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Fälscher & Falschgeld: Die Papiergeldfälschung, Teil 8

Fortsetzungsreihe, Teil 24


Druckverfahren und Sicherheitsmerkmale der Euro-Noten, Teil 1

Bei der Herstellung der Euro-Banknoten kommen insgesamt fünf Druckverfahren zum Einsatz. Rechnet man das Aufbringen des Hologrammelements dazu, sind es sogar sechs. Beginnen wir mit diesem hervorragenden Sicherungsmittel. Das Hologrammelement ist ein aluminiumbeschichteter Folienstreifen bzw. ein Folien-Patch auf einer transparenten Trägerfolie. Es wird in einem speziellen Heißprägeverfahren (Heißkleber mit Druck) vor der eigentlichen Bedruckung des Banknotenpapiers mit diesem untrennbar verbunden. Es weist sogenannte beugungsoptische Strukturen auf. Beim Kippen der Banknoten ist ein farbiges Wechselspiel der Motive zu sehen, das bei den allermeisten Fälschungen fehlt, da eine Reproduktion des Folienelements stets nur statisch erfolgen kann. Der Streifen der niedrigeren Nennwerte entspricht dem Kinegram der ehemaligen DM-Banknoten.

Bei Einführung der aktuellen Euro-Banknotenserie ES1 (2002) wurde der Streifen für das Rollendruckverfahren optimiert und eignete sich damit besonders für die hohen Auflagen der kleineren Nennwerte. Das Folien-Patch der großen Stückelungen ab 50 Euro weist dreidimensionale, platzierte Elemente auf und ist damit ein „echtes“ Hologramm. Es eignet sich besonders für Bogendruck. Allerdings wären mit dieser Unterscheidung die meisten Bargeldverwender schlichtweg überfordert, sodass man es für diese beiden Sicherungselemente bei der einheitlichen Bezeichnung „Hologramm“ als Überbegriff belässt. Letztlich ist auch nur entscheidend, dass im Publikum Aussehen und Wirkungsweise dieses Echtheitserkennungsmerkmals bekannt sind. So kann man zum Beispiel in der Durchsicht gegen Licht das €-Zeichen als perforationsähnliche Aussparungen der Folienbeschichtung erkennen, sowohl vorderseitig als auch von der Rückseite aus. Verschiedentlich wurde – teilweise zu Recht – kritisiert, dass die Euro-Geldscheine je Nennwert unterschiedliche Sicherungselemente, so auch hinsichtlich des Hologramms, aufweisen. Speziell bei Letzterem waren sicherlich auch Kostengründe ausschlaggebend.


Bundesbank und Kripo warnten 1993 vor einer gefährlichen Fälschung der 200-DM-Banknote. Dies war eines der letzten Warnblätter, da die Bundesbank die Herausgabe kurze Zeit später einstellte. Grund: Die Adressaten der Warnblätter konzentrierten sich nur auf diese Beschreibungen und übersahen Fälschungen mit anderen Merkmalen.


Beim Stichtiefdruck, im Notendruck wird er meist Linientiefdruck genannt, weil die gestochenen oder gravierten Bildelemente vielfach aus Linien und Punkten bestehen, wird der Entwurf des Notenbildes zunächst als Strichzeichnung vergrößert in Linien und Punkte umgesetzt und über eine Reprokamera als Diapositiv auf die eigentliche Größe zurückgeführt. Dieses Diapositiv wird nun auf eine lichtempfindliche, ungehärtete Stahlplatte (früher auch Kupferplatte, daher der damals oft verwendete Name Kupferdruck) übertragen. Nach diesem fotochemisch durchgeführten Arbeitsgang steht das Notenbild sichtbar auf der Platte. Der Stecher ritzt nun mit Grabstichel, Spitzstichel und Schaber in mühevoller, Monate dauernder künstlerischer Arbeit das Bild in den Stahl, wobei die Tiefe der Linien und Punkte variiert und sie damit später mehr oder weniger Farbe aufnehmen, mehr oder weniger starke Farbanhäufungen auf dem Papier ergeben und damit den gewünschten Reliefeffekt liefern. Bildteile wie die Beschriftung oder einzelne Zierelemente werden zur Entlastung des Stechers durch einen Graveur ausgeführt oder im Ätzverfahren in die Stahlplatte eingebracht. Die eigentliche Druckplatte wird nun auf galvanischem Weg über Kunststoffabformungen des Originalstichs gewonnen. Sie besteht aus Nickel und wird zum Schutz vor schneller Abnutzung verchromt. Beim Druck selbst werden die tiefgravierten druckenden Elemente mit einer zähen, pastenartigen Druckfarbe gefüllt. Ein spezielles Wischsystem (die sogenannte Laugenwischung) entfernt dabei überschüssige Farbe, ohne die einzelnen Farbtöne zu verwischen. Das Papier wird zwischen Platten- und Druckzylinder hindurchgeführt und saugt unter dem hohen Druck von bis zu 40 Tonnen die Druckfarbe regelrecht an. Sie steht nun als Farbanhäufung auf dem Papier und ergibt zusammen mit der Verformung des Papiers (Prägeeffekt) nach dem Trocknungsprozess das deutlich fühlbare Relief. Ein weiteres spezifisches Merkmal des Linientiefdrucks ist das unter der Lupe erkennbare abgegrenzte Ausfließen der Farbe, das sogenannte Spritzen.


Fortsetzung folgt …




Karlheinz Walz: Fälscher & Falschgeld, 280 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-3-86646-084-3.


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