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Aus privaten Sammlungen: Im Oktober 1944 in Luxemburg abgestempelte belgische Banknote

Aktualisiert: 10. Nov. 2023

Objekttyp: Banknote

Sammlung: Michael H. Schöne


Historischer Kontext:

Schon am 12. November 1939 sollte das neutrale Großherzogtum Luxemburg von deutschen Truppen besetzt werden. Das geschah jedoch erst im Zuge des sog. "Westfeldzugs" durch den „Fall Gelb“ ab 10. Mai 1940.

Das unbewaffnete Luxemburg konnte sich mit dem aus 461 Mann bestehenden Freiwilligenkorps nicht verteidigen und war einen Tag später völlig besetzt. Das Land wurde sofort durch eine sog. CdZ-Be­hör­de umgebaut, Ver­wal­tungs­ap­pa­rat und Rechts­ver­hält­nis­se wurden denen des Deut­schen Reichs angepasst. Luxemburg wurde dem Gau Koblenz-Trier zugeschlagen und am 24. Januar 1941 in Gau Moselland umbenannt.


Mit der „Verordnung über die Einführung der Reichsmark als gesetzliches Zahlungsmittel in Luxemburg vom 25. August 1940“ galt ab dem folgenden Tag neben den bisherigen luxemburgischen und belgischen Geldscheinen nun auch die Reichsmark – vorerst in Gestalt der Reichskreditkassenscheine.


In einer Proklamation vom 13. September 1940 forderte Dr. Munzel von der Zivilverwaltung die Bewohner von Luxemburg auf, alle weltweit konvertierbaren Banknoten innerhalb von zwei Tagen bei den Kassen und Banken abzuliefern. Ebenso sollte alles Gold, gemünzt, in Barren, unverarbeitet oder verarbeitet, zum Kauf angeboten werden. Alle tauschbaren Währungen sollten bis zum 15. September 1940 bei der Reichskreditkasse in Luxemburg für einen späteren Umtausch registriert werden.


Erst ab 30. Januar 1941 wurde die deutsche Inlands-Reichsmark (Rentenbankscheine, Reichsbanknoten und Reichsmünzen) alleiniges Zahlungsmittel in Luxemburg („Verordnung über die Außerkurssetzung des belgischen und luxemburgischen Franken und der Reichskreditkassenscheine in Luxemburg vom 29. Januar 1941“. Bis zum 1. März 1941 musste man das bisherige Geld in Reichsmark umtauschen: 1 belg. Frank = 0,08 RM, 1 luxbg. Frank = 0,10 RM – ebenso die RKK-Scheine, im Verhältnis 1:1.


In Luxemburg waren belgische Banknoten neben den luxemburgischen Geldscheinen im Umlauf. Durch Gesetz vom 5. März 1922 galt der belgische Frank gleichwertig neben dem luxemburgischen. Seit dem 1. April 1935 wurde die Relation neu festgesetzt: 1 lux. Frank galt nun 1,25 belg. Frank; seit dem 15. Juli 1935 waren die belgischen Scheine der Nationale Bank van België/Banque National de Belgique gesetzliche Zahlungsmittel in Luxemburg – entsprechend der belgisch-luxemburgischen Konvention vom 23. Mai 1935.


Nach der Flucht von Großherzogin Charlotte und den meisten Mitgliedern der luxemburgische Regierung schon am 8. Mai 1940 nach Frankreich, Spanien, Portugal, den USA und später nach Kanada, ließ sich die großherzogliche Familie und die Regierung schließlich in London nieder, um den luxemburgischen Widerstand zu unterstützen.

Am 11. September 1944 hieß es dann „Lëtzebuerg ass fräi“, als US-Soldaten in die Hauptstadt einzogen. Die luxemburgische Exilregierung kam im November 1944 aus England zurück, die Großherzogin dann am 14. April 1945.


Nun galt es Vorbereitungen zur Durchführung einer Währungsreform im Oktober 1944 in Luxemburg zu organisieren. Sämtliche Reichsbanknoten, Rentenbankscheine und frühere (eigentlich ungültige) luxemburgische und belgische Geldscheine mussten für den künftigen Währungsaustausch und zur Registrierung gekennzeichnet werden. Diese Scheine wurden abgestempelt – meist auf den Vorderseiten und mit Doppelabstempelungen: Gemeinde- und Poststempel, seltener mit Amts- oder Sparkassen- oder Eisenbahnstempel. Bereits am

6. August 1940 war verfügt worden, Hochdeutsch als alleinige Amtssprache einzuführen. Deshalb kommen vielerorts auch deutschsprachige Gemeindestempel auf Scheinen vor.


Durch den Großherzoglichen Erlass vom 9. August 1944 wurden erste Maßnahmen zum Währungstausch verkündet – Einzelheiten zur Durchführung dann am 2. Oktober 1944 mit dem „Arrêté grand-ducal concernant le recensement et l’estampillage des billets de banque et bons de caisse“ für den Umtausch von Reichsmark in neue luxemburgische Francs.

Inhalt: alle Personen im Besitz von deutschem Geld wurden verpflichtet, dieses zur Zählung und Abstempelung vorzulegen; ebenso belgische und luxemburgische Scheine. Ab dem 5. Oktober 1944 waren der Besitz und die Menge bei den Kassen des Staates, der Kommunen oder anderen öffentlichen Einrichtungen durch ausgefüllte Vordrucke an die Staatshauptkasse in Luxemburg zu erklären. Die Besitz-Erklärungen waren von Donnerstag, dem 5. Oktober bis Sonntag, dem 8. Oktober 1944, jeweils von 8.00 bis 11.00 Uhr und von 14.00 bis 17.00 Uhr bei allen Sparkassen oder Postanstalten des Landes abzugeben. Registriert wurden Name, Vorname, Wohnanschrift, Geburtsort und -Datum sowie die genaue Menge an Geldscheinen der jeweiligen Kategorien. Für Deportierte, Kriegsgefangene und Flüchtlinge bspw. wurde die Frist für acht Tage verlängert. Bei Zuwiderhandlungen wurden angedroht: Gefängnisstrafen von acht Tagen bis drei Jahren und Geldstrafen zwischen 200 und 20.000 Francs.


Die Abstempelungen erfolgten tatsächlich zwischen dem 5. und 8. Oktober 1944; gefundene Abstempelungen mit späteren Daten auf den Scheinen belegen, dass die Aktion bis zum Sonnabend, den 14. Oktober 1944, 18.00 Uhr, weitergeführt und von sog. Spätheimkehrern genutzt wurde. Der eigentliche Geldumtausch erfolgte dann vom 18. bis 23. Oktober 1944 entsprechend den Bedingungen des im Mémorial du Grand-Duché de Luxembourg Nr. 7 vom 14. Oktober 1944 abgedruckten und noch in London erlassenen Beschlusses.

Die einbehaltenen und gestempelten Scheine wurden nach 1945 in einem Stahlwerk verbrannt – die deutschen Geldscheine jedoch erst in der Zeit vom 28. Februar bis 19. Mai 1989 in der Hoffnung, die alte Reichsmark durch Deutschland in D-Mark ersetzt zu bekommen.


Die heute noch vorhandenen abgestempelten Scheine wurden entweder beim Geldumtausch 1944 nicht vorgelegt oder stammen aus Diebesgut aus der Vernichtungsaktion.

Die Abstempelungen kommen heutzutage am häufigsten auf deutschen, gelegentlich auf belgischen und selten auf luxemburgischen Geldscheinen vor.

Ein dem abgebildeten ähnlicher Schein mit gleicher Abstempelung wurde letztmalig vor zehn Jahren bei Heritage Auctions in den USA versteigert: Serie 3318U0511, KN 082944511.

Bekannt ist auch ein rückseitig gestempelter Schein mit einem luxemburgischen Vorkriegs-Poststempel mit dem Datum -8.10.44. 8-9 / LUXEMBOURG VILLE.

Die abgebildete Banknote wurde am 17. März 1938 als eine der letzten Scheine an diesem Tag gedruckt.

 
 

Land/Region/Ort: Luxemburg / Gau Moselland / Stadt Luxemburg

Emittent: Nationale Bank van Belgie / Banque Nationale de Belgique

Nominal: 50 Frank/Francs bzw. 10 Belga/Belgas

Datierung: Vs. 17-03-38 = 17. März 1938,

Vorderseite: Text BANQUE NATIONALE de BELGIQUE, Aufdruck TRÉSORERIE,

Bäuerin mit Ährengarben, zwei Pferde.

Poststempel: LUXEMBURG 2 / c / 08.10.44. -14.

Gemeindestempel: VILLE DE LUXEMBOURG V ADMINISTRATION COMMUNALE.

Rückseite: Text NATIONALE BANK VAN BELGIE, Aufdruck THESAURIE, allegorische Figur mit Segelschiff und Füllhorn.

Entwurf: Vs.: ANTO-CARTE.FEC. = belgischer Maler Antoine „Anto“ Carte (1886–

1954) FEC. = lat. fecit „hat es gemacht“; G.MINGUET.SC. = belgischer

Grafiker Guillaume Minguet (1884–1969) SC. = lat. sculpsit „graviert“;

Rs.: ANTO-CARTE.FEC. und M.POORTMAN.SC. = belgischer

Grafiker Maurice Poortman (1890–1954).

Material: Papier

Wasserzeichen: Kopfbildnis von König Leopold I.

Unterschriften: H(enri) Sontag, G(eorges) Janssen

Druck: Druckerei der BNB/NBB

Druckzeitraum: 20. April 1935 bis 28. April 1947 – unter dem Datum 17-03-38 wurden von

diesem Typ 300.000 Scheine gedruckt (in 12 Serien je 25.000 Stück;

1.000 Stück je SBst.; Serien 3307 bis 3318 in dem Nummernbereich:

082650001 bis 082950000)

Format: 144 × 87 mm

Nummerierung: Serie 3318U0610 / KN 082944610

Umlauf: mit Stempel: 8. bis 23. Oktober 1944 (ohne Stempel: März 1938 bis

November 1947)

Authentizität: Original

Zitate:

  • 106 (Standard Catalog of World Paper Money, Vol. II – General Issues)

  • 51.3 L (Schöne: Abstempelungen deutscher Geldscheine 1944 in Luxemburg und Belgien, einschl. der abgestempelten luxemburgischen und belgischen Scheine)

  • Simon, Steffen: Datenbank Banknoten Belgien

 

Michael H. Schöne

 

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