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Die Tänzer von Java – Niederländisch-Indiens 10-Gulden-Note der Javasche Bank 1933 – 1939

Aktualisiert: 25. März 2021



De Javasche Bank:

Banknote über 10 Gulden vom 10. August 1939. Vorderseite mit javanischen Tänzern in Tracht, Rückseite mit Blumenornamenten und Straftexten. Wasserzeichen Wellenlinien. Druck: Joh. Enschede en Zonen in den Niederlanden.



Wer kennt heute schon noch die einstigen niederländischen Kolonien und weiß, daß das heutige Indonesien früher als Niederländisch-Indien bezeichnet wurde?

1602 wurde die Vereinigte Niederländische Ostindien-Kompanie (VOC) mit staatlichen Hoheitsrechten gegründet, die die Portugiesen von dem gewaltigen Archipel verdrängte. Die heutige indonesische Hauptstadt Jakarta wurde 1619 von den Niederländern als Batavia gegründet und zum Hauptsitz der Kompanie. Der Gewürzhandel durch Anbau in Monokulturen und der Handel zwischen den Inseln machte die Kompanie reich. Gewürznelken kamen von Amboyna, Sandelholz von Timor, Muskatnuss von den Banda-Inseln und Zimt von dem damals ebenfalls niederländischen Ceylon. Wenn man aber schon immer wissen wollte, wo das Land ist, wo der Pfeffer wächst, hier wuchs er und war eines der wichtigsten Handelsgüter. Die zu Niederländisch-Indien und dem heutigen Indonesien gehörenden Molukken wurden früher nicht umsonst auch Gewürzinseln genannt.

Längst war die VOC zu einem Staat im Staate geworden und 1798 wurden die Hoheitsrechte der Kompanie aufgehoben. Die niederländische Regierung übernahm 1799 selbst die Verwaltung der Kolonie.

Sehr früh nutzte man auch Papiergeld in Niederländisch-Indien, was auf den starken Handel zurückzuführen ist. Bereits 1746 gab die Bank van Leening in Batavia Depot-Quittungen aus, die wie Geldscheine umliefen. 1782 gab die Kompanie eigene Scheine aus, die aber ständig an Wert verloren. Sie verschwanden nach der Übernahme der Macht durch den niederländischen Staat ganz aus dem Umlauf.

Während der napoleonischen Kriege war die Kolonie britisch besetzt und es gab verschiedene Regionalausgaben. 1816 übernahmen die Niederländer wieder die Kolonie und der Staat gab jetzt eigenes Papiergeld aus. Auf Drängen der Kaufleute wurde 1827 die Javasche Bank gegründet, die sich in ihren Statuten stark an der Niderländischen Bank orientierte. Die Noten der Javasche Bank wurden 1914 gesetzliche Zahlungsmittel in der Kolonie.

Zur wohl schönsten Notenserie mit Darstellungen von Tänzern und Tänzerinnen in traditionellen Kostümen gehört der abgebildete 10-Gulden-Schein der Javasche Bank vom 10. August 1939. Die sog. „Tänzer-Serie“ kam in den Jahren 1933 bis 1939 in Umlauf, wobei die Noten immer das tatsächliche Ausfertigungsdatum tragen. Der abgebildeten Schein wurde also kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ausgegeben. Er zeigt auf der Vorderseite links einen javanischen Tänzer und rechts eine javanische Tänzerin in aufwendiger Tracht. Auf der Rückseite findet man links und rechts von Blütenornamenten eingerahmt den Straftext – ausgehend von der Vielfalt der Bevölkerung auf den Inseln – in verschiedenen Sprachen und Schriften, neben Niederländisch auch Javanisch, Chinesisch und Malaiisch-Arabisch.

Im Zweiten Weltkrieg besetzten die Japaner Niederländisch-Indien. 1942 gab dann die „Japansche Regeering“ eigenes Papiergeld aus, gefolgt 1944 von Ausgaben des Pemerintah Dai Nippon (Japanese Government) und Dai Nippon Teikoku Seihu (Imperial Japanese Government). Die Kolonie blieb bis Kriegsende 1945 in japanischer Hand. Nach der Kapitulation Japans erklärte der Republikaner Sukarno Niederländisch-Indien am 17. August 1945 für unabhängig. Immerhin waren die Niederlande durch die deutsche Besatzung während des Kriegs nicht in der Lage gewesen, vorher Einfluß zu nehmen. Die Niederländer versuchten nun die zwischenzeitlich von Republikanern beherrschten Gebiete mit Gewalt wieder unter ihre Kontrolle, was internationale Proteste auslöste. Erst am 27. Dezember 1949 erkannten die Niederlande die Unabhängigkeit Indonesiens an.


Hans-Ludwig Grabowski

Münzen & Sammeln, Ausgabe 2018/03

Abbildungen: Hans-Ludwig Grabowski

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