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100 Jahre Polnische Wertpapierdruckerei PWPW

Aktualisiert: 24. März 2021

Im Emissionsplan für Münzen und Scheine war auch 2019 wieder eine Gedenkbanknote vorgesehen. 2019 begeht die Wertpapierdruckerei Polens ihren 100. Jahrestag der Gründung. In polnischer Sprache nennt die Firma sich heute „Polska Wytwórnia Papierów Wartościowych“, dazu Abkürzung oder ausgeschrieben: „Spółka Akcyjna“, was „Aktiengesellschaft“ heißt. Meist benutzt man die Kurzform: PWPW S.A.



Gedenkbanknote 19 Zloty „100 Jahre Polnische Wertpapierdruckerei PWPW“, Entwurf: Justyna Kopecka, Format: 150 mm x 77 mm, Auflage: max. 55 000 Exemplare.

Auf das 100-jährige Firmenjubiläum gibt es eine Gedenkbanknote mit dem sonderbaren Nominal 19 Zloty, weil die 19 in den Jahreszahlen 1919 und 2019 gleichermaßen enthalten ist. Konservativen Banknotensammlern wird ein solches Fantasie-Nominal ganz sicher nicht gefallen. Ebenfalls sonderbar ist das Ausgabedatum, das auf der Banknote mit 25. Januar 2019 angegeben ist. Wirklich ausgegeben wurde der Schein aber erst am 2. Oktober des Jahres. Der 25. Januar war der Gründungstag der Druckerei, die bis 1926 nur „Staatliche Grafische Werke“ hieß. Die meisten Polen und Polen-Sammler werden sofort das bildbestimmende Porträt auf der Vorderseite des Geldscheins erkennen. Es ist Jan Ignacy Paderewski (1860–1941), der bekanntlich Pianist und Komponist, Politiker und Freiheitskämpfer war. In seiner Zeit als Premierminister Polens wurde diese Wertpapierdruckerei gegründet. Seine schwungvolle Unterschrift finden wir unter dem Porträt. Im Bild ist „stehend“ noch etwas in roter Schreibschrift zu finden, doch das ist keine Unterschrift, sondern das Wort „niepodległość“, was „Unabhängigkeit“ bedeutet. Dieses Wort finden wir auch auf der vorjährigen Ausgabe neben dem Porträt von Pilsudski. Die wieder erlangte Unabhängigkeit des Landes nach 123 Jahren Teilung ist unmittelbar mit der Geschichte der Firma verbunden. 1919 war der Bedarf in Polen groß bei Geldscheinen, aber auch anderen fälschungssicheren Dokumenten und Papieren. Die polnische Wertpapierdruckerei PWPW fertigt seit 100 Jahren neben Geldscheinen auch Aktien und alle Arten von Wertpapieren und Dokumente, wie Urkunden, Pässe und Ausweise und vieles mehr. Die Rückseite des neuen Geldscheins zeigt das Gebäude der Fabrik. Es gibt natürlich auch viele interessante Sicherheitsmerkmale bei dieser Banknote, die in einem mit dem Schein verkauften Prospekt nachzulesen sind. Beispielsweise wird die Kontrollnummer mit sog. „Regenbogendruck“ gefertigt, bei dem die Schrift nach Lichteinfall von Rot in Grün übergeht. Schließlich ist der eigene 100. Geburtstag der Firma eine Gelegenheit, die verschiedensten Sicherheitstechniken auf dem „Produkt“ zu präsentieren, das zugleich Werbebotschaft und Visitenkarte ist. Entworfen wurde diese Banknote von Justyna Kopecka.


Praktisch ausverkauft!

Dass die große Auflage schnell weg sein kann, wurde schon angenommen. Allerdings waren die Geldscheine schon am Ausgabetag bei den meisten Filialen der Nationalbank vergriffen. In wenigen Tagen stieg der Preis auf 500 Zloty und mehr. Schon bei früheren Gedenkbanknoten war eine hohe Nachfrage festzustellen, die zu recht hohen Verkaufspreisen im Internet führten. Eine solche "Preisexplosion" ist aber ein Novum. Viele Leute kauften den Schein auch wegen des sonderbaren Nominalwertes als Kuriosität. Heute ist es schwer überhaupt noch eine solche Banknote unter 100 Euro zu bekommen, denn wer sie hat, freut sich…und ohne Not verkauft keiner etwas, was so schnell teuer geworden ist.

Hohe Auflagen im Vergleich zu Münzen

Dieser Schein ist die elfte Gedenkbanknote, die seit 2006 erschien. Die Nr. 1 wurde auf den „polnische“ Papst Jan Pawel II. ausgegeben. Seinerzeit betrug die Auflage 2 Millionen Stück, doch dies ist kein Maßstab, denn auch Medaillen, Briefmarken und Münzen mit diesem Papst wurden in riesigen Auflagen hergestellt und von Leuten gekauft, die sonst keine Sammler waren und sind.

Bei diesem Geldschein beträgt die Auflage 55.000 Stück, was wieder 5000 mehr sind als bei der Ausgabe „Unabhängigkeit“ von 2018 mit Marschall Pilsudski. 2016 gab es bei „1050 Jahre Christianisierung“ nur 35.000 Scheine, die schnell alle waren und heute schon 300 Zloty, rd. 70 Euro kosten. Am interessantesten ist jedoch der Vergleich mit den Prägezahlen bei polnischen Silber-Gedenkmünzen. 2919 liegen diese meist bei 12.000 bis 15.000 Stück. Bereits in den 1970er Jahren, als Münzensammeln zum „Volkshobby“ in Europa wurde, sammelten viele Polen nicht nur Metall-, sondern auch Papiergeld, bedeutend mehr als bei uns in Deutschland (Ost wie West). Das verwundert, weil Papiergeld in Deutschland allein durch die Inflationszeit in Massen auch nach dem Zweiten Weltkrieg vorhanden war. Hinzu kamen die Mengen wertlos gewordener Scheine nach den Währungsreformen 1948 in Ost und West. In Polen gab es von einigen Perioden auch reichlich inflationäres Papiergeld, aber die Scheine der Zwischenkriegszeit waren schon vor 50 Jahren in Polen sehr knapp und teuer.

Es gibt also in Polen ein allgemeines Interesse an diesen Gedenkbanknoten, die gern gesammelt, als Geschenk oder auch als Kuriosität (wie der neue 19-Zloty-Schein) erworben werden. Bei einem Schein pro Jahr sind auch Leute mit kleinerem Einkommen nicht überfordert, während allein der Kauf der reichlich erscheinenden Silber- Gedenkmünzen für Schüler und Geringverdiener finanziell nicht zu stemmen ist.

Wir sehen auch hier: weniger ist mehr. Wer sich heue entschließt, polnische Gedenkbanknoten zu sammeln, kann mit etwas Geduld und Glück noch immer komplett werden. Lässt das Interesse nach, kann man diese Banknoten „einlösen“, doch das macht kein vernünftiger Mensch, weil Sammler in der Regel viel mehr als den Nennwert zahlen und die Nachfrage durchaus vorhanden ist.


Wolfgang J. Mehlhausen

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