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Fälscher & Falschgeld: Der Superdollar – Teil 2

Aktualisiert: 26. März 2021

Fortsetzungsreihe, Teil 8


Zunächst konzentrierten sich die Agenten des Secret Service und des US-amerikanischen Auslandsgeheimdienstes CIA auf diejenigen Länder, die Druckmaschinen des Typs gekauft hatten, wie er auch für die Herstellung der echten Dollarscheine im Bureau of Engraving and Printing Verwendung findet. In aufwendigen Untersuchungen hatten Experten des US-Schatzamtes und der staatlichen Notendruckerei Fabrikat und Bauart der Maschine ermitteln können, auf denen die Supernotes hergestellt worden sein müssen. Neben einer amerikanischen Herstellerfirma, die aber nur an „unverdächtige“ Abnehmer geliefert hatte, stieß man recht schnell auf das Schweizer Unternehmen Koebau-Giori in Lausanne, ein ehemals zum englischen De La Rue-Konzern gehörender Hersteller von Intaglio- sowie Supersimultan-Druckmaschinen für Banknoten mit jahrzehntelanger Erfahrung und weltweit unzweifelhaftem Renommee. Mitte der 1970er Jahre hatte Giori zwei Linientiefdruckmaschinen an den Iran geliefert, die beide 1979 beim Sturz des Schahs

in die Hände der Khomeini-Anhänger gefallen waren. Die (offiziell verbreiteten) Ermittlungen der CIA, unter Mithilfe der englischen Kollegen von MI6 (Military Intelligence, Section 6, offizieller Name: Secret Intelligence Service, der britische Auslandsgeheimdienst) sowie des israelischen Geheimdienstes Mossad, hatten damals ergeben, dass möglicherweise der Iran auf den beiden Maschinen nicht nur die Superdollars herstellt. Teheran hatte möglicherweise bereits auch ein weit verzweigtes Netz aufgebaut, das die falschen amerikanischen Hunderter über Syrien, Sudan und Nordkorea, mittels der iranischen Botschaften als offizielle Diplomatenpost getarnt,

in den westlichen Wirtschaftskreislauf einschleuste. So sollen die Botschaften in Deutschland, Kroatien, Bosnien und Albanien ebenfalls schon als Umschlagplätze gedient haben. Angeblich sollen 1994 einige Leute aus dem Mittleren Osten in Südkorea verhaftet worden sein, als sie versucht haben, in verschiedenen Geschäften Super-Hunderter auszugeben. Dem amerikanischen Terrorismus-Experten Neil Livingston zufolge hatten amerikanische Spezialisten Mitte der 1970er Jahre, als die beiden Stichtiefdruckmaschinen in den Iran geliefert worden waren, die Druckexperten des Schahs eingehend geschult, um die Währung des Landes besser gegen Fälschungen zu schützen. Einige dieser Experten wären auch unter den neuen iranischen Machthabern noch im Dienst gewesen und hätten nun ihr Wissen genutzt, um die Währung des ehemals befreundeten Landes zu fälschen. Livingston berichtete weiter, dass vom libanesischen Bekaa Valley aus (speziell in den 1990er Jahren ein Sammelbecken für alle Arten illegaler und terroristischer Aktivitäten, welches angeblich unter syrischer Kontrolle steht) die Supernotes zur Verteilung kommen. Hierbei seien auch islamistische Terrororganisationen, wie zum Beispiel die Hisbollah (eigentlich: Hizb Allah = Partei Gottes), eingebunden, wie eingesetzte V-Leute und Undercover-Agenten berichtet haben sollen. Es handelte sich bei dieser Fälschungsaktion sozusagen um eine neue Art des Terrorismus oder um eine neue Spielart des „Kalten Krieges“. CIA-Berichte sprachen neben der Druckerei in der Teheraner City nahe dem Flughafen Mehrabad sogar von einer zweiten Produktionsstätte in eben dem genannten Bekaa-Tal, genauer: in Baalbek. Von dieser Fälscherfabrik besitzen, dem Bericht eines deutschen Nachrichtenmagazins zufolge, westliche Nachrichtendienste angeblich sogar Luftaufnahmen. Dies war der Ermittlungsstand im Jahr 1999 – zumindest derjenige, der der mittlerweile aufhorchenden Öffentlichkeit präsentiert wurde...


Superdollar-Fälschung: Jeweils oben Details der Vorderseite mit Erkennungsmerkmalen der gefälschten Banknote und zum Vergleich unten die echte Ausführung.


Auch die Rückseite weist kleine Unterschiede auf. Oben: falsch, unten: echt.


Nach dem Fall der Mauer und der deutschen Wiedervereinigung lieferten ehemalige hochrangige ostdeutsche Nachrichtenoffiziere angeblich eine brisante Erklärung für diese gigantische Fälscheraktion sowie für die Herstellung der exzellenten Druckplatten für den Superdollar. Nach einem Mitte der 1980er Jahre zwischen dem Iran und der DDR geschlossenen Geheimabkommen sollen die Platten für die Superdollars im Auftrag des Ministeriums für Staatssicherheit und der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA, der Auslandsgeheimdienst der ehemaligen DDR) von Leipziger Meistergraveuren angefertigt und nach Teheran geschmuggelt worden sein. Der Plan soll der notorischen Devisenknappheit des Iran entsprungen sein, eine Folge des amerikanischen Handelsembargos gegen das Land und seines achtjährigen Kriegs mit dem Irak. Gleichzeitig konnte man damit dem Erzfeind USA einen empfindlichen Schlag versetzen, indem man versuchte, durch massenweise in Umlauf gebrachtes Falschgeld Währung, Wirtschaft und das Vertrauen in den Dollar zu schädigen. Ostdeutsche und sowjetische Spezialisten hatten angeblich sogar viele Jahre lang vor Ort geholfen, die Traumfälschungen herzustellen. Bereits im Sommer 1989 sollen angeblich Hunderte von Millionen in 100-Dollar-Scheinen bereit gelegen haben, um ihren Weg in die Welt anzutreten. Doch mit dieser Information ist Vorsicht geboten. Denn diese Version der Herkunft des Superdollars, wie auch die daran anschließend verbreitete, die DDR hätte in eigener Regie Superbills hergestellt, wurde insbesondere von der amerikanischen CIA protegiert! Ganz von der Hand zu weisen wäre eine Geldfälschung sowohl im Iran als auch ganz speziell in Ostberlin zwar nicht gewesen. Denn bereits Ende 1989 hatte man im Berliner Osten, genauer im Stadtteil Hohenschönhausen, ein zu DDR-Zeiten streng abgeschirmter und scharf bewachter Sperrbezirk, der auf offiziellen Stadtplänen nur als weißer Fleck auftauchte, eine Geheimdruckerei der Stasi entdeckt, die kurz vor dem Fall der Mauer geräumt worden war.


In einem Gebäude in der Großen-Leege-Straße hatte die Hauptabteilung Verwaltung und Wirtschaft des Ministeriums für Staatssicherheit bereits 1958 diese Druckerei eingerichtet. Vorhandene eindeutige Spuren sowie die Aussagen ehemaliger Mitarbeiter dieser Druckerei bewiesen zwar, dass der Geheimdienst der ehemaligen DDR dort neben Broschüren, Briefbögen und weiteren Drucksachen für den Eigenbedarf auch falsche Pässe und Ausweise westlicher Staaten sowie falsche Briefmarken hergestellt hatte. Allerdings war man technisch und fachlich nicht in der Lage gewesen, den für einen originalgetreuen Banknotendruck erforderlichen Stichtiefdruck auszuführen.

Die angeblich in dieser Druckerei entdeckte, recht clever konstruierte kleine Maschine, mit der es möglich gewesen sein soll, fast perfektes Wasserzeichenpapier für westdeutsche DM-Banknoten und auch Papier für US-Dollars zu produzieren sowie eine ebenso imaginäre Stichtiefdruckmaschine, die bereits demontiert und nach Russland geschafft worden sei, gehören in das Reich der Fabel. Die Herstellung der Superbills hat zumindest unter der Regie der Stasi definitiv nicht stattgefunden. Zwischenzeitlich aber hatte sich einiges getan. Die US-Geheimdienste wollten bereits Ende der 1990er Jahre festgestellt haben, dass Nordkorea nicht nur in das weltweite Verteilernetz der Superbills eingebunden sei. In der Hauptstadt Pjöngjang würde eine Fabrik, die Etiketten druckt (unter anderem, um Plagiate westlicher Waren damit auszustatten), daneben auf einer Stichtiefdruckmaschine auch andere Erzeugnisse herstellen: Superdollars! Nordkoreanische Diplomaten und Handelsattachés schmuggelten die Falsifikate in andere Länder. So sollen Nordkoreas Handelsmissionen in China, Guangzhon und Zhuhai in den Absatz eingebunden gewesen sein. Auch sei ein nordkoreanischer Diplomat in Kambodscha verhaftet worden, der 36.000 Dollar in Supernotes bei sich gehabt hätte. Und schließlich soll der japanische Zoll am 19. August 1997 bei einigen Besatzungsmitgliedern des nordkoreanischen Frachters „Neungrado“ insgesamt 25 falsche Super-Hunderter und 3 falsche 50-Dollar-Noten entdeckt haben. Das Schiff hatte an den Kobe-Docks im Tokioter Hafen festgemacht.


Dann kam das Jahr 2001 und mit ihm kam der neue amerikanische Präsident George W. Bush. Dessen Politik gründete sich zu einem gewissen Teil auf die Vermittlung von bestimmten Feindbildern, ob berechtigt oder auch nicht. Zunächst hatte sich der neue starke Mann im Weißen Haus auf den Irak eingeschossen, indem behauptet wurde, es lägen eindeutige Beweise für die Herstellung biologischer und chemischer Waffen durch das Regime Saddam Husseins vor. Wieder einmal hatte die CIA diese Informationen geliefert. War dies nun eine absichtliche Fehlinformation oder einfach nur Dilettantismus dieses umstrittenen amerikanischen Dienstes, sei einmal dahingestellt. Jedenfalls lieferten die Agenten aus Langley damit die Begründung zum 2003 begonnenen Krieg gegen dieses Land. Präsident Bush hatte aber recht schnell einen neuen Sündenbock im Visier, nachdem man ihm nachgewiesen hatte, dass die Gründe für seinen Angriff gegen Irak allesamt nicht existiert hatten: Nordkorea würde tatsächlich falsche Dollars herstellen, es lägen eindeutige Beweise dafür vor, dass das kommunistische Land der Urheber der Superdollars sei. Allerdings wollte man diese Beweise aus Sicherheitsgründen nicht veröffentlichen. Doch die Geheimdienste mehrerer Länder hatten festgestellt, dass man in Pjöngjang technisch nicht in der Lage war, qualitativ hochwertigen Banknotendruck auszuführen. Die seinerzeit von Giori zum Druck der eigenen Landeswährung Won gekaufte Linientiefdruckmaschine stand schon seit längerem still, da es an Ersatzteilen mangelte. Die Schweizer lieferten nicht mehr, da die Nordkoreaner den Großteil der Bezahlung für die Maschine schuldig geblieben waren. Wie sollte ein Land Dollarnoten von so exzellenter Qualität liefern können, wenn es nicht einmal in der Lage war, seine eigene Währung zu drucken? Doch diese Tatsachen ignorierte man im Weißen Haus geflissentlich. Wollte man bezüglich des Herstellers der Superblüten krampfhaft und um jeden Preis ablenken?? Aussagen nordkoreanischer Überläufer, die der CIA von einer staatlich gelenkten Falschgeldoperation berichtet haben sollen, konnten nicht verifiziert werden und bleiben daher bis dato dubios.



Fortsetzung folgt …





Karlheinz Walz: Fälscher & Falschgeld, 280 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-3-86646-084-3.


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