Zur Geldgeschichte Singapurs
- Sven Gerhard
- vor 2 Stunden
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Clement Liew / Peter Wilson:
A History of Money in Singapore
Talisman Publishing Singapur 2021.
Hardcover, 422 Seiten, 24,5 x 18 cm, durchgehen farbig. In englischer Sprache.
ISBN 978-981-18-2129-5
Kosten ca. 35 EUR plus Porto, zu bestellen z.B. über Amazon.
Zum 50jährigen Jubiläum der Monetary Authority of Singapur (MAS), der Zentralbank Singapurs, hat diese sich 2021 ein Geschenk gemacht und die Geldgeschichte Singapurs durch den Historiker Clement Lew und den Wirtschaftsexperten Peter Wilson umfangreich aufarbeiten lassen. Herausgekommen ist ein sehr hochwertig gemachtes, gut recherchiertes, reich bebildertes, flüssig lesbares Buch, mit dem man auf Entdeckungsreise gehen kann durch die Geld- und Währungsgeschichte des Landes.
Wer mit europäischem Blick auf eine Weltkarte schaut, für den liegt Europa im Zentrum.
Ein asiatischer Blick auf die Weltkarte verschiebt Europa an den linken oberen Rand. Ebenso verhält es sich mit einem Blick auf die Geld- und Währungsgeschichte: Kennen sich viele Numismatiker in Europa mit Gulden, Talern und Francs als den Leitwährungen ihrer Zeit in Europa bestens aus, schauen Sammler ostasiatischer Numismatik auf Duit, Rupien und Tradedollars, die den Zahlungsverkehr in Ostasien lange Zeit bestimmten.
Singapur ist seit seiner Gründung als Hafen ein Umschlagplatz des Handels in Ostasien gewesen, was auch den Geldumlauf dort bestimmt hat. Die Autoren beschreiben die Vielzahl von Zahlungsmitteln, die im Laufe der Jahrhunderte in Singapur verwendet wurden, sowohl im Fernhandel als auch im täglichen Zahlungsverkehr auf den Basaren und in den Läden der Stadt.
Kaufleute in Singapur haben in den ersten Jahrzehnten der britischen Kolonialisierung gegen viele von der East India Company und später von der britischen Kolonialverwaltung geplante Währungsmaßnahmen Widerstand geleistet, und sich durchgesetzt. Singapur hat nie die Indische Rupie als Zahlungsmittel eingeführt, obwohl die britische Kolonialverwaltung das mehrfach versuchte. Vielmehr entstand aus den silbernen Tradedollars geprägt in Mexiko, dann auch in Hongkong und den USA zunächst der Strait-Dollar als gemeinsame Währung der britischen Kolonien in Ostasien, dann der Dollar von Malaya und Britisch Nord-Borneo, den Singapur zusammen mit Malaysia, Nord-Borneo und Brunei nutze. Dieser war in einem festen Kurs an das Britische Pfund gebunden. Das Streben nach Selbstvertretung gipfelte 1959 in der internen Selbstverwaltung, 1963 in der Unabhängigkeit von der britischen Kolonialherrschaft als Teil der Föderation Malaysia und 1965 im Status einer unabhängigen Republik, die 1967 den Singapur-Dollar als Währung einführte und erstmals eigene Münzen und Banknoten ausgab.
Bevor es erstmals 1897 in Singapur zur Ausgabe von Papiergeld durch eine von der Kolonialverwaltung eingesetzte Währungskommission kam, hatten private Banken diese Aufgabe übernommen. Das System der Emission von Papiergeld durch eine Währungskommission (Currency Commission), die die Ausgabemengen nicht nach politischen Vorgaben, sondern allein entsprechend den vorhandenen Reserven an Gold, Silber und fremden Zahlungsmitteln steuerte, und das Singapur erst 2002 endgültige abschaffte, sorgte für eine über Jahrzehnte stabile Währung. Es förderte, zusammen mit geringen Zöllen und einer Migration von arbeitssuchenden Menschen aus der Region die Entwicklung Singapurs zunächst als führender Hafen, später als führender Finanzplatz in Ostasien.
Die Autoren erläutern die Geld- und währungspolitischen Entwicklungen anschaulich und mit vielen Beispielen, und geben so einen Einblick in das Geld- und Währungsgeschehen, das sich immer wieder veränderte und auch von großen Krisen nicht verschont blieb, beispielsweise während der Zeit der japanischen Besatzung von 1942 bis 1945, die in einer Inflation mit von den japanischen Truppen auf mobilen Druckerpressen vor Ort gedrucktem Papiergeld endete. Man erfährt, wann welche Zahlungsmittel in Umlauf gesetzt wurden, wo sie hergestellt wurden, wie lange sie zirkulierten, und welche Kaufkraft sie zu ihrer Zeit hatten. Zahlreiche Fotos, Zeitungsausschnitte, sowie Abbildungen von Münzen und Banknoten erfreuen den Sammler.
Wer sich für Geld- und Währungsgeschichte interessiert, hat an diesem Buch große Freude. Sammler ostasiatischen Münzen und Banknoten sollten es sich in jedem Fall zulegen.
Der vertretbare Preis erleichtert die Kaufentscheidung.
Dr. Sven Gerhard