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Damals - Das Magazin für Geschichte, Ausgabe 4-2017



Dirk Schindelbeck: Wenn Scheine Geschichten erzählen, in:

Damals – Das Magazin für Geschichte, Ausgabe 4-2017

82 Seiten, durchgängig farbig bebildert,

Format 21 cm x 28 cm, Broschur,

Leinfelden-Echterdingen 2017.

Preis: 6,90 Euro.

ISSN: 0011-5908


In der neuesten Ausgabe des Geschichts-Magazins „Damals“ beschäftigt sich der freie Publizist Dr. Schindelbeck mit einem Phänomen, das in den frühen 1920er Jahren viele Menschen für das Sammeln von Geldscheinen begeisterte. Der Autor stellt in seinem fünfseitigen Artikel historische Hintergründe und die Motiv-Vielfalt der sog. Serienscheine vor, die – als „Notgeld“ getarnt – damals schon für die Alben der Sammler produziert wurden. Was aus der Kleingeldnot der Kriegszeit entstand und den Sammeleifer auslöste, bot nach dem Krieg vielen Gemeinden ein einträgliches Geschäftsmodell durch den Verkauf ansprechend gestalteter ganzer Serien von Kleingeldscheinen. Nicht nur, dass man das „Geld“, das in Alben verschwand, nicht mehr einlösen musste, man verkaufte die Serien sogar über Nominalwert und schummelte bei den Einlöse-Fristen. Außerdem boten die bunten Scheine, die von Hand zu Hand gingen, eine perfekte Werbeplattform für die eigene Stadt oder Gemeinde. Egal ob Regionalgeschichte, örtliche Sagen, regionale Spezialitäten, Sehenswürdigkeiten oder große und kleine Namen, alles wurde thematisiert, um im Wettstreit um gute Verkäufe an Händler und Sammler zu bestehen. Auch die politische und wirtschaftliche Situation des Deutschen Reichs nach dem Krieg, Volksabstimmungen über Gebietsabtretungen und die Folgen des Versailler Diktats wurden von vielen patriotischen Ausgabestellen offen angeprangert, was zwar dem allgemeinen Empfinden der „ohnmächtigen“ Deutschen entsprach, in der Diplomatie der Mächtigen aber unausgesprochen blieb.

An den bunten Scheinen konnte sich die Volksseele laben. Bald gaben nicht nur Städte und Gemeinden, sondern auch Sparkassen und sogar Vereine eigene Serienscheine in Auftrag. Die große Inflation, die mit der Besetzung des Rheinlands durch französische und belgische Truppen zur Durchsetzung der Reparationsforderungen von Versailles Anfang 1923 erst richtig in „Schwung“ kam, hatte freilich nichts mehr mit den bunten Serienscheinen für Sammler zu tun. Jetzt wurde wieder richtiges Notgeld gebraucht, und das nicht nur für Pfennig-Beträge. Jetzt brauchte man Tausender, Millionen, Milliarden und Billionen. Die Serienscheine sind bis heute eines der beliebtesten Sammelgebiete deutschen Papiergelds geblieben. Sie erzählen Geschichte und Geschichten. Der Artikel im Geschichts-Magazin „Damals“ ist nicht umsonst diesen schönen und interessanten Zeitdokumenten gewidmet und auch Sammlern von heute zu empfehlen.


Hans-Ludwig Grabowski

Münzen & Sammeln, Ausgabe 2016/05


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