top of page

Aus privaten Sammlungen: Reichsbanknote zu 100 Billionen Mark vom 26. Oktober 1923

Aktualisiert: 5. Feb.

Höhepunkt der großen Inflation und Stabilisierung der Mark im November 1923

Wie viele Nullen gehören hinter die 1?

Am 2. November 1923 gab die Reichsbank die Ausgabe eines 100-Billionen-Mark-Scheins bekannt. Dies war der höchste Nennwert, den eine Banknote in Deutschland je hatte. Die Goldmark stand an diesem Tag (umgerechnet zum offiziellen Dollarkurs der Berliner Börse) bei 76 Milliarden Papiermark, so dass 100 Billionen Mark am 2. November 1923 etwa 1.300 Goldmark entsprachen. Doch die Hyper-Inflation war noch nicht auf ihrem Höhepunkt. Achtzehn Tage später, am 20. November 1923, war der Wert des 100-Billionen-Mark-Scheins auf 100 Goldmark gefallen. Dass damit der Höhepunkt der Inflation erreicht war, war den Menschen noch nicht bewusst. Doch der Reihe nach.


Mit Beginn der Ausgabe der Rentenmark am 15. November 1923 durfte die Reichsbank dem deutschen Staat keine Kredite mehr gewähren. Damit endete die seit dem Ersten Weltkrieg aus dem Ruder gelaufene Staatsfinanzierung über die Notenpresse. Die Reichsbank gewann die Kontrolle über die Markwährung zurück. Ab dem 20. November 1923 gelang es ihr, den Dollarkurs in Berlin bei 4,2 Billionen Mark zu stabilisieren. An den ausländischen Börsen und im besetzten Rheinland wurde der US-Dollar freilich noch einige Tage deutlich höher gehandelt. So notierte er nach Angaben des Reichsbankpräsidenten Hjalmar Schacht an der Kölner Börse am 26. November 1923 sogar bei 11 Billionen Mark, fiel dann aber bis zum 30. November unter 8 Billionen Mark und schließlich am 10. Dezember auf die von der Reichsbank gewünschten 4,2 Billionen Mark (Hjalmar Schacht, "Die Stabilisierung der Mark", Berlin u. Leipzig 1927, S. 80). Bei diesem Dollarkurs war die Umrechnung der Papiermark in Gold- und Rentenmark einfach: Geteilt durch den Dollarkurs der Vorkriegszeit von 4,20 Goldmark ergab 1 Billion Mark genau eine Gold- oder Rentenmark.


Bereits am 17. November 1923 hatte die Reichsbank verfügt, dass sie ab dem 22. November 1923 kein Notgeld mehr annehmen werde und dass die Aussteller von Notgeld aufgefordert würden, ihre Notgeldscheine, die sich in den Kassen der Reichsbank befanden, bis zum

26. November einzulösen. Da die Rentenmark nur innerdeutsches Zahlungsmittel war und die Reichsbank vorerst keine Papiermark-Kredite mehr vergab, zerschlug sich die Spekulation auf einen weiteren Kursverfall der Mark. Mit einem Darlehen der Rentenbank konnte das Deutsche Reich seine gesamten Altschulden von 191 Trillionen Mark tilgen – umgerechnet waren das ab dem 20. November 1923 „nur“ noch 191 Millionen Gold- oder Rentenmark. Das Geld war nun knapp, beim Staat wie bei den Unternehmen. Überall musste gespart werden. Viele Arbeiter wurden entlassen, Löhne und Gehälter gekürzt. Und die Preise sanken: Für ein Zweipfundbrot musste man Ende November noch 580 Milliarden Mark oder 0,58 Rentenmark bezahlen, Mitte Dezember nur noch 350 Milliarden Mark oder 0,35 Rentenmark.


Im Dezember 1923 war die Inflation besiegt und die Mark endgültig stabilisiert. 1924 kam die Reichsmark und mit der deutschen Wirtschaft ging es wieder aufwärts. Die Arbeitslosigkeit sank, die Löhne stiegen, die „Goldenen Zwanziger“ begannen. Die Bevölkerung musste im Zahlungsverkehr nicht mehr mit astronomisch hohen Zahlen umgehen und rechnen: Bei der 100-Billionen-Mark-Note stünden, würde man den Nennwert in einer Zahl ausdrücken, immerhin 14 Nullen hinter der Eins...


 
 

Objekttyp: Banknote

Sammlung: Sammlung Hensengerth

Authentizität: Original

 

Land/Region/Ort: Deutsches Reich ("Weimarer Republik")

Emittent: Deutsche Reichsbank, Reichsbankdirektorium

Nominal: 100 Billionen Mark

Datierung: 26. Oktober 1923

Vorderseite: Druck einseitig, Text auf Ornamenten mit Wertzahl

Rückseite: ohne Druck

Material: Papier mit Wasserzeichen Distelstreifen

Format: 174 mm x 86 mm

Nummerierung: C•0167030

Gültigkeit: November 1923 bis 5. Juli 1925

Zitate:

  • DEU-153 (Grabowski: Die deutschen Banknoten ab 1871)

  • Ro/Gra 125 (Rosenberg/Grabowski: Die deutschen Banknoten ab 1871)

  • GER-128 (Standard Catalog of World Paper Money)

 

Dr. Bernd Sprenger


Wenn auch Sie ein besonderes Stück aus Ihrer Sammlung vorstellen möchten, dann schicken Sie einfach eine E-Mail an: info@geldscheine-online.com.


Literaturempfehlung:


Hans-Ludwig Grabowski:

Die deutschen Banknoten ab 1871

Das Papiergeld der deutschen Notenbanken, Staatspapiergeld, Kolonial- und Besatzungsausgaben, deutsche Nebengebiete und geldscheinähnliche Wertpapiere und Gutscheine


23. Auflage 2023/2024

ISBN: 978-3-86646-224-3

864 Seiten, durchgehend farbig

Preis: 39,90 Euro


bottom of page