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AutorenbildMichael H. Schöne

Aus Papier: Guinea, Pound, Shilling, Sovereign und Penny

In Filmen oder in der Literatur aus oder über England begegnet man oft unterschiedlichen Währungsbezeichnungen: der Guinea, dem Pound (Sterling), dem Sovereign oder dem Penny. Dem deutschen Betrachter oder Leser ist nicht immer ganz klar, wie die Umrechnungen früher und heute zu bewerten sind.


Guinea

Im Mai 1660 erreichte König Charles II. England bei Dover; nach dem Bürgerkrieg verlieh ihm das Parlament in London die Königswürde. Drei Jahre später ließ er goldene Münzen prägen. Diese Guinea-Münzen wurden nach den goldreichen Gebieten im afrikanischen Guinea benannt; sie wrden letztmalig 1814 ausgeprägt und waren bis 1816 im Umlauf.

Die vielen Kriege zwischen Frankreich und Großbritannien im 18. Jahrhundert, die hohen Zölle, See- und Wirtschaftsblockaden sowie Unruhen nach der Vereinigung des Königreichs Großbritannien mit Irland 1801 sind Gründe der wirtschaftlichen Schwierigkeiten auf der Insel.


Abb. 1: 1 Gold-Guinea 1663, geprägt aus 22 Karat Gold, von der African Company geliefert – 8,32 g/917er Gold – mit Münzzeichen Elefant; heutiger Wert etwa 45.000 Euro


Abb. 2: Karte von Guinea aus dem Jahre 1727, Originalbezeichnung: „Negroland and Guinea with the European Settlements, Explaining what belongs to England, Holland, Denmark, etc.“ gezeichnet vom Geograph Herman Moll, gedruckt von Thomas Bowles in Cornhill


Ursprünglich betrug ihr Nennwert 20 britische Schilling, also ein Pfund Sterling. Der Goldgehalt betrug etwa 8,4 g, womit sie etwas leichter war als die Vorgängermünzen Laurel und Unite. Der Umrechnungskurs zur Silbereinheit Pfund Sterling schwankte mit dem Verhältnis des Preises von Silber zu Gold. Der Wert der Guinea stieg auf bis zu 27 Schilling. Nach der großen Münzreform von 1696 wurde ihr Wert auf 21½ Schilling und schließlich 1717 auf 21 Schilling festgesetzt und ist bis heute als Rechnungseinheit in Gebrauch.

Eine Guinea wurde als „1g“ oder „1gn“ oder im Plural „3gs“ oder „3gns“ geschrieben. Sie wurde in einem sog. Gentleman-Betrag als 1 Pound angesehen. Man bezahlte Händler und Handwerker in Pfund, aber die Eliten und Künstler in Guineas. Traditionell wurden bspw. Rechtsanwälte in Guineas und deren Angestellte in Pfund bezahlt.

Auf Guineas lautende Geldscheine wurden ab 1790 mehr und mehr von Privatbanken ausgegeben. Interessant ist, dass neben den Wertangaben in Guineas meist auch die Gleichstellung in Pound(s) ausgewiesen wird.


Abb. 3: 5 Guineas (ohne £-Angabe) der Bath City Bank vom 28. Februar 1791


Abb. 4: 1 Guinea (= £1/1) der Saddleworth Bank vom 3. Februar 1806


Abb. 5: 5 Guineas (= £5/5) der Gloucester Old Bank vom 17. September 1812


Pound

Heute gilt das Pfund als älteste Währung der Welt – bis 1971: 1 £ = 20 Shillings = 240 Pence, nach der Dezimalisierung 1 £ = 100 Pence. Die Bank von England gab im März 1797 erstmals Banknoten zu 1 Pound aus. Erleichternd war die Umrechnung von Guinea in Pfund: 1/3 gn = 7 Schilling.


Abb. 6: legendäre 1-Pfund-Note der Bank of England vom 2. März 1797

(Schätzwert ca. 63.000 Euro)


Genau 100 Jahre zuvor kursierten sog. Running cash notes, die auf Pounds lauteten. Diese ersten und nur handschriftlich ausgestellten Kreditscheine sind auf den 18. Juni 1697 datiert.

Drei Jahre nach Gründung der Bank of England durch König William III. entschied man auf der ersten Verwaltungssitzung, Papiergeld durch Hinterlegung von Münzen auszugeben. Das waren sozusagen Quittungen für Einleger, denen man eine vollständige oder teilweise Auszahlung garantierte, die ebenfalls auf Dritte übertragen werden konnte. Dieses Zahlungssystem wurde mehr und mehr beliebt und wurde für die Bank ein Geschäftserfolg und führte zur Einführung der Banknoten.


Abb. 7: 25 Pounds, Running cash note der Bank of England vom 18. Juni 1697


Die werthöchsten Banknoten in Pfund sind die 100-Millionen-Noten; diese liegen jedoch in den Tresoren der Bank of England. Man nennt diese Treasury Notes auch „Titan“ – im Gegensatz zu den „Giants“, den Banknoten zu 1 Mio. Pfund. Auch 10-Mio.-Pfund-Noten wurden gedruckt. Sie sind alle gesetzliche Zahlungsmittel zwischen der Bank of England und den Banken in Schottland und Nordirland und wurden nur intern innerhalb der Banken verwendet; sie kamen nie in Umlauf. Die in Schottland und Nordirland ausgegebenen Banknoten der dortigen Geschäftsbanken (2019 waren es Banknoten im Wert von 7,6 Mrd. Pfund) müssen durch Banknoten der Bank von England zu mindestens 60 Prozent gedeckt sein – können aber jederzeit in andere Banknoten der BoE eingetauscht werden. Letztmalig wurden Schatznoten im September 2003 gedruckt. Diese Noten wurden mitunter innerhalb anderer Banken gehandelt und zirkulierten auch ohne Wissen der Bank von England.

Durch ein Marshall-Plan-Darlehen der USA an Großbritannien wurden am 30. August 1948 neun 1-Mio.-Pfund-Noten zu Stützungsmaßnahmen ausgegeben und galten nur sechs Wochen zusammen mit anderen Schatznoten im Gesamtwert in Höhe von 300.000.000 Pfund. Am 6. Oktober 1948 wurden sie ungültig und wahrscheinlich vernichtet. Lediglich die Scheine mit den Seriennummern 000007 und 000008 wurden an den britischen und an den amerikanischen Finanzminister übergeben. Diese beiden befinden sich jedoch seit 1977 in Privatbesitz, wobei letztens die „Number Eight“ für 69.000 Pfund versteigert wurde.


Abb. 8: 10.000.000 Pounds o. D., entwertete Schatznote;

am 29. September 2014 in London für 17.000 Pfund versteigert


Shilling

Seit dem späten 18. Jahrhundert wird der Schilling im Volksmund auch „Bob“ genannt. Neben den häufigen 10-Schilling-Banknoten wurden 1914 auch die heute seltenen 5-Schilling-Banknoten ausgegeben. Der Wert entsprach der Crown; als Münzen wurde diese Wertstufe schon seit 1526 unter König Henry VIII. geprägt und nach den Wertverfall 1661 durch die Guineas abgelöst. Vor allem für die britischen Überseegebiete wurden auf Schilling lautende Noten in den Werten zu 1, 2½, 5 und 10 Shilling(s) gedruckt.


Abb. 9: 5 Shillings o. D., britische Schatzamts-Note


Sovereign

Sovereigns sind erstmals von 1489 bis 1603 geprägte Goldmünzen. Als gesetzliches Zahlungsmittel wurden sie ab 1817 in der heutigen Form mit dem Abbild des heiligen Georgs im Kampf mit dem Drachen geprägt. Sie entsprachen einem Pound Sterling. Mit Unterbrechungen wurden ab 1957 in Großbritannien die Prägungen wieder fortgesetzt und werden als Anlagemünzen gehandelt.

Papiergeld auf Sovereign lautend ist nur aus Australien bekannt. Dort wurden von T. S. Harrison Australian Note Printer Scheine zu 10 Schilling (= ½ australisches Pfund) gedruckt und erstmals am 1. Mai 1913 ausgegeben. In den Jahren nach 1900 machten dort Münzen etwa 90 Prozent im Geldumlauf aus; die 10-Schilling-Noten wurden ab 1915 mit „Half Sovereign“ überdruckt – so wollte man vermitteln, dass diese Scheine tatsächlich in Goldmünzen getauscht werden konnten. Der Passus „… Promises to pay the Bearer TEN SHILLINGS in gold coin …“ war auch schon auf den 1913er Ausgaben zu lesen, wurde aber mit dem zusätzlichen Aufdruck in Rot nochmals verdeutlicht.


Abb. 10: 10 Shillings o. D. (1918) mit Überdruck HALF SOVEREIGN und den Unterschriften von John Cerutty und James R. Collins


Ab 1923 erschien auf den Geldscheinen „Ten Shillings“ nicht mehr als Wertbezeichnung, sondern wurden noch bis 1933 durch „Half Sovereign“ ersetzt. Die Ausgaben ab 1934 zeigen wieder „Ten Shillings“, nicht aber das Versprechen des Auszahlens in Goldmünzen. Gleichzeitig wurde mit der Bezeichnung „Legal Tender“ die Geldscheine des Commonwealth of Australia zum gesetzlichen Zahlungsmittel. Bemerkenswert ist jedoch die Rückseite mit dem Wert in Bruchziffern, dabei steht „½“ für ein halbes Pfund.


Abb. 11: Half Sovereign o. D. (1928) mit Aufdruck HALF SOVEREIGN und den Unterschriften von Ernest C. Riddle und James T. Heathershaw


Penny

Geldscheine auf Penny oder Pence lautend wurden in Großbritannien nie ausgegeben – wohl aber z. B. als Kantinen- und Militärgeld der britischen Rheinarmee nach 1945 (1 Penny, 3 und 6 Pence) und Vereinsgeld.


Abb. 12: 1 Penny o. D. (1945–1948), Kantinengeld (= 1/6 Mark). die Briten beschlagnahmten das Hotel „Luisenhof” und benannten es zum Offizierskasino „Empire Club“ um; die Abkürzung CCG bedeutet Control Commission for Germany


1-Penny-Scheine kennt man jedoch von den Fiji-Inseln oder aus den frühen USA. Dort wurden 1-d.-Scheine wegen Kleingeldmangels in großer Menge – über eine Million Stück – gedruckt. Auch Privatausgaben zu 1 Penny sind bekannt – z. B. von der „German Reformed Church in Schohary“ von 1792.


Abb. 13: 1 Penny 20. Februar 1790, sog. „Papiermünze“ (Ersatzgeld), ausgegeben von der Corporation of the City of New York


Interessant sind die nicht ausgegebenen Kreditscheine der im August 1801 gegründeten irischen Callan Bank: One Shilling and One Penny. Inhaber der Bank war der in Callan ansässige Kaufmann Michael Hearn. Die Bank bestand jedoch nur bis zum Jahr 1807. Die Scheine im Wert von 13 Pence zeigen zusätzlich 1:1 (1 Schilling + 1 Penny). 13 irische Pence rechnete man damals als einen englischen Schilling.

Nach der Gründung seiner Druckerei wurden von James Waterlow ab 1810 sog. Faksimile-Steindrucke hergestellt; die Gründe dafür liegen im Dunkeln. Die Wertpapierdruckerei Waterlow & Sons war als Vervielfältiger für Dokumente bekannt.


Abb. 14: 1 Shilling + 1 Penny 1806, nicht ausgegeben, einseitiger Druck ohne Kontrollnummer


Die Callan Bank ließ auch ähnliche Scheine zu Three Shillings and Nine Pence ½ (= 45½ Pence) drucken. Die Kontrollnummer wurde wieder nicht ausgefüllt, ebenfalls die Jahreszahl „180_“. Mit der gleichen, ungewöhnlichen Wertstufe 3/9½ wurden 1804 ähnliche Kreditscheine von der Silver Bank in Malahide (14 km nördlich von Dublin) ausgegeben. 3 Shillings und 9 Pence und ein halber Penny waren ein Sechstel einer Guinea wert. Auch Scheine zu 6 Shillings mit dem Datum 14. Juni 1804 gab die Silver Bank aus. Solche Silberscheine sind auch von der O’Neill’s Bank in Waterford, Ffrench’s Bank in Tuam nahe Galway u. a. bekannt – ebenso Scheine zu 9 Shillings.


Abb. 15: Three Shillings & Nine Penny ½, 14. Juni 1804, Kreditschein der Silver Bank, einseitiger Druck, einlösbar in Banknoten der Bank von Irland


Silbermünzen waren um 1803 äußerst knapp; so musste die Bevölkerung diese „Silbernoten“ akzeptieren. Den Banken in Dublin war es entsprechend einem Gesetz von 1799 untersagt, Banknoten im Wert von unter 1 Guinea auszugeben – anders im restlichen Irland. Das nutzten die provinziellen privaten Geschäftsbanken. Diese „country banks“ konnten kleinwertige Scheine in Umlauf bringen. In einem späteren Gesetz von 1804 wurde die Ausgabe von Kreditscheinen unter 20 Schillinge untersagt.

Von der kleinsten früheren Geldeinheit Farthing (= ¼ Penny) und dem Florin (= 2 Schilling) sind keine Papierausgaben bekannt.

Michael H. Schöne

Quellen

https://en.wikipedia.org

https://joyofmuseums.com

https://museum.rba.gov.au

https://oldcurrencyexchange.com

https://www.bankofengland.co.uk/museum

https://www.coinbooks.org/esylum

https://www.ebay.com/

https://www.irishpapermoney.com

https://www.numisbids.com

https://www.spink.com

Bowlby, Chris: „Britain’s £1m and £100m banknotes“, BBC Radio 4, 26. Januar 2013.

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