Kölnische Gummifäden-Fabrik: Unedierter Fehldruck eines Notgeldscheins zu 1 Million Mark
- Thomas van Eck
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Kölnische Gummifäden-Fabrik vormals Ferd. Kohlstadt & Co.: Bislang nicht dokumentierter Fehldruck des 1- Million-Mark-Notgeldscheins
Kurzer historischer Überblick
Die Gummiwarenfabrik Ferd. Kohlstadt & Comp.[1] wurde 1843 von Ferdinand Kohlstadt und Marcus Breuer in Köln gründetet. Erster Firmensitz der neu gegründeten Gummiwarenfabrik befand sich auf dem Eigelstein Nr. 37 (neben dem damaligen Standort der Privatbrauerei Gaffel) in Köln. Dort wurden Fäden aus Kautschukplatten geschnitten, die zu gewebten Gummibändern und Hosenträgern verarbeitet wurden.
Der Firmensitz wurde 1864 auf die rechte Rheinseite an die Deutz-Mülheimer Straße 127-129 in Deutz verlagert. 1872 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und in Kölnische Gummifäden-Fabrik vorm. Kohlstadt & Comp. umbenannt. Produziert wurden alle Arten von Gummiwaren. In den 1920er Jahren betrug die Anzahl der Beschäftigten um die 700 Personen.

1962 hatte das Unternehmen 1.300 Beschäftigte. 1972 ging die Kölnische Gummifäden-Fabrik in Köln-Deutz in Konkurs. Der südliche Flügelbau des Fabrikgebäudes wurde am
4. März 2004 unter Denkmalschutz gestellt. Seit 1995 etablierte sich in den Gebäuden das selbstverwaltete Künstler- und Gewerbeprojekt „Kunstwerk“. Heute besteht an dieser Stelle eine Mischnutzung aus Wohnen, Arbeiten, Gastronomie und Kultur unter dem Namen "Cologneo I".[2]
Notgeld
Die Firma gab im Jahr 1923 folgende Notgeldscheine aus:[3] [4]
am 11. August 1923: 1 Million Mark (Wz. Delta-Muster und Rheinische Wellen) mit Gültigkeit bis zum 15. September 1923,
am 22. August 1923: 5 Millionen Mark (Wz. Delta-Muster und Rheinische Wellen) mit Gültigkeit bis zum 15. September 1923,
am 25. Oktober 1923: 10 Milliarden Mark (Wz. Furchen) mit Gültigkeit bis zum 11. November 1923.



Gedruckt wurden alle Notgeldscheine von der Druckerei Karl Glitscher in Köln-Mülheim.
Hier muss es zu einem kleinen Malheur gekommen sein. Vermutlich wurden einige Druckbögen des Notgeldscheins zu 1 Million Mark verkehrtherum eingelegt, so dass der Unterdruck von Vorderseite und der Druck der Rückseite kopfstehend ist. Der Fehldruck ist in keinem der bekannten Kataloge verzeichnet.

Vermutlich ist so nur eine sehr kleine Anzahl an Fehldrucken entstanden. Nicht bekannt ist, wie hoch der Nutzen[5] auf dem Druckbogen war. Er lag wahrscheinlich bei sechs bis acht Notgeldscheinen pro Druckbogen. Ich schätze daher, dass die Anzahl der Fehldrucke etwa 60 bis 160 Exemplare betragen haben könnte, aber das ist eine reine Spekulation.
Der hier vorlegende Fehldruck trägt die Kontrollnummer (KN) 3152. Das Wasserzeichen ist „Delta-Muster“ und er ist gebraucht, d. h. er befand sich seinerzeit im Umlauf. Der Schein wurde nicht während des Druckprozesses als Makulatur aussortiert, sondern wurde als Lohn mit ausgezahlt.
Auch dies spricht für eine sehr geringe Stückzahl an Fehldrucken. Im Rahmen der Recherche wurde ein Schein mit der KN 3828 in korrekter Druckausführung festgestellt. Alle Scheine sind heute noch relativ preiswert im Handel und auf Verkaufsplattformen zu erwerben, wobei der Fehldruck eine kleine Rarität darstellt. Aber schauen sie einmal in ihre Sammlung. Vielleicht enthält diese ebenfalls den beschriebenen Fehldruck.
Thomas van Eck
Anmerkungen:
[2] https://www.rheinische-industriekultur.com/seiten/objekte/orte/koeln/objekte/gummifaedenfabrik.html
[3] Keller-Katalog „Das Notgeld der deutschen Inflation – Teil 1“, Nr. 2719a-e
[4] Katalog van Eck „Das Papiernotgeld der preußischen Rheinprovinz 1914-1948 – Band I“, Nr. 844.1-6
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