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Buchvorstellung – „Forging Secrets“– Faces and Facts inside the Nazi Operation Bernhard Scheme

Aktualisiert: 11. Mai 2023

Etwas Neues ausprobieren – mit diesen Worten begrüßte Goetz-Ulf Jungmichel, Geschäftsführer der World Money Fair, am Samstag, den 5.2.2023 etwa 30 Gäste im Auditorium des Berliner Hotels Estrel zur Vorstellung des Buches „Forging Secrets“. Eingeladen hatte die Spungen Family Foundation aus Chicago, die nach eigenen Angaben die umfangreichste und größte Sammlung der Welt an philatelistischen und numismatischen Belegen zum Holocaust besitzt.



Nach einer kurzen Begrüßung durch Danny Spungen und einer Einführung in das Thema durch Prof. Kevin Ostoyich von der Valparaiso University, Indiana, der sich nach eigenen Angaben seit Jahren mit der Erforschung des Holocaust beschäftigt, war als Gastrednerin Charlotte Krüger eingeladen, die vor einigen Jahren eine Biografie über ihren Vater Bernhard Krüger verfasst hat, der als SS-Sturmbannführer das "Unternehmen Bernhard" verantwortete. Entstanden ist das Bild einer ambivalenten Persönlichkeit, die einerseits entgegen der nationalsozialistischen Ideologie die mit der Fälschung beschäftigen jüdischen Häftlinge menschlich behandelte, andererseits aber in seinem Handeln keinen Zweifel an dieser Ideologie aufkommen ließ.


Schon 1939 wurde in Großbritannien überlegt, Reichsbankknoten zu fälschen und über Deutschland abzuwerfen. Dieser Plan wurde verworfen, u. a. weil die Scheine in Deutschland mit der Reichsmark als reiner Binnenwährung nur schwer in den Umlauf zu bringen gewesen wären. Zudem hätten nur perfekt gemachte Fälschungen den Zweck einer Störung des Wirtschaftslebens erreicht – ein Plan, den man sich nicht zutraute oder den man nicht vertiefen wollte. Mit dem "Unternehmen Andreas" und dann dem "Unternehmen Bernhard" ging Deutschland einen anderen Weg, auch weil das Britische Pfund – anders als die Reichsmark – als Leitwährung in vielen Ländern akzeptiert war und daher die Noten zur Bezahlung von Kriegsmaterialien verwendet werden konnten. Bis zur Einstellung der Produktion Anfang 1945 sollen falsche Banknoten im Werte von 132 Mio. Pfund hergestellt worden sein. Die Papierherstellung für die Fälschungen erfolgte außerhalb des Konzentrationslagers, ebenso die Erstellung der Siebe zur Wasserzeichenherstellung sowie die Gravur der Druckplatten.



Das 2022 in den USA erschiene, in englischer Sprache verfasste, sehr aufwändig gemachte und über 2 kg schwere Buch im Folioformat 30 cm x 30 cm reiht sich ein in eine lange Reihe von Publikationen zu diesem Thema, die teilweise aus Sicht überlebender Häftlinge verfasst wurden. Es sieht sich als Beitrag zur Holocaust-Forschung mit dem Ziel, den Häftlingen hinter der Herstellung der Fälschungen Namen und Gesicht zu geben. Entsprechend enthält es neben diversen Abbildungen von Banknoten auch zahlreiche Dokumente, die das Leben im Konzentrationslager Sachsenhausen veranschaulichen sollen, darunter Briefe von Häftlingen, Zeichnungen und Fotos.


Für Sammler sind viele wichtige Informationen enthalten, und bekannte Experten wie Joe Boling oder Pam West haben Kapitel verfasst und Informationen zugeliefert. Neu dürften die Forschungen zum Thema der Verteilungswege der Noten sein, wobei es hierzu sicherlich noch weiteres Material gerade aus der Nachkriegszeit geben dürfte, das der Aufarbeitung und Veröffentlichung harrt. Hilfreich für Sammler sind auch die zahlreichen Abbildungen von Details der Pfundnoten zwecks Unterscheidung von Original und Fälschung, sowie die Aufstellung der bisher bekannten Werte, Daten und Kontrollnummern, von denen Fälschungen bekannt sind.


Das Buch will laut Spungen Foundation den Anspruch darauf erheben, die neue Enzyklopädie zum Thema Banknotenfälschung im Rahmen des Unternehmens Bernhard zu werden.

Für diesen Anspruch ist das aufwändig gemachte Buch jedenfalls recht teuer (USD 199 plus Porto, bestellbar unter https://spungenfoundation.org/operation-bernhard-book/what-is-the-book/).


Auf meine Frage, wie Sammler mit Scheinen des "Unternehmen Bernhard" angesichts der Geschichte ihrer Herstellung umgehen sollten, antwortete Charlotte Krüger, dass diese Scheine als das behandelt werden sollten, was sie sind – Zeugnisse der Zeitgeschichte.


Dr. Sven Gerhard

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