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Bergbaumotive auf Geldscheinen

Andere Länder, andere Geldscheine.

Realistische Darstellungen aus der Arbeitswelt sind nicht besonders häufig Themen bei Geldscheingestaltungen. Ein schönes Beispiel mit einem Montanmotiv aus Südamerika ist aber der peruanische Geldschein über 5000 Soles de Oro ("Goldsonnen"; die traditionellen Wurzeln der Nominalbezeichnung liegen jedoch im spätantiken Solidus) aus dem Jahre 1985, bevor aus den üblichen Inflationsgründen der Inti – benannt nach dem Sonnengott der Inka – ab 1986 ausgegeben wurde. Den Inti löste wiederum 1991 der Neue Sol (Nuevo Sol) ab, bis 2015 der alte Begriff Sol auf den aktuellen Banknoten zurückkehrte. Die Vorderseite erscheint ganz in traditioneller Ansicht mit dem peruanischen Staatswappen, der Wertangabe, dem Serienbuchstaben, der Kontrollnummer und den Unterschriften, darunter jene von Richard Webb (*1937), der von 1980–1985 und nochmals 2001–2003 unter den peruanischen Staatspräsidenten Terry und Manrique als Präsident der Zentralbank amtierte. Das Porträt zeigt den Kriegshelden aus dem Salpeterkrieg, Oberst Francisco Bolognesi, der 1880 bei der Verteidigung der Stadt Arica fiel.


Peru, 5000 Soles de Oro, 21.6.1985. PER-117c. 149 x 74 mm. Dieser Geldschein wird selbst unzirkuliert sehr günstig angeboten.


Peru verfügt über große Vorkommen an Kupfer, Gold und Silber, deren Export maßgeblich für die peruanische Volkswirtschaft ist. Die Gewinnung dieser Rohstoffe mit traditioneller Abbautechnik wird auf der Rückseite des Geldscheins anschaulich dargestellt: Zwei Bergleute schuften am Ende eines Stollens im Licht ihrer Helmlampen; der eine bricht mit seinem Drucklufthammer erzführendes Gestein aus der Wand, der andere schaufelt die Brocken in eine bereitstehende Lore, die am Schienenende steht. Ein Holzstempel und eine Verschalung stützen den Tunnelbereich links ab. Rechts an der Wand lehnt noch eine Spitzhacke. Das Ganze erscheint eher wie eine nostalgisch-romantisierende Arbeitsdarstellung, denn man könnte sich gut vorstellen, dass auch im Peru der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts schon modernere Abbaumethoden wie z. B. Schrämmaschinen zum Einsatz kamen. Dennoch haben wir mit diesem Schein eine eindrückliche Schilderung der schweren Arbeit unter Tage.


Auf deutschen Geldscheinen sind konkrete Darstellungen sehr rar. Ausnahmen bilden hier vor allem die DDR-Banknotenserie 1964 und die letzten Staatsbanknoten 1971–1989.


Ganz anders dagegen auf dem Feld der Notgeld-Herstellung 1918–1923: Hier konnten sich die betreffenden Betriebe und Gemeinden einesr weiten Motivspannbreite bedienen. Zumeist blieb man im lokalen Umfeld und wählte Darstellungen aus der örtlichen Sagenwelt, der Geographie oder als Betrieb die eigene Profession – also in unserem Fall den Bergbau. Teilweise wurden Serienscheine direkt für Sammler konzipiert. Die Wertangaben der als Notgeld fungierenden Gutscheine befanden sich in der Inflationszeit auf gleicher Höhe wie die offiziellen Geldscheine. Wie diese wurde die Gestaltung durch die Druckereien sparsamer. Die Scheine wurden monochrom auf einfachem Papier gedruckt, zum Teil ohne Wasserzeichen oder nur einseitig bedruckt. Generell wird aber ein populärer Einblick in die historische deutsche Industrielandschaft vermittelt.


Ein recht aufwändig gestalteter Serienschein der Stadt Freiberg auf stärkerem Papier kurz nach dem Ersten Weltkrieg vom 18.11.1918 als Gutschein über 5 Mark. Ein Bergmann aus dem Revier Freiberg in Sachsen[1] schiebt seinen Grubenhund mit Grubenlampe und Stadtwappen vorne an der Lore vor der Silhouette der Stadt nach links. An seinem verlängerten Rücken ist das Arschleder gut zu erkennen, auf dem Kopf eine Lederkappe. Rechts in der Ecke steht der Name Rieß, wahrscheinlich der Künstler für diesen Serienschein, links oben in der Ecke eine Strafandrohung, genau wie bei richtigen Geldscheinen.


Ein Gutschein über eine Million Mark aus Bochum, dem Herzen des Ruhrgebiets, vom 9.8.1923 zeigt links einen traditionell gekleideten Bergknappen mit Spitzhacke, Grubenlampe und typischer Kopfbedeckung: einem repräsentativen Schachthut mit den gekreuzten Hämmern[2], bestehend aus Schlegel und Bergeisen. An seinem Vollbart erkennt man die Herkunft unserer beliebten Gartenzwerge, ihre Vorbilder sind mittelalterliche Bergleute.


Auch auf der Zeche Sophia-Jacoba[3] in Hückelhoven in der Nähe zum Selfkant und zum niederländischen Steinkohlerevier von Südlimburg, die 1997 als letzte Zeche im Aachener Steinkohlenrevier geschlossen wurde, kamen am 31.8.1923 Gutscheine über fünf Millionen Mark in Umlauf, gedruckt auf festerem Papier mit Wasserzeichen und Papiersiegel. Die Vorderseite zeigt das Zechengelände und die Wertangabe und gibt eine Einlösefrist an. Außerdem trägt sie zwei Unterschriften sowie Kennnummer und Serienbuchstabe, in Schwarz gehalten.


Die Rückseite des Hückelhoveners Scheins dieser Wertstufe ist farblich wie die Vorderseite in Blau gehalten. Die Rückseite ist nur sparsam bebildert. In der Mitte sehen wir einen überdimensionalen, melancholisch dreinblickenden Bergmann. „Stimmt Steiger, Kohle schwarz“ könnte die fast sozialkritische Darstellung über der hellerleuchteten Zeche sagen, zu der andere Bergleute streben, um in einen der Schächte der Grube Sophia-Jacoba einzufahren. Auf dem unterem Rand ist der Namen der bekannten Rheydter Druckerei Schött angegeben, die bis 1982 bestand und in jener Zeit eigentlich auf Flaschenetiketten spezialisiert war.


Dieser besonders hochwertiger Bochumer Gutschein vom 1.9.1923 über die fabelhafte Summe von einer Milliarde Mark ist auf einfachem Papier gedruckt, jedoch mit Wasserzeichen. In dieser höchsten Wertstufe, die in Türkis gehalten ist, kann man den Bergmann bei seiner Arbeit gut erkennen. Der Höhepunkt der Inflation ist bald erreicht: Am 1.11.1923 erscheinen die ersten Rentenmarkscheine.


Dieser Gutschein über fünf Millionen Mark von 1923 aus Recklinghausen ist nur einseitig in sehr einfacher Ausführung bedruckt, weist aber einen Papiersiegel auf.


Christian Merker

[1] "Silberstadt", wie sie sich selbst nennt.

[2] Als Symbol für Bergbau auf Landkarten in Verwendung, bei Fahrplänen das Zeichen für werktags.

[3] Bei den Namen handelt es sich um die Vornamen der beiden Ehefrauen der damaligen niederländischen Minenbesitzer. Diese Namensgebung erfolgte später als die Betriebsgründung.

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