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Eine australische Gedenkbanknote zu 10 Dollars von 1988

Aktualisiert: 15. Sept. 2022

Die Banknote aus Polymer-Kunststoff erinnert an die Gründung der Sträflingskolonie in New South Wales


Zwar hatte James Cook bereits am 22. August 1771 die Ostküste Neu-Hollands für die englische Krone in Besitz genommen und in New South Wales umbenannt, jedoch gilt der 26. Januar 1788 als Geburtsstunde des heutigen Australiens.


Als Folge der Amerikanischen Revolution war es England nicht mehr möglich „Schwerst-Verbrecher“ nach Nordamerika zu deportieren. Da die eigenen Gefängnisse restlos überfüllt waren, schlug der Naturforscher Joseph Banks das entfernte New South Wales als Sträflingskolonie vor. Er hatte die Küstengegend als Teilnehmer einer von James Cook unternommenen Forschungsreise (1768 bis 1771) erkundet. Acht Jahre später gab Innenminister Lord Sydney die Entscheidung Königs Georg III. bekannt, die Botany Bay als neuen Platz für verurteilte Straftäter zu nutzen. Dass der Kontinent zu diesem Zeitpunkt bereits bevölkert war, spielte bei der Entscheidung keine große Rolle.


Am 13. Mai 1787 verließ die „First Fleet“ (Erste Flotte), bestehend aus zwei Schiffen der Royal Navy, drei Lagerschiffen und sechs Sträflingstransportern unter dem Kommando von Kapitän Arthur Phillips mit mit 750 männlichen und weiblichen Sträflingen, 400 Matrosen, vier Kompanien der Marineinfanterie und ausreichendem Viehbestand sowie genug Nahrungsmitteln für zwei Jahre Portsmouth in England. Nach 24.000 Kilometern und über 250 Tagen erreichte sie ihr Ziel: Botany Bay in New South Wales. Da der Landstrich nicht den Erwartungen entsprach, segelte man weiter. Am 26. Januar 1788 ging man in Port Jackson, einer geschützten Bucht mit einem perfekten Hafen, vor Anker und gründete mit der Siedlung Sydney die erste britische Kolonie in Australien. Die zweite Flotte erreichte 1790 mit weiteren Verurteilten und einigen Versorgungsgütern die Ostküste von Australien. Ein Jahr später, mit der Ankunft der dritten Flotte, wuchs die Bevölkerungszahl auf ca. 4.000 Personen an.

Bis 1868, dem Jahr in welchem diese Praxis endete, wurden insgesamt 162.000 Sträflinge nach Australien deportiert.

„New South Wales war für die Neuankömmlinge ein harscher und grauenvoller Platz. Die Verbrechen, welche mit dem Abtransport nach Australien bestraft wurden, waren oftmals von geringer Bedeutung. Sie wurden dennoch mit mindestens 7 Jahre Freiheitsentzug bestraft, was aufgrund der weiten Entfernung zum Heimatland einer lebenslangen Strafe gleichkam. Es gab zu jener Zeit keine Hoffnung auf eine Rückkehr nach England. Obwohl die neue Kolonie, bestehend aus Soldaten, Matrosen, Taschendieben, Prostituierten und Kleinkriminellen die ersten schwierigen Jahre überstand, glich das Leben in Australien durch die Grausamkeiten des Wachpersonals eher einer Hölle. In der ersten Zeit waren die Siedler stark vom Nachschub aus Europa abhängig und eine Verzögerung oder gar ein gekentertes Versorgungsschiff kam einer Katastrophe gleich. Die Gefahr von Hungersnot bestand über die ersten 16 Jahre in der neuen Kolonie. Dies besserte sich mit den ersten Farmen in Australien. Mit steigenden Ernteerträgen der neuen Farmen wurde New South Wales zunehmend unabhängiger vom Nachschub aus Großbritannien.“[1]

Abb. 1: Reserve Bank of Australia, 26. Januar 1988, 10 Dollars, Vorderseite.


Abb. 2: Reserve Bank of Australia, 26. Januar 1988, 10 Dollars, Rückseite.


Abb. 3: Offizielle Abgabemappe, in dem die Gedenknote eingelegt ist. Die Vorderseite zeigt eine Montage eines Stichs von E. Dayes nach einer Skizze von John Hunter mit dem Titel „View of the Settlement on Sydney Cove“, der erstmals 1783 veröffentlicht wurde, und von Paddy Carroll Tjungurryi’s „Men’s Dreaming“.


In der Mappe finden sich die folgenden Informationen, die hier in freier Übersetzung wiedergegeben werden:


„Die in der Banknote enthaltene Technologie ist das Ergebnis langjähriger gemeinsamer Forschungs- und Entwicklungsarbeit der Reserve Bank of Australia und der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation. Im Rahmen dieser Arbeit wurde ein hochentwickeltes optisch variables Gerät (OVD) entworfen, hergestellt und in die Banknote integriert, um Fälschungen zu verhindern. Das OVD, ein Porträt von Captain Cook, ist von beiden Seiten der Banknote sichtbar. Es bricht das Licht und erzeugt ein Regenbogenmuster, wenn der Blickwinkel verändert wird. Ein klares Porträt und das Regenbogenmuster sind wichtige Sicherheitsaspekte der neuen Banknote. Um die Verwendung eines OVD zu ermöglichen, wurde ein spezielles Polymer-Substrat entwickelt, das das herkömmliche Banknotenpapier ersetzt. Das Polymer ist nach der Behandlung im Druckverfahren vergleichbar leistungsfähig wie das Papier. Dies ermöglicht die Einbeziehung traditioneller Fälschungsschutzvorrichtungen, die auf den Fähigkeiten des Banknotendruckers beruhen. Der Stichtiefdruck, der für die Hauptmerkmale verwendet wird, erzeugt beispielsweise einen deutlichen erhabenen Effekt an den Stellen, an denen die Farbe aufgetragen wurde; der Offsetdruck, der für die Hintergrundmuster auf der Banknote verwendet wird, wird auf beiden Seiten gleichzeitig aufgetragen, so dass sie perfekt zueinander passen. Das Wasserzeichen, das bei Papiernoten üblich ist, ist dem OVD gewichen.“

Passend zum Jubiläum waren am 26. Januar 1988 die neuen Gedenkbanknoten emittiert worden. Owen W. Linzmayer berichtet in seinem Katalog, dass diese Scheine bereits nach kurzer Zeit wieder eingezogen wurden. Es hatte sich herausgestellt, dass das OVD des Durchsichtfensters leicht abgerieben werden konnte. Am 24. Oktober wurde dann eine fehlerfreie Version ausgegeben, bei der das OVD mit einer dünnen Plastikfolie überzogen war.[2] Möglicherweise handelt es sich hierbei um die Scheine ohne Datum mit dem Präfix „AB“.


Von der Gedenkausgabe sollen insgesamt 17.500.000 Exemplare gedruckt worden sein.


Uwe Bronnert


[2] Owen W. Linzmayer, The Banknote Book: Australia, 19.05.2021, S. 29.

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