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Ein Star unter den Stern-Noten von 1899

Aktualisiert: 26. März 2021

Es kann immer wieder vorkommen: man stöbert auf Flohmärkten in einer Kramkiste und findet einen Geldschein, den man so noch nie sah. Das kann auch beim Trödler um die Ecke passieren ... oder weltweit.

2010 fand ein Händler in den USA unter einer Menge neu aufgekaufter, auch schmutziger Geldscheine eine ungewöhnliche 1-Dollar-Note von 1899. Er war überrascht und erkannte sofort die Sensation: eine Austauschnote der Silver-Certificate-Serie 1899 (katalogisiert bei Friedberg unter # 229★1) Aber was war das Besondere bei diesem Schein?

Austauschnoten mit einem Stern statt dem Prefix-Buchstaben in der blauen Nummerierung bei den SC-Noten sind verhältnismäßig selten, vereinzelt findet man die frühen Varianten mit der Unterschriften-Kombination Vernon/McClung – öfter jedoch die Variante Speelman/White. Der Autor D. Murray listet in seinem Katalog2) über 770 Ersatzscheine auf; davon nur 28 Exemplare aus der Druckzeit vom 1. November 1909 bis 14. März 1911 (Vernon/McClung, aber immerhin 197 aus der Zeit vom 25. Januar 1922 bis 2. Mai 1923 (Speelman/White). D. Bowers schätzt die Menge hingegen auf maximal 840 Stück. 3) Der entdeckte besondere Schein mit der Kontrollnummer ★1702B hat einen vollflächigen Stern (solid star) im Gegensatz zu den 770 erwähnten Noten, die einen Lochstern (star with hole) haben.


Abb. 1: 1 Dollar (Silber-Zertifikat 1899), Austauschnote, bisher einziges gefundenes Exemplar mit den Unterschriften von William Tecumseh Vernon und Thomas Lee McClung.


Abb. 2: Ausschnitt 2 Dollar (Treasury Note 1890), Nummerierung Standardnote mit Suffix-Stern.


1909 entschied man im Bureau of Engraving and Printing in Washington, fehlgedruckte/fehlgeschnittene Noten wie üblich auszusondern, jedoch mit einer Sondernote (replacement note) zu ersetzen. Man griff auf bereits vorhandene Sonderzeichen beim BEP, die seit 1869 für den Nummerndruck verwendet wurden:

für einen Vollstern, wie bspw. bei den 2-Dollars-Treasury-Notes. Dort wurde der Stern als normales Element der Standard-Nummerierung, jedoch als Suffix verwendet.


Erstmals druckte man die Austauschnoten im Jahr 1910 – 100 Jahre später fand man den vorgestellten Schein mit Vollstern. Es ist bisher nicht bekannt, wann der Wechsel vom Lochstern zum Vollstern vollzogen wurde. Den 1-$-Stern-Noten folgten am 14. Juli 1910 die Scheine zu 5 Dollars und am 27. Juli 1910 die Scheine zu 2 Dollars. Das waren alles Silver Certificates. Theoretisch sollte bei den ersten Drucken der 2- und 5-$-Noten ebenfalls der Vollstern gedruckt worden sein. Bildbelege ließen sich bis heute nicht finden – auch nicht bei den Gold Certificates 1907 (Vernon/McClung), die ebenfalls im Juli 1910 nummeriert wurden. Es folgten die Legal Tender Noten zu 5 (19. Juli 1910) und 10 Dollars (10. August 1910), die mit einem Präfix-Stern gedruckt wurden. Der Wechsel muss schon bald erfolgt sein – noch im Jahr 1910. Denn es folgten die Scheine aus der Zeit 1910/1911 immer noch mit den Unterschriften von Vernon/McClung, jedoch mit dem Lochstern. Die niedrigste registrierte Kontrollnummer mit vorgestelltem Lochstern lautet 21809B. Die Serien lassen sich nur eingrenzen und der einen oder anderen Variante zuordnen, wenn zukünftig Scheine zwischen 1703B und 21808B gefunden werden.


Abb. 3: Aufstellung der seit 1910 gedruckten Austauschnoten – hier die Angaben für 1 $ Silver Certificate.


Abb. 4: 1 Dollar (Silber-Zertifikat 1899), Austauschnote mit Lochstern, 6-stellige Kontrollnummer.


Der erwähnte US-Händler, der den Vollstern-Austauschschein fand, wusste sofort, welchem Sammler er dieses Unikat zum Kauf anbieten sollte: Doug Murray, anerkannter Sammler von US-Papiergeld. In dessen Sammlung lag der Schein bis 2018 und wurde im Januar in Florida4) versteigert ... für 15.000 US-Dollar! Der Zuschlag lt. PMG-Erhaltung „very fine 20“ lag bei einer verhältnismäßig geringe Summe, wenn man sich an das Preisniveau für seltene US-Scheine erinnert.

Abb. 5: Nummerierung der 4er-Bogen beim BEP, die Drehnummerierpresse wurde 1903 in Dienst gestellt.


Nummeriert wurden anfangs die Scheine zu 4 Nutzen (Platten-Buchstaben A, B, C und D), später erweiterte man den Druck auf 2 x 4 Noten und den zusätzlichen Buchstaben E, F, G und H. Dabei wurden die Bogen von oben eingelegt, nummeriert und danach wieder oben entnommen.


Abb. 6: Nr. „1“ der neuen Geldschein-Serie mit sog. Pheonen vor und nach der Kontrollnummer.

Abb. 7: die letzten beiden 1-Dollar-Noten mit Pheonen vor und nach den Kontrollnummern aus einem 4er-Druckbogen.


Schon Ende 1899 erfolgte der Druck der ersten „Black Eagle“-Noten; er begann mit der Kontrollnummer „1" mit sog. Pheone (Pfeilspitzen) als Präfix- und Suffix-Zeichen. Beim Erreichen der 100-Mio.-Grenze ersetzte man das Präfix-Pheon durch den Präfix-Serienbuchstaben A – das Suffix-Pheon blieb unverändert. Das führte man bis zur Kontrollnummer Z99999999 mit Suffix-Pheon fort; es folgten dann durchgehend Blockbuchstaben vor und nach der Kontrollnummer in unterschiedlichen Kombinationen – von A1A bis Z99999999Z und K1A bis zur angeblich letzten Kontrollnummer X32692000A.


Der weltweit beliebte Schein mit dem Weißkopfseeadler vor dem Kapitol in Washington und dem Sternenbanner in seinen Fängen sowie den Porträts der beiden US-Präsidenten Lincoln und Grant wurde von George F. C. Smillie (1854–1924) entworfen.


Michael H. Schöne


Anmerkungen:

1) Arthur L./Ira S. Friedberg „Paper Money of the United States“, Clifton NJ, 19. Aufl. 2010, ISBN-13 978-0-87184-519-1

2) Douglas D. Murray „The Complete Catalog of United States Large Size Star Notes 1910–1929“, Clifton NJ, 3. Aufl. 2007, ISBN 978-0-87184-203-9

3) Q. David Bowers „Whitman Encyclopedia of Paper Money of the U.S. Paper Money“, Atlanta GA, 2009, ISBN 978-0-79482-702-1

4) angeboten bei Heritage Auctions 3.–9. Januar 2018, Tampa FL, Lot # 22067

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