Als in der Hyperinflation Ende 1923 die deutsche Markwährung total zusammenbrach, suchten viele Kreditinstitute nach kreativen Lösungen zur Schaffung von wertbeständigem Notgeld zur Vereinfachung der Lohn- und Gehaltszahlungen. In dieser Situation begab die Chemnitzer Lohnscheckbank im November 1923 Notgeld auf Goldmarkbasis.
Für die Versorgung der zahlreichen Chemnitzer Industriebetriebe mit Goldmark-Notgeld sorgte die Lohnscheckbank Chemnitzer Industrieller G.m.b.H. in Chemnitz (Sachsen), die seinerzeit auch schon zahlreiche Papiermark-Notgeldschecks über Millionen- und Milliardenbeträge herausgebracht hatte.
Lohnscheckbank Chemnitzer Industrieller G.m.b.H., Lohnscheck über 100 Mio. Mark als Papiermark-Ersatz, ausgegeben in Chemnitz am 17. Oktober 1923.
Mit Genehmigung des Reichsfinanzministeriums gab die Bank ab 1. November 1923 Notgeldscheine auf Goldmarkbasis mit Dollar-Valutaklausel über 20 Pfennig-Gold (2/42 Dollar) sowie 1, 2 und 4 Mark Gold (10/42, 20/42/ und 40/42 Dollar) aus, für die wie üblich die Betriebe wertbeständige Reichsgoldanleihe hinterlegten. Die Einlösung des Notgelds war zum 15. Dezember 1923 geplant. Von all diesen Notgeldscheinen liefen Fälschungen um, die aber am unklaren Druck und bei fehlendem Wasserzeichen verhältnismäßig leicht erkennbar waren.
Lohnscheckbank Chemnitzer Industrieller G.m.b.H., Notgeldschein über 1 Mark-Gold = 10/42 Dollar der Schatzanweisung der wertbeständigen Anleihe des Deutschen Reiches, ausgegeben in Chemnitz am 1. November 1923.
Lohnscheckbank Chemnitzer Industrieller G.m.b.H., Notgeldschein über 2 Mark-Gold = 20/42 Dollar der Schatzanweisung der wertbeständigen Anleihe des Deutschen Reiches, ausgegeben in Chemnitz am 1. November 1923.
Lohnscheckbank Chemnitzer Industrieller G.m.b.H., Notgeldschein über 4 Mark-Gold = 40/42 Dollar der Schatzanweisung der wertbeständigen Anleihe des Deutschen Reiches, ausgegeben in Chemnitz am 1. November 1923.
Die Einlösung des Goldmark-Notgelds erfolgte für die Lohnscheckbank Chemnitzer Industrieller G.m.b.H. im sächsischen Chemnitz nach Aufruf des Reichsfinanzministers Anfang 1924 für den Freistaat Sachsen im Zeitraum vom 15.6. bis 15.7.1924.
Hans-Georg Glasemann
Bildquelle: Privat (6/2023)
Literaturhinweis (Daten und Texte teilweise entnommen): Wilhelmy, Rudolf; Geschichte des deutschen wertbeständigen Notgeldes von 1923/1924, Dissertation, Berlin, 1962.
Literaturempfehlung:
Manfred Müller:
Deutsches Notgeld, Band 12: Das wertbeständige Notgeld der deutschen Inflation 1923/1924
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