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Leserpost: Druckmuster zu 500.000 Mark?

Guten Tag Herr Grabowski!

Können Sie mir etwas zu dieser Banknote (siehe Abbildungen) sagen?

Ist es ein Druckmuster?

Wasserzeichen ist vorhanden, Farben ganz anders, mit Überdruck.

Für Ihre Hilfe wäre ich dankbar.

M. Koulaouzidis


Antwort der Redaktion:

Zur Reichsbanknote über 500.000 Mark vom 1. Mai 1923 hatten wir erst am 4. November 2020 in unserem Blog für Geldscheinsammler in der Rubrik "Aus privaten Sammlungen" einseitige Druckproben der Vorder- und Rückseite ohne Rand-Einfärbung und in geänderten Farben vorgestellt. Siehe hier:


Auch bei Ihrem Schein handelt es sich um einen vermeintlichen Reichsdruck, allerdings mit Serie C und laufender Kontrollnummer. Auffällig ist, dass Serie und Kontrollnummer in der braunen Farbe des Überdrucks gedruckt wurden, also praktisch in einem Druckvorgang.

Die farbliche Gestaltung ist ganz ähnlich der, der vorgestellten Druckproben. Allerdings sind diese auf Papier ohne Wasserzeichen gedruckt, während ihre Drucke auf Papier mit Wasserzeichen Parkettmuster erfolgte. Nun ist bekannt, dass eine größere Menge von Druckbogen mit diesem Wasserzeichen gestohlen worden war.

Auf diesen Bogen fertigte man damals diverse Fälschungen.

Auch bei Ihrem Schein muss man davon ausgehen, dass es sich um eine "Druckprobe" (Andruck) einer Fälscher-Werkstatt handelt und nicht um eine echte Druckprobe der Reichsdruckerei. Der grünliche Unterdruck ist nur mäßig nachgeahmt. Es handelt sich also wahrscheinlich um ein frühes Stadium der Fälschungsversuche.

Außerdem haben wir auf dem Schaurand eine zusätzliche schwarze Wertzahl "100".

Was hat man hier versucht? Vielleicht hatte die Druckvorbereitung schon so lange gedauert, bis das Nominal selbst durch die Inflation schon fast wertlos war. Nun kann es sein, dass man versuchte eine falsche Überdruck-Ausgabe vorzubereiten, die es in Wirklichkeit überhaupt nicht gab. Ausgehend von der Wertzahl wären 100 Millionen Mark denkbar. Während der Inflation gab es nicht wenige Fälscher die falsche Überdruck-Ausgaben in Umlauf zu bringen versuchten. Allerdings dann in der Regel auf bereits wertlos gewordenen echten Scheinen. Das war dann wohl auch der Grund, warum es bei diesem Fälscher-Machwerk blieb. Die Fälschung war einfach zu offensichtlich.

Auch wenn der Schein nicht echt ist, so besitzen Sie doch ein interessantes Stück Geld- und Zeitgeschichte.


Hans-Ludwig Grabowski

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