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AutorenbildJohann Kodnar

Ein Besuch im Geldmuseum der Oesterreichischen Nationalbank

Aktualisiert: 25. März 2021


Aus der Dauerausstellung des Geldmuseums der OeNB

Die abertausende Objekte umfassende Sammlung des Geldmuseums der Oesterreichischen Nationalbank enthält die wahrscheinlich bedeutendste Sammlung österreichischer Banknoten weltweit. Michael Grundner vom Geldmuseum stand uns Rede und Antwort und wir erfuhren von ihm zahlreiche sehr interessante Details zur Sammlung.


Was sind die Tätigkeiten des Geldmuseums? Welche Ziele werden damit verfolgt?

Das Geldmuseum der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) ist ein Wissens- und Kulturbetrieb mit dem Ziel, die Öffentlichkeit zu den Themenbereichen Geld, Währung und Wirtschaft zeitgemäß und multidisziplinär entsprechend den Zielen und Leitwerten der OeNB zu informieren. Das Museum versucht dabei historische und aktuelle Entwicklungen in diesem Bereich gleichermaßen zu berücksichtigen und den Besuchern anhand von Originalobjekten näher zu bringen. Es leistet damit einen wesentlichen Beitrag zu den Finanzbildungsaktivitäten der OeNB. Wie bei jedem anderen Museum gehören die Gestaltung von Ausstellungen, die (Weiter)Entwicklung von Vermittlungsprogrammen, die Bearbeitung von Anfragen und natürlich die Betreuung der umfangreichen Sammlungen zum Alltagsgeschäft.

Ausführliche Informationen zu unseren vielfältigen Aufgaben, Sammlungen und Vermittlungsprogrammen bietet auch unsere Website www.geldmuseum.at


Seit wann gibt es das Geldmuseum?

Im Rahmen der Präsentation der 500-Schilling-Banknote „Otto Wagner“ erfolgte 1986 auch die feierliche Eröffnung des ersten Geldmuseums in der OeNB. Dieses hatte allerdings eher den Charakter eines exklusiven Schauraums, dessen Besichtigung nur einmal in der Woche möglich war. In seiner heutigen Form mit regelmäßigen Öffnungszeiten (Di-Mi 9:30-15:30, Do 9:30-17:30, Fr 9:30-13:30), einem breiten Angebot an Führungen, Workshops und anderen Events (Kinderuni, Teilnahme an der Langen Nacht der Museen …) sowie wissenschaftlich ausgebildetem Personal, existiert das Museum seit 2003.


Wie viele Menschen besuchen das Geldmuseum jährlich?

Im Geldmuseum begrüßen wir jährlich rund 12.000 Besucher. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Schulklassen und anderen Gruppen. Gegen Voranmeldung werden kostenlose Führungen für Gruppen ab 10 Personen angeboten. Für Kinder gibt es u.a. spezielle Hands-on-Führungen und Workshops.


Über welche Sammlungen verfügt das Geldmuseum?

Das Geldmuseum verfügt über zwei historisch unterschiedlich gewachsene Sammlungszweige. Das sogenannte Kunstarchiv ist aus der hauseigenen Banknotenproduktion (Banknoten, Druckplatten, Entwürfe …) hervorgegangen und bildet einen einzigartigen technik- und kulturgeschichtlichen Bestand. Aber auch Wertpapiere, Briefmarken und 3-D-Objekte gehören zu diesem Sammlungsteil.

Ein neuer Sammlungsschwerpunkt in diesem Bereich liegt auf österreichischer Bankengeschichte.

Den zweiten großen Block bildet die Münzensammlung. Mit ihr wurde erst in den 1950er Jahren begonnen. Bis Anfang der 1990er Jahre erfolgte hier ein umfangreicher, auf Jahrgänge und Raritäten abzielender Ankauf, so dass die Sammlung heute sicher zu den wichtigsten numismatischen Sammlungen des Landes zählt.

Zeitlich reichen die Objekte der geldhistorischen Sammlungen von der Gegenwart bis in die Bronzezeit zurück.


Druckplatte und Probedruck für die ­Rückseite der Banknote zu 500 Schilling 1965 „Josef Ressel“

Wie umfangreich ist die Sammlung im Bereich Papiergeld? Wie teilen sich diese Stückzahlen auf die verschiedenen Themenbereiche (Banknoten, Notgeld, Banknotenfälschungen) auf? Was sind herausragende Stücke der Sammlung?

Der Papiergeldbestand umfasst ca. 16.000 Objekte, davon sind 56% österreichische Banknoten und 2% historische Fälschungen. Die übrigen 42% entfallen auf ausländische Banknoten, Banknotenvorläufer, Notgeld und papiergeldähnliche Wertpapiere. Zu den Glanzstücken zählen sicherlich die Banknoten zu 1.000.000 Kronen von 1924 oder die Banknote zu 100 Gulden von 1847. Spannend sind aber auch die 10 Gulden von 1880 mit den illegalen Kennzeichnungen aus Böhmen. Kulturhistorisch bedeutender als die eigentlichen Geldscheine sind die zahlreichen Druckplatten und Entwürfe, die eigene Teilsammlungen bilden.


Wie wurde diese Sammlung aufgebaut? Wurden die Banknoten bereits zu Umlaufzeiten bei Seite gelegt oder wurden diese aktiv von der OeNB erworben?

Der Bereich an österreichischen Banknoten entstammt nahezu zur Gänze der hauseigenen Produktion. Hier besteht eine beinahe vollständige Typensammlung seit 1816, wobei aber nicht unbedingt alle Detailvarianten und manche Stücke nur mit Musteraufdrucken in die Sammlung gekommen sind. Ergänzt werden die Banknoten durch Entwürfe, Druckplatten, Musternoten, Testdrucke – hier besteht aber keine Vollständigkeit, da die Überlieferung eher den betrieblichen Notwendigkeiten und Zufällen unterlag als einer systematischen Sammlung. Dennoch handelt es sich um den größten und wahrscheinlich einzigen derartigen Bestand zum österreichischen Papiergeld. Vorläufer, wie die Wiener-Stadt-Banco-Zettel, wurden ergänzend erworben. Außerdem gibt es noch unsystematische Bestände an ausländischen Banknoten, die Großteils über den Tausch mit anderen Notenbanken zusammengekommen sind.


Erwirbt das Geldmuseum aktiv weitere Papiergeld-Exponate oder ist die Sammlung abgeschlossen? Wenn ja, welches Budget steht dafür in etwa jährlich zur Verfügung?

An welchen Exponaten besteht Interesse?

Anlassbezogen kommt es gelegentlich zu Ankäufen historisch oder technisch interessanter Stücke. Über ein Ankaufsbudget und genaue Sammlungsstrategien kann aber keine Auskunft erteilt werden.


Ist das gesamte vorhandene Papiergeld bereits aufgearbeitet oder könnten in den Archiven des Geldmuseums noch weitere bisher unbekannte Schätze schlummern?

Das Gros der Sammlung wurde bereits EDV-mäßig inventarisiert. Bei den eigentlichen Banknoten ist daher nicht mehr mit Überraschungen zu rechnen. Hinzu kommt, dass das österreichische Papiergeld auch schon sehr gut durch Kataloge erschlossen ist.

Im Bereich der Banknotenentwürfe gibt es jedenfalls Stücke, die bisher noch nie ausgestellt oder publiziert wurden.


Inwieweit erfolgt eine wissenschaftliche Aufarbeitung des Sammlungsbestandes?

Sind Publikationen geplant bzw. bereits erschienen?

Im Rahmen unserer Ausstellungskataloge wird versucht, eine breite Auswahl an Objekten der Öffentlichkeit vorzustellen. Eine eigene wissenschaftliche Publikationsreihe oder echte Forschungsarbeit gibt es jedoch aus Kapazitätsgründen leider nicht.

Gegen Voranmeldung ist es Interessierten jedoch möglich, für konkrete Forschungsvorhaben, wie z.B. Hochschularbeiten oder Buchprojekte, Einblick in die Sammlung zu nehmen oder, bei geringeren Stückzahlen, Arbeitsfotos anzufordern.

So wurden Teilbestände der Münzensammlung, wie die Sammlung Leypold oder der Fund vom Schwarzen Meer (Sinope), bereits im Rahmen universitärer Forschungsprojekte aufgearbeitet und publiziert. Zurzeit befindet sich ein weiterer Münzhort zur Bearbeitung an der Universität Innsbruck. Auch unser Bestand an historischen Wasserzeichensieben wurde bereits im Rahmen einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit an der Universität Linz gewürdigt. Außerdem sind Objekte des Geldmuseums immer wieder als Leihgaben in anderen Museen zu bewundern und finden so auch Eingang in die zugehörigen Ausstellungskataloge.


Handgezeichnete Fälschung der Rückseite der Banknote zu 100 Schilling 1949 aus dem Geldmuseum

Wie groß ist die Sammlung an historischen Banknotenfälschungen? Welche Ziele verfolgte man mit der Sammlung dieser Fälschungen zu ihrer Zeit? Inwieweit sind diese Objekte bereits aufgearbeitet und stehen diese für öffentliche Besichtigungen zur Verfügung?

Heute wie früher werden von den Notenbanken Banknotenfälschungen zur Beweissicherung, Dokumentation und Analyse aufbewahrt. Dies dient u.a. der Falschgelderkennung. In erster Linie werden jedoch daraus Lehren für die zukünftige Sicherheitsausstattung von neuen Banknotenserien gezogen. Sieht man

von einigen sogenannten „Toplitzssee-Fälschungen“ ab, befinden sich im Bestand des Museums nur historische Banknotenfälschungen, die vor dem Zweiten Weltkrieg entstanden sind. Der Bestand umfasst rund 260 Inventarnummern. Dahinter verbergen sich allerdings deutlich mehr Fälschungen, da die Bestände aus dem 19. Jahrhundert in Fälschungsbüchern zusammengefasst wurden. Diese Bücher sind hochinteressante Zeitdokumente, zeigen sie doch den Einfallsreichtum und die Techniken der damaligen Fälscher. Sofern die Täter gefasst werden konnten, wurden darin auch ihre Namen und Strafen vermerkt. Der berühmteste unter ihnen ist sicher Peter Ritter von Bohr.

Vor einigen Jahren hatten wir zu diesem Thema bereits eine Ausstellung, und bei begründetem Interesse steht auch dieser Bestand für Forschungen zur Verfügung. Zeitgenössische Fälschungen liegen jedoch in der Zuständigkeit des National Counterfeit Centre – National Analysis Centre in der OeNB und können aus Sicherheitsgründen nicht eingesehen werden.


Entwurf für eine Banknote zu 100 Kronen, Jugendstil, 1896, Künstler unbekannt

Wie viele Entwürfe von Banknoten befinden sich im Besitz des Geldmuseums? Wie kam man zu diesen Entwürfen?

Die Sammlung an Entwürfen stammt zum überwiegenden Teil aus der hauseigenen Banknotenproduktion in der ehemaligen Druckerei für Wertpapiere bzw. aus unserer Tochtergesellschaft OeBS. Die Entwürfe waren entweder Auftragswerke oder Wettbewerbseinreichungen externer Künstler oder sind – wie die Mehrheit – Werke hauseigener Designer. Der Bestand umfasst nicht ganz 3.000 Objekte. Highlights sind in jedem Fall die beiden nicht umgesetzten Entwürfe von Gustav Klimt und die Banknotentwürfe von Koloman Moser.


Ein kleiner Teil der Sammlung des Geldmuseums steht der Öffentlichkeit im Internet bereits zum Abruf zur Verfügung. Ist hier an eine Ausweitung gedacht? Welche Objekte sollen dazukommen?

Eine online-Bilddatenbank, wie sie andere Museen anbieten, ist bei uns aus Sicherheitsgründen leider nicht möglich. Im Zuge unserer neuen Serie „Das besondere Objekt“ sollen aber in Zukunft immer wieder Objekte mit interessantem Hintergrund vorgestellt werden.


Welche Papiergeldobjekte werden derzeit in den Räumlichkeiten des Geldmuseums ausgestellt? Sind hier für die nächste Zukunft Änderungen geplant?

Die im Rahmen von Sonderausstellungen gezeigten Exponate wechseln jährlich. Je nach Thema kommen dabei auch Banknoten zum Einsatz. In der derzeitigen Dauerausstellung ist ein kleiner Überblick über die österreichischen Geldscheine vom Banco-Zettel bis zur neuen 50-Euro-Banknote zu sehen. Im Lauf des nächsten Jahres soll die Dauerausstellung jedoch neu gestaltet und vergrößert werden. Mehr wollen wir derzeit aber noch nicht verraten.


Gibt es Kooperationen des Geldmuseums mit Papiergeldsammlern? Inwieweit findet hier bisher ein Wissensaustausch statt? Ist dieser gewünscht?

Fachliche Anfragen werden gerne entgegengenommen und, soweit möglich, beantwortet. Bei konkreten Forschungs- und Publikationsvorhaben sind wir ebenfalls gerne behilflich. Besonders regen Austausch diesbezüglich gibt es u.a. mit dem bekannten Banknotenspezialisten Rudolf Richter. Wir bitten die Sammlergemeinde aber um Verständnis, dass eine Einsichtnahme in unsere Bestände zu reinen Vergleichszwecken aus Ressourcengründen leider nicht möglich ist.


In Sammlerkreisen tauchen von Zeit zu Zeit Mappen mit darin montierten Banknoten auf, die angeblich als Honorierung an verdiente Mitarbeiter der OeNB ausgegeben wurden. Sind Hintergründe zu diesen Ausgaben bekannt? An wen wurden die Mappen ausgegeben und wie oft? Werden auch heute noch solche Mappen ausgegeben?

Ohne die erwähnten Mappen gesehen zu haben ist es schwierig, etwas dazu zu sagen. Was es allerdings gegeben hat, sind Mustermappen für Schulungs- und Anschauungszwecke. Wieweit derartige Mappen auch zu Geschenkzwecken gedient haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Heute sind derartige Geldgeschenke an Mitarbeitende und Geschäftspartner jedenfalls nicht mehr üblich. Hinzu kommt, dass die der Vernichtung entgangenen, noch existierenden kleinen Restbestände an historischen Banknoten heute Teil der Museumssammlungen sind und, abgesehen von den gesetzlichen Rahmenbedingungen, daher gar keine Mappen mehr angefertigt werden könnten.


Johann Kodnar

Abb. OeNB, Geldmuseum

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