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Geike: Mehrsprachige Geldscheine


Rainer Geike:

Mehrsprachige Geldscheine – Geldscheine als Zeitdokumente


137 Seiten, Format 19 x 27 cm, Broschur,

BoD, Norderstedt 2022,

Preis: 32,50 Euro

ISBN: 978-3-756216-82-6














Der Autor dieses neuen Buches wird vielen Geldscheinsammlern schon bekannt sein durch sein Werk, in dem es um „Kleingedrucktes auf Geldscheinen“ geht. Mehrsprachige Geldscheine als Zeitdokumente sind diesmal das Thema, das in dieser Gründlichkeit und diesem Umfang noch nicht behandelt wurde. Auf 137 Seiten stellt Professor Geike viele interessante mehrsprachige Banknoten aus verschiedenen Gebieten vor. Dabei sind häufig zu findende Scheine ebenso wie Raritäten, die alle meist in kassenfrischer Erhaltung sehr gut abgebildet werden. Die Bildqualität ist auch bei vergrößerten Details sehr gut.


Ausführliche Informationen gibt es zu Österreich-Ungarn und Ungarn, der Tschechoslowakei und Jugoslawien und besonders umfangreich zu Russland, der ehemaligen UdSSR und den Nachfolgestaaten sowie Transkaukasien. Zu letzterem Gebiet erschien bereits ein Buch des Autors. Was alles noch in den insgesamt elf Kapiteln zu finden ist, kann man im Inhaltsverzeichnis nachschlagen. Es folgen drei Seiten mit üblichen Danksagungen und Klassifizierungsvorschlägen. In einem Beitrag von 2007 hatte der Autor bereits eine Einteilung der Scheine in sechs Gruppen vorgenommen, die nochmals präsentiert werden. Das Kapitel 9 „Gedanken zum Schluss“ lohnt mehrfach gelesen zu werden. Meist werden solche klugen Überlegungen im Vorwort erörtert, das traditionell viele Buchbenutzer überschlagen.

So war es sinnvoll, diese Ausführungen am Ende des Buches zu präsentieren, nachdem man das Buch gelesen, nicht durchgeblättert hat. In diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesen werden, dass auch dieses Werk kein Katalog ist, in dem man Banknoten von A wie Afghanistan bis Z wie Zypern im Idealfall vollständig aufgelistet findet. Ein solches Werk würde auch „Telefonbuchstärke“ annehmen.


Professor Geike beschreibt hier die Zusammenhänge von Sprache und Kultur und erörtert auch, welche Probleme das Wechseln der Schriften mit sich bringen kann. Als Beispiel nennt er hier Atatürks aktive Anpassungspolitik an Europa 1920, als er kurzerhand die lateinische anstelle der arabischen Schrift einführte. Ähnliche Maßnahmen gab es auch in heutiger Zeit, denn Kasachstan wollte weg von der kyrillischen Schrift und führte das lateinische Alphabet ein, was man in Moskau sicher nicht gern sah, zumal Stalin sogar die Moldauer gezwungen hatte, das Rumänische kyrillisch zu schreiben. Zu Kasachstan wurde übrigens eine Münze als Beleg vorgelegt. Nicht ausgespart wurden auch solche Scheine, deren Hauptsprache bei uns nur wenige beherrschen: dies betrifft China (Kapitel 6). Selbst der Euro und die EZB wurden nicht vergessen, denn bei den fast „wortlos“ gestalteten Banknoten gibt es immerhin Abkürzungen, auch in kyrillischer Schrift. Dazu erfahren wir etwas über Blindenschrift und Symbole zu Wertstufen und vieles mehr.


Dieses Buch wird manche Leser auch nachdenklich stimmen. Denken wir nur an die Weißrussen, die mühsam nach einer eigenen Sprache suchen, die vielleicht irgendwo auf dem Lande gesprochen wurde, doch die Masse der Leute verständigt sich weiterhin Russisch, so wie die Ukrainer teilweise in Kiew, aber recht häufig im Osten des Landes. Weißrussische Inschriften auf Scheinen aber gab es schon zu Zeiten der verblichenen Sowjetunion, die gern das Russische als Weltsprache gesehen hätte. In allen von der UdSSR beherrschten Ländern war Russisch Pflichtfach und selbst Abiturienten in der DDR mit acht Jahren Russischunterricht konnten meist kaum ein Gespräch in dieser Sprache führen. Heute ist man sich einig, dass das Englische Weltsprache war und ist. Tatsache ist aber auch, dass in den Medien beispielsweise von Politikern gelegentlich ganz einfache Sachbegriffe in Englisch in Reden eingefügt werden. Was Geldscheine angeht, so kennen die Menschen in der ganzen Welt die „Greenbacks“, die hinten grünen Scheine der Vereinigten Staaten. Der Dollar ist Weltwährung, so wie das Englische eben Weltsprache ist. Englisch ist meist die zweite Sprache, die von vielen kleinen Ländern Afrikas und Asiens auf Banknoten benutzt wird. Interessanterweise benutzen afrikanische Staaten auch die Sprache ihrer ehemaligen Kolonialherren, so das Französische bei den Banknoten. Geldscheinbeschriftungen sind natürlich immer auch eine politische Angelegenheit. Hier beschreibt der Autor auf der Seite 129, dass es in der Republik Mauritius riesige Proteste gab, nur weil die „richtige“ Einhaltung der Reihenfolge der Sprachen Englisch-Tamil-Sanskrit bei Scheinen von 1998 verletzt wurde. Im vorletzten Satz geht der Autor darauf ein, dass vieles unbearbeitet blieb, was vielleicht auch interessant gewesen wäre.


Alles in allem ist dieses Buch wirklich „lesenswert“, wie andere Bücher des Autors auch, was sie eben von Katalogen unterscheidet. Und dies eigentlich von der ersten bis zu den letzten fünf Seiten. Diese „Anmerkungen“ als Kapitel 11 muss ein Hochschullehrer und Wissenschaftler ebenfalls akribisch genau einarbeiten. Die Texte sind mit hervorragend guten Bildern von Scheinen illustriert und auch bei vielen fremdsprachigen Worten und Begriffen im Text merkt man, dass hier solide Sprachkenntnisse und Hang zur Genauigkeit hilfreich waren. Mutig hat der Autor seine Betrachtungen auch über Europa hinaus ausgedehnt und auch Münzen abgebildet. Auf der Rückseite des Buches ist übrigens eine sehr gute Zusammenfassung zum gesamten Themenbereich zu finden. Biografische Angaben fehlen diesmal.


Beschaffungsprobleme dürfte es nicht geben, jeder Buchhändler kann es bestellen, aber das geht auch über den Online-Handel und direkt beim Verlag (https://www.bod.de/buchshop/). Bei Eingabe des Titels und des Namens des Verfassers „Geike“ im Internet gibt es zahlreiche Treffer, die auch zum Kauf genutzt werden können.


Wolfgang J. Mehlhausen

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