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Aus privaten Sammlungen: 500-Mark-Gutschein der Stadt Siegburg mit historischem "Löwenstoff" aus Byzanz

Im Herbst 1922 schritt die Stadt Siegburg unter dem Datum vom 15. Oktober 1922 zur Ausgabe von Notgeldscheinen zu 500 und 5000 Mark. Die Gutscheine bilden auf der Rückseite eine Kostbarkeit aus der Zeit der Stauferkaiser ab. In gleicher Zeichnung folgten mit Datum vom 10. Juli 1923 Scheine zu 5000 und 20.000 Mark.


Die Rückseite zeigt ein besonders prächtiges Stoff-Fragment aus dem Kirchenschatz der Abtei St. Michael auf dem Michaelsberg (Siegburg). Ursprünglich hatte es die Maße

von 80 cm x 230 cm. Der Stoff aus der Fertigung einer staatlichen byzantinischen Manufaktur ist auch als "Löwenstoff" bekannt. Anhand der Inschrift kann die Herstellung auf die Zeit der byzantinischen Kaiser Romanos I. (reg. 920 - 940) und Christophoros (reg. 921 - 931) datiert werden.


Der Stoff zeigt auf purpurviolettem Grund zwei Reihen von jeweils drei Löwen, die in entgegengesetzter Richtung schreiten. Diese  Farbe, die seit der Antike den Königen und Kaisern vorbehalten war, gehört zu den kostbarsten überhaupt. Sie wurde aus der im Mittelmeer vorkommenden Purpurschnecke gewonnen. An den Pfoten und den Rücken der Löwen sind Granatapfel-Zweige zu sehen, die in goldgelber Rohseide gehalten sind.


Wie kam nun dieser wertvolle Löwenstoff an die Sieg? Möglicherweise gehörte er zum Brautschatz der byzantinischen Prinzessin Theophanu (960 - 991). Sie heiratete im Jahr 972 den späteren Kaiser Otto II. Da Theophanu ihren Witwensitz in Köln nahm und dort auf eigenen Wunsch in der Kirche St. Pantaleon bestattet wurde, könnte er auf diesem Weg in den Kölner Kirchenschatz und danach nach Siegburg gelangt sein. Nach der Säkularisation und der Auflösung der Abtei 1803 wurde der Abteischatz herrenlos und nach turbulenten Zwischenfällen 1812 der Stadtpfarrei St. Servatius zum Eigentum übertragen.


Als Siegburg Ende 1918 von französischen Truppen besetzt wurde, versteckte man den Stoff und die wertvollen Reliquien im Keller der Anno-Kirche, da man ihre Beschlagnahmung durch die Besatzer befürchtete. Nach Abzug der Truppen 1924 holte man den eingemauerten Kirchenschatz wieder hervor. Jedoch hatte der Stoff durch die Feuchtigkeit im Keller sehr gelitten. Daher wurde er zur Restaurierung in das Kunstgewerbemuseum nach Berlin gebracht, wo er auch während des Zweiten Weltkriegs blieb. Nach dem Krieg war das wertvolle Stück zunächst nicht auffindbar und galt als Kriegsverlust. Erst in den 1980er Jahren entdeckten Wissenschaftler den Löwenstoff wieder. Nach einer erneuten Restaurierung kehrte er schließlich 1999 nach Siegburg zurück.


Objekttyp:

Notgeldschein

Sammlung:

Sammlung Uwe Bronnert

Authentizität:

Original

Land/Region/Ort:

Deutschland / Preußen / Rheinprovinz

Emittent:

Stadt Siegburg

Nominal:

500 Mark

Datierung:

15. Oktober 1922

Vorderseite:

Text, Druck braun.

Rückseite:

Abbildung eines byzantinischen Stoffes mit Löwendarstellungen in Braun.

Unterschrift:

Bürgermeister (Robert) Becker, 1918 - 1933.

Material:

Papier mit Wasserzeichen Furchen (135), kaum erkennbar.

Papier:

Papierfabrik J. W. Zanders in Bergisch Gladbach.

Druck:

B. Kühlen, M. Gladbach.

Format:

130 mm x 90 mm

Nummerierung:

04841 (hier: 4 mm).

Zitat:

  • 4305.1b (Manfred Müller, Deutsches Notgeld, Band 4, Die Notgeldscheine

    der deutschen Inflation von August 1922 bis Juni 1923, 3. Auflage,

    Regenstauf 2010, S. 566)


Uwe Bronnert


Wenn auch Sie ein besonderes Stück aus Ihrer Sammlung vorstellen möchten, dann schicken Sie einfach eine E-Mail an: info@geldscheine-online.com.

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