Reichsbanknote zu 20 Reichsmark 1924: Ein ungeklärtes Phänomen
- Michael H. Schöne

- 7. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
Auch nach der Veröffentlichung von Arnold Keller [1] war der Zusammenhang von Unterdruckbuchstaben und Serienbuchstaben auf Reichsbanknoten noch unklar.
Seit 20 Jahren ist deren Wechselwirkung jedoch bekannt.
Leider sind bei den Bombenangriffen auf Berlin angeblich auch sämtliche Aufzeichnungen zum Banknotendruck bei der Reichsdruckerei verbrannt. Weder beim Nachfolgebetrieb „Staatsdruckerei Berlin“ noch bei der Bundesdruckerei ließen sich entsprechende Akten finden, denen man Einzelheiten zum Banknotendruck 1924 und danach hätte entnehmen können.
Entschlüsselt wurden dann die Zusammenhänge der Unterdruckbuchstaben und der jeweiligen Serien. [2] Aber eine Banknote passt nicht ins Schema: Serie U mit KN 2295657 und UdrBst. H.


Wahrscheinlich wurden die Druckauflagen in Nutzen zu 8 x 4 Scheinen gedruckt;
die Chargen enthielten die Serien A bis H, J bis Q, und R bis Y. Nach dem Druck wurden die Banknoten nummeriert, beginnend rückseitig bei 0000001 bis 0010000 und anschließend wurden die Vorderseiten mit rückwärts laufenden Apparaten nummeriert: von 0010000 bis 0000001, so dass die Kontrollnummern 0000001 der acht Serien dem Stapel obenauf lagen. Die Serien A bis Q wurden komplett bis 9999999 gedruckt, die Serien R bis Y lediglich bis 8000000. Nach Forderungen der Reichsbank wurden dann entsprechende Mengen mit einem sog. Unterdruckbuchstaben versehen und von der Reichsdruckerei geliefert.
Die im Oktober 1924 fertig gedruckten Scheine umfassten die Serie mit den KN von 0000001 bis wahrscheinlich 2550000. Der Schein mit der KN 2295657 entstammt deshalb der ersten dritten Druckcharge und hätte den UdrBst. Q tragen müssen.
Wieso gibt es dann ein Exemplar mit UdrBst. H? Die Banknote ist bei der englischsprachigen Wikipedia abgebildet. Francisco Evans hat dort den Schein am 9. Juni 2011 hochgeladen – zusammen mit den Reichskreditkassenscheinen zu 0,50 bis 50 RM. Der abgebildete Schein ist mit großer Sicherheit echt und wurde erst im August 2017 von einem deutschen Sammler dort entdeckt. Ersatz- bzw. Austauschnoten hat es bei der Reichsdruckerei nicht gegeben, jeder defekte Schein wurde angeblich nachgedruckt. Deshalb kommt diese Möglichkeit nicht infrage.
Ein Fehldruck ist auszuschließen, ein sog. Schimmeldruck scheidet ebenfalls aus und Falscheinstellungen der Numeratoren kommen auch nicht in Betracht, da dies bei zwei Kontrollnummern auf der Rückseite und einen Tag oder Tage später auf der Vorderseite des Scheins nicht passieren konnte.
Wahrscheinlich wurde ein nummerierter Bogen aus irgendwelchen Gründen entnommen. Später man hat den Bogen dann bei den Drucken mit UdrBst H in den Stapel mit eingelegt. Es müssten nach dieser Denkart weitere Scheine mit U 22... und UdrBst H vorhanden sein:
U 2265657, U 2275657, U 2285657 sowie U 2295657 – und das für die acht Serien R bis Y. Banknoten der Serie U mit UdrBst H wurden dennoch gedruckt. Diese kommen aber nur im Zahlenkreis U 5700001 ... U 6400000 vor.
Letztendlich wurden die Banknoten mit einem Kontrollstempel versehen, die aufgrund der Regelung im sog. Dawes-Plan notwendig waren: „... In der unteren Hälfte des Abschnittes eingebettet ist der durch das Dawes’sche Gesetz vorgeschriebene farblose Kontrollstempel, ohne den die Noten wertlos sind“ [3] – ein alliierter Notenkommissar prüfte die Banknoten-Ausgabe und damit die Überwachung der Deckungsvorschriften des Notenumlaufs.
Erst danach waren die Banknoten gesetzliche Zahlungsmittel. Die Scheine lagen nach dem
8. November 1924 banderoliert zu je 50 Stück an den Ausgabestellen der Geldinstitute im Deutschen Reich vor.
Michael H. Schöne
Quellen:
Dr. A. Keller: „Das Papiergeld des Deutschen Reiches 1874–1945“, 5. Aufl., Westberlin 1956
M. H. Schöne: „Die Varianten der deutschen Reichsbanknoten 1924–1948“, Pirna 2005
Köllnische Zeitung“: „Deutschlands neues Geld“, Nr. 47 vom 19. November 1924




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