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- Bulgarien: Die letzten "Löwen" vor dem Euro?
Wie sicherlich bekannt möchte Bulgarien bzw. die aktuelle Regierung des Landes so schnell wie möglich der Eurozone beitreten, und damit Eurobanknoten und Euromünzen einführen. Das Design der letzteren wurde vor ein paar Wochen bekannt gemacht. Die gegenwärtige Regierung hoffte auf einen Beitritt zur Eurozone zum 1. Januar 2025. Aktuell sieht es jedoch eher nach dem 1. Juli 2025 aus. Damit liegt der Zeitraum bis zur geplanten (und erhofften) Einführung des Euros nun bei 8 bis 14 Monaten. Trotz der nicht mehr allzu weit entfernten Einführung des Euros hat die bulgarische Zentralbank im März 2024 eine Ausschreibung für die Produktion und Lieferung von Lewa-Banknoten herausgegeben. Die Ausschreibungsfrist endet am 16. April 2024. Hier nun einige Details der sehr detaillierten Ausschreibung: Bulgarische Nationalbank: Note zu 5 Lewa von 2009 (BUL-116b), Vorder- und Rückseite. Abb. Archiv für Geld- und Zeitgeschichte. 5 Lewa Es sollen bis zu 20.000.000 Stück dieses Nennwertes produziert werden. Dabei soll der Preis nicht über 18,14 Euro (ohne Mehrwertsteuer) pro 1000 Stück liegen. Dieser Auftrag hat damit einen Wert von maximal 362.800 Euro. Zum 31. Januar 2024 waren knapp 31,6 Millionen Stück dieses Nennwertes im Umlauf. 10 Lewa Es sollen bis zu 20.000.000 Stück dieses Nennwertes produziert werden. Dabei soll der Preis nicht über 18,44 Euro (ohne Mehrwertsteuer) pro 1000 Stück liegen. Dieser Auftrag hat damit einen maximalen Wert von 368.800 Euro. Zum 31. Januar 2024 waren knapp 77,9 Millionen Stück dieses Nennwertes im Umlauf. 20 Lewa Es sollen bis zu 20.000.000 Stück dieses Nennwertes produziert werden. Dabei soll der Preis nicht über 18,99 Euro (ohne Mehrwertsteuer) pro 1000 Stück liegen. Dieser Auftrag hat damit einen maximalen Wert von 379.800 Euro. Zum 31. Januar 2024 waren knapp 97,6 Millionen Stück dieses Nennwertes im Umlauf. 50 Lewa Es sollen mindestens 21.000.000 und maximal 30.000.000 Stück dieses Nennwertes produziert werden. Dabei soll der Preis nicht über 40,26 Euro (ohne Mehrwertsteuer) pro 1000 Stück liegen. Dieser Auftrag hat damit einen Wert von 845.460 bis maximal 1.248.060 Euro. Zum 31. Januar 2024 waren etwa 240,1 Millionen Stück dieses Nennwertes im Umlauf. 100 Lewa Es sollen mindestens 40.000.000 Stück dieses Nennwertes produziert werden. Mit einer Option auf weitere 5.000.000. Dabei soll der Preis nicht über 43,72 Euro pro 1000 Stück liegen. Dieser Auftrag hat damit einen Wert von mindestens 1.748.800 Euro. Zum 31. Januar 2024 waren etwa 131,0 Millionen Stück dieses Nennwertes im Umlauf. Insgesamt liegt das Volumen dieser Ausschreibung damit bei 130 bis 135 Millionen Banknoten. Zum 31. Januar 2024 waren etwa 578,1 Millionen Banknoten in Bulgarien im Umlauf. In meinen Augen eine überraschend hohe Anzahl von neuen Geldscheinen, die vor der geplanten Einführung des Euro noch beschafft werden soll. Der Wert des Auftrags liegt zwischen (mindestens) 3.705.660 und (maximal) 4.108.260 Euro (ohne Mehrwertsteuer). Somit will sich die bulgarische Nationalbank offensichtlich eine ausreichende Reserve an Lewa-Banknoten für die nächsten Monate zulegen. Interessant und spannend wird sein, ob die Oberthur Filiale in Sofia die Ausschreibung gewinnt oder ob doch auch andere Druckereien eine Chance haben. Hinweis: Auch die dänische Zentralbank hat eine sehr detaillierte Ausschreibung für die Lieferung, Produktion und vor allem die Entwicklung der neuen Banknotenserie, die 2028/29 in Umlauf kommen soll, herausgegeben. Interessant an dieser Ausschreibung ist, dass die Zentralbank explizit darauf hinweist, dass sie viele Rechte am Design, an den Sicherheitsmerkmalen und anderen Dingen der neuen Geldscheine selbst behalten will. Ralf Faust
- G+D: Das Plädoyer der schwedischen Zentralbank pro Bargeld ist ein wichtiger Richtungsweiser
München, 25. März 2024 – Die schwedische Riksbank hat in einem aktuellen Bericht die unverzichtbare Rolle von Bargeld für sichere und jeden zugängliche Zahlungssysteme unterstrichen. Sie vollzieht damit einen Schwenk ihrer bisherigen Zahlungsmittel-Strategie. Giesecke+Devrient (G+D) sieht darin auch ein gewichtiges Argument für die Einführung digitaler Zentralbankwährungen in Ergänzung zu Bargeld. Dr. Wolfram Seidemann, CEO von G+D Currency Technology (Quelle: G+D). Die skandinavischen Länder gelten als Vorreiter bei digitalen Zahlungssystemen. In Schweden beispielsweise galt es bislang als erklärtes Ziel, innerhalb der nächsten zehn Jahre komplett auf Bargeld zu verzichten und zur bargeldlosen Gesellschaft zu werden. In ihrem aktuellen Jahresbericht zu Massenzahlungssystemen vollzieht die schwedische Riksbank jedoch einen Kurswechsel und rückt von dieser Projektion ab. Sie zieht damit die Konsequenzen aus den Erfahrungen, die das Land bislang bei der flächendeckenden Digitalisierung von Zahlungsmitteln gemacht hat. Der sichere Zugang zu digitalen Zahlungsmitteln kann nicht für alle Bürger jederzeit und überall gewährleistet werden und muss daher als mögliche Schwachstelle eingestuft werden. Als größtes Sicherheitsdefizit sieht die schwedische Zentralbank die Funktionsfähigkeit des digitalen Zahlungsverkehrs bei unvorhergesehenen Ereignissen wie Stromausfällen, beispielsweise nach Naturkatastrophen, oder auch in kritischen Situationen wie im Falle einer Cyber-Attacke. Mit den bestehenden digitalen Zahlungssystemen könne die notwendige Stabilität und Resilienz nicht gewährleistet werden. Das kann bislang nur Bargeld. Daher müssten sowohl der öffentliche wie der private Sektor seine Nutzung sicherstellen und eine entsprechende Infrastruktur für die Geldversorgung aufrechterhalten werden. Digitale Zahlungsmittel sind zudem – und das ist das zweite von der Zentralbank identifizierte Manko – nicht für alle Bevölkerungsgruppen jederzeit zugänglich und verfügbar. Etwa weil diese Menschen keinen Zugang zu digitalen Diensten haben oder damit nicht zurechtkommen. Bargeld ist nach wie vor das einzige Zahlungsmittel, das einfach, ohne Voraussetzungen genutzt werden kann und verfügbar ist. Die schwedische Zentralbank zieht daher den Schluss, dass im Zahlungsmittel-Mix der Zukunft Bargeld ein fester Bestandteil bleiben soll und fordert dafür auch einen entsprechenden rechtlichen Rahmen. Für das Münchner SecurityTech-Unternehmen Giesecke+Devrient sind dies gleichzeitig auch gewichtige Argumente für die Einführung einer zu Bargeld komplementären digitalen Zentralbankwährung, die die Vorteile von Scheinen und Münzen in der digitalen Welt abbildet. Die Riksbank arbeitet bereits an der E-krona als sogenannte Central Bank Digital Currency (CBDC) für Schweden. Im Euro-Raum wird die Entwicklung des digitalen Euro von der EZB vorangetrieben. Beide Projekte befinden sich in einem fortgeschrittenen Stadium: Sowohl die E-krona als auch der digitale Euro könnten schon in den kommenden Jahren eingeführt werden. CBDCs verbinden die Vorteile von Bargeld mit den Vorzügen digitaler Zahlungsmittel, einschließlich der Verfügbarkeit und Funktionsfähigkeit bei ausfallender Strom- oder Internetversorgung. Sie bilden somit ein gleichwertiges Pendant zu Bargeld. G+D begrüßt daher das eindeutige Statement aus Schweden: „Die schwedische Zentralbank hat erkannt, dass physisches Bargeld nach wie vor unverzichtbar ist“, erklärt Dr. Wolfram Seidemann, CEO von G+D Currency Technology. „Wirtschaft und Gesellschaft brauchen die Koexistenz analoger und digitaler Zahlungsmittel, die sich gegenseitig ergänzen.“ Pressemitteilung Über Giesecke+Devrient Giesecke+Devrient (G+D) ist ein weltweit tätiges Unternehmen für SecurityTech mit Hauptsitz in München. G+D macht das Leben von Milliarden von Menschen sicherer. Das Unternehmen schafft Vertrauen im digitalen Zeitalter, mit integrierten Sicherheitstechnologien in drei Geschäftsbereichen: Digital Security, Financial Platforms und Currency Technology. G+D wurde 1852 gegründet und beschäftigt heute mehr als 14.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Geschäftsjahr 2022 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 2,53 Milliarden Euro. G+D ist mit 123 Tochtergesellschaften und Gemeinschaftsunternehmen in 40 Ländern vertreten. Weitere Informationen: www.gi-de.com.
- Eindrücke von der Sběratel im März 2024
Am Freitag 22.3. und Samstag 23.3.2024 fand in Prag im Hotel Olympik wieder der Frühjahrstauschtag „Sběratel“ statt. Ich war ca. 2 Stunden vor Öffnung dort und konnte deshalb noch einen Parkplatz in der Nähe ergattern. Sběratel bedeutet übersetzt „Sammler“ und tatsächlich waren nicht nur Banknoten und Münzen, sondern auch Briefmarken, Postkarten und Comics vertreten. Der Schwerpunkt lag - wen wundert’s - auf tschechischen Angeboten. Dabei fiel dem langjährigen Sammler auf, wie sich die Preise vor allem für Stücke aus den ehemaligen Ostblockstaaten nach oben bewegt haben: Geldscheine, die man in den 1990er Jahren für ein paar Mark in den Souvenirläden bekam, sind heute nur noch für relativ hohe Preise zu haben. Die interessantesten Angebote waren die Fälschung eines 500-Kronen-Scheins FX62 sowie eine Ersatzbanknotenserie, die aus regulären Banknoten mit speziellen Klebemarken bestand und für Krisenfälle vorbereitet war. Die Zahl der Aussteller bzw. die Größe der Räume würde ich auf etwa das Zwei- bis Dreifache eines deutschen Philatelisten-Tauschtages schätzen, aber im Gegensatz zu diesem bot mindestens die Hälfte der Aussteller Münzen und Banknoten an. Die meisten Händler kamen aus der Tschechischen Republik, aber es gab auch deutsche Aussteller und solche aus anderen Nationen. Aus meiner Erinnerung würde ich jedoch die jährliche Herbstmesse auf dem PVA-Gelände als größer einschätzen. Soll man zu Tauschtagen gehen, wenn es doch alles bei ebay zu kaufen gibt? Eindeutig ja, denn der Tauschtag hat zwei Vorteile: Erstens findet man hier auch Dinge, die man gar nicht sucht, weil man überhaupt nicht weiß, dass es sie gibt und zweitens sind Tauschtage immer wichtig für Beziehungen und manche Dinge gibt es eben nicht im Netz. So habe ich auch an diesem Tag Bekannte getroffen, überraschende Entdeckungen gemacht und Literatur bekommen, die ich im Internet noch nicht gefunden habe. Die Sběratel findet dreimal jährlich an einem Freitag und darauffolgendem Samstag statt. Die nächsten beiden Termine sind der 6. und 7. September 2024 auf dem PVA-Gelände („Herbstmesse“) und der 22. und 23. November 2024 („Weihnachtsmesse“) im Hotel Olympik. Für die meisten Sammler dürfte der Herbsttermin zu empfehlen sein, da die Parkplatzsituation am Messegelände naturgemäß entspannter ist. Manfred Dietl
- "Schämen Sie sich nicht?"
Die Commercial Bank of Ethiopia (CBE), Äthiopiens größte Geschäftsbank, hat Plakate aufgehängt, auf denen Kunden beschämt werden, die angeblich Geld, das sie während einer technischen Störung erhalten haben, nicht zurückgegeben haben. Im März 2024 konnten Kunden der CBE während einer stundenlangen Störung mehr Geld abheben oder überweisen, als sie auf ihren Konten hatten. Plakate wurden in den CBE-Filialen aufgehängt, wie hier in der Hauptstadt Addis Abeba. Das meiste Geld wurde Berichten zufolge von Universitätsstudenten abgehoben, und es wurden 490.000 Transaktionen durchgeführt, bevor die CBE das Problem bemerkte. Ein Student der Universität Jimma im Westen Äthiopiens erzählte dem amharischen Dienst der BBC: "Ich kenne jemanden, der ein Smartphone und einen Laptop gekauft hat und kein Geld zur Hand hat, um sie zurückzugeben. Einige haben Internetpakete für ein Jahr gekauft, andere haben ihre Schulden abbezahlt". Seitdem die CBE die Rückgabe des Geldes gefordert und denjenigen, die dies nicht tun, mit Verhaftung gedroht hat, haben nach Angaben der Bank Tausende die überschüssigen Gelder freiwillig zurückgegeben. Vor einer CBE-Filiale in der Hauptstadt Addis Abeba ist ein Plakat mit den Bildern von 28 Personen zu sehen: "Diejenigen, die das Geld nicht zurückgegeben haben, das sie unrechtmäßig von der Commercial Bank of Ethiopia genommen haben". Auch vor anderen Filialen der CBE waren Plakate mit ihren Namen und Fotos zu sehen. Die Identitäten derjenigen, die das Geld angeblich behalten haben, werden auch auf der Website der Bank zusammen mit ihren Kontonummern angezeigt. Die Bank hat davor gewarnt, dass diejenigen, die Geld aufbewahren, das ihnen nicht gehört, strafrechtlich verfolgt werden. Die Bank hat mitgeteilt, dass sie bis Ende März fast drei Viertel der verlorenen 14 Millionen Dollars wiedererlangt hat. Die Bank erklärte, sie sei "gezwungen" gewesen, die Identität der Personen preiszugeben, nachdem sie mehrere Warnungen ausgesprochen und Fristen für die Rückgabe des Geldes verlängert hatte. Digitale Transaktionen lassen sich zurückverfolgen, und die Kunden sind rechtlich für ihre Handlungen verantwortlich. Es ist jedoch schwieriger, Gelder zu finden, die an andere Banken überwiesen wurden, als Beträge, die auf ein anderes CBE-Konto überwiesen wurden. Die Bank hat nie genau erklärt, was die Störung im letzten Monat verursacht hat, sagte aber, dass es sich nicht um das Ergebnis eines Cyberangriffs handelte und dass die Kunden nicht beunruhigt sein sollten, da ihre persönlichen Konten unversehrt seien. [ursprünglich von der BBC berichtet, Foto von Amensisa Ifa/BBC] Donald Ludwig
- Kantinengeld des Amerikanischen Roten Kreuzes in Deutschland
ARC steht für das American Red Cross, das als Hilfsorganisation am 21. Mai 1881 von der Lehrerin und Krankenschwester Clarissa H. Barton (1821–1912) in Washington/DC gegründet wurde. Ein Jahr später wurde das Amerikanische Rote Kreuz als US-Bundesbehörde registriert; die USA ratifizierten 1882 die Genfer Konventionen zum Schutz von Konfliktopfern. Vorrangig war das ARC auf den Militär- und Marinefürsorgedienst ausgerichtet – vor allem in den beiden Weltkriegen. Die Betreuung von verwundeten Soldaten, der zivilen Kriegsopfer, Blutspendeaktionen und Kriegsgefangenenhilfe waren neben dem Zivilschutz und der Katastrophenhilfe die Hauptaufgaben seit über 140 Jahren. Clara Barton als Krankenschwester während des US-amerikanischen Bürgerkriegs. Mit dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg seit Dezember 1941 kamen nach der Landung der Alliierten in der Normandie im Juni 1944 neben den regulären US-Truppen ab Oktober 1944 auch die Angehörigen des ARC nach Deutschland. Während des Vormarschs durch West-Mittel-Europa verwendete man Verpflegungs-Bons – Gutscheine im umgerechneten Wert von 20 US-Cents in fünf Währungen. 12er Kupon-Schein für die Verwendung in Frankreich, Belgien, Luxemburg, den Niederlanden und Deutschland; diese Scheinen wurden auch auf rotem und dunkelblauem Papier gedruckt. Die US-Amerikaner bildeten im Juni 1945 ihre Besatzungszone aus den Ländern Hessen, Bayern, Württemberg-Baden und der Exklave Bremen. Es wurden elf Military Posts innerhalb der Occupation Zone of Germany eingerichtet: Hessen: MP Frankfurt, MP Wetzlar, MP Wiesbaden (Hauptquartier des ARC), Bayern: MP Augsburg, MP Fürth-Nürnberg, MP Garmisch, MP München, MP Würzburg, Württemberg-Baden: MP Heidelberg, MP Stuttgart, Bremen: MP Bremen. An vielen Standorten in der US-Besatzungszone wurden ARC-Hauptquartiere und entsprechende Stützpunkte eingerichtet. Für die Versorgung und Unterhaltung der Mitarbeiter und Krankenschwester wurden unterschiedliche Klubs, Bars und Kantinen geschaffen. Angehörige des Roten Kreuzes dienten auch in US-Militärkrankenhäusern. Das Amerikanische Rote Kreuz wurde in der Nachkriegszeit von PX-Läden und dem Army Exchange Service unterstützt. Auch versehrte US-Soldaten wurden in ARC-Klubs betreut. Und für diese Klubs, Bars und Kantinen wurden verschiedene Kleingeld-Gutscheine gedruckt und nach bestimmten Regeln ausgegeben und verwendet. Das ARC war natürlicher auch in den Evacuation Hospitals, den Lazaretts und Erholungsheimen der US-Armee sowie in den DP-Lagern in Aktion und dort untergebracht. Alle bisher bekannten Gutscheine (= chits) lauten meist auf ½ Mark, 1 Mark und selten auf 2 Marks. Diese liefen nur im Zeitraum 1945 bis 1946 um; Cents- und Dollar-Gutscheine jedoch bis 1948. Die Herstellung der sehr einfach gestalteten und nur einseitig gedruckten Gutscheine erfolgte vor Ort in deutschen Druckereien – z. B.: Billettfabrik Friedrich Fronhofer in Regensburg (Drucknorm N/0597). Die Wertmarken waren in sog. Booklets eingeheftet. Gutscheinheft, links – Gutscheine zu ½ Mark und 1 Mark, rechts; verwendet im 114th Evacuation Hospital in Limburg. Gutscheinheft, links – Gutscheine zu ½ Mark und 1 Mark, rechts; bis 1946 im Unteroffiziersklub des 250th Station Hospital in Regensburg verwendet. Eingang zum Bamberger ARC Club „Whispering Pines“. Gutschein 1 Mark, ausgegeben vom Bamberg Military Community PX, mit Abstempelung „BAMBERG RED CROSS“ / „BMC RED CROSS / SNACK BAR / A. E. S.“; es sind auch Gutscheine mit Aufdruck „Bamberg Mil. Com. Exchange” zu 1 und 2 Mark o. D. und gleichen Stempeln belegt. Gutschein im Wert von ½ Mark (One Coca-Cola) ARC Club Bayreuth links und ½ Mark mit Aufdruck „SNACK BAR, Bayreuth, Red Cross“ rechts; die Constabulary Regimenter waren militärische Polizeieinheiten der US-Armee (1945–1952) und galten als Sicherheits- und Grenztruppen; es sind auch Gutscheine über ½ Mark für die AES Ice Cream Bar in Bayreuth bekannt. Gutschein „One Coca-Cola“ (= ½ Mark), verwendet im American Red Cross Club in Hof; mit Kontrollnummer, mit Druckfehler „Bavarya” statt “Bavaria“; in Hof waren die 602nd ACWRON APO 321 und die Air Station APO 09684 stationiert. Flyer „Palmgarden Red Cross Club“ Frankfurt a. M., links – 50 Pfennig, verwendet im „Palmgarden Fountain“ (= ½ Mark), American Red Cross Club. Eingang zum ARC Club (= Albert-Schumann-Theater) Frankfurt a. M., links – 50 Pfennig, verwendet im „Schumann Fountain“ (= ½ Mark), American Red Cross Club. Wertmarke zu –,50 (Pfennig) „Anchorange Fountain“ ARC Club Frankfurt (diese Wertangabe kommt selten vor und entspricht den üblichen ½-Mark-Scheinen). Army Snack Bar, ARC Cross Road, Opernhaus/Staatstheater Stuttgart, links – 2 Mark (= 20 Cents ), auch Wertmarken zu 50 Pfennig und 1 Mark bekannt; X–R = Cross Roads (Special Service Military Community Stuttgart). ARC Service Club Mannheim, links – Gutschein zu ½ Mark Mannheim PX. Eingang zum ARC Eagle Club Wiesbaden, links – Gutschein für 1 Kaffee/2 Donuts, verwendet im beschlagnahmten Wiesbadener Kurhaus (vom 18. September 1945 bis September 1947 American Red Cross Club für US-Offiziere). Wertmarken zu 1 Mark, links vom ARC innerhalb des 107th Evacuation Hospital Würzburg verwendet. Es gab auch Essensmarken zu 1½ Mark. Außer den hier vorgestellten Kantinengeldern hat es mit größter Wahrscheinlichkeit weitere, bisher nicht gemeldete Belege gegeben. Die ARC-Scheine sind allesamt selten und kommen auf dem Sammlermarkt kaum vor. Ab 1947 gab das Rote Kreuz der US-Amerikaner in ihren Einrichtungen auch Wertscheine in US-Dollar und Cents aus. Bekannt sind die Dollar-Scheine für die US-Erholungsheime in Berchtesgaden, in Garmisch und am Chiemsee. Diese Clubs unterstanden dem USFET Special Service und dem ARC. Gutschein 1 Dollar, bis 30. April 1949 in allen Erholungsheimen in Oberbayern (bspw. „Berchtesgadener Hof“) gültig. Ungeklärt sind bisher die Gründe für die Verwendung der vier Wertstufen des A.R.C. River Clubs. Die 1933/34 erbauten Weser-Terrassen in Bremen wurden von den US-Besatzern beschlagnahmt, in "River Club" umbenannt und vom ARC bewirtschaftet. Im unbeschädigten Lokal fanden spezielle Partys, Dart-Wettbewerbe und Varieté-Shows statt; bei den 10-, 20-, 50- und 100-Dollars-Scheinen könnte es sich um Tombola-Scheine handeln. Der "River Club" schloss Mitte Oktober 1947 und wurde der Stadt Bremen zurückgegeben. Der ARC "River Club" befand sich in der Lüneburger Straße, links – 10 Dollar, mit der stilisierten Abbildung einer „doughnut dolly“, einer ARC-Krankenschwester; die 20-, 50- und 100-Dollars-Scheine hatten das gleiche Aussehen und die selbe Farbe. Auch in den zahlreichen Auffanglagern für DPs agierte das Amerikanische Rote Kreuz; im UNRRA-Lager Augsburg waren baltische und ukrainische DPs untergebracht, in den Dillinger Lagern polnische und litauische Personen. 50 Einheiten/Units, UNRRA-Camp Team 114 = Augsburg-Hochfeld für baltische und ukrainische DPs, links – 1 Unit, UNRRA-Camp „Ludwig“ Team 308 = Männerlager Dillingen. Während des Zweiten Weltkriegs wurden erstmals nach der Besetzung Nordafrikas ARC-Ausgaben verwendet: in Constantine/Algerien, Rabat/Marokko und Bizerte/Tunesien, später auch in Europa und im pazifischen Kampfgebiet. Beispiele: 5-Lire- und 2-Francs-Gutscheine aus Italien und Frankreich. 5 Lire (= ca. 25 Cents), ARC-Offiziersklub aus Foggia, Region Apulien; 2 Francs (= ca. 50 Cents), ARC-Imbiss, häufigster Typ in Frankreich, aber auch schon in Algerien in unterschiedlichen Farben verwendet (auch Ausgaben zu 1 Franc; auch Fehldrucke mit „SNAK BAR“ statt „SNACK BAR“ bekannt. Aber auch schon vor dem Zweiten Weltkrieg gab das ARC Kantinengeld aus. US-Truppen waren vom Dezember 1918 bis Dezember 1923 im Raum Koblenz stationiert und beteiligten sich an der alliierten Rheinlandbesetzung. 5 Cents, Canteen Coupon, ARC Station Hospital Coblenz. Mit der Einführung des US-amerikanischen Militärgelds (= Military Payment Certificates/MPC) ab 16. September 1946 erübrigte sich der Druck und die Verwendung der auf Mark lautenden Gutscheine/Kantinengelder des ARC. 5 Cents MPC (= ½ Mark); mit den anderen Scheinen zu 10, 25 und 50 Cents sowie 1, 5 und 10 Dollar(s) wurde die Serie 461 schon am 10. März 1947 wieder ungültig. Während des Zweiten Weltkriegs und danach dienten 71.000 Krankenschwestern im US-Militär, von denen 52 ums Leben kamen. Umgangssprachlich und kameradschaftlich wurden sie „Doughnuts dollies“ genannt. Diese Frauen waren alles Freiwillige, die vom Kriegsministerium ausgesucht und getestet wurden; sie mussten einen Hochschulabschluss und ein makelloses Führungszeugnis nachweisen. Die gebürtige Polin Maria-Klara „Ronny“ Rechen auf der Donau; Bescheinigung für ihren Dienst beim ARC. Bekannt sind die sog. ARC-Clubmobile, die bei der Betreuung der Soldaten mit Donuts und Kaffee versorgten. Bei den Truppen waren die tüchtigen Krankenschwestern auch für die R&R (Slang für „Rest and Recuperation“ = Ruhe und Erholung) verantwortlich. Die Clubmobile waren umgebaute Autobusse der US-Armee, die seit der Befreiung Frankreichs für die medizinische Versorgung dem Amerikanischen Roten Kreuz zur Verfügung gestellt wurden. GIs vor einem ARC Clubmobil, links – die „doughnuts dollies“ verteilten die bei den Soldaten beliebten und früher mit Nüssen gefüllten Krapfen. Michael H. Schöne Quellen: Aitkin, J., Arva, G, Freeland, K.: „American Red Cross in World War II Collectors Guide“, 2014, Port Clinton/USA https://de.wikipedia.org https://en.wikipedia.org https://wkgeschichte.weser-kurier.de https://www.redcross.org https://www.usarmygermany.com https://www.warhistoryonline.com https://www.womenhistoryblog.com
- Leserpost: "Heimatsfest" in Norderdithmarschen
Heute mal was zu den Serienscheinen 983.3a von Norderdithmarschen. Zunächst eine kleine Korrektur: es muss "Heimatsfest" heißen und nicht "Heimatfest". Bei dem 50 Pfennig-Schein passt die Bemerkung obere und untere Zeile nicht ganz, eher linke und rechte Zeile jeweils am Rand. Diese sind bei mir 57 mm bzw. 60 mm lang. Scans zur Veranschaulichung anbei. Mit freundlichen Grüßen Th. Neldner Anmerkung der Redaktion Vielen Dank für die Hinweise und Abbildungen. Sie haben Recht: Es muss tatsächlich "HEIMATSFEST" heißen, das da am 21. Mai 1921 in Heide gefeiert wurde. Die Serienscheine dazu sind in den Katalogen "Deutsches Notgeld, Band 1+2: Deutsche Serienscheine 1918 – 1922" unter 983.3 aufgeführt. In der Variante 983.3b mit der oberen Textzeile in 57 mm Länge war bislang nur der 20-Pfennig-Schein aufgeführt, der die beiden Überdruck-Textzeilen tatsächlich auch übereinander und nicht links und rechts am Rand aufweist. Ihr 50-Pfennig-Schein zeigt links ebenfalls eine nur 57 mm und rechts eine längere Textzeile. Daraus folgert, dass die Katalogisierung an dieser Stelle ergänzt werden kann: 983.3b obere bzw. linke Textzeile am Rand nur 57 mm lang: 20 Pf, 50 Pf. Hans-Ludwig Grabowski
- Wie eine Neuenburgerin die Druckerei Orell Füssli gefügig machte
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hielt bis in die 1990er Jahre neben den umlaufenden Banknoten zugleich Reservenoten bereit, um im Falle von Fälschungen umlaufender Banknoten diese schnell durch Austauschnoten ersetzen zu können. Bis in die 1950er Jahre spielte auch die Bevorratung im Falle eines plötzlich stark ansteigenden Banknotenbedarfs etwa infolge von Krisen eine Rolle. Abbildung: Schweizerische Nationalbank, 10 Franken vom 1. April 1921, nicht ausgegeben. Einzig bekanntes nummeriertes Exemplar. Verkauft in der SINCONA-Auktion 68 am 21. Oktober 2020 für Fr. 8.000,- zzgl. Aufgeld. Abbildung mit freundlicher Genehmigung der SINCONA AG. Zu dieser Notenreserve gehörte auch die 10-Frankennote mit dem Porträt einer Neuenburgerin und dem Datum 1. April 1921[1], die insofern etwas Besonderes darstellte, als dass ein solcher Notenwert von der SNB erstmals 1955 emittiert wurde und für die Ausgabe zum Zeitpunkt der Herstellung keine gesetzliche Grundlage vorlag[2]. Entworfen wurde der 13,5 mal 8,2 cm messende Schein von den Grafikern Gabriel Lory & Friederich Wilhelm Moritz, den Stich der Vorderseite besorgte James Drummond von der Banknotendruckerei Waterlow & Sons in London, wo die Noten auch gedruckt wurden. Die Gesamtauflage betrug 5 Millionen Stück,[3] eingeteilt in die Serien 1 A bis 2 Z. Warum die SNB die Herstellung einer 10-Frankennote bei Waterlow & Sons anfragte und beauftragte ist nicht bekannt. Möglicherweise suchte man nach einer Alternative zu der von der Druckerei Orell Füssli in der Schweiz hergestellten und umlaufenden 5-Frankennote, scheute sich aber, für denselben Nennwert eine andere Ausführung in Auftrag zu geben. Ende Dezember 1920 hatte Orell Füssli ungefragt und wohl auf Basis von Presseberichten, wonach die SNB die Herausgabe einer solchen Wertstufe vorbereite, auch die Herstellung einer 10-Frankennote angeboten und dabei Musterscheine vorgelegt, die mit Datum 20. August 1914 hergestellt worden waren. Entwürfe solcher Scheine sind bisher nicht bekannt geworden. Der Druckpreis sollte bei einer Auflage von 30 Serien à 100.000 Stück 8,8 Rappen je Schein betragen, wobei die SNB das Papier stellen sollte. Diese Offerte wurde von der SNB nicht angenommen – einerseits, weil man durch die Bindung von Druckkapazitäten bei Orell Füssli eine verzögerte Lieferung der 5-Frankennote befürchtete, andererseits, weil man auf ein Angebot der Banknotendruckerei Waterlow & Sons in London zur Herstellung von Scheinen dieser Wertstufe wartete. Im Februar 1921 erneuerte Orell Füssli seine Offerte und drängte auf die Erteilung eines Druckauftrags mit dem Ziel, zukünftig alle Notenabschnitte der SNB herstellen zu dürfen. Davon waren die technischen Kapazitäten von Orell Füssli jedoch weit entfernt, da man zu diesem Zeitpunkt nur Drucke im Steindruck und im Offsetdruck anbieten konnte, die beide gegenüber dem Stahlstich, wie bei den in London hergestellten Wertstufen zu 50 bis 1.000 Franken angewandt, nur einen verminderten Fälschungsschutz bot. Die SNB hatte Ende 1920 Waterlow & Sons im Rahmen der Angebotsanfrage vier Bilder von Neuenburgerinnen in Tracht zur Verfügung gestellt. Im Februar 1921 sandte Waterlow & Sons Entwürfe der Vorder- und Rückseiten des Scheins. Eine interne Prüfung durch das I. Department der SNB bestand der Entwurf mit „gut“ – eine etwas vorschnell und ohne gründliche Prüfung gefasste Entscheidung, da man irrig annahm, dass der Druck in gleicher Weise wie bei den Noten zu 50 bis 1.000 Franken ausgeführt werden sollte, was tatsächlich nicht der Fall war, da kein Stahlstich, sondern nur Kupferdruck zur Ausführung vorgesehen war, und das auch nur in der Hauptdruckplatte der Vorderseite. Allein das mit einem Hut versehene Frauenporträt der Neuenburgerin stieß auf Kritik, da die Frauen auf den anderen Noten der SNB allesamt „unbehutet“ waren. Am 19. Februar 1921 beantragte das für den Bargeldverkehr zuständige II. Departement der SNB bei der Direktion, Waterlow & Sons einen Druckauftrag über 5 Millionen Scheine zu einem Preis von 7,1 Rappen einschließlich Papier zu erteilen bei acht Wochen Lieferzeit für die erste Tranche und weiteren vier Wochen Lieferzeit für die zweite. Das Angebot von Waterlow & Sons war damit deutlich günstiger als das Angebot von Orell Füssli aus dem Dezember 1920, bei zudem gegenüber dem Offset besserer Druckausführung. Orell Füssli blieb bei diesem Druckauftrag auf der Strecke. Es sollte aber noch dicker kommen, denn der günstigere Preis von Waterlow & Sons für den Druck der Neuenburgerin sollte in den kommenden Monaten noch eine bedeutende Rolle bei einem anderen Druckauftrag spielen. Schon seit Ende 1920 befanden sich Orell Füssli und die SNB in Verhandlungen über die Druckkosten der von Orell Füssli gedruckten 5-Frankennote. Im April 1921 bot Orell Füssli eine Preisreduktion bei den Druckkosten auf 5,75 Rappen je Schein an. Der SNB war dies zu wenig. Sie forderte einen Preis von 5 Rappen je Note. Die Verhandlungen zogen sich hin, man überlegte eine Kostenreduktion durch Veränderung des Papierformates, doch ohne Ergebnis. Als die 10-Frankennoten von Waterlow & Sons im Sommer 1921 bei der SNB eingetroffen waren und tatsächlich zur Ausgabe hätten gelangen können, nutze die SNB diese Möglichkeit aus, dadurch gehörig Druck auf die Druckerei auszuüben: Sie appellierte am 30. August 1921 an Orell Füssli „recht und billig“ einen „bescheidenen“ Beitrag zur Senkung der heimischen Arbeitslosigkeit zu leisten und den weiteren Druckauftrag für die 5-Frankennote zu dem geforderten Preis von 5 Rappen je Schein anzunehmen. Gleichzeitig drohte sie, die in London gedruckte 10-Frankennote zeitnah in den Umlauf zu setzen, Orell Füssli den Druckauftrag für die 5-Frankennote ganz zu entziehen und die Scheine von den Original-Druckplatten durch Waterlow & Sons in England drucken zu lassen – das Argument der Schaffung heimischer Arbeitsplätze zählte insoweit scheinbar weniger. Es drohte für Orell Füssli neben einem Reputationsschaden durch den Verlust des Druckauftrages auch ein herber wirtschaftlicher Verlust. Bereits am folgenden Tag lenkte Orell Füssli gegenüber der SNB „mit Rücksicht auf … [die] Äußerungen, ev. die englische 10-Fr.Note in Zirkulation zu setzen“ ein und gab dem Preisdiktat der SNB nach – nicht ohne Hinweis darauf, dass man bereits große Opfer für die Aufbringung der Arbeitslosen-Unterstützung im Druckereigewerbe leisten würde und jedenfalls mit einem kräftigen Seitenhieb, dass „die heutigen Verhältnisse in der Schweizerischen Industrie nicht derart [seien], dass man es verstehen könnte in dieser Zeit erneut ausländisches Schweizergeld auszugeben …“. Nun war dieses Geld bereits ausgegeben, da die Scheine bereits gedruckt waren. Die Neuenburgerin hatte vorerst ihre Schuldigkeit als Preisbrecherin getan und konnte für die nächsten vier Jahre in die Reserve abtreten. Im Jahr 1925 befasste sich die SNB erneut mit dem Schein, da inzwischen Zweifel an der Fälschungssicherheit aufgekommen waren und man seitens der SNB erkannte, dass die Druckausführung doch nicht von der Qualität war, die man zwar nicht bestellt und bezahlt, aber erhofft hatte. 1925 übersandte die SNB Orell Füssli ein Musterexemplar des Scheins mit dem Auftrag, davon eine Fälschung anzufertigen, die Orell Füssli mit Schreiben vom 13. Oktober 1925 dann auch ablieferte. Ob und wie der „Fälschungsauftrag“ vergütet wurde, ist den Akten nicht zu entnehmen. Er muss wohl gelungen gewesen sein. Denn Zweifel an der Fälschungssicherheit des Scheins waren Gegenstand eines Gesprächs zwischen William Waterlow und Bankdirektor Schnyder von Wartensee anlässlich eines Besuches von Waterloo in Bern im Februar 1926. Die SNB hatte zu billig gekauft. Waterlow & Sons schlug den Austausch der Scheine gegen neu zu druckende Exemplare vor, die im Kupferdruck auf Vorder- und Rückseite und auf einem mehrfarbigen Unterdruck hergestellt werden sollten, und bot dafür Sonderkonditionen an. Mit Beschluss vom 18. März 1926 lehnte das Direktorium der SNB dieses Angebot ab, weil eine Inverkehrsetzung der Scheine nicht geplant war. Auch wenn man anerkannte, dass die Scheine für den regulären Zahlungsmittelumlauf ungenügend waren, hielt man sie als Reservenoten, die nur im Falle einer außergewöhnlichen Notlage ausgegeben werden sollten, doch für gut genug. Waterlow & Sons erhielt durch Hauptkassierer Bornhauser eine freundliche Absage sowie die übersandten Musterscheine zurück. Zu einer Ausgabe des Scheins kam es nie. Die Neuenburgerin verbrachte über 40 Jahre in den dunklen Tresoren der SNB, bis die Scheine schließlich 1962 vernichtet wurden. Dr. Sven Gerhard Anmerkungen: [1] Richter/Kunzmann, Die Banknoten der Schweiz RS2, Pick 31, The Banknote Book B306. [2] Das Bankgesetz von 6. Oktober 1905, durch das das Notenausgaberecht des Bundes gemäß Art. 39 der Bundesverfassung von 1874 in der Fassung von 1891 allein der SNB übertragen wurde, ermächtige diese nur zur Ausgabe von Noten im Nennwert ab 50 Franken und darüber, mit Bundesratsbeschluss vorübergehend auch zu Noten im Nennwert von 20 Franken. Für die Ausgabe der 5-Frankennote schuf ein Bundesratsbeschluss vom gleichen Tag die gesetzliche Grundlage. [3] Richter/Kunzmann, Die Banknoten der Schweiz, RS2.
- Lexikon: Internationale Kriminalpolizeiliche Kommission
Die Gründung einer Internationalen Kriminalpolizeilichen Kommission (IKK, heute Interpol) wurde 1923 auf dem Internationalen Polizeikongress in Wien beschlossen. Die teilnehmenden Länder wurden aufgefordert, nationale Falschgeldzentralstellen zu errichten, die ständig Fühlung zur Zentralstelle hielten, die 1924 mit Sitz in Wien eingerichtet wurde (heute Lyon). Diese Zentralstelle registrierte all Vorkommnisse auf dem Gebiet der Fälschung und Verfälschung von Geldzeichen und von öffentlichen, auf den Inhaber lautenden Schuldverschreibungen (auch Kupons und Talons) sowie die Namen der Fälscher und Mitschuldigen und gab hierüber Informationen an die nationalen Stellen weiter. Jeder Mitgliedsstaat musste an die Zentralstelle eine Beschreibung und Spezimen-Sätze seiner Geldzeichen senden, die dann an alle anderen Mitgliedsstaaten weitergegeben wurden. "Erkennungszeichen", Blätter vom April 1927 zu einem gefälschten 10-Reichsmark-Schein vom 10. Oktober 1924 mit Abbildungen der Vorder- und Rückseite. Als selbstständige Beilage des offiziellen Organs "Internationale Öffentliche Sicherheit" wurde die Zeitschrift (Loseblattsammlung) "Erkennungszeichen echter und gefälschter Banknoten und anderer Werte" (kurz "Erkennungszeichen") herausgegeben, die in drei Sprachen erschien: die deutsche Ausgabe in Wien unter Mitarbeit der "Wirtschaftsgruppe Privates Bankgewerbe Berlin", die französische unter der Bezeichnung "Contrefaçons et Falsifications" (Les Systèmes Keesing, Amsterdam). Polizeibehörden und Emissionsinstitute fast aller Staaten der Erde waren ständige Mitarbeiter des "Erkennungszeichen". In einem 1937 veröffentlichten '"Handbuch der Banknoten und Münzen Europas" (Verfasser Hans Adler, Konsulent des Bankenverbandes) wurden 45 Staaten, Kolonien und Gebiete erfasst. "Erkennungszeichen" aus den 1990er Jahre, Ordner und ein Blatt zu Frankreich. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde nur noch eine einheitliche, viersprachige Ausgabe des "Erkennungszeichen" (Französisch, Englisch, Deutsch, Spanisch) veröffentlicht. Die redaktionelle Arbeit erfolgte durch die "Organisation Internationale de Police Criminelle" in Frankreich. Herausgegeben wurde das "Erkennungszeichen" durch die Editions Keesing Publishers in Amsterdam. Albert Pick / Hans-Ludwig Grabowski (Überarbeitung und Bebilderung)
- Neuer Standard-Katalog zum Papiergeld von Guernsey
Pam West / Steve Norman: Guernsey Paper Money – A complete history 484 Seiten, durchgehend farbige Abbildungen, Format 14,8 cm x 21 cm, Broschur, Sutton, Surrey 2024. Preis: 25,00 GBP. ISBN: 978-1-73848-210-8. Pam West ist vielen Geldscheinsammlern nicht nur als Präsidentin der International Bank Note Society (IBNS) bekannt, sondern auch als Autorin des Standard-Katalogs zum Papiergeld Englands, als Herausgeberin des Katalogs zum irischen Papiergeld sowie als Co-Autorin des Katalogs zum Papiergeld der Insel Man. Nun legt sie gemeinsam mit Steve Norman in erster Auflage einen wahrhaft beeindruckenden Katolog zum Papiergeld der britischen Kanalinsel Guernsey vor. Das Buch trägt den Untertitel „A complete history“ völlig zu Recht, denn den Autoren war es sehr wichtig über die Katalogisierung hinaus, die sich ohnehin schon durch eine große Liebe zum Detail auszeichnet, auch so viel wie möglich Wissenswertes über die Papiergeldgeschichte von Guernsey zu vermitteln. Nach einer allgemeinen Einleitung, u.a. zu den Bewertungen, zu Erhaltungsgraden und zum Aufbau einer Sammlung, folgen Hintergrundinformationen wie zu verschiedenen Druckfirmen, darunter Bradbury Wilkinson & Co. und die heute weltberühmte Firma von Thomas De La Rue, der 1793 auf Guernsey geboren wurde. Sehr interessant sind auch die Ausführungen zum geschichtlichen Hintergrund, bei der natürlich auch auf die Zeit der deutschen Besatzung während des Zweiten Weltkriegs eingegangen wird. Der umfangreiche Katalogteil besticht durch seine vielen Angaben zu jedem Schein bis hin zu Auflagezahlen einzelner Serien und Ausgabedaten. Es gibt auch Detailabbildungen zu Unterschriftsvarianten. Bewertungen erfolgten in bis zu drei Erhaltungsgraden. Ausführlich wird auf die Überdrucke von englischen Pfundnoten durch die Inselverwaltung unter deutscher Besatzung eingegangen, mit denen diese für die Besatzer wertlos gemacht wurden. Sie werden auch im Katalog aufgeführt und bewertet. Im Anhang finden sich weitere Belege zur Geldgeschichte Guernsey, wie Schecks und Ephemera. Interessenten wenden sich bitte direkt an British Notes, Pam West, PO Box 257, Sutton, Surrey, SM3 9WW, www.britishnotes.co.uk, E-Mail: pam@britishnotes.co.uk. Hans-Ludwig Grabowski
- Nachbericht der Emporium Hamburg Auktion 105 „Banknoten & Notgeld“ 28. März 2024
Die Auktion 105 „Banknoten & Notgeld“ hat wieder einmal bewiesen, dass Papiergeld ein fester Bestandteil der numismatischen Welt ist. Vor allem im Bereich Ausland überschlugen sich die Gebote, aber auch die Kategorie Deutschland ab 1871 zog zahlreiche Bieter an. Die höchsten Gebote versammelten sich unter den Scheinen der Deutschen Auslandsbanken, wie das Titelstück 10 Tael 01.03.1907 Peking (Los 4351), das einen stolzen Hammerpreis von € 9.200,- erzielte. Mut zum Lot: Unter diesem Motto fanden sich zahlreiche Sammellots in dieser Auktion. Im Voraus nutzten viele Bieter die Chance, die Lots im Störtebeker-Haus Hamburg zu besichtigten. Um die Lots von 2 bis hin zu 8000 Stück gab es wahre Bietergefechte, wie bei einer großen Sammlung von 148 Scheinen aus Polen (Los 4137, Schätzpreis: € 600,- / Hammerpreis: € 1.900,-). Knapp 80 % aller Lose wurden am Auktionstag veräußert. Nicht zugeschlagene Lose können jetzt zu 90 % des Schätzpreises plus Aufgeld erworben werden. Der Nachverkauf läuft bis zum 12. April 2024. Kontaktieren Sie uns schriftlich unter numis@emporium-hamburg.com oder telefonisch unter +49 40 25799 137. Alle weiteren Informationen sowie die Ergebnisliste erhalten Sie auf www.emporium-numismatics.com. Los 4019 China, Region Guangdon (Kwantung). 1 Mex. Dollar. Erh. III-. Schätzpreis € 85,- / Zuschlag € 760,-. Los 4051 Frankreich, Rescriptions de L’Emprunt Force. 1000 Frances 21 Nivose An IV (11.1.1796). Erh. II. Schätzpreis € 1.650,- / Zuschlag € 3.000,-. Los 4138 Polen, Emission Bank of Poland. 10 Zlotych 20.07.1926. Erh. II. Schätzpreis € 110,- / Zuschlag € 820,- Los 4185 Tschechoslowakei, Dux Bezirk/Stadt. 10 Kronen 15.11.1918. Erh. III. Schätzpreis € 210,- / Zuschlag € 1.300,-. Los 4211 Reichsbanknoten und Reichskassenscheine 1874-1914. 5 Mark 11.07.1874. Erh. II-. Schätzpreis € 1.000,- / Zuschlag € 2.600,-. Los 4328 Besatzungsausgaben der UdSSR, 1941/42. Zentralnotenbank Ukraine. 2 Karbowanez 10.03.1942. Erh. I-. Schätzpreis € 2.500,- / Zuschlag € 3.800,-. Los 4348 Deutsch-Asiatische Bank, Hankow. 10 Dollar 01.03.1907. Perforiert DRUCKPROBE. Erh. sehr selten, restauriert. Schätzpreis € 2.000,- / Zuschlag € 8.200,-. Los 4351 Deutsch-Asiatische Bank, Peking. 10 Tael 01.03.1907. Perforiert DRUCKPROBE. Erh. sehr selten, restauriert. Schätzpreis € 2.500,- / Zuschlag € 9.200,-. Los 4393 Russland, Barnaul. Gefangenenlager, 10 Rubel o. D. (ca. 1918/19). Erh. III. Schätzpreis € 100,- / Zuschlag € 2.800,-. Los 4497 Notgeld. Westfalen, Iserlohn. Bürger-Schützen-Verein. 25, 50, 75 Pfg, 1, 1,5, 2 Mark o. D. 6 Stk., Erh. I. Schätzpreis € 200,- / Zuschlag € 400,-.
- Farbwerke Höchst: Goldmark 1923/24
Ende Oktober 1923 fordern die Vertreter der Arbeitnehmerschaft des Stammwerkes in Höchst die Einführung wertbeständigen Geldes bei der Lohnzahlung. In einem Tarifvertrag wurde die Zahlung eines Teils der Löhne in wertbeständigen Zahlungsmitteln zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern vereinbart. Allerdings bedurfte diese Vereinbarung im besetzten Rheinland noch der Zustimmung der Interalliierten Rheinlandkommission I.A.R.K (Hohe Interalliierte Rheinlandkommission: Die Verwaltung der alliierten Besatzungszonen unterstand nach dem Ersten Weltkrieg ab 1920 der Interalliierten Rheinlandkommission mit Sitz in Koblenz. Zweck der Besetzung war einerseits, Frankreich Sicherheit vor einem erneuten deutschen Angriff zu verschaffen, andererseits eine Garantie für die Erbringung der geforderten Reparationsleistungen durch das Deutschen Reich zu haben). Im Herbst 1923 begann sich die Interalliierte Rheinlandkommission mit der Regelung der Notgeldausgabe in den besetzten Gebieten zu befassen. Die Tätigkeit dieser Kommission basierte auf den Bestimmungen des Rheinlandabkommens vom 28. Juni 1919. Sie hatte das Recht, in Fragen des Unterhalts und der Sicherheit der Besatzungstruppen Verordnungen zu erlassen. Mit den Schwierigkeiten, die in der Versorgung der Besatzungstruppen mit Zahlungsmitteln bestanden, wurde auch der Eingriff in die Notgeldfrage begründet. Probleme ergaben sich im besetzten Gebiet, weil die Rheinlandkommission die Reichsgoldanleihe und die Dollarschatzanweisungen des Reichs auf ihrem Besatzungsterritorium untersagte, während die Reichsregierung die Hinterlegung derartiger Anleihepapiere zur Voraussetzung für die Ausgabe wertbeständigen Notgelds erklärte. Deutsche Fachleute sahen hierin zusätzlich eine Einmischung in die Kompetenz des Deutschen Reichs und fürchten, dass von französischer Seite ein „rheinischer Franken“ vorbereitet werden sollte. Farbwerke vorm. Meister Lucius & Brüning in Höchst, Goldmarkgutschein Litera B über 2 Goldmark. Der Gegenwert der Goldmarkgutscheine ist in hochwertigen Devisen bei der Allgemeinen Elsässischen Bankgesellschaft in Mainz hinterlegt. Die Ausgabe ist durch die Hohe Interalliierte Kommission in Koblenz genehmigt. Ausgegeben in Höchst am Main am 12. November 1923, gültig bis zum 31. Januar 1924. Den Firmen im besetzten Gebiet bleibt nur die Möglichkeit, sich mit der Rheinlandkommission in Zusammenarbeit mit deutschen Dienststellen über eine praktikable Lösung zu einigen. Am 20. September 1923 erließ die Rheinlandkommission die Verordnung 212, in der die Bedingungen für die Ausgabe von Notgeld im besetzten Gebiet geregelt wurden. Danach wurde in Koblenz ein aus deutschen Experten bestehender Sonderausschuss für Notgeld eingesetzt, der am 1. Oktober 1923 tagte und zusammen mit dem Finanzausschuss der IARK eine Liste der Institutionen erstellte, die zur Ausgabe von Notgeld zugelassen wurden. Vom 1. Oktober 1923 ab durften demnach nur noch Notgeldscheine der zugelassenen Institutionen im Umlauf sein. Außerdem wurden – in Anlehnung an die Grenzen der Regierungsbezirke – Umlaufbezirke gebildet. Im Falle des Farbwerkes Höchst war es der Bezirk Wiesbaden. Hierbei wurden in Ergänzung der Verordnung Nr. 212 Formvorschriften für die Ausgabe von Notgeld erlassen, die später auch für wertbeständiges Notgeld galten: Angabe auf den Scheinen, in welchem der festgelegten Notgeldbezirke sie Umlauffähigkeit haben sollten, Anbringung dieser Angabe quer zum übrigen Text der Scheine in einer rechteckigen Umrahmung am linken Rand, Gültigkeitsdauer ausnahmslos bis 1. April 1924. Am 5. November 1923 wurd zwischen dem Leiter der Finanzabteilung der IARK, Edmond Giscard d'Estaing, und einem Vertreter der Farbwerke Hoechst eine Vereinbarung über die Emission von Notgeld getroffen, das auf Goldmark (4,20 Goldmark = 1 US-Dollar) lauten und bis Ende Januar 1924 im Bezirk Wiesbaden gültig sein sollte. Zwei Tage später erteilte die IARK die offizielle Genehmigung. In den besetzten Gebieten galt nach den Ausführungsvorschriften zur Verordnung Nr. 212 der I.A.R.K. zu dieser Zeit allerdings der 1. April 1924 als allgemeiner Einlösungstermin, sowohl für Papiermark als auch für wertbeständiges Notgeld. Der Farbwerke Höchst als im besetzten Gebiet domizilierende Gesellschaft standen zur Zeit der Emission (Ende Oktober 1923) zur Deckung des Notgelds keine Anleihestücke der Reichsgoldanleihe zur Verfügung. Deshalb hinterlegte die Gesellschaft während der Emission zur Deckung des Goldmarknotgelds den Gegenwert der Ausgabebeträge durch Devisen in Schweizer Franken bei der Allgemeinen Elsässischen Bankgesellschaft in Mainz (Kurs: 1 Schweizer Franken = 0,80 Goldmark). Farbwerke vorm. Meister Lucius & Brüning in Höchst, Goldmarkgutschein Litera B über 2 Goldmark, Rückseite mit Einlösungsregelungen. Die Farbwerke vorm. Meister Lucius & Brüning in Höchst gab vom 6. November bis zum 20. Dezember 1923 sechs Werte in vier Goldmarkreihen (Litera A bis E) und vier Werte in einer Dollarreihe (Litera D) aus, alle mit Laufzeit bis 31.Januar 1924. Die fünf Emissionen sind: Ausgabe 6.11.1923, Umtausch 31.1.1924 Goldmarkgutscheine über 1 und 5 Goldmark (Litera A). Ausgabevolumen: 240.000 Goldmark, gedeckt durch hinterlegte Devisen in Höhe von 300.000 Schweizer Franken bei der Allgemeinen Elsässischen Bankgesellschaft; Ausgabe 12.11.1923, Umtausch 31.1.1924 Goldmarkgutscheine über 0,50 und 2 Goldmark (Litera B). Ausgabevolumen: 328.000 Goldmark, gedeckt durch hinterlegte Devisen in Höhe von 410.000 Schweizer Franken bei der Allgemeinen Elsässischen Bankgesellschaft; Ausgabe 26.11.1923, Umtausch 31.1.1924 Goldmarkgutscheine über 0,50, 2 und 5 Goldmark (Litera C). Ausgabevolumen: 360.000 Goldmark, gedeckt durch hinterlegte Devisen in Höhe von 450.000 Schweizer Franken bei der Allgemeinen Elsässischen Bankgesellschaft; Ausgabe 10.12.1923, Umtausch 31.1.1924 Goldmarkgutscheine über 0,50, 2, 5 und 10 Goldmark (Litera D). Ausgabevolumen: 360.000 Goldmark, gedeckt durch hinterlegte Devisen in Höhe von 450.000 Schweizer Franken bei der Allgemeinen Elsässischen Bankgesellschaft; Ausgabe 20.12.1923, Umtausch 31.1.1924 Goldmarkgutscheine über 0,42, 0,84, 4,20 und 8,40 Goldmark (= 1/10, 2/10, 1 und 2 Dollar) mit Dollar-Valutaklausel (Litera E). Ausgabevolumen: 360.000 Goldmark, gedeckt durch hinterlegte Devisen in Höhe von 450.000 Schweizer Franken bei der Allgemeinen Elsässischen Bankgesellschaft. Farbwerke vorm. Meister Lucius & Brüning in Höchst, Goldmarkgutschein Litera D über 10 Goldmark. Der Gegenwert der Goldmarkgutscheine ist in hochwertigen Devisen bei der Allgemeinen Elsässischen Bankgesellschaft in Mainz hinterlegt. Die Ausgabe ist durch die Hohe Interalliierte Kommission in Koblenz genehmigt. Ausgegeben in Höchst am Main am 10. Dezember 1923, gültig bis zum 31. Januar 1924. Die Farbwerke in Höchst gaben bei 25% Anteil nur 1,6 Mio. Goldmark eigenes wertbeständiges Notgeld für Lohnzahlungen aus. Zur Beseitigung offenbar aufgekommener Zweifel bestätigte der Sonderausschuss für Notgeld in Koblenz mit Schreiben vom 2. Januar 1924 an verschiedene Körperschaften den Einlösungstermin 31. April 1924. Einige Emissionen, so die der Farbwerke in Höchst waren mit Sondergenehmigung der I.A.R.K. noch einige Monate länger im Verkehr. Auf ihre Einlösung versuchte die Reichsregierung Einfluss auszuüben, indem sie im Anschluss an die Aufruftermine für das unbesetzte Gebiet Anfang Juli 1924 auch für das besetzte Gebiet eine Einlösungsfrist – vom 1. bis 31. August 1924 – bekannt gab. Das wiederum veranlasste die I.A.R.K. allen im Besatzungsgebiet gelegenen Städten mitzuteilen, dass sie die Einlösungsbestimmungen der „Reichsregierung für diesen Raum nicht anerkenne“. Am 31. Januar 1924 lief eigentlich die geplante Umlauffrist aller wertbeständigen Notgeldscheine ab. Doch der Mangel an wertbeständigen Zahlungsmitteln war zu diesem Zeitpunkt noch keineswegs behoben. Hoechst beantragte bei der Interalliierten Rheinlandkommission die Verlängerung der Frist, weil man „bis heute noch kein anderes wertbeständiges Zahlungsmittel an Hand“ habe, um den tarifvertraglichen Abmachungen entsprechen zu können. Zudem wies das Unternehmen darauf hin, dass im nahen unbesetzten Gebiet wertbeständige Zahlungsmittel in ausreichender Menge zur Verfügung stünden und die volle Lohn- und Gehaltszahlung in wertbeständigem Gelde sich durchsetzte. Die Verlängerung der Umlauffrist wurde von der Rheinlandkommission zunächst bis Ende März, dann bis Ende Juni, schließlich letztmalig bis zum 31. Juli 1924 genehmigt. Mitte April 1924 konnten die Lohn- und Gehaltszahlungen der Farbwerke Hoechst zu einem Viertel in der neuen Rentenmark erfolgen. Weitere 25 Prozent wurden in wertbeständigem Notgeld des Werkes, der Rest in Papiermark entrichtet. Einen Monat danach stellten die Farbwerke die Ausgabe von Notgeld vollständig ein. Die Zahlungen an die Arbeitnehmer erfolgten jeweils zur Hälfte in Papier- und Rentenmark. Anfang Juli 1924 wurde das wertbeständige Notgeld von Hoechst offiziell zur Einlösung bis zum 31.Juli 1924 aufgerufen. Es kann als sicher angenommen werden, dass es mit Ausnahme weniger Scheine eingelöst und danach vernichtet wurde. Hans-Georg Glasemann Bildquelle: Privat/ Literaturhinweis: Schönberg, Dr. Manfred; Dokumente aus Hoechst-Archiven, Notgeld des Stammwerkes der Hoechst AG. Ein Beitrag zur Geschichte der Inflationsjahre 1918-1923. Literaturempfehlung: Manfred Müller: Deutsches Notgeld, Band 12: Das wertbeständige Notgeld der deutschen Inflation 1923/1924 Titel: Gietl Verlag ISBN: 978-3-86646-519-0 Auflage: 1. Auflage 2011 Format: 14,8 x 21 cm Abbildungen: zahlreiche Schwarz-Weiß-Abbildungen Cover-Typ: Broschur Seitenanzahl: 608 Preis: 39,90 Euro
- Zerrissene Leben: Tschechoslowakische Frauen in Ravensbrück – Neues Buch und Lesung am 11. Juni 2023 in der Gedenkstätte Flossenbürg
Pavla Plachá: Zerrissene Leben Tschechoslowakische Frauen im Konzentrationslager Ravensbrück 1939-1945 456 Seiten, Festeinband, durchgehend farbige und schwarzweiße Abbildungen, Format 17 cm x 24 cm, Hamburg 2023. Preis: 34,80 Euro. ISBN: 978-3-96488-169-4 Von den knapp 5.000 Ravensbrücker Häftlingen aus der vormaligen Tschechoslowakei sind eher Milena Jesenská (* 1896 Prag, ✝︎ 1944 Ravensbrück) oder die Überlebende Hana Housková (* 1911 Prag, ✝︎ 1995 Prag) öffentlich bekannt. Die erstere als Journalistin und Adressatin zahlreicher Briefe von Franz Kafka in den 1920er Jahren. Die letztere überlebte die KZ-Haft, wurde Aktivistin des sogenannten Prager Frühlings in den 1960er Jahren, verließ 1969 die Kommunistische Partei und sah sich anschließend heftiger Denunziation ausgesetzt. Ihr Text "Monolog" (1993) weckte das Interesse am Schicksal der Kameradinnen. Von 1939 bis 1945 wurden etwa 123.000 Frauen und Kinder in das nationalsozialistische Konzentrationslager Ravensbrück (KZ) verschleppt. Früh, nach der Zerschlagung der Tschechoslowakei, gehörten auch ihre Staatsangehörigen zu seinen Opfern. Diese Häftlingsgruppe hat eine wesentliche Bedeutung für die Geschichte des KZ, zumal neben den politisch Verfolgten der rassistische Terror hier auch Jüdinnen, Sintezze und Romni aus Böhmen, Mähren, der Slowakei und der Karpatenukraine erfasste. Mit der umfassenden Studie "Zerrissene Leben" von Pavla Plachá (Übersetzung aus dem Tschechischen: Marika Jakeš) liegt nun eine wirklichkeitsnahe und historisch abgesicherte Darstellung zu Strukturen in der Gruppe sowie den Schicksalen und wie Überlebenswegen der tschechoslowakischen Ravensbrückerinnen vor. Dabei wird das seit 1948 von realsozialistischen Deutungen geprägte und herrschende Bild der Erinnerung umfassend revidiert. Zum ehemaligen Konzentrationslager Flossenbürg gibt es mehrere Schnittstellen. So werden im April 1944 knapp 700 nichtjüdische Häftlinge (Polinnen, sowjetische Staatsangehörige und Tschechoslowakinnen) aus dem KZ Ravensbrück in ein Außenlager von Flossenbürg (Helmbrechts) gebracht, um als Zwangsarbeiterinnen in der Rüstungsproduktion (Metallwerke Neumeyer, Nürnberg) eingesetzt zu werden. Pressetext: Kurt und Herma Römer Stiftung TERMIN: Lesung und Vorstellung der Studie "Zerrissene Leben" von und mit Pavla Plachá Dienstag, 11. Juni 2024, 18:30 Uhr KZ Gedenkstätte Flossenbürg Gedächtnisallee 5, 92696 Flossenbürg Saal im Bildungszentrum www.gedenkstaette-flossenbuerg.de/de/besuch/informationen Anreise mit dem öffentlichen Verkehr: Per Bahn bis Weiden (Oberpfalz), von dort 40 Minuten über Land mit Bus 6272 oder 1951 (Richtung Flossenbürg/Silberhütte) bis "Flossenbürg-Gedenkstätte". Anreise mit PKW: Über die Autobahn A93 (Regensburg-Hof, Ausfahrt Neustadt an der Waldnaab) oder A6 (Nürnberg-Pilsen), Ausfahrt Waidhaus. Wer den Besuch der Lesung an dem Tag nutzen will, um die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg näher kennen zu lernen: Öffnungszeit 9 – 17 Uhr. Klappentext: Eine detaillierte Studie über die Schicksale tschechoslowakischer Frauen im NS-Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück und deren Verarbeitung in Nachkriegserinnerungen. Unter den etwa 123.000 Frauen, die zwischen 1939 und 1945 im zentralen Frauen-Konzentrationslager des nationalsozialistischen Deutschlands in Ravensbrück gefangen gehalten wurden, gab es auch knapp 5.000 tschechoslowakische weibliche Häftlinge. Auf Grundlage von Forschungen in diversen Archiven sowie der Auswertung zahlreicher Zeitzeuginnenberichte arbeitet die Autorin im Kontext der NS-Verfolgungspolitik die innere Struktur dieser Gruppe heraus und entwirft eine Typologie der inhaftierten Frauen. Berücksichtigt werden auch diejenigen Gruppen, die über Jahrzehnte tabuisiert oder marginalisiert wurden, u.a. tschechoslowakische Staatsangehörige deutscher Nationalität, Frauen aus der Slowakei und dem Teschen (Cieszyn-Těšín)-Gebiet, Frauen jüdischer Herkunft sowie Sintezze und Romni. Es geht außerdem um die spezifisch weiblichen Aspekte der Haft: sexualisierte Gewalt, Zwangsprostitution, pseudomedizinische Versuche, die Verletzung des Schamgefühls oder der Verlust der Privatsphäre sowie um Mutterschaft oder um intime Beziehungen zwischen den Frauen während der KZ-Haft. Pavla Plachá behandelt zudem die Verarbeitung des Erlebten in Nachkriegserinnerungen und den Umgang mit diesen Erinnerungen durch die jeweiligen politisch Verantwortlichen bis zur Auflösung der ČSSR und der neuen tschechischen Behörden. Dabei wird das seit 1948 von realsozialistischen Deutungen geprägte und herrschende Bild der Erinnerung revidiert. VSA: Verlag Hamburg Interessenten wenden sich bitte direkt an: VSA: Verlag Hamburg, St. Georgs Kirchhof 6, D-20099 Hamburg. Internet: www.vsa-verlag.de E-Mail: info@vsa-verlag.de Hans-Ludwig Grabowski












