Das Papiergeld der "Squatter" in Nebraska von 1857 bis 1863
- Michael H. Schöne

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Mit der territorialen Ausbreitung der Vereinigten Staaten nach Westen wurden nicht erst seit dem Jahre 1800 die dort lebenden Ureinwohner immer mehr zurückgedrängt. Europäische und US-amerikanische Siedler zogen immer weiter den Ohio River entlang und siedelten auf „freiem“ Land und oft ohne Rechtsansprüche. In einem Artikel des „Omaha Weekly Nebraskian“ vom 21. Juli 1860 wurden die Bewohner Nebraskas deshalb und erstmals als „Squatter“ [1] bezeichnet. Diesem Spitznamen folgten weitere meist spöttische Bezeichnungen; seit 1945 nennt man das heute noch landwirtschaftlich geprägte Nebraska den „Cornhusker State“ (Staat der Maisschäler). Nebraska ist einer der 25 Bundesstaaten der USA, deren Namen indianischen Ursprungs sind. „Ñí Brásge“ nannten die Otoe ihr Siedlungsgebiet und meinten das „flache Wasser“ des Platte Rivers. Heute leben noch ein paar hundert Menschen dieses indigenen Volks in Oklahoma.
Der Entdecker René Robert Cavelier de La Salle hatte im Jahr 1682 eine französische Kolonie in Nordamerika gegründet, die bis 1803 unter der Bezeichnung „La Grande Louisiane française“ bestand. Nach dem Landkauf von Groß-Louisiana am 30. April 1803 durch die Vereinigten Staaten [2] erweiterten sie ihr Hoheitsgebiet beträchtlich und nannten das neue Gebiet „Louisiana Territory“. Am 4. Juni 1812 wurde es in „Missouri Territory“ umbenannt, das zwischen 1812 und 1821 bestand. Daraus gliederte der US-Kongress am 30. Mai 1854 auf Grundlage des Kansas-Nebraska Act [3] die beiden neuen Territorien aus – getrennt durch den 40. Breitengrad.

Schon am 18. Januar 1856 gründeten Ebenezer Cook, George B. Sargent und James M. Parker die erste der fünf Banken in Nebraska: die Bank of Florence. Die ersten Geldscheine wurden von unterschiedlichsten Geldinstituten und Stadtkassen ab 1857 ausgegeben: Bank of Dakota, Bank of De Soto, Bank of Florence, Bank of Nebraska, Bank of Tekama, Brownville Bank & Land Co., City of Lincoln, City of Omaha, Corn Exchange Bank, Fontenelle Bank of Bellevue, Nebraska Land & Banking Co., Nehama Valley Bank, Omaha & Chicago Bank, Omaha City Bank & Land Co., Platte Valley Bank, Waubeek Bank, Western Exchange & Land Co., Western Exchange Fire & Marine Insurance Co. [4]



















Die sog. "Panic of 1857" hatte auch im Nebraska-Territorium große Auswirkungen: Banken mussten schließen und Banknoten-Druckereien erhielten keine Aufträge mehr. Was war passiert? Am 13. Oktober 1857 stürmten Sparer, Aktionäre, Gläubiger und Spekulanten die Banken in New York und verlangten ihre Gelder zurück. Alle 60 Banken und Sparkassen erklärten sich einen Tag später als zahlungsunfähig. Ursachen waren u. a. die übermäßige Importpolitik der US-Wirtschaft und die Goldabflüsse ins Ausland. Durch den Untergang des Raddampfers „Central America“ mit dem Verlust von über 20 Tonnen Kalifornien-Gold im Wert von 1,6 Millionen US-Dollars kam es letztlich zum Zusammenbruch der Ohio Life Insurance and Trust Company. Der ließ die Spekulationsblase platzen, bundesweit kam es zu enormen Konkursen und Bankenschließungen. Viele Banknoten der sog. "Wild Cat Banks" verloren ihre Gültigkeit – so auch in Nebraska.

Noch während des US-amerikanischen Bürgerkriegs verabschiedete der 37. US-Kongress am 25. Februar 1863 den National Currency Act, nach dem bundesweit private Nationalbanken gegründet werden durften. Auch im Nebraska-Territorium wurde die erste Nationalbank gegründet: Die Brüder Herman und August Kountze eröffneten am 10. Dezember 1857 die Kountze Brothers Bank in Omaha, die am 1. Juli 1865 in First National Bank of Omaha umbenannt wurde. Ihr folgten 1865 die Otoe County National Bank of Nebraska und weitere 347 Nationalbanken bis 1934 – die letzte war die Wymore National Bank im Jahr 1934.








Michael H. Schöne
Anmerkungen
[1] von engl. „quat down“ abgeleitet = „hinhocken“, Bezeichnung für illegale Landbesetzer
[2] der Kaufpreis betrug 15 Millionen US-Dollars, nach heutigem Wert etwa 315 Millionen US-Dollars
[3] Der Kansas-Nebraska Act von 1854 war ein Wendepunkt in der Geschichte der USA und eine der Ursachen zum Ausbruch des US-amerikanischen Bürgerkriegs.
[4] die Versicherungsgesellschaft Western Exchange Fire and Marine Insurance Co. war eine Scheingesellschaft, die 1855 nur zum Gelddrucken gegründet wurde; sie zählt wie andere Banken zum sog. "Wildcat Banking".
Quellen:




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