top of page

Geldscheinporträts: Hannibal – Roms gefährlichster Feind

Reihe zu Porträts bedeutender Persönlichkeiten auf Geldscheinen.

​Geburtsname:

Hannibal Barkas (punisch: ḥnbʿl brq)

Zur Person:

Stratege, Feldherr

​Nationalität:

Karthagisch

​Lebensdaten:

um 247 v. u. Z. – 183 v. u. Z.

​Geburtsort:

Karthago

​Sterbeort:

Libyssa (Bithynien)

Abbildung 1: Hannibal-Porträtbüste, Datierung nicht gesichert, Museo Nazionale Archeologico, Neapel, Abbildung aus: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Gekürzte Ausgabe, Phaidon Verlag, Wien-Leipzig, 1932, S. 265. Es ist unwahrscheinlich, dass diese Marmorbüste ein authentisches Porträt Hannibals darstellt.


Nur wenige Gestalten der antiken Geschichte haben so viel erreicht und mussten zugleich so fatale Niederlagen erleben wie der karthagische Feldherr Hannibal. Der Schreckensruf „Hannibal ante portas“ ist bis heute geradezu sprichwörtlich, sein Marsch über die Alpen mit Heer und Elefanten legendär.







Geschichtlich gesicherte Kenntnisse über den Mann Hannibal gibt es sehr wenige.

Der Charakter und die Beweggründe, die Hannibal zugesprochen werden, beruhen fast ausschließlich auf Vermutungen. Auch über seine frühe Kindheit wissen wir nahezu nichts.

Er wuchs im Schatten der Niederlage des Ersten Punischen Krieges auf. Die Ereignisse und insbesondere die von den Römern diktierten erniedrigenden Friedensbedingungen dürften auf Hannibal einen prägenden Eindruck hinterlassen haben. Sein Vater Hamilkar Barkas wurde kurz nach seiner Geburt zum Oberbefehlshaber der karthagischen Truppen im Nordwesten Spaniens. Bereits im Alter von neun Jahren wurde Hannibal von seinem Vater in das Heerlager nach Spanien gerufen. Im selben Alter soll Hannibal auch den berühmten Schwur geleistet haben, Rom auf ewig feindlich gestimmt zu sein. Er war darin wesentlich von seinem Vater beeinflusst: Laut Überlieferung sagte Hamilkar über Hannibal und dessen jüngere Brüder Hasdrubal und Mago: „Diese drei Löwen ziehe ich zur Zerstörung Roms auf.“ Beides ist wahrscheinlich nachträglich von romtreuen Autoren verbreitet worden, um den Karthagern die alleinige Schuld am späteren Ausbruch des zweiten römisch-karthagischen Krieges zuzuweisen. Das Vorbild seines Vaters hat ihn dennoch tief geprägt.


Abbildung 2/3: Banque Centrale de Tunisie, 5 Dinars, 2013. Vorderseite: Büste Hannibals, Ansicht Karthagos.

Rückseite: Karthagische Schiffe.


Die Ausweitung des karthagischen Einflusses in Spanien rief die Römer auf den Plan.

Ein Zankapfel war die Stadt Sagunt. Sie befand sich im karthagischen Einflussgebiet, war aber dennoch eng mit Rom verbündet. Im Schutz der Römer fühlte man sich in Sagunt sicher und überzog die benachbarten Turboleten, Verbündete Karthagos, mit Krieg. 219 v. u. Z. traf Hannibal, mittlerweile Oberbefehlshaber der Truppen in Spanien, eine folgenschwere Entscheidung: Ein Überraschungsangriff auf Sagunt. Er duldete es nicht länger, sich von den Römern die Hispanienpolitik diktieren zu lassen. Der direkte Weg zum erneuten Ausbruch des Krieges war gewählt.


Statt auf einen römischen Angriff auf Spanien zu warten, fasste Hannibal einen der kühnsten und brilliantesten Feldzugspläne der antiken Militärgeschichte: Die Entscheidung sollte in Italien gesucht werden. Ein beispielloser Siegeszug begann. Mit zehntausenden Fußsoldaten und Reitern sowie dutzenden Kriegselefanten überquerte er die Alpen, in nur etwa fünf Wochen bewältigte er die Strecke von der Rhône bis zur Poebene. Hier hatten sich bereits Roms Truppen gesammelt und es kam zu einer ersten Schlacht. Die Römer mussten trotz Überlegenheit eine deutliche Niederlage hinnehmen. Hannibals erster Plan war geglückt: Rom, das zur Ablenkung mittlerweile eine Gegenoffensive nach Nordafrika plante, musste seine Truppen von dort wieder Richtung Norden abziehen. Entgegen dem Rat einiger ihrer Feldherren ließen die Römer sich vorschnell zu einem erneuten Kampf hinreißen.

Eine weitere vernichtende Niederlage folgte. Die Aufregung auf römischer Seite war groß. Hannibal rückte unaufhaltsam weiter Richtung Süden vor, gewann Schlacht um Schlacht.

Er war ein herausragender Heeresführer: Für die gesamte Dauer seines Italienfeldzugs finden sich keine Mitteilungen über Meutereien der Truppen, wenngleich ihm vor seinem Alpenübergang Tausende die Gefolgschaft versagten. Auch die römischen Geschichtsschreiber bewunderten – trotz aller Feindseligkeit – Hannibals Willenskraft und seine „punische Cleverness“.


Karthagos Truppen bewegten sich nun ungehindert durch Apulien und Kampanien.

Die Entscheidung fiel schließlich in Cannae. Hannibal überlistete die Römer, indem er sie durch ein taktisch geschicktes Rückzugsmanöver einkesselte und von der numidischen Reiterei die Flanken der römischen Formation attackieren ließ. Die Verluste der Römer waren immens, über 70.000 Mann sollen umgekommen sein. Der Tag von Cannae war einer der schwärzesten Tage der römischen Geschichte.


Überraschenderweise folgte auf diesen entscheidenden Sieg nicht die Belagerung Roms.

„Zu siegen verstehst du, Hannibal, den Sieg zu nutzen verstehst du nicht!“, soll sein Reiterführer Marhabal nach der Schlacht gerufen haben. Häufig wird sogar angenommen, dass Hannibal Rom gar nicht stürmen und vernichten wollte: Er habe in den Kategorien der alten Welt gedacht, in denen der Unterlegene Verstand annimmt und Kompromisse schließt.


Rom war am Boden, das Gesicht des Krieges veränderte sich jedoch. Rom regenerierte sich und begann, kleinere Siege einzufahren. Als sie ihre Kräfte bündelten und Capua erfolgreich belagerten, kippte das Kriegsgeschehen endgültig. Rom war wieder auf dem Vormarsch und begab sich, angeführt vom jungen Konsul P. Cornelius Scipio, wieder nach Spanien.

Scipio war ein herausragender Taktiker, ging Allianzen mit umliegenden spanischen Stämmen ein, ließ die karthagischen Truppen ausspionieren und entdeckte eine Schwäche, die er zugleich nutzte: Er ordnete einen Überraschungsangriff auf den Hauptstützpunkt der Karthager, Karthago Nova, an. Das Vorhaben glückte. Die Verbindung zwischen Karthagos Mutterland und Spanien war getrennt. Rom rückte indes auch im Süden Italiens wieder vor. Scipio wurde nun mit einem Afrikafeldzug betraut. Ein Frieden zwischen Rom und Karthago stand bereits im Raum, als es in Zama zur letzten Schlacht des Zweiten Punischen Krieges kam. Scipio besiegte Hannibal und bekam seinen Beinamen „Africanus“. Hannibal entkam. Karthago musste kapitulieren. Vom Ergebnis erholte sich Karthago nie wieder, die römische Hegemonie im Mittelmeerraum war ungefährdet. Hannibal versuchte, in der Innenpolitik Karthagos Fuß zu fassen, hatte durch seine jahrzehntelange Abwesenheit allerdings nur wenige Verbündete. Von den Römern bedroht verließ er 195 v. u. Z. Karthago. In Ephesos beteiligte sich Hannibal als Feldherr für König Antiochos ein letztes Mal am Krieg gegen Rom, bevor er von römischen Gesandten aufgespürt wurde. Um der Gefangenschaft zu entgehen, beging Hannibal 183, fernab seiner Heimat, Suizid.


Elias Heindl


Literatur/Quellen:

  • Barceló, Pedro: Hannibal. 2. Auflage, Verlag C.H. Beck, München, 2003

  • Garland, Robert: Hannibal: Das gescheiterte Genie. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2012

  • Huß, Werner: Geschichte der Karthager, Verlag C.H. Beck, München, 1985

  • Bagnall, Nigel: Rom und Karthago: der Kampf ums Mittelmeer. 1. Auflage, Siedler, Berlin, 1995

  • Käppner, Joachim: Hannibal, ein Dirigent des Todes: Der Sieger, der verlieren musste. Süddeutsche Zeitung vom 13.5.2006. (aufgerufen über www.sueddeutsche.de/kultur/hannibal-ein-dirigent-des-todes-der-sieger-der-verlieren-musste-1.895071-0)

Abbildungen

Banknote: Sammlung Grabowski.

bottom of page