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Fälscher & Falschgeld: Der Superdollar – Teil 5

Aktualisiert: 26. März 2021

Fortsetzungsreihe, Teil 11


Schauen wir uns einige der auffälligsten Fehler der Supernotes der ersten Generation etwas näher an. Die Version eins ist zum Beispiel daran zu erkennen, dass bei der ornamentalen Blattdarstellung unterhalb der ersten Null der Vorderseiten-Eckwertzahl links oben der mittlere Teil der vorderen geschwungenen Begrenzungslinie fehlt. Auf der Rückseite sind die Buchstaben S, O und C der Textzeile „THE UNITED STATES OF AMERICA“ im oberen Teil abgeflacht, während sie bei echten Noten gerundet erscheinen. Bei der Version zwei fehlt in dem auslaufenden Blattornament der linken oberen Eckwertzahl der Vorderseite, das sich links oberhalb des Wortes „THE“ befindet, eine gestrichelte Füll-Linie. Dieser Fehler existiert auch noch bei der Variante drei. Gleichfalls trifft dies für ein markantes weiteres Unterscheidungsmerkmal zu. Am linken Ende des Schriftbandes „FRANKLIN“ unterhalb des Porträts reicht das schwarze Negativ-Guillocheband nicht ganz an die Porträtumrandung heran, es ist ein schmaler, schräger Weißkanal zu erkennen. Die Variante zwei wartet mit einem weiteren, unter der Lupe sehr gut zu erkennenden Fehler auf: Der Sockel der über dem Wort „Hall“ befindlichen Laterne der Rückseitenabbildung wurde bei der Superfälschung links durch eine verstärkte Linie wiedergegeben. Bei echten 100-Dollar-Noten ist diese Linie nur unter der Lupe ganz schwach sichtbar, so dass sie bei normaler Betrachtungsweise gänzlich zu fehlen scheint. Die Version vier schließlich zeigt neben verschiedenen anderen Fehlern die im oberen Bereich zusammenhängenden Buchstaben „N“ und „O“ des Wortes „NOTE“ am oberen Rand der Vorderseite sowie ebenfalls fälschlich nicht durch einen feinen Strich getrennte, sondern zusammen- hängende Buchstaben „E“ und „D“ in der Wertzeile „HUNDRED“ unterhalb des Porträts. Auf der Rückseite fehlen die schrägen Schraffurlinien der beiden Torbögen der Independence Hall oberhalb des Wortes „DOLLAR“. Dies sind nur einige der meist nur unter Vergrößerung erkennbaren Unterscheidungsmerkmale des Superdollars der „Small-Head“-Ausgabe.


Der US-Zoll ließ zur Bekämpfung des Alkoholschmuggels quasi „amtliche“ Fälschungen von 10-Dollar-Scheinen herstellen.


Die sicherheitstechnisch verbesserte Ausgabe des 100-Dollar-Scheins, der ab 1996 in den Umlauf gelangte, ist – wie geschildert – ebenfalls von Superfälschungen betroffen. Hier gibt es, neben einigen weiteren, zwei markante Fehler auf der Vorderseite: So ist zwischen dem schrägen Balken und dem rechten vertikalen Balken des Buchstabens „N“ in „The United States….“ eine größere druckfarbefreie Stelle zu sehen als beim echten Schein; diesen Fehler gibt es in ganz ähnlicher Form auch bei der Superfälschung des 50-Dollar-Scheins. Die Zahl 1 der linken oberen Eckwertzahl „100“ weist bei der Fälschung eine geringfügig verdickte Randlinie links auf. Die Schattenpartie am Fuß dieser Zahl ist zudem im linken Bereich etwas schräger angeschnitten als die der echten Ausführung. Auf der Rückseite fällt die Verdickung einer Linie auf der Abdeckung des rechten Kellerschachtes der Independence Hall auf. Bei echten Noten ist diese Linie kaum zu erkennen. Dieser Fehler hat insofern eine Parallele im verdickten Lampensockel der Version zwei des Superdollars. Vieles, was in der Vergangenheit über den Superdollar geschrieben wurde, ist sicherlich Spekulation. So sind alle bisher genannten mutmaßlichen Herstellungsorte nicht hundertprozentig bewiesen, das heißt, weder der Iran noch Nordkorea noch ein anderes Land konnten absolut beweissicher als Hersteller festgestellt werden. Fest steht nur, dass es, wie eingangs schon erwähnt, keine „normalen“ Fälscher, auch keine aus der Organisierten Kriminalität, sein können; die Qualität der Fälschungen bedingt, dass eine staatliche Stelle bzw. eine staatliche Druckerei mit von der Partie sein muss. Die Medien haben in den letzten Jahren in vielfältigster Weise über diese äußerst mysteriöse Fälschungsgeschichte berichtet. Selbst wenn in den letzten Jahren viele Indizien auf die Herstellung durch den amerikanischen Geheimdienst CIA (oder auch eine andere offizielle Stelle in den USA unter Mithilfe des Geheimdienstes) hinweisen, ist auch dies nur eine mögliche Theorie von vielen. Aber sie hat doch einiges für sich! Hier könnte die Situation der CIA nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ gegen Ende der 1980er Jahre eine nicht unwichtige Rolle gespielt haben. Die Agenten in Langley sahen sich urplötzlich ihrer Hauptaufgabe beraubt, mit der sie sich über mehrere Jahrzehnte hinweg befasst und für die sie mit großer Überzeugung gelebt hatten. Konfusion und Planlosigkeit machten sich breit, nachdem der Ostblock und insbesondere die UdSSR als feindliche Mächte und potenzielle Gegner seit Ende des Zweiten Weltkrieges quasi über Nacht weggebrochen waren. Die Zeit des „Kalten Krieges“ in seiner bisherigen Ausprägung ging unwiderruflich zu Ende. Die Suche nach einem neuen politischen Gegner und nach neuen Aufgabengebieten nach diesem Schock der Desorientierung begann. Dabei könnte unter anderem der in einer „Inside Operation“ hergestellte Superdollar durchaus nützlich gewesen sein und eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben. War es also Zufall, dass die ersten dieser Superfälschungen just zum Zeitpunkt der sich abzeichnenden Ost/West-Entspannung aufgetaucht waren?

Angeblich ist die geheimnisvolle Tiefdruckmaschine, wo immer sie auch stehen mag und in wessen Auftrag auch immer sie betrieben wird, noch immer dabei, ihre hervorragenden Fälschungen zu produzieren. Wie viele Superdollars sie bisher ausgespuckt hat, die nun im internationalen Zahlungsverkehr umlaufen, wissen nur die Hersteller selbst. Und es bleibt abzuwarten, ob in den kommenden Monaten auch die soeben ausgegebene 100-Dollar-Note der neuesten Serie als Superdollar-Nachahmung die Behörden und die Banken dieser Welt verunsichern wird. Es steht durchaus zu vermuten. Die staatliche Herstellung von Falschgeld hat in den USA ja gewissermaßen Tradition: Während der Zeit der Prohibition (totales Alkoholverbot in den USA zwischen 1920 und 1933) ließ der Kommandant einer Einheit des Zolls, die den Küstenabschnitt zwischen Corpus Christi und New Orleans kontrollierte, in einer kleinen Druckerei falsche 10-Dollar-Noten herstellen. Sie waren von schlechter Qualität, doch sie sollten auch nur dazu dienen, die mexikanischen Alkohol-Schmuggler während der stets nachts abgewickelten Schmuggel-Deals zu bezahlen und ihnen so die Lust an der illegalen Versorgung der USA mit Alkohol zu nehmen. Einer kleinen Gruppe kurz zuvor verhafteter amerikanischer Schmuggler versprach man mildere Urteile, wenn sie bei dieser Aktion dem Zoll hilfreich zur Hand gehen würde. Die US-Schmuggler, begleitet von Zollbeamten in Räuberzivil, trafen sich außerhalb der Drei-Meilen-Zone mit ihren mexikanischen Kollegen und tauschten (falsche) Dollars gegen (echten) Whiskey. Einige Male ging auch alles gut, da immer wieder andere Schmuggler die heiße Ware überbrachten. Doch dann merkten die Mexikaner, dass man sie hereingelegt hatte. Künftige Geschäfte dieser Art wurden erst dann vollzogen, wenn ein mexikanischer Spezialist das angebotene amerikanische Geld genau geprüft hatte. Der Zoll jedenfalls verzichtete auf die illegale Herstellung weiterer Blüten und bekämpfte den Schmuggel nur noch mit den gesetzlich vorgesehenen Maßnahmen. Den Superdollar aber gibt es nach wie vor – und es bleibt in Bezug auf ihn auf alle Fälle spannend!


Fortsetzung folgt …





Karlheinz Walz: Fälscher & Falschgeld, 280 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-3-86646-084-3.


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