Geldscheinporträts: Tschiang Kai-schek – Generalissimus mit umstrittenen Erbe
- Elias Heindl
- vor 3 Tagen
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Reihe zu Porträts bedeutender Persönlichkeiten auf Geldscheinen.
Geburtsname: | Jiǎng Zhōngzhèng (Chiang Chung-cheng) |
Zur Person: | Militär, Politiker |
Nationalität: | Chinesisch |
Lebensdaten: | 31. Oktober 1887 – 5. April 1975 |
Geburtsort: | Xikou, Provinz Zhejiang, Kaiserreich China |
Sterbeort: | Taipeh, Republik China (Taiwan) |

Mit dem Zerfall der Qing-Dynastie versank China im Chaos. Heute wird Mao Zedong als der große Sieger dieser Machtkämpfe betrachtet. Doch zunächst war es Tschiang Kai-schek,
der sich durchsetzte und fast ein halbes Jahrhundert die Republik China führte – erst auf dem Festland, später auf Taiwan.
Geboren in eine wohlhabende Händlerfamilie, erlebte Tschiang Kai-schek eine Zeit des Umbruchs. Die Qing-Dynastie war durch Bürgerkriege, Hungerkrisen, militärische Niederlagen und gescheiterte Reformen instabil geworden. Als junger Erwachsener erhielt er eine militärische Ausbildung, erst im Norden Chinas und anschließend in Tokio. Dort schloss er sich Sun Yat-Sen und seiner nationalistischen und antimonarchischen Bewegung an, aus der später die Nationale Volkspartei Kuomintang hervorging. Diese Bewegung spielte eine Schlüsselrolle in der Revolution von 1911. Auch Tschiang Kai-schek kehrte 1911 nach China zurück.
Mit der Abdankung des letzten Kaisers Puyi endete schließlich die Qing-Dynastie.
Die viertausendjährige Monarchie war Geschichte. Die Zukunft Chinas war jedoch alles andere als gewiss. Neben Wiederherstellungsversuchen der Monarchie trieben vor allem im Norden des Landes verschiedene regionale Kriegsherren ihr Unwesen. Mit dem Ziel der Vereinigung Chinas gingen die nationalistischen Kuomintang lose Arrangements mit den Kommunisten ein. Tschiang Kai-schek war in der Zwischenzeit in den Exekutivrat aufgestiegen und hatte bald eine führende Rolle im Militär der Kuomintang. Nach Sun Yat-Sens Tod 1925 entschied er den parteiinternen Machtkampf für sich. Als Vorsitzender der Kuomintang startete er den Nordfeldzug gegen die „Warlords“. Mit der „Nordexpedition“ gelang es ihm, weite Teile Chinas zu erobern und Nanjing als neue Hauptstadt zu etablieren. Längst hatte er die Kommunisten als neue Hauptfeinde ins Auge gefasst. Diktatorisch sicherte er sich und seiner Partei die Macht und löste mit dem „Shanghai-Massaker“ eine brutale Verfolgungswelle gegen Dissidenten und Kommunisten aus. Es folgten Jahre blutigen Bürgerkriegs. Die Kommunisten zogen sich im berühmten „Langen Marsch“ in das nordwestliche Hinterland zurück, um sich neu zu formieren und zurückzuschlagen.
Dabei setzte sich auch Mao Zedong als deren Anführer durch, der in den nächsten Jahrzehnten der große Gegenspieler Tschiang Kai-scheks werden sollte. Durch Angriffe der Japaner wuchs der Druck auf Tschiang Kai-schek, sodass er schließlich gezwungen war, vorerst seinen antikommunistischen Kurs aufzugeben. Tschiang ließ Deiche am Gelben Fluss einreißen und ganze Provinzen fluten, um den Vormarsch der japanischen Streitkräfte aufzuhalten. Dieses Vorhaben forderte einen hohen Preis von fast einer Million Toten. Tschiang Kai-schek wurde dadurch zu einem wichtigen Partner der USA im Kampf gegen Japan.
Nach Kriegsende flammte der Kampf zwischen den Kuomintang und Maos Kommunisten wieder auf. Trotz westlicher Unterstützung scheiterten die Kuomintang. Tschiang und seine Anhänger flohen auf die Insel Taiwan. Dort sicherten sie sich mit Säuberungsaktionen und „Weißem Terror“ die Macht und verhängten das Kriegsrecht, das noch nahezu 40 Jahre in Kraft blieb. Tschiang konnte so diktatorisch herrschen und um ihn wurde – ähnlich wie bei Mao Zedong auf dem Festland – ein Personenkult geschaffen. Reformen und
US-amerikanische Wirtschaftshilfen verhalfen Taiwan zu einem rasanten Wirtschaftswachstum.
Tschiang hielt noch bis in die 1960er Jahre an seiner Vision einer Rückeroberung des chinesischen Festlandes fest, bis die USA ihre Unterstützung fallen ließen. 1975 starb er, nachdem er die Herrschaft an seinen Sohn übergeben hatte. Der Konflikt um die Souveränität Taiwans besteht bis heute.


Republik China, Central Bank of China: 1 Yuan von 1945.
Vorderseite: Porträt von Tschiang Kai-schek in Uniform. Rückseite: Shibaozhai-Tempel
am Ufer des Jangtsekiang (Jangtse) in der Nähe der Stadt Chongqing.
Elias Heindl
Literatur/Quellen:
Schubert, Gunter (2024): Kleine Geschichte Taiwans. München: C. H. Beck
Coppa, Frank J. (2006): Encyclopedia of Modern Dictators. From Napoleon to the Present. New York: Peter Lang Publishing
Schütte, Hans-Wilm (2008): Chiang Kaishek. Ein Dikatorenleben. Bundeszentrale für politische Bildung. (Aufgerufen über https://www.bpb.de/themen/asien/china/44256/chiang-kaishek/, zul. am 06.02.2024)
Pantsov, Alexander: Chiang Kai-shek ist der Architekt des modernen Taiwan – und hat mehr als anderthalb Millionen Menschen auf dem Gewissen. Neue Zürcher Zeitung, 02.02.2025 (Aufgerufen über: https://www.nzz.ch/feuilleton/tschiang-kai-schek-das-umstrittene-erbe-eines-gewaltherrschers-ld.1868588, zul. am 10.02.2025)
Abbildungen:
Banknote: Archiv für Geld- und Zeitgeschichte
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