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Außergewöhnlicher Hortfund: Rationierungsbelege der DDR für den "Dritten Weltkrieg"

Aktualisiert: 29. Jan.

Manchmal gibt es sie doch, die außergewöhnlichen Funde, die auf außergewöhnlichen Geschichten beruhen! Bereits kurz nach dem Ende der DDR machten Gerüchte über Lebensmittelkarten die Runde, die angeblich für den "Dritten Weltkrieg" vorbereitet waren.

Lange blieb es nur bei Gerüchten, viele haben davon gehört, doch keiner hat solche Stücke wirklich einmal in Händen gehalten. Dann tauchten erste Scheine auf Flohmärkten auf und in Heft 7/2000 von "Der Geldscheinsammler" konnten dann sechs verschiedene Rationierungsbelege vorgestellt werden, die für den Einsatz auf dem Gebiet der DDR in Krisen- und Kriegszeiten vorbereitet und in jedem DDR-Bezirk eingelagert waren.

Nach Wende und Wiedervereinigung waren die meisten dieser zeitgeschichtlich so interessanten Belege vernichtet worden.


Anfang der 1990er-Jahre sollten ausgerechnet ABM-Kräfte (ABM = Arbeitsbeschaffungs-maßnahme) die ehemalige Außenstelle der Zivilverteidigung der DDR für den Bezirk Magdeburg in Wanzleben räumen, der zu DDR-Zeiten der Staatssicherheit unterstellt war. Hier entdeckte ein Mann merkwürdige Pakete, die noch verplombt waren. Er öffnete ein Paket und zum Vorschein kamen weitere Pakete, die seltsame Scheine enthielten. Er konnte zwar nicht auf einen möglichen Verwendungszweck schließen, aber der offiziell wirkende Druck mit der Staatsbezeichnung der DDR und dem Papier mit Wasserzeichen weckte dann doch genug Interesse, um die Pakete nicht wie vorgesehen zu vernichten, sondern in Sicherheit zu bringen und damit für die Nachwelt zu bewahren.



Kürzlich fand in einer Scheune bei Wanzleben eine Haushaltsauflösung statt. Ein Antik-Händler aus der Gegend war auf der Suche nach alten Stühlen, doch was er fand, das verschlug ihm die Sprache. Ein großes verschnürtes und verplombtes Paket mit der Aufschrift "VII-5-09" sowie 19 Einzelpakete zu je 1000 Scheine mit der Aufschrift "VII-F-5". Die "VII" steht für den ehemaligen DDR-Bezirk Magdeburg, die Nummer "5" steht für die Karte 5 (TW = Tabakwaren), die "09" auf dem großen Paket für neun Einzelpakete mit je 1000 Karten. Insgesamt also 28.000 Tabakwaren-Karten der DDR, die in einem möglichen "Dritten Weltkrieg" für den Bezirk Magdeburg vorgesehen waren und der Vernichtung nur knapp entgangen sind.

Neben der Karte F-5 für Tabakwaren (TW) gab es z.B. auch die Grundkarten F-1 (GK) und die Karten F-4 für Kleidung und Textilien (KT) sowie F-6 für Verbrauchsmittel (VM).


Heute werden die Rationierungsbelege der DDR für den "Dritten Weltkrieg" mit bis zu 50 Euro pro Stück gehandelt. Würde man eine solch große Anzahl auf den Markt werfen, dann würde der Wert dieser Tabak-Karten rapide fallen. Wir haben dem glücklichen Besitzer deshalb empfohlen, sich an das DDR-Museum in Berlin zu wenden oder auch an andere DDR-Museen. Diese würden bestimmte gerne solch historisch interessante Stücke – noch dazu in Original-Paketen – ausstellen. Ein kleinerer Teil wird sicher auch auf dem Sammlermarkt willkommen sein.


Hans-Ludwig Grabowski

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