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Geldscheinporträts: Henryk Sienkiewicz

Reihe zu Porträts bedeutender Persönlichkeiten auf Geldscheinen.

​Geburtsname:

Henryk Adam Aleksander Pius Sienkiewicz

Zur Person:

Schriftsteller

​Nationalität:

Polnisch

​Lebensdaten:

5. Mai 1846 – 15. November 1916

​Geburtsort:

Wola Okrzejska (Woiwodschaft Lublin, Kongresspolen)

​Sterbeort:

Vevey (Kanton Waadt, Schweiz)

Abbildung 1: Henryk Sienkiewicz, ca. 1880, Fotografie von Stanisław Bizański (1846–1890), Wikimedia Commons, Neubearbeitung: Hans-Ludwig Grabowski.


Henryk Sienkiewicz wurde 1846 im russisch beherrschten Kongresspolen in eine adelige, konservative und katholische Familie geboren. Er studierte Geschichte und Literatur an der Universität Warschau und begann seine literarische Karriere 1869 zunächst als Kritiker. Bereits im Folgejahr verfasste er aber schon eigene Werke.






Seine ersten (wöchentlich veröffentlichten) Kurzgeschichten und Kolumnen ließ Sienkiewicz unter dem Pseudonym „Litwos“ in verschiedenen polnischen Magazinen publizieren. Zudem betätigte er sich als Übersetzer. In diesen Jahren gelangte er in den Schriftstellerkreisen Polens bereits zu erster kleinerer Bekanntheit. 1876 reiste Sienkiewicz durch Amerika.

Essays und Impressionen seines Aufenthalts wurden in der Warschauer Zeitung Gazeta Polska abgedruckt. Im Gegenzug wurden seine Reisen finanziert. Durch diese beliebten Listy z podróży do Ameryki (Briefe von der Reise nach Amerika) stieg das Interesse am jungen Autor und er begann, unter seinem Geburtsnamen zu schreiben.


Narodowy Bank Polski, 500.000 Złoty , 1993. Vorderseite: Porträt von Henryk Sienkiewicz

Rückseite: Die „Trilogie“, dargestellt durch drei Bücher auf einem Schild, umgeben von Waffen und Bannern. Abb. Sammlung Grabowski.


1881 nahm er eine Stelle als Chefredakteur bei der neugegründeten Warschauer Zeitung Słowo („Das Wort“) an, verlor nach anfänglichem Erfolg jedoch allmählich das Interesse am journalistischen Schreiben und fokussierte sich zunehmend auf das Verfassen historischer Romane. 1884 erschien Ogniem i Mieczem („Mit Feuer und Schwert“). Die Veröffentlichung erfolgte als serieller Feuilletonroman. In den Folgejahren schuf er zwei weitere Romane, die sich mit der polnischen Geschichte des 17. Jahrhunderts beschäftigten: Potop („Die Sintflut“, 1886) und Pan Wołodyjowski („Herr Wołodyjowski, der kleine Ritter“, 1888). Diese Trilogie verhalf ihm zum endgültigen Durchbruch in Polen. Die Bevölkerung liebte seine Werke, noch heute gelten sie als Klassiker und Teil des Schul-Kanons. Sienkiewicz galt fortan als beliebtester polnischer Schriftsteller. Größere internationale Berühmtheit erlangte Sienkiewicz jedoch erst mit Quo Vadis? (1896), einem Roman über das junge Christentum in Rom während Neros Kaiserzeit.[1] Deutlich weniger Anklang fand Sienkiewicz bei vielen Literaturkritikern. In Frankreich und Italien wurde ihm zum Teil Plagiarismus vorgeworfen und auch in seinem Heimatland Polen waren die Kritiken gemischt. 1905 wurde Henryk Sienkiewicz dennoch für seine „großartigen Verdienste als epischer Schriftsteller“ der Nobelpreis für Literatur verliehen.


In den folgenden Jahren engagierte er sich zunehmend sozial und politisch. Sienkiewicz war Patriot. Er stellte in seinen Werken oftmals allegorisch die Situation Polens dar, das kaum nationale Souveränität genoss und oftmals Spielball imperialer Interessen seiner Nachbarländer war. Während die frühen Werke noch dem polnischen Positivismus zuzuordnen waren, die mit den Traditionen und Werten der polnischen Romantik brachen, überwog später Sienkiewicz´ Konservativismus. Sienkiewicz wollte trotz der politischen Abhängigkeit Polens (Polen war während seiner Lebenszeit stets zwischen Preußen, Österreich und Russland aufgeteilt) einen einheitlichen, nationalen Geist und ein Streben nach Autonomie bewahren. Er war Anhänger der nationalistischen, konservativen und antisemitischen Bewegung Narodowa Demokracja („Nationale Demokratie“). Auch christliche Elemente spielten wiederholt zentrale Rollen in seinen Werken. Zweifelsohne spielte sein Werk eine zentrale Rolle für die Bildung eines polnischen Nationalbewusstseins. 1916 verstarb Henryk Sienkiewicz in Vevey in der Schweiz, in die er nach Beginn des Ersten Weltkriegs ausgereist war.


Elias Heindl


Anmerkungen

[1] Bekannt ist einem breiten Publikum Mervyn LeRoys gleichnamige Verfilmung von 1951 mit Peter Ustinov als Nero.


Literatur/Quellen:

  • Kuzmic, T. (2016). Quo Vadis: Polish Messianism and the Proselytizing Heroine. In: Adulterous Nations: Family Politics and National Anxiety in the European Novel (pp. 155–180). Northwestern University Press.

  • De Soissons, S. C. (1902). Henryk Sienkiewicz. The North American Review, 175(549), 176–193.

  • Lednicki, W. (1956). Henryk Sienkiewicz (1846–1946). In: Bits of Table Talk on Pushkin, Mickiewicz, Goethe, Turgenev and Sienkiewicz. International Scholars Forum, Springer, Dordrecht.

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