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Land geteilt – Welt vereint: Geldscheine aus Panama und der Kanalzone

Die lateinamerikanischen Staaten Kolumbien, Panama, Ecuador und Venezuela sowie Gebiete von Peru und Guyana gingen aus dem früheren spanischen Neugranada hervor und wurden von Historikern als Gesamtstaat Großkolumbien bezeichnet. Es existierte von 1819 bis 1830 als República de Colombia.


Nach der militärischen Besetzung Panamas durch die US Army, nach dem sog. 1000-Tage-Krieg und seiner Abspaltung von Kolumbien erhielt das Land erst 1903 seine Unabhängigkeit. Die damalige Einmischung und Vormachtstellung der USA dauerte fast ein ganzes Jahrhundert. Das hatte mit dem geplanten und fertiggestellten Panama-Kanal zu tun.

Schon seit dem 16. Jahrhundert hatten spanische Könige die Querung der Landenge zwischen dem Atlantik und dem Pazifik immer wieder angeregt; selbst Alexander von Humboldt beschäftigte sich mit dem Projekt. 1881 hatte dann Frankreich mit der Planung einer Wasserstraße zwischen den Städten Colón und Panamá begonnen – seit Mai 1904 begann der Bau am Kanal durch die US-Amerikaner unter J. F. Wallace, er wurde 1905 von J. F. Stevens abgelöst; US-Generalmajor G. W. Goethals führte das Projekt ab 1907 fort und beendete es 1914. Ebenso nahmen sich die USA die Hoheitsrechte an dem Kanalgebiet einschließlich der Panama Railroad Co. für sich in Anspruch und schufen zwei Wochen nach der Unabhängigkeit die Kanal-Zone als Hoheitsgebiet der USA. Im Staatsvertrag verpflichteten sich die USA zur jährlichen Zahlung von 250.000 Gold-Dollars an Panama – der Kaufpreis für die fast 1.500 qkm große Kanalzone lag bei 10 Mio. Dollars. 1935/36 wurde der Vertrag modifiziert und die USA hatten von da an eine jährliche Zahlung von 430.000 US-Dollars zu leisten – bis 1955 stieg diese Pacht auf 1,93 Mio. US-Dollars.


Abb. 1: Karte der Kanal-Zone von 1920, sichtbar ist die über 80 km lange Wasserstraße

als Doppellinie innerhalb der braunen Fläche.


Als erstes Schiff nach Fertigstellung des Kanals fuhr die New Yorker „Cristobal“ am 3. August 1914 durch den Panamakanal. Durch den Ersten Weltkrieg wurde der Kanal jedoch erst am

12. Juli 1920 durch US-Präsident W. Wilson offiziell freigegeben – seit deren Eröffnung passierte am 4. September 2010 der chinesische Frachter „Fortune Plum“ als einmillionstes Schiff den Panamakanal.


Allein im ersten Jahr nahm die Kanalgesellschaft etwa 4,3 Mio. US-Dollars an Gebühren ein. 1996 waren es 483,0 Mio. US-Dollars. 2002 wurden die Gebühren um 13 Prozent erhöht.

Das Containerschiff „MSC Fabienne“ musste für seine Kanalpassage am 16. Mai 2008 den bisher höchsten Preis von über 317.000 US-Dollars entrichten – den niedrigsten in Höhe von 36 US-Cents bezahlte 1928 der US-Amerikaner Richard Halliburton, der den Kanal innerhalb von acht Tagen durchschwamm.


Abb. 2: Wechsel für die Kanalgebühr, für Reparationen und weitere Auslagen für die Weiterfahrt der S/S Gundulic.

.


Ab 1979 stand der Kanal dann unter gemeinsamer Kontrolle Panamas und der USA und am

31. Dezember 1999 erlangte die Republik Panama die alleinigen Hoheitsrechte an der Kanalzone. Seitdem wird der Kanal durch die ACP (Autoridad del Canal de Panamá) verwaltet.


Für Panama und die Kanalzone ist unterschiedliches Papiergeld nachweisbar: das sind zum einen die Banknoten der Zentralbank der Republik Panama und zum anderen Gutscheine der Clubs in US-Militäreinrichtungen in der Kanalzone sowie Fantasieausgaben u. a. – auch Wertmarken sind bekannt.


Nach der Unabhängigkeitserklärung führte Panama eine neue Währung ein: den Balboa (= 100 Centésimos) – benannt nach dem spanischen Entdecker Vasco Núñez de Balboa.

In der Verfassung des Landes von 1904 war niedergeschrieben, dass Balboas nur als Münzen auszugeben waren. Als Papiergeld diente die US-Währung – Dollar-Scheine laufen wertgleich 1:1 zum Balboa bis heute um.


Panamas jüngster Präsident Dr. Arnulfo Arias Madrid forderte 1941 von der Regierung, eigene panamaische Banknoten drucken zu lassen und ein entsprechendes Gesetz einzubringen. Die Verfassung wurde geändert, nationale Banknoten durften in Höhe von 6,0 Mio. Balboas gedruckt und ausgegeben werden. So vergab die neugegründete Banco Central de Emisión de la República de Panamá den Auftrag für den Druck von 2,72 Mio. Balboas nach New York an die Hamilton Bank Note Co. in vier Wertstufen:


Abb. 3: 1 Balboa 1941, Vs., 720.000 Stück gedruckt.


Abb. 4: 1 Balboa 1941, Rs., die Rückseiten sind gleich gestaltet und unterscheiden sich nur durch die Wertzahlen und unterschiedliche Farbgebung; alle Balboa-Scheine sind 158 mm × 67 mm groß.


Abb. 5: 5 Balboas 1941, Vs., 100.000 Stück gedruckt.


Abb. 6: 10 Balboas 1941, Vs., 100.000 Stück gedruckt.


Abb. 7: 20 Balboas 1941, Vs., 25.000 Stück gedruckt.


Am 30. September 1941 kündigte Präsident Arias Madrid in einer Radioansprache die Gründung der Emissions-Zentralbank von Panama an. Die Balboa-Banknoten wurden am

1. Oktober 1941 in Umlauf gegeben und am folgenden Tag besuchte der Präsident das Büro der Nationalbank und tauschte offiziell US-Dollars in Balboas um. Das Gesetz zur Ausgabe der Banknoten wurde von der Nationalversammlung aber nie genehmigt.


Die Banknoten wurden nach der Schließung der Emissionsbank am 9. Oktober 1941 wieder für ungültig erklärt, eingezogen und in der Kunstgewerbeschule verbrannt. Der Grund dafür war ein Militärputsch unter Führung von Dr. Ricardo Adolfo de la Guardia Arango, der von den USA unterstützt wurde. Arias besuchte damals Kuba und galt in Washington als antiamerikanisch und Mann, der die Abhängigkeit seines Landes von den USA maßgeblich einschränken wollte.


Angeblich wurden etwa 7.000 Banknoten nicht vernichtet. Ein US-amerikanischer Ingenieur, der als Manager einer bedeutenden Goldmine nach Panama zog, kaufte die verbliebenen Balboa-Scheine auf – ein anderer Verwandter, der als Baggerfahrer beim Bau des Kanals arbeitete, erwarb diese Banknoten. Er übersiedelte in den 1980er Jahren zurück in die USA. Die 1941er Serie bezeichnet man deshalb auch als „Arias Seven Day Notes“ und Einzelscheine erreichen heute fünfstellige Euro-Preise.


Von den sog. Martin-Sosa-Projekt-Ausgaben zu 1 und 10 Balboas aus dem Jahr 1933 lassen sich kaum Informationen finden – sie wurden nie ausgegeben. Hingegen gibt es zwei „Ergänzungsscheine“ der Serie 1941 zu 50 und 100 Balboas, die Richard J. Reed in Sarasota/Florida gestaltete und seit 2007 anbietet.

Weitere Fantasie-Ausgaben sind bspw. die Ausgaben einer Banco Americano de la República de Panamá, Serie 1918 oder die „Gedenkbanknote“ zum 100. Jahrestag der Eröffnung des Panamakanals sowie ein Schein der Panama Canal Zone.


Abb. 8: 50 Balboas 1941 A, Vs., Fantasie-Ausgabe, Design: R. J. Reed.


Abb. 9: 100 Balboas 1941, Vs., Fantasie-Ausgabe, Design: R. J. Reed.


Abb. 10: 1 Balboa, Vs., Phantasie-Ausgabe, Design: R. J. Reed.


Abb. 11: 1000 Balboas, Vs., Fantasie-Ausgabe, Design: R. J. Reed.


Abb. 12: 100 (Jahre), Fantasie-Ausgabe, Centennial Celebration 2014.


Abb. 13: 1 Dollar/1 Balboa, Serie 1920, Vs., Fantasie-Ausgabe 2012.


In den Klubs der US-Militärstützpunkte innerhalb der Kanalzone wurden außerdem sog.

Chits verwendet, wie man sie auch aus vielen Teilen der Welt kennt, wo Einheiten der US Army, Navy oder Air Force stationiert waren. In der Kanalzone waren das die Albrook und Howard AFB, die Camps Chorrer, Elliott, Gaillard und Otis, die Forts Amador, Clayton, Davis, Grant, Gulick, Kobb und Sherman sowie Coco Solo und Corozal. Auch Wertmarken sind nachweisbar.


Abb. 14: 1 Cent, Gutschein, PX Fort Sherman. / Abb. 15: 5 Cents, Gutschein, Officers’ Club Fort Amador.


Abb. 16: 10 Cents, Gutschein, 1–2–3 Club Fort Clayton. /

Abb. 17: 25 Cents, Gutschein, N.C.O. Open Mess Albrook AFB.


Abb. 18: 5 Cents, Gutschein, Officers’ Club Coco Solo. /

Abb. 19: 25 Cents, Gutschein, VFW Post Margarita.


Abb. 20: 1 Dollar, Wertmarke, 1914, Camp Elliott, Isthmian Canal Zone. /

Abb. 21: 5 Dollars, Wertmarke, 1970, Atlantic Area Installation Command, Fort Davis.


Abb. 22: 50 Cents, Wertmarke, NCO Club Corozal. /

Abb. 23: 1 Dollar, Wertmarke, NCO Mess Albrook AFB.



Außerdem wurden Gutscheine und auch Wertmarken von Wirtschaftsbetrieben, Firmen, Hotels und Privatleuten verwendet. Stellvertretend stehen dafür die Gutscheine der Panama Railroad Co. – die Eisenbahngesellschaft ist im Besitz der US-amerikanischer Unternehmen. Die Scheine wurde in Streifen zu 5 Stück in Booklets eingeheftet, zeigen die Unterschrift des Bahnpräsidenten George Washington Goethals; sie wurden in Indianapolis/IN bei der Allison Coupon Co. gefertigt.


Abb. 24: 1 Cent, Gutschein der Panama Rail Road Co.


Bei der Einführung des Balboas vor knapp 120 Jahren entschied sich die Regierung nur für die Ausgabe von Münzen. Papiergeld wollte man nicht drucken lassen – wegen Bedenken einer möglichen inflationären Entwicklung ähnlich der im damaligen Kolumbien.


Zwischen 1904 und 1907 wurden die ersten Kleinmünzen geprägt: ½ Centésimo (medio Centésimo de Balboa), 1¼ Centésimo (uno y cuarto Centésimos) und 2½ Centésimos (dos y medio Centesimos de Balboa). 1-Balboa-Münzen gab man erst 1931 aus. Sämtliche Münzen wurden in der United States Mint und der Royal Mint in London gefertigt – die von 1904/07

in Philadelphia. Gedenkmünzen wurden in Stücken von 5 bis 500 Balboas geprägt.

Die 50-Centésimos-Münzen waren anfangs nur wenig mehr wert als der kolumbianische Peso; so wird die 50-Centésimos-Münze bis heute als Peso bezeichnet.


Abb. 25: ½ Centésimo de Balboa 1907, Kupfer-Nickel, 16 mm Ø, 1 Mio. Stück geprägt. /

Abb. 26: 1 Balboa 1931, Silber, 38 mm Ø, 200.000 Stück geprägt.



Die Banknoten der Banco de Panamá oder die Schatzscheine des Tesorería Estado Soberano de Panamá gaben im 19. Jahrhundert Peso-Scheine aus, die jedoch der kolumbianischen Provinz Panama zuzuordnen sind.


Abb. 27: 1 Peso Ausgabe 1869, Vs., Banco de Panamá, Druck: American Bank Note Company.


Abb. 28: 3 Peso 1868, Vs., Tesoreria Estado Soberano de Panama, Druck: American Bank Note Company.



Michael H. Schöne


Quellen:

https://www.currencybanknotes.com

https://www.coins-of-panama.com

http://imgbuddy.com

http://www.coincommunity.com

http://www.worldbanknotescoins.com

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