top of page

Leserpost: Deutsche Reichsbanknote mit Aufdruck zu 5 Toman

Guten Tag Herr Grabowski,

ich habe ihren Kontakt durch meine Internet-Recherche betr. zwei 20-Mark-Scheine der Deutschen Reichsbank mit persischem Aufdruck gefunden.

Ich habe 21 Jahre im Iran verbracht (bis 1995), da meine Eltern seit 1968 dort tätig waren. Irgendwann Anfang der 1990er Jahre habe ich im Basar von Teheran diese Scheine gekauft und über die Jahre in Hamburg in einem Album fast vergessen, da ich die letzen 20 Jahre in Afghanistan tätig war.


Deutsche Reichsbank: 20 Mark von 1914 mit persischen Überdrucken zu 5 Toman.


Deutsche Reichsbank: 20 Mark von 1914 mit persischen Überdrucken zu 5 Toman.


Ich habe einiges betr. Fälschungen usw. gelesen und bin auch so auf ihren Namen und die Kontaktdaten gekommen. Könnten Sie hierzu mit Ihrer Expertise etwas sagen?

Die Scheine sind sind aus der Serie N und der Druck ist mit dem, was verfügbar ist (online etc.) wohl echt. Im Anhang auch noch die gewünschten hoch auflösenden Abbildungen in Originalgröße.

C. Klawitter



Antwort der Redaktion

Soweit ich anhand der Abbildungen überprüfen konnte, handelt es sich bei Ihren beiden Scheinen um persische Original-Überdrucke aus der Zeit des Ersten Weltkriegs.

Die Überdrucke selbst sind deckungsgleich mit den mir vorliegenden Originalen, die in der Reichsdruckerei in Berlin hergestellt wurden. Herzlichen Glückwunsch zu diesen seltenen Stücken!


Ich gehe davon aus, dass Sie sich schon etwas mit der Geschichte rund um diese Scheine beschäftigt und so auch von der „Niedermayer-Expedition“ gehört haben. 

Bei den historischen Hintergründen der Überdrucke handelt es sich zwar um nicht viel mehr als eine „Randnotiz“ zum Ersten Weltkrieg, allerdings um eine besonders interessante.

Nachlesen kann man die auch in meinem Katalog „Die deutschen Banknoten ab 1871“.

Hier findet man weitere historische Fakten sowie alle persischen Überdrucke mit entsprechenden Angaben, Abbildungen und aktuellen Bewertungen.


Zum historischen Kontext

Bereits seit etwa 1885 bemühte sich Persien um eine militärische Zusammenarbeit mit dem Deutschen Reich, da es sich aktive Unterstützung bei seinen Unabhängigkeitsbestrebungen versprach. Der Norden Persiens war russisches und der Süden britisches Interessensgebiet. Dazwischen bestand eine neutrale Zone. 


Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs versuchte Deutschland die guten Beziehungen zu Persien (heute Iran) zu nutzen, um einen militärischen Vorstoß durch die neutrale Zone nach 

Afghanistan zu führen, von wo aus mit Unterstützung kriegerischer Stämme die Briten in einem regionalen Konflikt um deren koloniale Interessen – allem voran um Indien – eingebunden werden sollten, um die europäische Westfront zu entlasten. Unter Führung von Oskar Ritter von Niedermayer und nach schwierigen Verhandlungen mit den türkischen Verbündeten, die lieber persische Gebiete annektieren wollten, als nach 

Afghanistan zu marschieren, brach die „Niedermayer-Expedition“ schließlich im Februar 1915 in Bagdad auf und zog bis nach Teheran, das mitten im britischen Einflussgebiet lag.

Am 25. Juni 1915 begann der Vorstoß nach Afghanistan. Unter großen Schwierigkeiten erreichten am 26. September 1915 etwa 60 Mann Kabul, wo das Ziel, die Afghanen zum Kriegseintritt gegen die Briten zu bewegen, jedoch nicht erreicht werden konnte.

Im Mai 1916 verließen die Deutschen Kabul wieder und zogen zurück nach Teheran und von hier aus weiter nach Kermanschah, das man am 5. September 1916 erreichte. Hier besetzte der kleine deutsche Truppenverband – unterstützt von türkischen Einheiten – persische Gebietsteile, um wenigstens die Vereinigung von russischen und britischen Truppen im neutralen Gebiet Persiens zu verhindern. Die Besatzung hielt sich bis 1918.


Aus Kulanz wurden derart überdruckte Scheine noch bis 1926 in Deutschland eingelöst

und vernichtet. Heute existieren nur noch wenige Stücke in Archiven und Sammlungen.


Hans-Ludwig Besler (Grabowski)


Literaturempfehlung:

Hans-Ludwig Grabowski:

Die deutschen Banknoten ab 1871

Das Papiergeld der deutschen Notenbanken, Staatspapiergeld, Kolonial- und Besatzungsausgaben, deutsche Nebengebiete und geldscheinähnliche Wertpapiere und Gutscheine

Titel: Battenberg Verlag

ISBN: 978-3-86646-224-3

Auflage: 23. Auflage 2023/2024

Format: 14,8 x 21 cm

Abbildungen: durchgehend farbig

Cover-Typ: Hardcover

Seitenanzahl: 864

Preis: 39,90 EUR

Comentarios


www.geldscheine-online.com | Regenstauf

© 2025 Battenberg Bayerland Verlag GmbH

bottom of page