top of page

HVB Stiftung bekam Notgeldsammlung geschenkt

Aktualisiert: 24. März 2021

Die HVB Stiftung Geldscheinsammlung in München, die aus der Privatsammlung von Albert Pick hervorgegangen ist, bekam unlängst eine sehr große Notgeldsammlung aus dem Nachlass eines Münchner Sammlers geschenkt. Die Sammlung fristete nach dessen Tod ein trostloses Dasein in einem Keller. Nun schenkte seine Tochter der Stiftung die Sammlung, bevor sie in ein Altersheim zog. Für die Stiftung bedeutet das auf der einen Seite ein erfreulicher Zuwachs an Sammlungsstücken, aber auch eine Herausforderung, sind doch alle Scheine zu bestimmen. Unterstützt wird dabei die Kuratorin der Stiftung, Frau Katharina Depner, ehrenamtlich von der langjährigen Leiterin der Sammlung, Frau Franziska Jungmann-Stadler. Dass die Bestimmung von Geldscheinen nicht immer leicht ist, versteht sich von selbst, auch wenn man über die gängige Literatur verfügt.



Train-Ersatz-Abteilung

Ein Gutschein der Train-Ersatz-Abteilung Nr. 8 vom 15. Dezmber 1918 über 25 Pfennig verrät nicht einmal den Ausgabeort. Und was ist eigentlich eine Train-Ersatz-Abteilung?

Bei dem Gutschein der Train-Ersatzabteilung handelt es sich um eine Kleingeld-Verkehrsausgabe. Mit Train wurde damals eine Transport-Abteilung bezeichnet, die für den Nachschub aus dem Hinterland (Etappe) an die Front zuständig war. Zuzuordnen ist der Schein zu Coblenz (heute Koblenz). Es gibt ihn ohne (A) und mit Prägestempel „Coblenz“ (B). Bei Tieste ist er im Katalog Kleingeldersatz aus Papier (KEP) unter KEP-75.01.A bzw. B verzeichnet.


Etappen-Inspektion 8, Franzosen-Kommando I, Gutschein über 1 Pfennig, Rückseite mit Oval-Stpl. mit bekröntem sächsischem Wappen.


Franzosen-Kommando

Das mit der Train-Ersatzabteilung wäre damit geklärt, doch was war das "Franzosen-Kommando"? War das etwa ein deutsches Kommando, unter dem Franzosen dienten?

Nein, weit gefehlt! Zuzuordnen war es wohl eher dem Kriegsgefangenen-Lagergeld aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, doch im entsprechenden Katalog von Reinhard Tieste sucht man diesen Schein vergebens.

Herr Claus Engelhardt hat sich u.a. auf deutsche Militär-Ausgaben im besetzten Frankreich und Belgien im Ersten Weltkrieg spezialisiert. Er schreibt: "Es handelt sich nicht direkt um einen Etappenschein aus Frankreich, sondern um einen Schein aus dem Gefangenenlager, das der Etappeninspektion 8 angegliedert war. Der Schein ist meiner Meinung nach eher dem deutschen Kriegsgefangen-Lagergeld zuzuordnen. Interessant ist, dass zur Zeit mehrere solcher Scheine aufgetaucht sind, u.a. auch auf Ebay (Russen-Kommando, Engländer-Kommando, Franzosen-Kommando oder die bereits häufigeren Scheine des Rumänen-Kommandos). Das Design ist mir aber in dieser Form erstmalig untergekommen.

Einen Katalog zu diesen Scheinen gibt es nicht! Es tauchen aber immer wieder solche Scheine auf, wie bereits geschrieben, eine noch weiße Fläche auf der Papiergeld-Landkarte!


Italiener-Kommando

Von Claus Engelhardt stammt auch die Abbildung eines Scheins des "Italiener Kommandos". Er schreibt: Es gibt solche Scheine auch in dieser Form mit "Italiener Kommando", dieser gehört zum XIV. Armeekorps.

Die Gefangenen wurden meist auf die größeren Gefangenenlager, teilweise über Durchgangslager, verteilt. Jede Armee-Inspektion bzw. jedes Armeekorps hatte eine Gefangenenabteilung, deshalb gibt es eine große Anzahl an Varianten dieser Scheine.

Dieses Thema ist leider noch wenig erforscht und bietet noch breiten Raum für Veröffentlichungen.


Schön wäre, wenn sich Leser, die solche Scheine in ihrer Sammlung haben, melden und Abbildungen zur Verfügen stellen würden. Immerhin handelt es sich eindeutig um Geld für deutsche Kriegsgefangenenlager, allerdings in den besetzten Gebieten und nicht im damaligen Reichsgebiet.


Hans-Ludwig Grabowski / Claus Engelhardt

Abb. Franzosen-Kommando: HVB Stiftung Geldscheinsammlung, www.geldscheinsammlung.de, Italiener-Kommando: Claus Engelhardt

bottom of page