungslosen Suche fündig geworden und schloss sich den kubanischen Revolutionären an. Ohne Fidel hätte es keinen „Che“ gegeben.


Abbildung 2: Banco Nacional de Cuba, Banknote zu 3 Peso 1995.

Vorderseite: Porträt von Ernesto "Che" Guevara. Rückseite: „Che“ Guevara bei einem Arbeitseinsatz auf einer Zuckerrohrplantage.


Mit 82 Guerilleros landete Fidels Truppe im November 1956 in Kuba. Sie wurde dort bereits erwartet, nur zwei Dutzend konnten sich in den Bergdschungel retten. Von dort kämpften sie sich langsam zum Festland vor, sicherten sich kleinere Gebiete und wuchsen, bis sie schließlich 1959 in die Hauptstadt einmarschierten. Die morschen Machtstrukturen um den kubanischen Präsidenten Batista implodierten eher, als dass sie durch den Aufstand gesprengt wurden. Den Rückhalt des Volkes hatte er schon lange nicht mehr. „Che“ war zum „Comandante“ aufgestiegen, die Revolutionsdisziplin setzte er durch Hinrichtungen von Deserteuren auch mit eigener Hand durch. Nach der Revolution wurde Guevara Industrieminister und Chef der Nationalbank Kubas. Er unternahm außenpolitische Reisen, schloss Handelsabkommen und diskutierte die Umgestaltung der Wirtschaft mit Ökonomen wie Ernest Mandel. Große Erfolge erzielte er mit seiner Wirtschaftspolitik nicht. Auch seine außenpolitischen Aktivitäten waren wenig erfolgreich. Während der Kubakrise 1962 sprach er sich für einen nuklearen Erstschlag der Sowjetunion gegen die USA aus. Seine zunehmend antisowjetischen und prochinesischen Äußerungen durchkreuzten zudem häufiger die Pläne des pragmatischen Fidel Castro. 1965 trat er aus der Regierung aus und verschrieb sich wieder dem Guerillakampf. Getarnt reiste er in den Kongo und unterstützte erfolglos die dortige Revolution. Ein Jahr später führte er in Bolivien eine Rebellenarmee an. Die Aktion wurde von den Regierungstruppen aufgedeckt, Guevara wurde enttarnt und am 9. Oktober 1967 hingerichtet. Nach offiziellen Angaben wurde er im Kampf getötet. Sein Leichnam wurde aufgebahrt, die Bilder gingen um die ganze Welt. An manchen Stellen heißt es, das Jahr 1968 habe schon 1967 mit dem Mord an "Che" Guevara begonnen. „Che lebt!“ skandierten viele Studenten und Kriegsgegner, und noch heute singen die Kinder in den Schulen Kubas „¡Seremos como el Che!“ („Wir werden sein wie Che!).


Elias Heindl


Literatur/Quellen:

  • Rüb, Matthias (2017): Che Guevara. 100 Seiten. Ditzingen, Reclam

  • O‘Hagan, Sean (2004): Just a pretty face? The Observer, 11. Juli 2004, aufgerufen über: www.theguardian.com/film/2004/jul/11/features.review (Stand 22.10.2023)

  • Gaupp, Peter (2017): Che Guevara – der gescheiterte Messias der Weltrevolution. Neue Zürcher Zeitung, 09.10.2017, aufgerufen über: www.nzz.ch/international/che-guevara-der-gescheiterte-messias-der-weltrevolution-ld.1320789 (Stand 22.10.2023)

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