Aus privaten Sammlungen: Ein Notgeldschein der Stadt Hamm auf Papier von Reichsbanknoten
- Uwe Bronnert
- vor 1 Tag
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Historischer Kontext
Ab Sommer 1923 nahm das Geldwesen chaotische Verhältnisse an. Bereits seit neun Jahren gehörte da Notgeld zum deutschen Alltag. Sollte der Zahlungsverkehr nicht völlig zusammenbrechen, mussten örtliche Behörden, Banken und Unternehmen wieder auf das alt bewährte Mittel – der Ausgabe von Notgeld – zurückgreifen.

Wasserzeichen „Eichenlaub- und Kreuzdornstreifen“.
Die Stadt Hamm in Westfalen ließ bei der Buchdruckerei Emil Griebsch (Hamm) Notgeldscheine zu einer und fünf Millionen Mark mit dem Datum 13. August 1923 drucken. Eigentlich nichts, was in diesen Tagen besonders bemerkenswert gewesen wäre. Aber die Notgeldscheine zeigen auf der rechten lila eingefärbt Scheinseite deutlich das Wasserzeichen „Eichenlaub- und Kreuzdornstreifen“.
Dieses Papier war nicht im Handel zu kaufen. Die Papierfabrik Gebr. Ebart, Spechthausen bei Eberwald produzierte es eigentlich exklusiv für die Deutsche Reichsbank.
Auf diesem Papier druckte die Reichsdruckerei zwischen 1922 und 1924 diverse Reichsbanknoten, außerdem für die Reichsschuldenverwaltung Teilstücke der Schatzanweisung des Deutschen Reichs, 1925 Rentenbankscheine für die Deutsche Rentenbank und 1933 Schuldscheine für die Konversionskasse für deutsche Auslandsschulden.
Im Einzelnen waren es folgende Wertzeichen[1]:
Deutsche Reichsbank (Reichsbanknoten)
DEU-89 50.000 Mark Ausgabedatum: 19. November 1922
DEU-93 100.000 Mark Ausgabedatum: 1. Februar 1923*
DEU-108 20 Million Mark Ausgabedatum: 25. Juli 1923*
DEU-109 50 Millionen Mark Ausgabedatum: 25. Juli 1923*
DEU-113 1 Million Mark Ausgabedatum: 9. August 1923
DEU-115 2 Millionen Mark Ausgabedatum: 9. August 1923*
DEU-119 100 Millionen Mark Ausgabedatum: 22. August 1923
DEU-132 5 Milliarden Mark Ausgabedatum: 10. September 1923*
DEU-139 50 Milliarden Mark Ausgabedatum: 10. Oktober 1923
DEU-150 100 Milliarden Mark Ausgabedatum: 26. Oktober 1923
DEU-151 500 Milliarden Mark Ausgabedatum: 26. Oktober 1923
DEU-155 1 Billion Mark Ausgabedatum: 1. November 1923*
DEU-167 10 Billionen Mark Ausgabedatum: 1. Februar 1924
DEU-168 20 Billionen Mark Ausgabedatum: 5. Februar 1924
DEU-169 50 Billionen Mark Ausgabedatum: 10. Februar 1924
DEU-172 5 Billionen Mark Ausgabedatum: 15. März 1924
Bei den mit * gekennzeichneten Nominalen ist die Einfärbung ebenfalls lila!
Deutsche Rentenbank (Rentenbankscheine)
DEU-207 50 Rentenmark Ausgabedatum: 20. März 1925
DEU-208 10 Rentenmark Ausgabedatum: 3. Juli 1925
Reichsschuldenverwaltung (Teilstücke der Schatzanweisungen des Deutschen Reiches)
WBN-12 0,42 Mark Gold = 1/10 Dollar Ausgabedatum: 26. Oktober 1923
Konversionskasse für deutsche Auslandsschulden (Schuldscheine)
DEU-224 5 Reichsmark Ausgabedatum: 28. August 1933
DEU-225 10 Reichsmark Ausgabedatum: 28. August 1933
DEU 226 30 Reichsmark Ausgabedatum: 28. August 1933
DEU-227 40 Reichsmark Ausgabedatum: 28. August 1933
DEU-228 50 Reichsmark Ausgabedatum: 28. August 1933
DEU-229 100 Reichsmark Ausgabedatum: 28. August 1933
DEU-230 500 Reichsmark Ausgabedatum: 28. August 1933
DEU-231 1000 Reichsmark Ausgabedatum: 28. August 1933
DEU-232-239 wie DEU-224–231 rote Guillochen mit „I“ und „1934“
Woher hatte die Druckerei Griebsch bzw. die Stadt Hamm das Wasserzeichenpapier, das doch ausschließlich den staatlichen Stellen für den Banknotendruck vorbehalten war?
Sollte sie als Hilfsdruckerei am Banknotendruck mitarbeiten? Hatte sich dies zerschlagen und war das bereits gelieferte Papier vergessen und schließlich für den Druck des Notgelds verwendet worden? Leider gibt es auf diese Fragen "noch" keine Antworten. Fakt ist, dass hier Papier verwendet wurde, das die Druckerei eigentlich nicht verwenden durfte.


Objekttyp:
Notgeldschein
Sammlung:
Sammlung Bronnert
Authentizität:
Original
Land/Region/Ort:
Deutsches Reich, Preussen, Provinz Westfalen, Hamm (Westf.)
Emittent:
Magistrat der Stadt Hamm (Westf.)
Nominal:
1 Million Mark
Datierung:
13. August 1923
Vorderseite:
In einem Rahmen links und rechts Jugendstil-Ornamente.
Rückseite:
Unbedruckt.
Material:
Papier weiß, am rechten Rand lila eingefärbt.
Wasserzeichen:
Eichenlaub- und Kreuzdornstreifen am rechten Rand.
Druck:
Buchdruckerei Emil Griebsch, Hamm (Westf.).
Format:
200 mm x 100 mm.
Signatur:
Zwei angedeutete Unterschriften in Schreibschrift Leinberger und Dr. Jovy.
Nummerierung:
Ohne.
Zitate:
Jochen Jos. Topp, Das Papiergeld von Westfalen, Notgeldausgaben des Provinzialverbandes und der Landesbank der Provinz Westfalen, der
Kommunen, der Banken und der Privatwirtschaft, 1914 – 1948, Dülmen. S. 318, Kat.-Nr. 11.
Dr. Arnold Keller, Das Notgeld der deutschen Inflation 1923, Nachdruck,
München 1976, S. 430, Kat.-Nr. 2141 a.
Uwe Bronnert
Anmerkungen:
Die Katalognummern beziehen sich auf Hans-Ludwig Grabowski, Die deutschen Banknoten ab 1871, Das Papiergeld der deutschen Notenbanken, Staatspapiergeld, Kolonial- und Besatzungsausgaben, deutsche Nebengebiete und geldscheinähnliche Wertpapiere und Gutscheine, 23. überarbeitete und erweiterte Auflage 2023/2024, Regenstauf 2023.
Wenn auch Sie ein besonderes Stück aus Ihrer Sammlung vorstellen möchten, dann schicken Sie einfach eine E-Mail an: info@geldscheine-online.com.
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