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Die "Karpfen-Währung"

Aktualisiert: 28. Sept. 2022

So mancher Besucher der ebay-Plattform reibt sich verwundert die Augen, wenn er die unzähligen Angebote der sog. „Null-Euro-Souvenir-Noten“ sieht. Zugegeben, die Scheine sind wertzeichenmäßig hergestellt: Wasserzeichen, Hologramm, Mikroschrift, individuelle Kontrollnummer, Durchsichtsregister, Sicherheitsfaden. Kein Wunder, denn sie werden von der französischen Sicherheits-Druckerei Oberthur hergestellt, die auch die echten Euro-Banknoten druckt. Die sorgfältig gestalteten Scheine sind schön anzusehen, thematisieren historische Ereignisse, erinnern an Veranstaltungen oder zeigen touristische Ziele, die man vielleicht selbst auf Reisen besucht hat. Früher nahm man von dort Postkarten mit, heute vielleicht einen Souvenir-Schein. 2015 traten diese Druckerzeugnisse ihren Siegeszug in Frankreich an, 2016 gab es dann die ersten deutschen Scheine. Bis heute sind viele Tausende von ihnen verkauft worden. Mittlerweile gibt es sie auch aus außereuropäischen Ländern, sowie einen Nachahmer unter der Bezeichnung „Memo-Scheine“.


Ich will hier nicht in das Horn mancher Geldscheinsammler blasen und danach fragen, ob so etwas überhaupt sammelwürdig ist. Dies muss jeder für sich selbst entscheiden. Schon vor den „Null-Euro-Souvenir-Noten“ gab es Souvenir-Scheine.


Der hier vorgestellte Schein hat die Größe 158 x 58 mm und stammt aus dem Jahr 2001.

Er wurde vom „Verein der Bulgarischen Jäger und Angler“ anlässlich der

„7. Europameisterschaft der Sportangler“ in Plowdiw emittiert. Der Schein ist zweisprachig: Bulgarisch und Englisch. Als Währungsbezeichnung wird „One Carp“ – Ein Karpfen – genannt und dementsprechend wird auf seiner Vorderseite auch ein Karpfen (Cyprinus Carpio) abgebildet.


Abb. 1.1: Union of the Hunters and Anglers of Bulgaria, 2001, One Carp, Vorderseite.


Abb. 1.2: Union of the Hunters and Anglers of Bulgaria, 2001, One Carp, Rückseite.


Obwohl der Schein keinen Wert im eigentlichen Sinne repräsentiert, wurde er mit aufwendigen Sicherheitsmerkmalen ausgestattet. Das Papier lieferte Cartiere Fabri Ano S.R.L. In der Papiermasse wurden fluoreszierende Fasern, sowie ein wellenförmiges Wasserzeichen eingearbeitet. Sowohl auf der Vorder- wie auf der Rückseite werden unter UV-Licht verschiedene Informationen sichtbar. Über den drei Fischen unter dem Maul des Karpfens erscheint ein Siegel. Auch die zehnstellige Kontrollnummer ist fluoreszierend, ferner werden einige Worte in kyrillischen Buchstaben auf dem Körper des Karpfens sichtbar. Ein weiteres Sicherheitsmerkmal stellt die kleine Prägefolie mit Hologramm-Effekt auf der rechten Seite dar. Sie zeigt einen Pokal. Die Darstellung des Angelreviers auf der Rückseite und die Wertangaben wurden ebenfalls mit fluoreszierender Farbe gedruckt. Bemerkenswert ist auch die Mikroschrift, die das runde Fisch-Signet umgibt. Nur bei extremer Vergrößerung wird die Schrift lesbar: „Bulgarian Federation of Fishing Sports …“. Ein Kopierversuch würde unweigerlich dazu führen, dass diese Schrift nur verschwommen wiedergegeben wird. Entworfen hat die Souvenir-Note der Designer Radoslav Iliev.


Abb. 2.1: Vorderseite unter UV-Licht.


Abb. 2.2: Rückseite unter UV-Licht.



Abb. 3: Fisch-Signet unter Vergrößerung .


Die Teilnehmer der Meisterschaft erhielten den Ein-Karpfen-Schein zur Erinnerung an die Veranstaltung. Mit etwas Glück konnte man ihn aber auch von der Straße auflesen, denn er wurde am Anfang der Meisterschaft von einem Helikopter über dem Stadtzentrum von Plowdiw abgeworfen.





Uwe Bronnert

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