1997 meldeten die Tageszeitungen: „Beim Druck der neuen Hundertmarkscheine hat es eine Riesenpanne gegeben. Durch einen Produktionsfehler sind jetzt echte Hunderter mit unbedruckter ‚blütenweißer‘ Rückseite im Umlauf. In München tauchten zwei fehlerhafte Scheine auf. Wie viele es insgesamt gibt, ist unbekannt.“[1]
Die meisten fehlerhaften Drucke sind weniger spektakulär. Schlecht oder unvollständig gedruckte, verdruckte, verschnittene oder sonst zu beanstandende Scheine werden bereits
in der Druckerei bei der Qualitätskontrolle aussortiert und vernichtet.
Abb. 1.1: Eine fehlerhafte Reichsbanknote, bei der auf der Vorderseite die Kontrollziffern fehlen und die deshalb aussortiert wurde, aber der Vernichtung entging. Sie wurde auf der Vorderseite mit dem Stempel „Fehldruck …“ gekennzeichnet. Reichsbank, 22. Januar 1929,
10 Reichsmark, Zwischenform.
Abb. 1.2: Die Rückseite ist fehlerfrei und zeigt die beiden Kontrollziffern.
Reichsbank, 10 Reichsmark, 22. Januar 1929, Zwischenform.
In der Regel liefern die Druckereien den Ausgabeinstituten die Noten in bankmäßig fertigen mit Streifbändern umschlossenen Päckchen, die je nach Stückelung 100 oder 50 Geldscheine enthalten. Diese Päckchen umfassen jeweils einen bestimmten Nummernkreis, z. B. A1000001 – A1000100. Wenn nun die Note mit der Kontrollziffer A1000067 fehlerhaft ist, wird sie durch eine fehlerfreie sog. Austauschnote ersetzt, damit die Anzahl der gezählten Noten im Päckchen wieder stimmt. Diese nachgeschobenen Noten, auch Ersatznoten oder Replacement-Noten genannt, unterscheiden sich häufig bei den Kontrollnummern von den „regulären“ Ausgaben. Die besonders gekennzeichneten Geldscheine sind bei Sammlern besonders begehrt und erzielen daher bei Verkäufen regelmäßig höhere Preis als die Normal-Banknoten.
Am 14. April 1910 bat J. T. Ralph, Direktor des Bureau of Engraving & Printing (BEP), den US-Treasurer Lee McClung, um Erlaubnis einen Bestand an Banknoten mit fortlaufender Nummerierung herstellen zu dürfen, um damit fehlerhafte Exemplare aus der laufenden Produktion austauschen zu können. Sie sollten sich durch einen besonderen Buchstaben oder ein besonderes Zeichen vor und/oder nach der Kontrollziffer von den „regulären“ Noten unterscheiden. Geldpäckchen, die ausgetauschte Noten enthielten, sollten einen entsprechenden Vermerk erhalten.
Dieses Verfahren wurde dann erstmals am 21. Juni 1910 bei den 1-Dollar- und 5-Dollars-Silberzertifikaten (Silver Certificates) angewendet. Die Austauschnoten wurden mit einem Stern vor der Kontrollnummer gekennzeichnet: ★1B… bis ★100B… Im Laufe der Zeit wurde das Verfahren auch auf andere Nominale und Ausgaben übertragen und von anderen Druckereien übernommen.
Abb. 2: Federal Reserve Bank (USA), 2003, 1 Dollar, Austauschnote, Vorderseite.
Abb. 3: Federal Reserve Bank (USA), 1995, 5 Dollars, Austauschnote, Vorderseite.
Die besondere Kennzeichnung dieser Noten wurde notwendig, weil es bei der Banknotenproduktion in der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts zu mehreren tiefgreifenden technologischen Innovationen kam. Seit Sommer 1903 setzte das BEP bei der Nummerierung der Noten eine Hochgeschwindigkeits-Rotationsnummeriermaschine ein. Sie war in der Lage, jeweils in einem Druckdurchgang einen aus vier Noten bestehenden Druckbogen mit je zwei Kontrollnummern pro Note zu vervollständigen. Das bedeutete eine deutliche Produktionssteigerung.
Zuvor wurden die Noten mit einem Paginier-Gerät nummeriert. Dabei wurde jede einzelne Note des Druckbogens nacheinander zweimal mit derselben Kontrollnummer gestempelt, beginnend mit dem obersten Schein, dann stellte das Zählwerk die nächsthöhere Zahl ein und fuhr mit der Nummerierung des nächsten Scheins fort.
Der Einsatz der Hochgeschwindigkeits-Rotationsnummeriermaschine war bei der Nummerierung einzelner Austauschnoten kontraproduktiv, da der Nummerierkopf für jede Note neu eingestellt werden musste. Daher nutzte das BEP die alten Paginiermaschinen bei den Ersatznoten weiter. Weil nun die Schrifttypen der Rotationsnummeriermaschinen von denen der Paginiermaschinen geringfügig abwich, lassen sich die Replacement-Noten von den regulären Scheinen unterscheiden. Wie bereits oben erwähnt, verzichtete man beim BEP schließlich auf den Austausch fehlerhafter Noten durch Ersatznoten mit identischen Kontrollnummern und ergänzte die Geldpäckchen mit den „Star Notes“.
Bleibt noch anzumerken: Am 17. Juli 2023 gab die Federal Reserve Bank bekannt, dass in Zukunft gemäß des „United States Currency Program“ die neuen Bündel von US-Banknoten nicht mehr fortlaufende Kontrollnummern haben werden. Dadurch erübrigt sich die Herstellung besonderer Austauschnoten.[2]
Deutsche Austauschnoten waren in der Notaphilie lange unbekannt. Das ist nicht verwunderlich, gibt es doch von der Reichsdruckerei diesbezüglich keine besonders gekennzeichneten Banknoten. Die Vollzähligkeit der Geldbündel dürfte hier durch Ersatznummerierung mit der Kontrollnummer der ausgesonderten Banknote erfolgt sein.
Bereits vor dem Einmarsch der Alliierten in das Deutsche Reich, hatte die US-Regierung bei der privaten Druckerei „Forbes Lithographic Manufactoring Co.“ in Chelsea, Massachusetts, Militärmark-Noten für die „Alliierte Militärbehörde“ drucken lassen. Die Druckerei arbeitete in die Druckplatte ein Geheimzeichen ein. Bei genauem Betrachten der Noten ist im Ornamentrahmen ein kleines „F“ zu erkennen. Die Marknoten haben jeweils eine neunstellige Kontrollnummer, immer beginnend mit „0“. Bei Austauschnoten wurde statt der „0“ ein „-“ der Kontrollnummer vorangestellt. Die Sowjets verlangten ebenfalls Militärmark-Noten drucken zu dürfen. Nach langem Zögern übergab das US-amerikanische Finanzministerium am 18. April 1944 Vorlagen, Papier und Farben an den damaligen Verbündeten. Darunter auch Druckplatten, bei denen allerdings das Geheimzeichen fehlte, sowie Austauschnoten als Muster. Deshalb fehlt bei den sowjetischen Drucken auch das englische "F" im Rahmen und die Kontrollnummer ist achtstellig mit vorangesetztem „-“.[3] Bleibt festzuhalten, dass deshalb nicht alle Noten mit „-“ vor der Kennziffer "Replacements" sind!
Abb. 4: Alliierte Militärbehörde, 1944, 1 Mark, US-Druck, Austauschnote „-“, Vorderseite.
Abb. 5: Firmenbuchstabe „F“ in der unteren rechten Ecke des Scheins.
Abb. 6: Alliierte Militärbehörde, 1944, 1 Mark, UdSSR-Druck, erkennbar am fehlenden Firmenbuchstaben „F“ in der rechten unteren Ecke, Vorderseite.
Bei der Landung der Alliierten in der Normandie im Juni 1944 brachten die US-Amerikaner auch Besatzungsgeldscheine für Frankreich mit, die mit „Émis en France“ überschrieben sind. Ihr Aussehen ähnelt den Scheinen der Ausgabe für Deutschland, die ebenfalls bei Forbes gedruckt wurde. Bei den Austauschnoten ging man jedoch anders vor. Sie wurden mit zwei „X“ im Banknotenfeld gekennzeichnet, das entweder zusätzlich oder anstelle der sonst üblichen Ziffern – es dürfte sich hierbei um eine Serienangaben handeln – tritt. Sie sind also nicht Bestandteil der achtstelligen Kontrollziffer.
Abb. 7: Émis en France, 1944, 2 Francs, Austauschnote mit „X“, Vorderseite.[4]
Abb. 8: Émis en France, 1944, 2 Francs, reguläre Note mit „2“, Vorderseite.[5]
Als am 20. Juni 1948 anlässlich der Währungsreform die Reichs- und Rentenmark-Noten gegen DM-Noten umgetauscht wurden, befanden sich unter den aus den USA gelieferten Geldscheinen auch besonders gekennzeichnete Austauschnoten. Die Tudor Press Inc., Boston, lieferte Noten zu 1/2, 1, 2, 5,20 und 50 DM, wovon die Noten ab 2 DM eine achtstellige Kontrollnummer mit vor- und nachgesetztem Buchstaben trugen. Niemand ahnte damals, dass es sich bei den Scheinen deren Nummerierung „G … G“ lautete um Austauschnoten handelte. Es sollte bis in die 1990er Jahre dauern, bis in den deutschen Katalogen darauf hingewiesen wurde.[6]
Abb. 9: Westzone, 1948, 5 Deutsche Mark, Austauschnote „G…G“, Vorderseite.[i]
Da die übliche Nummerierung von Ersatznoten bei der Washingtoner Bundesdruckerei stets mit 00000001 beginnt und nach oben fortgesetzt wird, errechnete Schöne anhand bekannter Kennziffern für die 2-DM-Austauschnote einen Anteil von 0,28 % an der Gesamtauflage und 1,02 % beim 20-DM-Schein,[8] also etwa 200.000 Noten bzw. 580.000 Noten.
Wegen des schnell steigenden Geldbedarfs und dem Aufruf der nicht fälschungssichereren behelfsmäßigen Noten, erhielt Thomas De La Rue & Co, Limited, London, von der Bank deutscher Länder den Auftrag neue 5-DM-Note – „Entführung der Europa" – zu drucken.
Bei einem kleinen Teil der Banknoten fällt die abweichende Nummerierung sofort ins Auge. Statt des Zählbuchstabens zeigt die Kontrollnummer einen auf der Spitze stehenden Kreuzstern. Hier war es relativ schnell klar, dass damit eine Austauschnote gekennzeichnet wurde.
Die übrigen Noten ließ die Bank deutscher Länder von der American Bank Note Company (10 und 20 DM) und von der Druckerei der Banque de France (50 und 100 DM) drucken. Das erklärt auch den uneinheitlichen Charakter der damaligen deutschen Banknoten.
Wie es scheint, stellten die beiden Druckereien keine besonders gekennzeichneten Austauschnoten her.
Abb. 10: Bank deutscher Länder, 9.12.1948, 5 Deutsche Mark, Austauschnote mit Kreuzstern, Vorderseite.[9]
Am 26. Juli 1957 löste die Deutsche Bundesbank die Bank deutscher Länder ab.
Die Bundesbank übernahm zunächst deren Geldzeichen, ließ aber umgehend neue Banknoten drucken, die ab 1961 in Umlauf gelangten. Die Banknoten wurden ausschließlich
in Deutschland gedruckt. Von allen Ausgaben und Werten kommen Austauschnoten vor. Ersatznoten mit der Serie „Y“ stammen aus der Bundesdruckerei, Berlin, und die der Serie „Z“ von Giesecke & Devrient, München (später auch Leipzig).
Abb. 11: Deutsche Bundesbank, 2. Januar 1980, 5 Deutsche Mark, Austauschnote „Y“ (Bundesdruckerei), Vorderseite.
Abb. 12: Deutsche Bundesbank, 1. Oktober 1993, 10 Deutsche Mark, Austauschnote „ZA“ (Giesecke & Devrient), Vorderseite.
Nach der Währungsreform in den Westzonen führte auch die sowjetische Besatzungsmacht in der Zeit vom 24. Juli 1948 in ihrer Zone eine Währungsreform durch. Als Zwischenlösung wurden die alten Reichsbanknoten und Rentenbankscheine mit Klebemarken versehen.
In der Zeit vom 25. bis 28. Juli 1948 wurden dann die Kuponscheine gegen Noten der Deutschen Notenbank umgetauscht. Die Erstausstattung der Nominale von 0,50 bis 50 DM lieferte die sowjetische Staatsdruckerei GOZNAK, während die Noten zu 100 und 1000 DM
in der "Ostzone" gedruckt wurden. Ab 1951 lieferte dann die Wertpapierdruckerei der DDR (vormals Giesecke & Devrient) in Leipzig alle Banknoten der Deutschen Notenbank (DDR) und der Staatsbank der DDR.
Die Wertpapierdruckerei kennzeichnete ihre Austauschnoten zunächst durch ein „X“ vor einem weiteren Buchstaben des Alphabets. Ab der Banknotenserie von 1955 sind die Austauschnoten durch „X“, „Y“ und „Z“ vor einem weiteren Buchstaben charakterisiert.[10]
Abb. 13: Deutsche Notenbank, 1948, 20 Deutsche Mark, Austauschnote „XH“, Vorderseite.
Abb. 14. Staatsbank der DDR, 1985, 500 Mark, Austauschnote „ZA“, Vorderseite,
nicht ausgegeben.
Nicht von allen Staaten und Druckereien sind besondere Austauschnoten bekannt. Z. B. verzichtete die EZB auf besonders gekennzeichnete Ersatznoten, andere Banken änderten ihr Aussehen im Laufe der Zeit. Es würde den Rahmen der Abhandlung sprengen, wollte man auf alle Ausgaben eingehen.[11] Abschließend wird eine kleine Auswahl weiterer Replacement-Noten vorgestellt.
Neben den Noten aus den Vereinigten Staaten gibt es „★“-Noten aus Indien und den Philippinen. Australien nutzte diese Kennzeichnung bis 1972, während Kanada bis 1975 am Anfang der Kontrollnummern einen anderen „✽“ verwendete. Bei einige späteren Ausgaben zeigen die Scheine den Präfix „33“ bzw. „X“. Überhaupt sind Präfixe und Suffixe mit Buchstaben sehr beliebt.[12] Mit „R“ kennzeichneten Argentinien, mit „Z“ die Bahamas,
Sri Lanka, Malaysia und Guatemala, mit „ZA“ Serbien, mit „DZ“ Nigeria, mit „ZZ“ Schottland, Hongkong und die Mongolei, mit „Z/0“ Singapur, mit „X“ Indonesien, mit „X3“ Sambia und mit „Buchstabe/99“ der Irak ihre Replacement-Noten. Die spanischen Austauschnoten der Fábrica Nacional de Moneda y Timbre sind seit den 1970er-Jahren am Präfix 9A, 9B und 9C
zu erkennen. Ebenfalls aus den 1970er-Jahren stammt die Kennzeichnung der Noten der Philippinen, die von Thomas De La Rue geliefert wurden. Sie zeigen den gleichen Kreuzstern wie beim 5-DM-Schein von 1948.
Abb. 15: Centralbank of the Philippiens, o. D., 2 Pesos, Austauschnote mit Kreuzstern, Vorderseite.
Abb. 16: Banco de España, 16. September 1980, 200 Pesetas, Austauschnote „9A“, Vorderseite.
Trotz aller Sorgfalt, befinden sich in den Päckchen (Bündeln) hin und wieder fehlerhafte Scheine. Die Deutsche Bundesbank bemerkte dazu:
„Bei der großen Stückzahl der laufend von den Druckereien übernommenen Banknoten können nicht alle Abschnitte auf drucktechnisch einwandfreie Ausführung geprüft werden. Die Bundesbank muß sich deshalb auf stichprobenweise Prüfungen beschränken, was insofern unbedenklich ist, als die Zahl der in den Druckereipaketen enthaltenen Fehldrucke oder auch Fehlschnitte von Banknoten erfahrungsgemäß äußerst gering ist. Sollten in Einzelfällen ‚Makulaturnoten‘ in den Zahlungsverkehr gelangen, so werden sie von der Bundesbank ohne weiteres gegen einwandfreie Scheine umgetauscht.“[13]
Aber, welcher Sammler würde solch einen Geldschein zurückweisen und bei der Bank umtauschen.
Uwe Bronnert
Anmerkungen: [1] Rhein-Zeitung, Nr. 218 vom 19. September 1997.
[2] S. Donald Ludwig, US-Star-Banknoten werden ausgemustert. <https://www.geldscheine-online.com/post/us-star-banknoten-werden-ausgemustert> (20.07.2023).
[3] Vgl. Uwe Bronnert, In Umlauf gesetzt in Deutschland, Teil 1: Wie es zum Druck der Alliierten Militärmark in der UdSSR kam, Münzen & Sammeln, November 2017, S. 123 – 128.
[6] Pick/Rixen, Papiergeld-Spezialkatalog Deutschland 1874 – 1980, Mit Nebengebieten und einer Übersicht über die klassischen deutschen Geldscheine, 2., aktualisierte und erweiterte Auflage, München 1991. Holger Rosenberg, Die Banknoten des Deutschen Reiches ab 1871, 8. Auflage, Hamburg 1991.
[8] Michael H. Schöne, Ersatznoten 1948 (bisher kaum beachtete Abarten der ersten Banknoten der Bank deutscher Länder), in: Der Geldscheinsammler, 6/87, S. 292 ff.
[10] Angaben nach Hans-Ludwig Grabowski, Die deutschen Banknoten ab 1871, Das Papiergeld der deutschen Notenbanken, Staatspapiergeld, Kolonial- und Besatzungsausgaben, deutsche Nebengebiete und geldscheinähnliche Wertpapiere und Gutscheine, 22. überarbeitete und erweiterte Auflage, Regenstauf 2020/2021. S. 225 ff.
[11] Eine umfangreiche Auflistung Staaten und deren Ersatznoten findet sich unter: https://www.moneypedia.de/index.php/Ersatznote.
[12] Von Präfix spricht man, wenn besondere Zeichen, Buchstaben oder Zahlen der Kontrollnummer vorangestellt sind, bei Suffix stehen sie hinter der Kontrollnummer.
[13] Banknotenausgabe der Deutschen Bundesbank, Monatsbericht der Deutschen Bundesbank 11/62 und 2/63, zitiert nach: Kurt Jaeger und Ulrich Haevecker, Die deutschen Banknoten seit 1871, Engelberg/Württ. 1963, S. 165.
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